AW: nur so eine Frage
aph am 01.09.2005 13:43 schrieb:
Daneben würde ich ein paar andere einführen. Und damit du glücklich bist, können sie von mir aus sehr lange Bestand haben, denn du willst ja Verlässlichkeit der Regeln.
Ja, das ist eines der wichtigsten Dinge.
Nur: Ich bin nicht wie du der Meinung, dass einschränkende Regeln grundsätzlich zu einer Minderung des Fortschritts und Wirtschaftswachstums führen, im Gegenteil. Ich denke, Regeln können unterm Strich (volkswirtschaftlich) zur Steigerung beitragen.
Dazu 2 Dinge.
1. Einschränkende Regeln gibt es solche und solche. Nehmen wir das Kartellrecht als Beispiel.
Ich finde es durchaus ok, wenn man verhindern möchte, daß Firmen durch Aufkaufen der Mitbewerber den Markt beherrschen.
Nicht ok ist es, wenn eine Firma einfach so erfolgreich ist, daß sie zu so einer Stellung kommt und sie dann zerschlagen werden soll. Damit zerstört man ein erfolgreiches Unternehmen, welches durch die Gunst der Kunden groß geworden ist. Wenn der Konsument der Meinung ist, Produkt X ist das Beste, warum nimmt man dann im Namen des Kunden (als Staat und somit Vertreter der Allgemeinheit) diese Produkt vom Markt bzw. verändert es?
Gut, das kommt sowieso sehr selten vor, ist nur ein Beispiel. (ein anders folgt noch).
2. Du denkst schon wieder volkswirtschaftlich. Die Volkswirtschaft existiert aber nur auf dem Papier und ist vollkommen irreal. Alles was geschieht, basiert auf betriebswirtschaftlicher Ebene, wobei es vollkommen egal ist, ob die Entscheidung eine Firma oder ein Privater trifft. Jeder von uns hat ein gewisses Budget und mit dem muß man auskommen. Volkswirtschaftliche Aspekte sind dabei irrelevant.
Bei volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise geschehen immer wieder schwere Fehler. Beispiel mit Kartellrecht.
Die dt. Rewe-Gruppe und die österr. Spar-Gruppe haben in Ö einen Anteil von etwas mehr als 70% am Lebensmittelsektor (Rewe hat ein wenig mehr als Spar), sind aber Konkurrenten. Solle einer der beiden den anderen fressen wollen, würde das Kartellrechtlich nie und nimmer durchgehen.
Volkswirtschaftlich gesehen entsteht durch ein Übernahmeverbot kein Schaden, denn wenn der Eine den Markt nicht des Konkurrenten übernimmt, dann wird der Markt eben von anderen aufgefüllt und ich teile diese Annahme.
Was ist aber, wenn andere Unternehmen den Markt nicht auffüllen können, weil Ihnen dazu irgendetwas fehlt, sei es Kapital, Know-How, Infrastruktur oder sonst etwas?
Wenn ich eine Idee habe und sie nicht umsetzen darf, bedeutet das keineswegs, daß sie zwingend von irgendjemand anderem umgesetzt wird. Vielleicht kommt es dazu, vielleicht aber auch nicht. Im zweiteren Fall gibt es volkswirtschaftlich gesehen einen Schaden.
Was die theoretische Frage anbelangt.
Stell dir einen Punkt A vor, der das hier und jetzt definiert und dazu einen Punkt B, der den Fortschritt darstellt. Die schnellste Möglichkeit von A nach B zu kommen ist eine Gerade. Einschränkungen sind nichts anderes als Steine oder Mauern, die man zwischen A und B aufstellt und man muß ihnen ausweichen, wenn man gesetzeskonform bleiben will, also wird der Weg länger.
Vielleicht habe ich eine zu einfach Sichtweise, aber für mich gilt, wenn jemand mit einem normalen Geschäft (also kein Mord, Waffen- oder Drogenhandel,...) Geld verdient und selbst wenn die Ware/Dienstleistung, die er anbietet, ein totaler Sch*** ist, wenn jemand dafür Geld ausgeben will, dann lassen wir ihn doch!
Nur weil für uns der Grund der Investition in diese Ware/Dienstleistung nicht nachvollziehbar ist und wir sie selbst niemals tätigen würden, dem Käufer ist es aus irgendeinem Grund wichtig.
Wir leben angeblich in einer freien Welt, sogar in einer Demokratie, wo wir selbst (mit)bestimmen können, aber in Wirklichkeit schränken wir uns immer mehr ein. Es gibt gewisse gesellschaftliche Naturgesetze (niemanden töten, bestehlen,...) und solange man gegen die nicht verstößt, sollte man frei sein zu tun, was man eben möchte. Alles was es an Regeln darüber hinaus gibt, sollte nur unbedingt erforderliche ablauforientierte Regeln sein, wie z.B. Vorschriften, wie eine Bilanz aufgebaut sein muß. Das ist notwendig, damit sie prüfbar sind und damit alle die gleich Steuervoraussetzungen haben. Niemand hat dadurch einen Vorteil. Herzugehen und anderen Beschränkungen aufzuhalsen, nur damit andere nicht soweit abgeschlangen sind, ist alles andere als Fortschrittsfördernd.
Aus welchem Grund auch immer, in Europa wird Erfolg als schlecht angesehen und deshalb kommt Europa auch nicht weiter. Wennst bei uns ein großes Haus mit Swimmingpool und dickem Auto vor der Tür hast, dann folgen Neid und Mißgunst und der Gedanke, wie man demjenigen das wegnehmen kann. In anderen Ländern gibt es auch den Neid, aber nicht annähernd so ausgeprägt und vorallem - die sozial Schwächern schauen, daß sie diesen Erfolgnachmachen können, während es bei uns immer nur um das Zerstören der Erfolge anderer geht. So kommt man nicht weiter.