• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

Die falsche Wahl

AW: nur so eine Frage

TBrain am 02.09.2005 18:05 schrieb:
Der Spitzensteuersatz beträgt erst seit kurzem 42%, Bezieher höherer Einkommen stiften also 42% ihres Einkommens an die Allgemeinheit allein über die Lohnsteuer (hinzu kommen ja noch andere Steuern und Sozialabgaben). Ich weis nicht, aber ich find das so betrachtet schon ziemlich viel. Man kann da doch nicht behaupten es würde keine Verantwortung übernommen.

Alte Behauptung, altes Gegenargument: Wenn der Spitzensteuersatz zu hoch ist und du schon von "Enteignung" sprichst, wie ist es dann möglich, dass - unabhängig von der Konjunktur/Rezession - der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen immer größer wird, die Armen immer mehr werden und die wenigen Reichen immer mehr haben?

Konnte mir bisher noch keiner erklären, da wird sich immer drum rum gedrückt.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 02.09.2005 20:49 schrieb:
TBrain am 02.09.2005 18:05 schrieb:
Der Spitzensteuersatz beträgt erst seit kurzem 42%, Bezieher höherer Einkommen stiften also 42% ihres Einkommens an die Allgemeinheit allein über die Lohnsteuer (hinzu kommen ja noch andere Steuern und Sozialabgaben). Ich weis nicht, aber ich find das so betrachtet schon ziemlich viel. Man kann da doch nicht behaupten es würde keine Verantwortung übernommen.

Alte Behauptung, altes Gegenargument: Wenn der Spitzensteuersatz zu hoch ist und du schon von "Enteignung" sprichst, wie ist es dann möglich, dass - unabhängig von der Konjunktur/Rezession - der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen immer größer wird, die Armen immer mehr werden und die wenigen Reichen immer mehr haben?

Konnte mir bisher noch keiner erklären, da wird sich immer drum rum gedrückt.

Es geht ja gar nicht um eine Erklärung und Korrektur, sondern um eine reaktionäre Wiederherstellung von Macht- und Besitzverhältnissen. Da ist im Grunde jede Lüge recht, so lange sie von der BILD-Zeitung, dem Unterschichtenfernsehen oder anderen Medien verbreitet von den Massen brav gefressen wird. Die Abschaffung des progressiven Steuersystems durch Einführung einer "Flat-Tax" vernichtet eine soziale Errungenschaft, die durch die Französische Revolution erkämpft und im Zuge der Verbreitung des französischen Rechtssystems unter Napoleon in Europa auch nach Deutschland gebracht wurde:
Französische Verfassung vom 3. September 1791, Erklärung der Menschen und Bürgerrechte, Artikel 13:
Für den Unterhalt der Streitmacht und für die Kosten der Verwaltung ist eine allgemeine Abgabe unumgänglich. Sie muß gleichmäßig auf alle Bürger unter Berücksichtigung ihrer Vermögensumstände verteilt werden.

Ein Finanzminister Kirchhof wird nach eigener Aussage alles daran setzen, genau dies wieder rückgängig zu machen und damit Ungleiche gleich zu behandeln.

Selbst der SPIEGEL lässt sich vor diesen reaktionären Karren spannen und wirbt in der aktuellen Ausgabe für die angebliche "soziale Gerechtigkeit" des Flat-Tax-Modells - abgedruckt ist ein Rechenbeispiel, welches darlegen soll, dass Spitzenverdiener durch das Kirchhof-Modell angeblich mehr belastet würden. Die Zahlen sind jedoch falsch (siehe Attac Stellungnahme), tatsächlich werden Spitzenverdiener weiter entlastet und der SPIEGEL hat in seiner journalistischen Pflicht versagt und in der Hochphase des Wahlkampfs Zahlen des CDU-Wahlkämpfers Kirchhof ungeprüft übernommen: Zitat aus der SPIEGEL-Online-Stellungnahme :"Die Berechnungen wurden von Kirchhofs 'Institut für Finanz- und Steuerrecht' vorgelegt.", Mail-Zitat des Autors: "ich kann Ihnen dafür keine exakte Quelle nennen und würde Sie bitten, direkt am Heidelberger Institut für Steuerrecht von Professor Kirchhof nachzufragen".

Tatsache ist, dass die politisch und wirtschaftlich motivierte Ausdünnung der gesellschaftlichen Mittelschicht, der Umstand dass die Armen immer mehr und die Reichen immer reicher werden, unsere Gesellschaft nachhaltig destabilisiert. Bezüglich der Arbeitslosenstatistik haben wir bereits Weimarer Verhältnisse. Wenn die CDU mit ihren Steuerplänen durchkommt, haben wir bald auch eine Revolution.
 
AW: nur so eine Frage

Markus_Wollny am 03.09.2005 08:48 schrieb:
Selbst der SPIEGEL lässt sich vor diesen reaktionären Karren spannen und wirbt in der aktuellen Ausgabe für die angebliche "soziale Gerechtigkeit" des Flat-Tax-Modells - abgedruckt ist ein Rechenbeispiel, welches darlegen soll, dass Spitzenverdiener durch das Kirchhof-Modell angeblich mehr belastet würden. Die Zahlen sind jedoch falsch (siehe Attac Stellungnahme), tatsächlich werden Spitzenverdiener weiter entlastet und der SPIEGEL hat in seiner journalistischen Pflicht versagt und in der Hochphase des Wahlkampfs Zahlen des CDU-Wahlkämpfers Kirchhof ungeprüft übernommen: Zitat aus der SPIEGEL-Online-Stellungnahme :"Die Berechnungen wurden von Kirchhofs 'Institut für Finanz- und Steuerrecht' vorgelegt.", Mail-Zitat des Autors: "ich kann Ihnen dafür keine exakte Quelle nennen und würde Sie bitten, direkt am Heidelberger Institut für Steuerrecht von Professor Kirchhof nachzufragen".

Krasse Scheiße, das wird ja echt immer schlimmer.
Aber es gibt noch seriöse Journalisten. Lies Berliner Zeitung. Leider sind die Grafiken in dem Link nicht drin, sondern nur in der Druckausgabe, aber die sahen korrekt aus - und glaub mir, die Steuerschere geht kräftig auseinander beim Kirchhof-Modell.
 
AW: nur so eine Frage

Markus_Wollny am 02.09.2005 18:23 schrieb:
Auch Deine Wortwahl ("stiften also 42% Ihres Einkommens") geht doch in diese Richtung - die Steuerschuld ist doch kein Almosen an die Gemeinschaft, das man nach eigenem Ermessen gewähren mag!

Das hab ich schon mit Absicht so geschrieben. Der von dir angesprochene Absatz 2 ist ja (bewusst?) weich formuliert ("Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."). Und das tut es, mindestend 42% gehen an die Allgemeinheit, ob freiwillig oder nicht.

Mit der Steuerflucht hast du aber sicherlich Recht, ist aber bei den Angesprochenen sicherlich ein Persönlichkeitsproblem, weniger Sache der Politik.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 02.09.2005 20:49 schrieb:
TBrain am 02.09.2005 18:05 schrieb:
Der Spitzensteuersatz beträgt erst seit kurzem 42%, Bezieher höherer Einkommen stiften also 42% ihres Einkommens an die Allgemeinheit allein über die Lohnsteuer (hinzu kommen ja noch andere Steuern und Sozialabgaben). Ich weis nicht, aber ich find das so betrachtet schon ziemlich viel. Man kann da doch nicht behaupten es würde keine Verantwortung übernommen.

Alte Behauptung, altes Gegenargument: Wenn der Spitzensteuersatz zu hoch ist und du schon von "Enteignung" sprichst, wie ist es dann möglich, dass - unabhängig von der Konjunktur/Rezession - der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen immer größer wird, die Armen immer mehr werden und die wenigen Reichen immer mehr haben?

Konnte mir bisher noch keiner erklären, da wird sich immer drum rum gedrückt.

Nunja im Prinzip ist jede Besteuerung eine Enteignung oder wie würdest du es bezeichnen, wenn man von seinem Verdienst etwas hergeben muss?

Neben dem Prinzip, dass höhere Einkommen höhere Steuern zahlen sollen (was ja gegeben ist, selbst bei einer flat-tax währe es gegeben) gibt es auch noch das Prinzip, dass derjenige der vor einer Besteuerung mehr hatte auch nach einer Besteuerung mehr haben muss, also durch eine Besteuerung keine Änderung der Kaufkraftreihenfolge stattfinden soll (folgend dem Prinzip der Allokationseffizienz). Das gehört zumindest zu meiner Vorstellung von Gerechtigkeit, genauso wie das erste Prinzip.

Wenn man das 2. von mir genannte Prinzip nicht völlig vernachlässigen will kann man die Arm-Reich-Entwicklung höchstens abschwächen aber nicht stoppen oder gar umkehren. Ist die Sache damit erklärt?
 
AW: nur so eine Frage

TBrain am 03.09.2005 12:50 schrieb:
Nunja im Prinzip ist jede Besteuerung eine Enteignung oder wie würdest du es bezeichnen, wenn man von seinem Verdienst etwas hergeben muss?
Verdienst ist noch nicht Eigentum ... wenn der Verdienst nicht nur durch eigene Leistung, sondern zB durch Transferleistungen oder Infrastrukturmaßnahmen des Staates überhaupt erst möglich wurde, dann lässt sich nicht mehr genau sagen, ob dein Verdienst überhaupt dein Eigentum ist, oder eher dein "Anteil am gemeinsam Erwirtschafteten". Abgesehen davon war Enteignung schon immer ein Mittel, um gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Man denke nur an die Zeit des Eisenbahnbaus.

Neben dem Prinzip, dass höhere Einkommen höhere Steuern zahlen sollen (was ja gegeben ist, selbst bei einer flat-tax währe es gegeben) gibt es auch noch das Prinzip, dass derjenige der vor einer Besteuerung mehr hatte auch nach einer Besteuerung mehr haben muss, also durch eine Besteuerung keine Änderung der Kaufkraftreihenfolge stattfinden soll (folgend dem Prinzip der Allokationseffizienz). Das gehört zumindest zu meiner Vorstellung von Gerechtigkeit, genauso wie das erste Prinzip.

Wenn man das 2. von mir genannte Prinzip nicht völlig vernachlässigen will kann man die Arm-Reich-Entwicklung höchstens abschwächen aber nicht stoppen oder gar umkehren. Ist die Sache damit erklärt?

Das 2. Prinzip wird offenkundig nicht außer Kraft gesetzt. Das geht bei 42% schon mathematisch gar nicht. Du wirst immer mehr behalten als jemand, der weniger verdient.
Erbschafts- und Vermögenssteuer könnten ihr übriges tun, um die Schere in einem Zustand zu halten, der sozialen Frieden sichert. Die Unternehmer von heute wissen viel zu wenig zu schätzen, was sozialer Friede bedeutet.
 
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aph am 03.09.2005 13:24 schrieb:
TBrain am 03.09.2005 12:50 schrieb:
Nunja im Prinzip ist jede Besteuerung eine Enteignung oder wie würdest du es bezeichnen, wenn man von seinem Verdienst etwas hergeben muss?
Verdienst ist noch nicht Eigentum ... wenn der Verdienst nicht nur durch eigene Leistung, sondern zB durch Transferleistungen oder Infrastrukturmaßnahmen des Staates überhaupt erst möglich wurde, dann lässt sich nicht mehr genau sagen, ob dein Verdienst überhaupt dein Eigentum ist, oder eher dein "Anteil am gemeinsam Erwirtschafteten". Abgesehen davon war Enteignung schon immer ein Mittel, um gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Man denke nur an die Zeit des Eisenbahnbaus.

Also ich empfinde Verdienst schon als Eigentum, und die meisten würden das wahrscheinlich auch tun.
Und klar haben Enteignungen schon immer stattgefunden, sie sind ja sogar in der Verfassung vorgesehen, ich habe jedoch lediglich davon gesprochen, dass ich es schon für etwas viel halte 42% seines Eigentums abzugeben (isoliert gesehen, insgesamt gesehen denke ich schon dass es gerechtfertigt sein kann).

Das 2. Prinzip wird offenkundig nicht außer Kraft gesetzt.

ja und dabei sollte es imo auch bleiben. Wollte man die Arm-Reich-Schere schließen müsste man es verletzen.

P.S. ich rede hier immer von staatlichen Maßnahmen, nicht von Unternehmerentscheidungen.
 
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TBrain am 03.09.2005 13:46 schrieb:
Also ich empfinde Verdienst schon als Eigentum, und die meisten würden das wahrscheinlich auch tun.
Ja, aber das halte ich für eine fatale Einstellung. Das ist ja an kiljadeen zu beobachten, zu welchen unsozialen Vorschlägen das führt.
Wenn man sich selbst aber sagt: "Ok, den größten Anteil meines Gehalts kann ich nur deshalb kriegen, weil die Gesellschaft funktioniert, meine Kunden Straßen benutzen können, meine Kinder in der Schule lernen, Friede herrscht und Ordnung auf den Straßen, keine wütenden Mobs wegen Brotpreis die Läden zertrümmern ..." - dann fällt es auch leichter einen Teil davon für die Gemeinschaft zu opfern. Und je mehr man verdient, desto höher ist auch der Anteil, den die Gemeinschaft dafür erbracht hat.

Das 2. Prinzip wird offenkundig nicht außer Kraft gesetzt.

ja und dabei sollte es imo auch bleiben. Wollte man die Arm-Reich-Schere schließen müsste man es verletzen.

Ich glaube, du verstehst mich immer noch falsch. Ich rede nicht davon, die Schere zu schließen, sondern sie zu stabilisieren. Das Problem ist, dass sie kontinuierlich auseinandergeht.
 
AW: nur so eine Frage

TBrain am 02.09.2005 12:19 schrieb:
kiljeadeen am 02.09.2005 12:01 schrieb:
Aus welchem Grund auch immer, in Europa wird Erfolg als schlecht angesehen und deshalb kommt Europa auch nicht weiter. Wennst bei uns ein großes Haus mit Swimmingpool und dickem Auto vor der Tür hast, dann folgen Neid und Mißgunst und der Gedanke, wie man demjenigen das wegnehmen kann. In anderen Ländern gibt es auch den Neid, aber nicht annähernd so ausgeprägt und vorallem - die sozial Schwächern schauen, daß sie diesen Erfolgnachmachen können, während es bei uns immer nur um das Zerstören der Erfolge anderer geht. So kommt man nicht weiter.

Kennst du den Film Die Unglaublichen? Den Animationsfilm mit den Superhelden

Eine Welt in der es verboten ist "super" zu sein, und wo statt die Besten zu bejubeln und ihnen nachzueifern (Zitat) "immer neue Wege gefunden werden die Mittelmäßigkeit zu feiern"

Das beschreibt die Sache tendentiell ganz gut.

Nein, kenn ich nicht.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 02.09.2005 15:55 schrieb:
Türlich denke ich volkswirtschaftlich, wenn ich mir über die Wirtschaft als Ganzes Gedanken mache. Dazu gibt es diese Wissenschaft ja. Was soll diese dumme Argumentation mit den privaten Entscheidungen?
Die Moleküle in einem Gas treffen auch ganz private Entscheidungen, in welche Richtung sie hüpfen wollen. Dabei müssen sie sich mit anderen Molekülen arrangieren und ihren Platz finden. Ist deshalb etwa die Thermodynamik als Wissenschaft obsolet? Kann man deswegen nicht alle Gase durch einen Schlauch pressen?

Die Wirtschaft ist aber kein Ganzes und die Argumentation mit den privaten Entscheidungen ist alles andere als dumm. Fakt ist, daß sich die betriebswirtschaftliche Sicht von der volkswirtschaftlichen massiv unterscheidet. Alle Entscheidungen (auch politische) basieren auf der betriebswirtschaftlichen Sichtweise. Warum kommst du also immer mit der Volkswirtschaft? Diese Betrachtungsweise hat uns schon viele Arbeitsplätze gekostet.
Bei der volkswirtschaftlichen Sicht wird oft das Wort kosten- und/oder aufkommensneutral verwendet, häufig in Zusammenhang mit neuen Steuern. Gemeint ist, daß zwar eine neue Steuer kommt, die Volkswirtschaft als Ganzes aber nicht mehr belastet wird.

In Wirklichkeit gibt es aber für einige eine Entlastung, für andere eine Belastung und für manche wirkt sich die Steuer gar nicht aus.

Läßt man die 3. Gruppe außer acht, dann bezahlen sozusagen die Verlierer den Gewinnern ihren Gewinn, wodurch die Sache aufkommensneutral ist - volkswirtschaftlich gesehen.
Betriebswirtschaftlich betrachtet, bekommen einige furchtbar eine auf den Deckel und die werden zwangsläufig reagieren um die neue Steuerlast loszuwerden. D.h., sobald die vom Verlust Betroffenen anfangen zu reagieren, indem sie betriebswirtschaftlich handeln/denken, gehen die Einnahmen durch die Verlierer zurück. Wer also bezahlt dann den Gewinnern den Gewinn und welche Möglichkeiten der Reaktion haben die Verlierer? Nur zu oft wird einfach der Standort verlegt und dann ist nicht nur der Gewinn der Gewinner weg, sondern auch der Beitrag der Verlierer, die ihn nun wo anders beitragen.

DAS ist das Problem. Was volkswirtschaftlich betrachtet nach einer harmlosen Sache aussieht, erweist sich, sobald man die betriebswirtschaftliche Ebene ins Spiel bringt, wo letztlich die wirklichen Entscheidungen getroffen werden, als Katastrophe.


Bei volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise geschehen immer wieder schwere Fehler. Beispiel mit Kartellrecht. ...
Nö, die volkswirtschaftliche Sichtweise ist schon korrekt, berücksichtigt aber offenbar nicht genügend Faktoren.

Wie korrekt kann eine Sichtweise/Berechnung sein, die nicht alle Faktoren berücksichtigt?


Tja, das mit der Geraden stimmt schon mal nicht (weil das Ziel _eines_ Unternehmers nicht mit dem Ziel der Gesellschaft übereinstimmt). Ein anderer Vergleich zieht besser, nämlich Segeln. Die unternehmerische Tätigkeit bzw. der Drang Geld zu verdienen, ist der Wind. Und die Regeln sind das Segeltuch, mit dem man als Politiker versuchen muss, voran zu kommen. Und eins kann ich dir sagen: Der Wind bläst nicht immer von hinten. Man muss kreuzen und kommt damit erstaunlich gut voran. Man nutzt die Kraft des Windes und segelt in eine andere Richtung, als der Wind blasen möchte. Und dennoch hört der Wind nicht auf zu blasen. Man könnte sich natürlich auch einfach treiben lassen und sich dem Wind ausliefern - aber dann kommt man nicht am gewünschten Ziel an.

Ist Geld nur das Ziel der Unternehmer? Wie kommt es dann, daß alle Nichtunternehmer immer nur mehr Geld verlangen, wenn es doch gar nicht ihr Ziel ist? Warum verlangst du immer einer Umverteilung von Geld?
Geld ist das Ziel von 99% der Bevölkerung, die arbeiten geht.


Vielleicht habe ich eine zu einfach Sichtweise, aber für mich gilt, wenn jemand mit einem normalen Geschäft (also kein Mord, Waffen- oder Drogenhandel,...) Geld verdient und selbst wenn die Ware/Dienstleistung, die er anbietet, ein totaler Sch*** ist, wenn jemand dafür Geld ausgeben will, dann lassen wir ihn doch!
Ja, deine Sichtweise ist zu einfach, weil du wie immer die Gesamtheit aller Individuen und ihre Wechselwirkungen untereinander komplett außer Acht lässt. Thermodynamik!

Das Eine hat doch mit dem Anderen nichts zu tun. Ich spreche von der persönlichen Freiheit. Wenn du Müll verkaufst und ich bereit bin dafür zu zahlen, wieso sollte uns ein Dritter das verbieten? Wenn ich Müll haben will, dann werde ich schon einen Grund dafür haben und wenn der Grund unsinnig ist, so ist es immer noch mein Geld, welches ich beim Fenster rausschmeiße.
Es wird immer ein System der Freiheit gepredigt, aber in Wirklichkeit bekommen wird nur Zwänge.


Aus welchem Grund auch immer, in Europa wird Erfolg als schlecht angesehen und deshalb kommt Europa auch nicht weiter. Wennst bei uns ein großes Haus mit Swimmingpool und dickem Auto vor der Tür hast, dann folgen Neid und Mißgunst und der Gedanke, wie man demjenigen das wegnehmen kann.
Ich verstehe gar nicht, wie du darauf kommst. Paranoia? Wer will denn wem etwas wegnehmen? Wo ist der Neid? Mir ist er noch nie begegnet. Und wie kann es sein, dass ich umverteilen will, ohne dass es Neid ist, der mich antreibt?
Du machst es dir zu einfach, volkswirtschaftliches Denken auf Neid zu reduzieren.

Nicht volkswirtschaftliches Denken, sondern das angebliche soziale Denken. Die achso soziale Einstellung ist in 99% ein Schmäh, damit man selbst an Kohle kommt, die man sich nicht erarbeitet hat. Nur ganz wenige Menschen haben das soziale Denken wirklich als Ideologie, die sie bereit sind auch selbst umzusetzen.
Denk doch einfach nur einmal an die SPD. Wer ist ihr primäres Klientel? Die Unternehmer? Der Mittelstand? Oder sind es nicht viel eher jene, die selbst nicht viel haben und durch soziales Verhalten ANDERER profitieren wollen?
 
AW: nur so eine Frage

Markus_Wollny am 02.09.2005 17:44 schrieb:
aph am 02.09.2005 15:55 schrieb:
Wennst bei uns ein großes Haus mit Swimmingpool und dickem Auto vor der Tür hast, dann folgen Neid und Mißgunst und der Gedanke, wie man demjenigen das wegnehmen kann.
Ich verstehe gar nicht, wie du darauf kommst. Paranoia? Wer will denn wem etwas wegnehmen? Wo ist der Neid? Mir ist er noch nie begegnet. Und wie kann es sein, dass ich umverteilen will, ohne dass es Neid ist, der mich antreibt?
Du machst es dir zu einfach, volkswirtschaftliches Denken auf Neid zu reduzieren.

Grundgesetz Artikel 14 Absatz 2 schrieb:
Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Es ist nicht fair, wenn die Kosten, die der Staat und seine Einrichtungen verursachen, pauschal "pro Kopf" verteilt werden. Fair ist, wenn die Lastenverteilung entsprechend den Möglichkeiten des Einzelnen erfolgt - wer ein höheres Einkommen aus welcher Quelle auch immer hat, der kann auch mehr Lasten schultern. Das hat doch nichts mit Neid zu tun, sehr viel aber mit Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Der Swimming-Pool und der Benz seien dem Leistungsträger ja gegönnt; dieses persönliche Glück sollte jedoch auch Anlass sein, sich der gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.

Wer redet denn von einer Kopfsteuer? Daß eine solche hochgradig unfair ist, bestreitet ja niemand.

Weiter unten wird die Flattax angeprangert. Warum? Das ist die einzige faire Besteuerung die es gibt, denn damit müssen alle den gleichen Anteil zahlen, aber in absoluten Zahlen berappen die Reichen weit mehr, denn es ist ja ein relativer Anteil. Wenn ich bei einer Flattax 10x soviel verdiene wie du, dann muß ich auch 10x soviel zahlen.

Das jetzige System ist massiv leistungsfeindlich, denn je mehr ich arbeite, desto weniger wird meine Arbeit wert.
Ein Beispiel dazu mit Hilfe des österreichischen Steuersystems, denn das FM hat ein nettes Tool auf seiner HP. Das dt. vielleicht auch, aber das kenn ich nicht.

Gehen wir von einem Bruttostundenlohn von 15€ und exakt 4 Wochen pro Jahr aus (ergibt schöne runde Zahlen auch wenn man so nicht auf ein ganzes Jahr kommt).

Std./Woche Brutto/Monat netto pro Stunde
20 1200 12,01
30 1800 10,53
40 2400 9,79
50 3000 9,20
60 3600 8,87
70 4000 8,40

Siehst du was ich meine? Je mehr man arbeitet, desto weniger bekommt man für die geleistete Arbeit. Wers nachrechnen will, hier der Link:
https://www.bmf.gv.at/service/Anwend/Steuerberech/BruttoNetto/_start.htm

Und Ja, es gibt Menschen, die arbeiten 70+ Stunden in der Woche.
 
AW: nur so eine Frage

Markus_Wollny am 02.09.2005 18:23 schrieb:
Wenn sie es denn tun. Mittlerweile wird es ja nachgerade als oberste Bürgerpflicht angesehen, dass man nichts unversucht lässt, um seine Steuerschuld zu drücken - von dubiosen Abschreibungsgeschäften mit Schrottkähnen über schwarze Konten im Ausland bis hin zur Steuerflucht à la Kaiser Franz. Im persönlichen Bewusstsein der oberen Schichten ist die völlige Entsolidarisierung mit dem Rest der Gesellschaft längst ein weitverbreitetes Phänomen - und dennoch lassen sich einige davon als staatstragende Ikonen feiern (Beckenbauer) oder meinen gar, der Staat müsse völlig nach ihrer Pfeife tanzen (Theo Müller, der gerne mit der einen Hand Subventionen aus Steuergeldern einstreicht, während er gleichzeitig sein Vermögen in der Schweiz vor dem Finanzamt in Sicherheit bringt). Auch Deine Wortwahl ("stiften also 42% Ihres Einkommens") geht doch in diese Richtung - die Steuerschuld ist doch kein Almosen an die Gemeinschaft, das man nach eigenem Ermessen gewähren mag!

Natürlich! Das Finanzamt zu besch***en ist Volkssport Nr1 und das hat schon seinen Grund. Ich denke nicht im Traum daran 50% (Spitzensteuersatz in Österreich) von meinem Einkommen zu verschenken.

Klar, ich bin ja auch ein böser Spitzenverdiener. Bei den unteren Einkommen sieht es aber auch nicht anders aus oder warum arbeitet ein Schwarzarbeiter schwarz? Ich meine damit all die kleinen Pfuscher, die "selbständig schwarz" arbeiten, vorwiegend im Bausektor, aber auch Automechaniker u.a.

Die Sache ist recht einfach. Diese Leute haben einfach keinen Bock mehr die Faulheit anderer zu bezahlen. Bei 10% sag ich ja nichts, von mir aus sollen es 20% sein, aber bei 50% steig ich aus, das ist wohl klar.
Dich möchte ich sehen, wenn sie dir das halbe Einkommen kassieren und irgendjemand anderem geben, der halt aus welchen Gründen auch immer weniger hat als du.


Nochmal: Es geht nicht um eine Neid-Debatte. Fakt ist jedoch, dass die Politik der letzten Jahrzehnte (und hier macht auch Rot-Grün keine Ausnahme) zu einer stetigen Umverteilung von unten nach oben geführt hat. Im Interesse einer gesunden Volkswirtschaft und einer stabilen Gesellschaft ist es jedoch notwendig, dass bei der Verteilung der Lasten wieder mehr auf die individuellen Kräfteverhältnisse geachtet wird.

Wer hat denn wo irgendwas umverteilt? Was hat man dir denn weggenommen und irgendjemand anderes gegeben?

Denk an Hartz4. Ist Sch***e oder? Hahaha, geschieht euch recht, jetzt seht ihr wie das ist! Wem anderen was wegnehmen und selbst kassieren ist solange ok, bis man selbst eine auf den Deckel bekommt, dann geht das Geschrei los.

Eine echte Umverteilung hat es aber nicht gegeben, denn die Reichen haben ja nichts bekommen. Sie zahlen blöß nicht noch mehr, denn das würden sie sich nicht gefallen lassen. Es wandern jetzt schon genug Arbeitsplätze in den Osten, denn jetzt muß man es sich nicht mehr gefallen lassen.
Ich persönlich finde das aber nicht gut und drum mache ich es auch nicht. Da arbeite ich lieber mit juristischen Spitzfindigkeiten und speziellen Firmenkonstruktionen. Das macht zwar mehr Stress, erhält aber die Arbeitsplätze. Bringt mir persönlich zwar überhaupt nichts, ist mir aber trotzdem lieber.
 
AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 04.09.2005 09:50 schrieb:
Denk an Hartz4. Ist Sch***e oder? Hahaha, geschieht euch recht, jetzt seht ihr wie das ist! Wem anderen was wegnehmen und selbst kassieren ist solange ok, bis man selbst eine auf den Deckel bekommt, dann geht das Geschrei los.

Also mir gefällt mein HartzIV-Gehalt...Kann man sich echt nich beschweren...Vom ganzen Tag zocken und feiern hab ich mir das auch redlich verdient :-D
 
AW: nur so eine Frage

aph am 02.09.2005 20:49 schrieb:
Alte Behauptung, altes Gegenargument: Wenn der Spitzensteuersatz zu hoch ist und du schon von "Enteignung" sprichst, wie ist es dann möglich, dass - unabhängig von der Konjunktur/Rezession - der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen immer größer wird, die Armen immer mehr werden und die wenigen Reichen immer mehr haben?

Konnte mir bisher noch keiner erklären, da wird sich immer drum rum gedrückt.

Du verstehst es wirklich nicht, oder? Ist eigentlich unfassbar und spricht nicht gerade für dich, aber egal. Dafür gibt es 2 Gründe.

1. Simple Mathematik
Wenn du 1.000 Euro verdienst und ich 10.000 Euro, dann spielt die Steuer im Vergleich so gut wie keine Rolle. Selbst wenn ich 50% zahlen muß und du gar nichts, dann bekommst du nur deine 1.000 Euro, wähernd ich immer noch 5.000 bekomme.

Gehen wir jetzt von 700 Euro Minimumausgaben aus (Miete, Lebensmittel, Kleidung,..., aber nur das notwenigste), dann bleiben dir 300 Euro für Freizeit und Vermögensbildung. Mir bleiben hingegen 4.300 Euro - mehr als 14x mehr! Klar, ein Teil wird natürlich in vermehrten Lebensstandard fließen, trotzdem bleibt mir am Ende viel mehr über und wenn ich einen Teil davon investiere, dann bekomme ich einen zusätzlichen Ertrag, der mein Einkommen weiter steigert. Bei dem Einkommen kann man locker einen Tausender weglegen. Selbst wenn du auf Freizeitaktivitäten verzichtest, ist mein Einkommenszuwachs mehr als 3x so hoch wie deiner. Verzinsung (auch wenn es keine Zinsen im eigentlichen Sinn sein müssen) läßt das Vermögen exponentiell wachsen und damit kannst du gar nicht mitziehen.

2. Leistung
Ich arbeite im wesentlichem immer das Gleiche, was mich so gesehen von einem Angestellten nicht unterscheidet. Ich bin immer auf der Jagd nach Kunden und lukrativen Geschäften und damit bezahle ich mich aus den Erträgen immer gleich.

Geht das Geschäft mangels Nachfrage zurück, mache ich genauso weiter, wenn nicht sogar mehr. Zurücknehmen kann ich meine Arbeitsleistung jedenfalls nicht.

Bei einem Angestellten sieht es hier anders aus, denn wenn die Arbeit zurückgeht, dann wird zwangsläufig rationalisiert. Gestern habe ich gelsen, daß VW in den nächsten Jahren rund 10.000 Mitarbeiter abbauen wird, denn momentan produzieren sie 6 Millionen Autos pro Jahr, können aber nur 5 Millionen davon verkaufen. So etwas kann man kurzfristig ignorieren, aber mittel- und langfristig wird einfach zuviel produziert und deshalb wird die Produktion gedrosselt, weshalb man weniger Angestellte braucht.

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Logisch? Noch irgendwelche Unklarheiten?
 
AW: nur so eine Frage

Markus_Wollny am 03.09.2005 08:48 schrieb:
Es geht ja gar nicht um eine Erklärung und Korrektur, sondern um eine reaktionäre Wiederherstellung von Macht- und Besitzverhältnissen. Da ist im Grunde jede Lüge recht, so lange sie von der BILD-Zeitung, dem Unterschichtenfernsehen oder anderen Medien verbreitet von den Massen brav gefressen wird. Die Abschaffung des progressiven Steuersystems durch Einführung einer "Flat-Tax" vernichtet eine soziale Errungenschaft, die durch die Französische Revolution erkämpft und im Zuge der Verbreitung des französischen Rechtssystems unter Napoleon in Europa auch nach Deutschland gebracht wurde:

Französische Verfassung vom 3. September 1791, Erklärung der Menschen und Bürgerrechte, Artikel 13:
Für den Unterhalt der Streitmacht und für die Kosten der Verwaltung ist eine allgemeine Abgabe unumgänglich. Sie muß gleichmäßig auf alle Bürger unter Berücksichtigung ihrer Vermögensumstände verteilt werden.

Hmm, also wenn du 10% Steuer zahlst und ich 42%, dann ist das gleichmäßig? Wie sicher bist du dir da? :confused:

Mediensachen und Steuerrecht

Dazu sag ich nichts, denn ich kenn das dt. Steuersystem nicht, bei den angeführten Zahlen vermute ich aber, daß Attac recht hat. Fraglich ist allerdings, wie repräsentativ ein Einkommen von 350.000 Euro ist. Meiner Meinung nach macht das Ganze Beispiel so keinen Sinn.


Tatsache ist, dass die politisch und wirtschaftlich motivierte Ausdünnung der gesellschaftlichen Mittelschicht, der Umstand dass die Armen immer mehr und die Reichen immer reicher werden, unsere Gesellschaft nachhaltig destabilisiert. Bezüglich der Arbeitslosenstatistik haben wir bereits Weimarer Verhältnisse. Wenn die CDU mit ihren Steuerplänen durchkommt, haben wir bald auch eine Revolution.

Jein. Der Mittelstand nimmt ab, weil er sich im Prinzip nicht wehren kann. Man verdient dort zuviel um soziale Zuwendungen zu bekommen, aber zu wenig, um den Härten ausweichen zu können.

Nun, ob es eine Revolution geben wird, kann ich freilich nicht sagen, auf die Arbeitslosigkeit wird sich das Kirchhofsystem jedenfalls sehr positiv auswirken. Wirtschaftlich gesehen ist es also sehr gut.

Eine gesunde Wirtschaft braucht Kapitalspitzen. Denk einfach einmal darüber nach, was so ein Arbeitsplatz kostet. Selbst ein billiger Büroarbeitsplatz kommt auf einige Tausend Euro, ein Industriearbeitsplatz kann sogar 1Million Euro und mehr kosten.
Also, wieviel Industriearbeitsplätze wirst du nächstes Jahr schaffen? Ach, keinen? Hast leicht nicht das Geld? Tja, anderen geht es auch so. Das ist das Problem.

Man hat in der Vergangenheit zuviel von oben nach unten umverteilt und jetzt ist die Kohle dumm verteilt. Die Arbeitnehmer haben ein paar Euros mehr im Monat, aber damit kann man vielleicht eine Hundehütte bauen und das wars dann schon. Je mehr sich Geld konzentriert, desto mehr Investionen gibt es.

Es ist ja ein sehr einfaches Prinzip. Stell dir einfach vor, du verdienst ab nächsten Monat 50 Euro mehr. Wäre nett, oder?
So und jetzt sag mir, was du damit machen würdest. Investieren kannst du es einmal nicht, weil was willst du mit 50 Euro groß investieren? Sparen kannst du es, aber echt investieren nicht und einen Arbeitsplatz schaffen schon gar nicht. Im Schnitt kann man sagen, daß etwa die Hälfte gespart wird und der Rest im Lebensstandard aufgeht.

Die 50 Euro mehr Einkommen kosten deiner Firma rund 100 Euro, das 14x pro Jahr und somit 1.400 Euro jährlich. Ist auch nicht die Welt - bei einem. Hat die Firma aber 100 Angestellt, dann sind wir schon bei 140.000 Euro und damit kann man schon was machen.
Mit dem sozialen Geschwafel im letzten Jhdt. hat man sich lediglich das Investitionspotential zerstört und da wir mittlerweile an dem Punkt angelangt sind, wo das Sozialsystem seine Leistungsfähigkeit überschritten hat, gehts nur mehr bergab.

Wenn du willst, kannst du natürlich eine Revolution anfachen und vielleicht wird sie sogar kommen. Eine finanziell basierte Revolution wird letztlich natürlich scheitern, denn das haben uns die Kommunisten sehr eindrucksvoll bewiesen, doch manche wollen es einfach nicht verstehen und müssen immer wieder auf die Nase fallen. Je mehr man verteilt, desto schlechter wird es.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 03.09.2005 13:24 schrieb:
TBrain am 03.09.2005 12:50 schrieb:
Nunja im Prinzip ist jede Besteuerung eine Enteignung oder wie würdest du es bezeichnen, wenn man von seinem Verdienst etwas hergeben muss?
Verdienst ist noch nicht Eigentum ... wenn der Verdienst nicht nur durch eigene Leistung, sondern zB durch Transferleistungen oder Infrastrukturmaßnahmen des Staates überhaupt erst möglich wurde, dann lässt sich nicht mehr genau sagen, ob dein Verdienst überhaupt dein Eigentum ist, oder eher dein "Anteil am gemeinsam Erwirtschafteten". Abgesehen davon war Enteignung schon immer ein Mittel, um gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Man denke nur an die Zeit des Eisenbahnbaus.

Blabla. Ich hab das Geld verdient, kassiert und damit ist es meines.
Wenn du ernsthaft glaubst, daß das alles nur aus der Nutzung öffentlicher Infrastruktur zu Stande kam, dann bist du ein Narr. Schaffen wir doch die Steuern ab und bezahlen staatl. Infrastruktur nach der tatsächlichen Benutzung - da wirst du ein Wunder sondergleichen erleben und zwar eines von der Sorte, die dir nicht gefällt, das kann ich dir garantieren.


Das 2. Prinzip wird offenkundig nicht außer Kraft gesetzt. Das geht bei 42% schon mathematisch gar nicht. Du wirst immer mehr behalten als jemand, der weniger verdient.

Sicher, aber dafür muß man auch etwas anderes oder mehr machen. Wenn ich so arbeiten würde, wie ein Angestellter, würde ich auch nicht mehr verdienen. Ich arbeite mehr und anders, also verdiene ich auch mehr.

Erbschafts- und Vermögenssteuer könnten ihr übriges tun, um die Schere in einem Zustand zu halten, der sozialen Frieden sichert. Die Unternehmer von heute wissen viel zu wenig zu schätzen, was sozialer Friede bedeutet.

Ja, dann würde es superschnell runtergehen und nicht nur schnell.
Wir profitieren heute davon, daß die Menschen vergangener Generation an die heutige Generation gedacht und dafür gearbeitet haben. Die Eltern arbeiten für ihre Kinder. Was daran schlecht sein soll, weiß ich nicht.

Abgesehen davon, der Vorschlag sowieso Schwachsinn. Ich habe beispielsweise in Form von Firmen ein nettes Sümmchen. Wenn ich abkratze und das vererbe, womit sollte der Erbe die Steuer bezahlen? Indem er einen Teil verkauft? Wer sollte es denn zu einem angemessenen Preis kaufen, wenn man ganz genau weiß, daß der Verkäufer verkaufen muß? Warum sollte man kaufen, wenn man nicht darauf langfristig aufbauen kann und die eigene Familie im Falle des eigenen Todes was davon hat?
Oder machen wir einen Staatsbetrieb daraus, weil sich das so gut bewährt hat? *lach*

So richtig spaßig wird das auch bei Immobilien z.B. einer Eigentumswohnung. Du erbst die Wohnung, in der du vielleicht selbst wohnst und mußt sie verkaufen, nur um die Steuer zu bezahlen. TOLLES KONZEPT!

Österreich hat 30 Jahre sozialistische Regierung hinter sich, aber nicht einmal die roten waren so deppert so etwas zu versuchen.
Eines kann ich dir garantieren, wenn man jemals so etwas einführen würde, dann gibts einen großen Knall und alles Vermögen ist im Ausland. Und Nein, alle andere Länder werden nicht so dumm sein und mitziehen, denn sie würden von der Situation profitieren, während sie vom mitziehen nichts hätten. Schon heute leben schon einige Länder recht gut davon, daß bei us der soziale Gedanke in Schwachsinn ausartet.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 03.09.2005 14:20 schrieb:
Ja, aber das halte ich für eine fatale Einstellung. Das ist ja an kiljadeen zu beobachten, zu welchen unsozialen Vorschlägen das führt.
Wenn man sich selbst aber sagt: "Ok, den größten Anteil meines Gehalts kann ich nur deshalb kriegen, weil die Gesellschaft funktioniert, meine Kunden Straßen benutzen können, meine Kinder in der Schule lernen, Friede herrscht und Ordnung auf den Straßen, keine wütenden Mobs wegen Brotpreis die Läden zertrümmern ..." - dann fällt es auch leichter einen Teil davon für die Gemeinschaft zu opfern. Und je mehr man verdient, desto höher ist auch der Anteil, den die Gemeinschaft dafür erbracht hat.

Wenn ich mir das so sagen würde, dann hättest du recht. Das tue ich aber nicht, denn es ist Unsinn aller erster Güte. Ja, ich benutze die Straßen. Andere Menschen leicht nicht?
Ja, ich war in einer öffentlich Schule, andere etwa nicht?

Im Zuge des Erwachsen werdends fallen gewiße Kosten an, aber die sind für alle gleich hoch. Warum sollte ich also nicht nur absolut sondern auch relativ mehr bezahlen?

Ich habe kein Problem damit, daß aufgrund meines höheren Einkommes mehr bezahlen muß, aber ich habe sehr wohl ein Problem damit, daß ich auch anteilsmäßig mehr bezahlen soll.
Du verdienst 1.000 Euro, ich 10.000, du zahlst 200 Euro, ich 2.000 und alles ist in Ordnung. Du zahlst 200 Euro und ich muß 5.000 abdrücken und ich werde mich wehren. So einfach ist das.
Und ich wehre mich, sogar erfolgreich. Ich muß mir nicht alles gefallen lassen. Ich hab mir was aufgebaut und viele andere auch. Wenn du was willst, bau dir selber was auf.

Aber genau das willst du nicht, denn du hast ein Leben und willst das Leben selbst nicht ändern. So funktioniert das aber nicht. Es hat schon seinen Grund, warum ich einen Haufen Geld habe, denn ich arbeite ganz anders und vorallem ich arbeite auch an mir selbst. Jeder hat Stärken und Schwächen und ich habe jahrelang daran gearbeitet, mein Schwächen auszuradieren bzw. extrem zu verringern.

Andere sind fortgegangen und ich bin zu Hause gesessen und habe an meinen Schwächen gearbeitet, Konzepte ausgedacht und gelernt. Wissen ist Macht und frei verfügbar, aber es ist auch ein Holschuld. Niemand wird bei dir anläuten und dir was erklären. Du mußt dich schon selbst darum kümmern, daß du (verwertbares) Wissen erlangst. Die einen tun es und sind erfolgreich, die anderen tun es nicht und fühlen sich benachteiligt.

Tu was, es ist dein Leben. Du jammerst hier herum, daß die Baufirma deines Vaters schlecht geht. Aha und warum änderst du das nicht? Mach dich auf die Socken und hol ein paar Kunden an Land. Dafür mußt du dir nur ein Konzept ausdenken und einiges an Zeit investieren. Zeit, die dir natürlich bei der Freizeit abgehen wird.


Ich glaube, du verstehst mich immer noch falsch. Ich rede nicht davon, die Schere zu schließen, sondern sie zu stabilisieren. Das Problem ist, dass sie kontinuierlich auseinandergeht.

Ja und das nicht ohne Grund. Es war immer so und wird immer so sein. Selbst im Kommunismus war es nicht anders.
 
AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 04.09.2005 11:20 schrieb:
Wenn ich mir das so sagen würde, dann hättest du recht. Das tue ich aber nicht, denn es ist Unsinn aller erster Güte. Ja, ich benutze die Straßen. Andere Menschen leicht nicht?
Ja, ich war in einer öffentlich Schule, andere etwa nicht?

Im Zuge des Erwachsen werdends fallen gewiße Kosten an, aber die sind für alle gleich hoch. Warum sollte ich also nicht nur absolut sondern auch relativ mehr bezahlen?

Du verstehst es trotzdem nicht. Es kommt nicht darauf an, was du aus dem machst, was alle haben (übrigens genießen nicht alle dieselbe Schulbildung - auch das ist vom Geldbeutel der Eltern abhänig). Du bleibst dennoch Teil des Systems. Das heißt, du kannst dich anstrengen wie du willst - die maßgebliche Grundlage deines Erfolgs ist und bleibt die funktionierende Gesellschaft. Ohne sie wärst du nichts, egal wieviel du selbst beiträgst.

Und lass bitte deine dämlichen Kommentare über meinen Vater. Du hast NULL Ahnung vom wirtschaftlichen Zustand des Ostens.
 
AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 04.09.2005 09:14 schrieb:
aph am 02.09.2005 15:55 schrieb:
Türlich denke ich volkswirtschaftlich, wenn ich mir über die Wirtschaft als Ganzes Gedanken mache. Dazu gibt es diese Wissenschaft ja. Was soll diese dumme Argumentation mit den privaten Entscheidungen?
Die Moleküle in einem Gas treffen auch ganz private Entscheidungen, in welche Richtung sie hüpfen wollen. Dabei müssen sie sich mit anderen Molekülen arrangieren und ihren Platz finden. Ist deshalb etwa die Thermodynamik als Wissenschaft obsolet? Kann man deswegen nicht alle Gase durch einen Schlauch pressen?

Die Wirtschaft ist aber kein Ganzes und die Argumentation mit den privaten Entscheidungen ist alles andere als dumm. Fakt ist, daß sich die betriebswirtschaftliche Sicht von der volkswirtschaftlichen massiv unterscheidet. Alle Entscheidungen (auch politische) basieren auf der betriebswirtschaftlichen Sichtweise. Warum kommst du also immer mit der Volkswirtschaft?

Wenn du es anhand meines Beispiels nicht kapiert hast, wirst du es nie kapieren. Naja, hatte ich das erwartet? Wohl eher nicht.

Wie korrekt kann eine Sichtweise/Berechnung sein, die nicht alle Faktoren berücksichtigt?
Nur weil jemand einen Fehler bei einer Berechnung macht, heißt das nicht, dass eine Herangehensweise falsch ist. Wenn jemand meint bei der Thermodynamik ohne Berücksichtigung des Druckes auszukommen, wird er scheitern. Nimmt er ihn hinzu, kommt er zu guten Ergebnissen.
In deinem Beispiel wurde nicht berücksichtigt, inwieweit Konzentrationsvorgänge zu tatsächlichen Monopolsteigerungen führen würden oder eben nicht. Ab einer gewissen Ladenkettengröße sind die Synergieeffekte logischerweise nicht mehr so hoch, weil die Logistikanstrengungen relativ zur versorgten Fläche gleich bleiben. Das hätte man berücksichtigen können.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 04.09.2005 13:31 schrieb:
kiljeadeen am 04.09.2005 11:20 schrieb:
Wenn ich mir das so sagen würde, dann hättest du recht. Das tue ich aber nicht, denn es ist Unsinn aller erster Güte. Ja, ich benutze die Straßen. Andere Menschen leicht nicht?
Ja, ich war in einer öffentlich Schule, andere etwa nicht?

Im Zuge des Erwachsen werdends fallen gewiße Kosten an, aber die sind für alle gleich hoch. Warum sollte ich also nicht nur absolut sondern auch relativ mehr bezahlen?

Du verstehst es trotzdem nicht. Es kommt nicht darauf an, was du aus dem machst, was alle haben (übrigens genießen nicht alle dieselbe Schulbildung - auch das ist vom Geldbeutel der Eltern abhänig).

Bei uns im Wesentlichem schon solange man keine Privatschule besucht, die man aber zu 100% selbst zahlen muß.


Du bleibst dennoch Teil des Systems. Das heißt, du kannst dich anstrengen wie du willst - die maßgebliche Grundlage deines Erfolgs ist und bleibt die funktionierende Gesellschaft. Ohne sie wärst du nichts, egal wieviel du selbst beiträgst.

Das denke ich nicht, doch ist stimme dir durchaus zu, daß es eine maßgebliche Grundlage gibt. Ohne weitere Anstrengungen kommt man aber nicht weiter.

Wie schon (mehrmals) erwähnt, habe ich überhaupt kein Problem meinen Beitrag zu leisten und daß dieser aufgrund meines Einkommens höher ist, ist auch ok, solange er anteilsmäßig gleich ist.

Derzeit sieht es aber so aus, daß ich nicht nur anteilsmäßig weit mehr zahlen müßte, sondern darüber hinaus auch weit weniger vom Staat bekomme. Da spiel ich nicht mit und glücklicherweise muß ich es auch nicht.

Und lass bitte deine dämlichen Kommentare über meinen Vater. Du hast NULL Ahnung vom wirtschaftlichen Zustand des Ostens.

Stimmt, in der Ex-DDR war ich noch nie. Kann aber auch nicht schlimmer sein als in Polen, oder?
 
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