• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

Die falsche Wahl

AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 24.09.2005 10:13 schrieb:
Das denke ich auch. Die Umstellung ist sicherlich schwer. Früher hat halt für alles Väterchen Staat gesorgt und jetzt muß man selbst die Ärmel aufkrempeln, doch wenn man das Jahrzehnte lang nicht gemacht hat, ist man es eben nicht gewohnt. Wer bei uns wirklich gut verdienen will, muß entweder Glück haben oder sich damit beschäfitgen und entsprechend handeln.
Genau das ist man aber in der DDR nicht gewohnt. Da wird alles von Haus aus schlecht geredet und jedes Konzept verworfen ohne es jemals wirklich probiert zu haben. Ist wie ein typischer Stammtisch. Da quatschen auch alle besserwisserisch mit, obwohl sie selbst keine Ahnung haben.

So generell kann man das allerdings nicht sagen, es gibt auch hier Unternehmerpersönlichkeiten, die Risiken eingegangen sind und noch eingehen - einige sind erfolgreich andere nicht.

Aber in der breiten Bevölkerung gibt es viel zu wenige, die von sich aus bereit wären ihre Situation zu ändern, einfach weil es ihnen früher niemand erfolgreich vorgemacht hat an dem man sich orientieren könnte. Sowas kann natürlich nie eine Lösung für jeden sein aber wenn nur 10 Prozent einen gewissen Unternehmergeist in sich hätten wäre das schon ein großer Schritt.
 
AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 24.09.2005 10:04 schrieb:
Glaub was du willst. Der Unterschied zwischen uns ist halt, daß ich immer Wege suchen werde, SELBST aus einer Misere zu kommen und du das lieber anderen überläßt und dich dann wunderst, daß nichts passiert.

Auch wenn du das noch so oft wiederholst, wird es nicht wahrer. Wieso maßt du dir überhaupt an, solche Annahmen über mich zu treffen? Du kennst mich doch überhaupt nicht. Du weißt nicht, was ich in meinem Leben alles schon selbst angepackt habe. Du weißt nicht, wie oft bzw. wie selten ich die Hilfe anderer in Anspruch genommen habe.

Aber im Gegensatz zu dir weiß ich, wann die Umstände ungünstig sind. ZU ungünstig. Da helfen auch TBrains Vorschläge nix, noch mehr Kleinunternehmen zu gründen. Was soll das denn bringen? Bei unveränderter Auftragslage führt das doch höchstens dazu, dass bestehende ersetzt werden. Und allesamt arbeiten sich in die Schulden. Die wenigen, die das nicht tun, arbeiten seit 20-30 Jahren in der Branche und verlassen sich auf ihre wasserdichten Netzwerke.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 24.09.2005 17:06 schrieb:
Aber im Gegensatz zu dir weiß ich, wann die Umstände ungünstig sind. ZU ungünstig. Da helfen auch TBrains Vorschläge nix, noch mehr Kleinunternehmen zu gründen.

Tja vielleicht bringt es wirklich nichts, ich weis es nicht. Das einzige, was ich 100 Prozentig weis ist dass es definitiv nichts bringt sich hinzusetzen und absolut garnichts zu tun und vielleicht darauf zu hoffen, dass sich die Situation wie von Zauberhand von selbst löst.

Es gibt immer neue Unternehmen, neue Branchen, neue Produkte wieso sollte es da keine Chancen geben. Keine Schwarzmalerei mehr, wir brauchen Optimismus!!
 
AW: nur so eine Frage

TBrain am 24.09.2005 18:57 schrieb:
Tja vielleicht bringt es wirklich nichts, ich weis es nicht. Das einzige, was ich 100 Prozentig weis ist dass es definitiv nichts bringt sich hinzusetzen und absolut garnichts zu tun und vielleicht darauf zu hoffen, dass sich die Situation wie von Zauberhand von selbst löst.

Es gibt immer neue Unternehmen, neue Branchen, neue Produkte wieso sollte es da keine Chancen geben. Keine Schwarzmalerei mehr, wir brauchen Optimismus!!

Ihr versteht mich einfach nicht. Ich behaupte ja gar nicht, dass es was brächte Nichts zu tun. Aber es bringt auch nichts, wie gegen Windmühlen gegen Umstände anzukämpfen, gegen die ich geringe Chancen habe. Ich bin nun mal kein Tiefbauer, auch kein Hochbauer. Ich bin ein Programmierer, Designer und vieles mehr. Warum also sollte ich mich in etwas engagieren, wo nachweislich die meisten Mitwettbewerber erstens besser drin sind und zweitens trotzdem mit roten Zahlen arbeiten? Da kann ich meinem Vater anders besser helfen, als mich mit ihm gemeinsam zu verschulden. Und das werde ich auch tun, da könnt ihr euch sicher sein.

Aber was ist so falsch daran, auf verbesserungswürdige Umstände hinzuweisen? Verträgt das System keine Kritik? Ist es nicht auf ständige Anpassung und Veränderung angewiesen, um auch künftig die bestmöglichen Rahmenbedingungen für selbständiges Engagement zu bieten?
 
AW: nur so eine Frage

aph am 24.09.2005 17:06 schrieb:
kiljeadeen am 24.09.2005 10:04 schrieb:
Glaub was du willst. Der Unterschied zwischen uns ist halt, daß ich immer Wege suchen werde, SELBST aus einer Misere zu kommen und du das lieber anderen überläßt und dich dann wunderst, daß nichts passiert.

Auch wenn du das noch so oft wiederholst, wird es nicht wahrer. Wieso maßt du dir überhaupt an, solche Annahmen über mich zu treffen? Du kennst mich doch überhaupt nicht. Du weißt nicht, was ich in meinem Leben alles schon selbst angepackt habe. Du weißt nicht, wie oft bzw. wie selten ich die Hilfe anderer in Anspruch genommen habe.

Stimmt, ich kenn dich nicht, doch ich sehe, was du so postest und wenn du nicht A denkst und B postest, dann kann man so einen Menschen durchaus einschätzen.

Aber im Gegensatz zu dir weiß ich, wann die Umstände ungünstig sind. ZU ungünstig. Da helfen auch TBrains Vorschläge nix, noch mehr Kleinunternehmen zu gründen. Was soll das denn bringen? Bei unveränderter Auftragslage führt das doch höchstens dazu, dass bestehende ersetzt werden. Und allesamt arbeiten sich in die Schulden. Die wenigen, die das nicht tun, arbeiten seit 20-30 Jahren in der Branche und verlassen sich auf ihre wasserdichten Netzwerke.

Ob es sinnvoll ist weitere Firmen zu gründen hängt doch davon ab, was die Firmen machen und wer die Zielgruppe ist.
Klar ist, daß in der DDR verhältnismäßig wenig Kapital vorhanden ist und die breite Masse vergleichsweise arm ist. Dementsprechend sind Konzepte, die sich an den regionalen Verbraucher richten nicht ideal, weil die Leute nicht das Geld haben um die Ware zu kaufen. Wird sie trotzdem gekauft, dann wird stattdessen etwas anderes nicht gekauft, was volkswirtschaftlich gesehen also nichts bringt. Für den Einzelnen gut, aber damit bekommt man die Region nicht auf die Beine.

Andererseits gibt es anderswo vergleichsweise viel Kapital und dieses muß man eben umschichten. Wenn man in der DDR eine Firma gründet, deren Kunden aber nicht in der DDR angesiedelt sind, dann bringt jede verkaufte Ware Geld in die Region. Natürlich nimmt man so irgendwo jemand anderem was weg, aber wen kümmerts? Hauptsache uns gehts gut.

Mir ist durchaus bewußt, daß das egoistisch ist, doch so ist das System und gerade deshalb funktioniert es so gut.
 
AW: nur so eine Frage

aph am 24.09.2005 19:41 schrieb:
Ihr versteht mich einfach nicht. Ich behaupte ja gar nicht, dass es was brächte Nichts zu tun. Aber es bringt auch nichts, wie gegen Windmühlen gegen Umstände anzukämpfen, gegen die ich geringe Chancen habe. Ich bin nun mal kein Tiefbauer, auch kein Hochbauer. Ich bin ein Programmierer, Designer und vieles mehr. Warum also sollte ich mich in etwas engagieren, wo nachweislich die meisten Mitwettbewerber erstens besser drin sind und zweitens trotzdem mit roten Zahlen arbeiten? Da kann ich meinem Vater anders besser helfen, als mich mit ihm gemeinsam zu verschulden. Und das werde ich auch tun, da könnt ihr euch sicher sein.

Warum Tbrain so denkt, kann ich dir nicht sagen, aber ich persönlich akzeptiere einfach keine Niederlage. Wenn ich hinfalle, stehe ich wieder auf und das immer wieder und wieder, bis ich dort bin, wo ich hin möchte. Solange die betreffende Branche selbst benötigt wird, gibt es Mittel und Wege zum Erfolg und wenn da eine Gruppe ist, die schon Jahrzehnte ihre Geschäfte macht, dann hol ich mir meinen Teil von dem Kuchen.

Du hast dich für eine andere Branche entschieden und dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Vielleicht hast du einfach keine Lust auf Tiefbau. Will nicht jeder, ich würde es wahrscheinlich auch nicht wollen.
Es ist halt schade, weil schon eine Firma da ist, auf der man aufbauen könnte, selbst wenn die Firma nicht gut geht. Irgendwann wird sich dein Vater zur Ruhe setzen und was geschieht dann mit der Firma, den Angestellten, den Kunden, den Lieferanten, Partnern,... ?

Ich persönlich finde es immer traurig, wenn jemand etwas aufbaut, egal ob jetzt besonders gut oder nicht, und es niemand weiterführt.
Allein in Wien gibt es rund 20.000 Firmen, bei denen die Chefs in naher Zukunft in Pension gehen und die keinen Nachfolger finden. Ich finde das tragisch.

Aber was ist so falsch daran, auf verbesserungswürdige Umstände hinzuweisen? Verträgt das System keine Kritik? Ist es nicht auf ständige Anpassung und Veränderung angewiesen, um auch künftig die bestmöglichen Rahmenbedingungen für selbständiges Engagement zu bieten?

Es geht nicht darum, daß du kritisierst, sondern was du kritisierst. Ist es wirklich das System was so schlecht ist oder kommen einfach viele Leute nicht damit klar bzw. wollen nicht damit klar kommen?

Wer in diesem System nicht plant, kommt im Regelfall nicht weit. Damit man planen kann, braucht man ein Ziel und ich behaupte, daß die Menschen ziellos geworden sind. Sie haben immer noch Wünsche oder Träume, aber echte Ziele haben immer weniger Menschen und darum erreichen sie auch nichts.
Setzt man sich hingegen ein (vernüftiges) Ziel und plant die Umsetzung, dann hat man gute Chance es auch zu erreichen.

Ein Klassiker dahingehend ist ein Eigenheim. Einfamilienhaus, Reihenhaus, Eigentumswohnung,... irgendsowas in der Art. Das wollen viele Menschen. Anfangs nur ein Traum, dann wird es zu einem echten Wunsch und man spaziert zur Hausbank und fragt wegen einem Darlehen. Die böse Überraschung ist mittlerweile allzu oft, daß man keines bekommt, weil man in diesem Unfang nicht kreditwürdig ist. Warum? Keine/zuwenig Eigenmittel, zu niedrige Sparquote, zu geringes Einkommen. Hätte man gut geplant, dann hätte man die ersten beiden Punkte schon erfüllen können und dann spielt das Einkommen keine relevante Rolle mehr.

Verstehst du was ich meine? Das was ich heute erreiche, habe ich schon vor Jahren so geplant und heute beschäftige ich mit den Dingen, die ich in 3-5 Jahren zu erreichen wünsche. Von heute auf morgen, kann man nicht viel umsetzen, aber innerhalb einiger Jahre geht schon so einiges, selbst wenn man schlecht verdient.

Vieles ist auch Einstellungssache. Es gibt "Chancendenker" und es gibt Jammerer. Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Das Glas und dessen Inhalt ist das Gleiche, aber die Sichtweise ist unterschiedlich. Niemand kann etwas aufbauen, wenn er immer alles negativ sieht. Das Aufbauen ist aber die Basis in unserem System. Ich mache heute irgendwas und baue morgen darauf auf - ich profitiere sozusagen von meiner Vergangenheit. Tja oder auch nicht, denn ich kann auch sehr kurzfristig denken, ausschließlich im hier und jetzt leben und morgen wieder von vorne beginnen, weil vom heute nichts übrig bleibt.
So oder so, diese Entscheidung trifft jeder selbst und von dieser Entscheidung hängt alles ab.
 
AW: nur so eine Frage

TBrain am 24.09.2005 11:26 schrieb:
kiljeadeen am 24.09.2005 10:13 schrieb:
Das denke ich auch. Die Umstellung ist sicherlich schwer. Früher hat halt für alles Väterchen Staat gesorgt und jetzt muß man selbst die Ärmel aufkrempeln, doch wenn man das Jahrzehnte lang nicht gemacht hat, ist man es eben nicht gewohnt. Wer bei uns wirklich gut verdienen will, muß entweder Glück haben oder sich damit beschäfitgen und entsprechend handeln.
Genau das ist man aber in der DDR nicht gewohnt. Da wird alles von Haus aus schlecht geredet und jedes Konzept verworfen ohne es jemals wirklich probiert zu haben. Ist wie ein typischer Stammtisch. Da quatschen auch alle besserwisserisch mit, obwohl sie selbst keine Ahnung haben.

So generell kann man das allerdings nicht sagen, es gibt auch hier Unternehmerpersönlichkeiten, die Risiken eingegangen sind und noch eingehen - einige sind erfolgreich andere nicht.

Aber in der breiten Bevölkerung gibt es viel zu wenige, die von sich aus bereit wären ihre Situation zu ändern, einfach weil es ihnen früher niemand erfolgreich vorgemacht hat an dem man sich orientieren könnte. Sowas kann natürlich nie eine Lösung für jeden sein aber wenn nur 10 Prozent einen gewissen Unternehmergeist in sich hätten wäre das schon ein großer Schritt.

Natürlich wollte ich nicht alle über einen Kamm scheren und selbstverständlich gibt es auch in der DDR Menschen, die die Sache anpacken, aber es sind zu wenige und so wie ich mitbekomme, werden sie auch bei uns immer weniger.
 
AW: nur so eine Frage

kiljeadeen am 25.09.2005 10:22 schrieb:
Stimmt, ich kenn dich nicht, doch ich sehe, was du so postest und wenn du nicht A denkst und B postest, dann kann man so einen Menschen durchaus einschätzen.
Öhm, dann kannst du mir sicher auch den Post zeigen, in dem ich mal behauptet hätte, eigenes Engagement wäre unwichtig. Im Gegensatz zu dir behaupte ich lediglich, dass das nicht alles ist, worauf es ankommt.

kiljeadeen am 25.09.2005 11:01 schrieb:
Solange die betreffende Branche selbst benötigt wird, gibt es Mittel und Wege zum Erfolg und wenn da eine Gruppe ist, die schon Jahrzehnte ihre Geschäfte macht, dann hol ich mir meinen Teil von dem Kuchen.
Das Fettgedruckte ist der Punkt. Unvorstellbar, dass du das bisher überlesen hast.

Du hast dich für eine andere Branche entschieden und dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Vielleicht hast du einfach keine Lust auf Tiefbau. Will nicht jeder, ich würde es wahrscheinlich auch nicht wollen.
Es ist ja viel schlimmer. Ich würde nicht nur mich verschulden müssen, sondern meinem Vater auch raten müssen, das Haus aufzugeben. Und genau das will ich verhindern.

Es ist halt schade, weil schon eine Firma da ist, auf der man aufbauen könnte, selbst wenn die Firma nicht gut geht. Irgendwann wird sich dein Vater zur Ruhe setzen und was geschieht dann mit der Firma, den Angestellten, den Kunden, den Lieferanten, Partnern,... ?
Angestellte waren es am Ende nicht mehr viele, und auch immer nur temporär. Die Lieferanten und Partner sind teilweise selbst im Konkurs oder Ruhestand. Da wird keine verbrannte Erde hinterlassen. Sitzen eh genug in den Startlöchern.

Es geht nicht darum, daß du kritisierst, sondern was du kritisierst. Ist es wirklich das System was so schlecht ist oder kommen einfach viele Leute nicht damit klar bzw. wollen nicht damit klar kommen?
Nein.
Ich kritisiere auch nicht das gesamte System an sich. Ich denke, man könnte aus diesem marktwirtschaftlichen Ansatz ne Menge machen. Das wurde in der Vergangenheit auch schon oft erfolgreich praktiziert. Nur - was du nicht verstehst: Wenn man dem Markt zu viel Macht und Freiheit gibt, zerstört er sich selbst. Und seit dem Ende der Ostblock-"Alternative" und des ungehinderten Finanzflusses quer über dem Erdball werden die Regularien weltweit zurückgedrängt. Ich halte das für schädlich. Und man kann es am Beispiel meines Vaters dramatisch beobachten. Es ist dabei völlig irrelevant, ob ein einzelner jahrelang im Dreck lebt, um am Ende eine Firma zu haben, während dafür 3 andere Pleite machen. Insgesamt funktioniert das nicht.

Und im Gegensatz zu dir bin ich kein Unmensch. Glaubst du denn allen Ernstes, ich würde mich gut fühlen, wenn ich meinen Vater gerettet, aber 3 andere namentlich mir bekannte Menschen in die Insolvenz geführt hätte? Schätzt du mich so ein?
 
AW: nur so eine Frage

aph am 26.09.2005 13:42 schrieb:
Öhm, dann kannst du mir sicher auch den Post zeigen, in dem ich mal behauptet hätte, eigenes Engagement wäre unwichtig. Im Gegensatz zu dir behaupte ich lediglich, dass das nicht alles ist, worauf es ankommt.

Es ist auch nicht alles, worauf es ankommt, aber es ist das, was meistens am Ende entscheidend ist. Dabei geht es weniger ums Engagement selbst, denn das ist bei den meisten Unternehmern vorhanden, sondern es geht vielmehr wo man sich engagagiert und wo man seine Zeit reinsteckt. Berufliches Engagement in Dinge, die kein letztlich kein Geld bringen, ist sinnlos. Privat kann man machen was man will, aber man muß Beruf und Privat strickt trennen, auch wenn es schwer fällt.


Es geht nicht darum, daß du kritisierst, sondern was du kritisierst. Ist es wirklich das System was so schlecht ist oder kommen einfach viele Leute nicht damit klar bzw. wollen nicht damit klar kommen?
Nein.
Ich kritisiere auch nicht das gesamte System an sich. Ich denke, man könnte aus diesem marktwirtschaftlichen Ansatz ne Menge machen. Das wurde in der Vergangenheit auch schon oft erfolgreich praktiziert. Nur - was du nicht verstehst: Wenn man dem Markt zu viel Macht und Freiheit gibt, zerstört er sich selbst. Und seit dem Ende der Ostblock-"Alternative" und des ungehinderten Finanzflusses quer über dem Erdball werden die Regularien weltweit zurückgedrängt. Ich halte das für schädlich. Und man kann es am Beispiel meines Vaters dramatisch beobachten. Es ist dabei völlig irrelevant, ob ein einzelner jahrelang im Dreck lebt, um am Ende eine Firma zu haben, während dafür 3 andere Pleite machen. Insgesamt funktioniert das nicht.

Wer sagt denn, daß dadurch alles zerstört wird? Immerhin ist erst durch den freien Markt all das zu Stande gekommen, was wir heute im Westen haben.

Natürlich ist die Globalisierung eine Bedrohung, die vieles was hier erreicht wurde zerstören kann und meiner Meinung nach auch wird. Ist halt so und läßt sich nicht verhindern, indem man mehr reguliert. Gerade WEIL bei uns soviel reguliert wird, wandern die Firmen ab.

Das Problem dabei ist aber gesellschaftlicher und nicht wirtschaftlicher Natur. Solange es der Mehrheit vollkommen egal ist, wie und unter welchen sozialen als auch umweltrelevanten Bedinnungen eine Ware produziert wird, wird es der Wirtschaft auch egal sein. Momentan zählt halt leider primär der Preis - geiz ist geil.
Es ist nunmal eine Tatsache, daß wir hier in vielen Bereichen preislich nicht mit anderen Ländern konkurrieren können und wenn primär der Preis zählt, dann gehen die Firmen hier ein. Da man normalerweise seine eigene Firma nicht eingehen lassen will, verlegt man sie, aber letztlich spielt das keine Rolle, denn weg ist sie so oder so.

Das ließe sich aber verhindern, denn billiges produzieren bringt nichts, wenn niemand die Ware kauft. Es ist der Konsument, der die Wirtschaft über sein Kaufverhalten steuert. Wenn der Konsument vorwiegend auf sein eigenes Geld schaut und versucht billig zu kaufen, dann wird auch die Wirtschaft billig produzieren müssen. Ändern sich hingegen die Kriterien für die Produktentscheidung, muß das auch die Wirtschaft ändern, sonst bleibt man auf der Ware sitzten.


Und im Gegensatz zu dir bin ich kein Unmensch. Glaubst du denn allen Ernstes, ich würde mich gut fühlen, wenn ich meinen Vater gerettet, aber 3 andere namentlich mir bekannte Menschen in die Insolvenz geführt hätte? Schätzt du mich so ein?

Nein, tue ich nicht. Ich hätte es allerdings gemacht, da kannst du sicher sein. Wenn ich entscheide, ob ich oder jemand anderes über die Klinge springt, dann ist die Wahl wohl klar. Das hat nichts mit Unmensch zu tun, sondern ist der ganz normale Selbsterhaltungstrieb. Im Prinzip nichts anderes als Notwehr, halt auf wirtschaftlicher Ebene.

Auch wenn du es wahrscheinlich anders siehst, Wirtschaft ist nichts anderes als Krieg. Jedes mal, wenn ich irgendwas verkaufe, nehme ich der Konkurrenz einen potentiellen Kunden weg. Je mehr Kunden ich habe, desto weniger kann ein anderer haben. Fressen oder gefressen werden, das ist der Lauf der Dinge und das wird sich nicht ändern, denn es ist ein Prinzip aus der Natur und ich denke nicht, daß eine Gesellschaft längere Zeit sich gegen natürliche Prinzipen wenden kann und gleichzeitig überlebensfähig ist.

Genaugenommen leben wir in einem permaneten Krieg und das in nahezu allen Bereichen unseres Lebens. Fraglich ist nur, ob uns das bewußt ist.
Dir ist es offenbar nicht bewußt.
 
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