Ist wirklich eine interessante Diskussion, die ihr da führt, vorallem weil beide partiell recht haben. Ist alles eine Frage des angewendeten Maßstabes.
Arbeitsmarkt / Schraubenbeispiel:
Hier hat Aph vollkommen recht, wenn man die Situation auf Deutschland oder Österreich anwendet, liegt aber völlig falsch sobald man die globale Wirtschaft heranzieht.
Ähnlich ist es bei der Frage, ob letztlich der AG oder der AN am längeren Ast sitzt. Prinipiell ist es der AG, denn er hat einfach mehr Möglichkeiten z.B. indem er anderes Personal einstellt oder die Produktion verlagert. Andererseits konnten die AG das schon immer und trotzdem hat so mancher Streik deutliche Änderungen zu Gunsten der AN bewirkt.
Auch hier zeigt sich wieder, daß Theorie und Praxis 2 verschiedene Paar Schuhe sind. Es ist eine Sache, ob man die Macht hat und eine ganz andere, ob man auch bereit ist sie einzusetzen, denn egal was wir tun, es wird Konsequenzen haben und ob die Folgen einer solchen Machtdemonstration seitens der AG für diese wünschenswert wären, wage ich zu bezweifeln, denn letztlich braucht man die AN wieder als Konsumenten.
Auf der anderen Seite können sich auch die AN nicht unbegrenut blöd spielen und herumstreiken, weil auch sie sich über die Konsequenzen im Klaren sein müssen.
Rückblickend auf das letzte Jahrhundert haben die AN durchaus die Stärkeren, haben aber die möglichen Konsequenzen aus den Augen verloren und das rächt sich jetzt.
Ob die Löhne zu hoch oder zu niedrig liegen, orientiert sich mittlerweile am Weltmarkt. Eine lokale Betrachtungsweise ist verständlich, jedoch fehl am Platz. Es gibt noch jede Menge Spielraum nach unten, was sofort offensichtlich wird, wenn man den Lebensstandard mit anderen Ländern vergleicht. Wünschenswert ist eine Senkung generell nicht. D.h. man muß Mittel und Wege finden, den Lebensstandard in etwas zu halten und trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben. Von dem Gedanken eines generellen Anstieg des Lebensstandards für die breite Masse können wir uns aber vorerst verabschieden, denn das läßt der Weltmarkt unter keinen Umständen zu.
Selbst wenn wir uns nach außen Abschotten würden, würde der Lebensstandard rapide fallen, weil dadurch die billigen Importwaren durch teurere heimische Produkte ersetzt werden würden.
Rendite
Also hier hat meiner Meinung nach Aph recht.
Wie sollte die Rendite, die ja nicht mehr als Gewinn ist, über dem Anwachsen der Produktivität liegen können? Man kann zwar einfach die Preise erhöhen und somit die Rendite pro Stück erhöhen, dafür geht die abgesetzte Stückzahl zurück.
Auf eine Branche bezogen, hat Aph vollkommen recht, vorausgesetzt man legt dem einen etwas größeren zeitlichen Rahmen zu Grunde und nicht nur ein einziges Jahr.
Ich denke, daß Bierchen das nur deshalb nicht so wahrnimmt, weil man die kleinen Firmen, die zusperren oder Verluste einfahren, nicht sieht. Wenn 500km entfernt 5 10Mannbetriebe zusperren, kriegt man das einfach nicht mit. Deren Markt wird einfach von den überlebenden Firmen übernommen und die haben dadruch ein höheres Wachstum. Das ist aber nichts schlechtes, sondern vollkommen normal und natürlich - die wirtschaftliche Evolution sozusagen. Die Starken überleben, die Schwachen gehen ein. Das übrigens nichts mit der Größe eines Unternehmens zu tun.
Wohlstand:
Jo, da sind Aph und ich Erzfeinde
Hier stimme ich Bierchen zu, denn der Wohlstand der breiten Masse ist gestiegen und zwar massiv. Momentan ist dieser Anstieg etwas abgeflacht bzw. in einige Gebieten leicht zurückgegangen - mit Betonung auf
leicht!
Was die Fragestellung "
Es lohnt auch darüber nachzudenken, auf welche Weise wir es ihnen ermöglichen wollen." (bezogen auf die Rendite) anbelangt, so sollte man nicht den schweren Fehler begehen, hier irgendjemanden irgendwelche Begrenzungen aufzuerlegen.
Fakt ist, daß wir unseren Wohlstand durch einen freien Markt aufgebaut haben, der sich selbst reguliert und zwar auf betriebswirtschaftlicher Ebene und nicht auf volkswirtschaftlicher.
Wenn hier die Politik anfängt sich einzumischen, dann gehts sehr schnell sehr steil bergab.
Mir ist kein einziges Beispiel bekannt, wo jemals staatlicher Einfluß sich langfristig positiv auf ein Unternehmen ausgewirkt hat, soferne dieser Einfluß keine Monopolstellung mit sich gebracht hat. Überall dort, wo man in Firmen volkswirtschaftliche Maßstäbe anlegt, kreisen die Pleitegeier.
Aphs Denkansatz ist hier einfach kontraproduktiv, ja sogar falsch.
Wir haben zweifellos wirtschaftliche Probleme, der nicht zuletzt davon kommt, daß die Mauer gefallen ist und damit neue sowie billige Konkurrenten ins Spiel gebracht wurden, wodurch wir nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Das Problem ist also letztlich die Konkurrenzfähigkeit und die verbessert man nicht, indem in die heimischen Firmen hineinreguliert, denn davon sind die ausländischen nicht betroffen. Die hohe Arbeitslosigkeit ist nur die Folge dieses Mangels an Konkurrenzfähigkeit.
Dementsprechend muß man den heimischen Standort stärken. Wie man das macht, ist genaugenommen nicht so wichtig. Steuern oder LNK runter, Förderungen oder sonstwas. Letztlich spielt es keine Rolle, solange der daraus resultierende zusätzliche Profit auf unsere Land beschränkt ist und außerhalb nicht anwendbar ist, denn so profitieren nur Firmen, die hier im Lande etwas tun und was auch immer sie tun, sie werden Personal dafür benötigen.
Nebenbei wäre es noch eine nette Sache, wenn die Politik endlich aufhören würde die Situation des Sozialsystems schönzureden. Es ist völlig vertrottelt eine Reform zu machen, dann zu behaupten jetzt paßt alles und 3-4 Jahre später machen wir die nächste, weil es eben nicht paßt. Einmal hergehen und das System auf gesunde Beine stellen und danach nur die Feinjustierung vornehmen. Mit diesem andauerdende stümperhaten herumgedoktore verhunzt man mehr als man repariert.