aph am 08.08.2005 17:17 schrieb:
kiljeadeen am 08.08.2005 15:11 schrieb:
Also wenn man bedenkt, daß etwas weiter östlich von uns die Menschen mit sehr viel weniger auskommen, sowohl was das Geld als auch was den allg. Lebensstandard anbelangt, so kann man sicherlich nicht behaupten, daß man mit der Sozialhilfe nicht auskommen kann - ist nur eine Frage der Gewohnheit.
Dir ist sicher nicht unbekannt, dass der Lebensstandard hierzulande etwas teurer ist als östlich von uns? Dem Sozialhilfesatz wurde ein statistischer "Warenkorb" von 1995 zugrunde gelegt. Darin sind zB 18,30 Euro für Nahverkehr pro Monat enthalten. Dummerweise kostet das Sozialticket in Berlin 33,50 Euro. Hm, scheiße, was?
Es stimmt aber trotzdem, dass man mit den 340 Euro eine Weile überleben kann. Ja. Aber da man die Alterssicherung auflösen muss, bevor man das Geld kriegt, hat man danach nichts mehr. Die eigene Reproduktion ist definitiv nicht gewährleistet.
Sei nicht immer so auf Geld fixiert, wenn es um den Wohlstand geht! Schau dir einfach an wie die Menschen leben! Schau nach Deutschland (sowohl exBRD als auch exDDR), schau nach Österreich, die Schweiz, Frankreich,... und dann schau nach Rumänien, Bulgarien, Rußland, Polen,...
Zwei Schritte außerhalb der Tourismuszentren schaut die Welt plötzlich ganz anders aus. Diese Menschen haben enorm viel weniger als wir und das merkt man sofort. Selbst einem Sozialhilfeemüfänger bei uns geht es deutlich besser und genau darauf wollte ich hinaus.
Was den VPI95 anbelangt, bei welchem Index ist der denn heute angelangt? Die dem Index zu Grunde liegenden Ziffern werden nämlich nie verändert, sonst wäre der Index ja wertlos.
Niemand braucht sich umzubringen. Es reicht schon, wenn man jene Leistung, die man einem Unternehmer für einen Job anbietet, selbst am freien Markt verkauft, also selbständig tätig wird.
...
Das was du in letzter Zeit massiv beobachtest (beziehst du dich eh auf die Massenentlassungen?), ist eine Marktbereinigung. Personal, welches im Moment nicht benötigt wird, wird eben entlassen.
Das ist keine Marktbereinigung. Der neue Ich-AG-Unternehmer belastet weiterhin den Lohnmarkt und drückt die Preise sowie die Löhne. Und auch der Entlassene möchte ja wieder einen Job und drückt damit die Löhne. Der Markt bleibt dauerhaft unbereinigt und die Löhne entsprechen nicht dem Niveau, das bei einer wirklich freien Verhandlung herauskämen.
Ja, weiß ich. Das nennt man Marktbereinigung. Mit jeder Entlassung sinkt zwangsläufig auch die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, was bei schlechter Auftragslage aber kein Problem darstellt, weil man ja Überkapazitäten hat. Dieses wirtschaftliche Tief wird aber nicht ewig anhalten und beim nächsten Hoch wird man wieder mehr Kapazitäten benötigen und Personal einstellen. Dann kehrt sich die Situation um.
Deine Haltung ist normal für Zeiten wie diese, ich möchte dich aber daran erinnern, daß es nicht die 1. Wirtschaftskrise ist und in den vorhergegangenen exakt das Gleiche zu beobachten war. Auch damals haben Menschen wie du herumgejammert und das System in Frage gestellt. In ein paar Jahren, wenn das nächste Hoch kommt, ist das wieder vergessen. Momentan ist jammern halt in.
Das was es an Regulierungen gab/gibt, ist nicht der Rede wert und auf einige wenige Branchen beschränkt.
Hihi, ja nee, is klar. *g*
Ich interpretiere das als Widerspruch. Kannst du mir ein paar Beispiele für solche Regulierungen zeigen, die weder Lebensmittel noch den Wohnungsmarkt betreffen?
Soziale Umverteilung hat nichts mit dem Markt zu tun.
Der is noch besser.
Denk einfach an den Vergleich EU:USA. Beide haben einen freien Markt, die einen schichten sozial relativ viel um, die anderen fast nichts. Der Markt ist aber der Gleiche.
Sozialmaßnahmen sind eine Frage der Gesellschaft/Politik und nicht des Marktes.
In einem anderen Thread hast du mal geschrieben, daß dein Vater eine Firma hat. Frag ihn doch mal, ob er die für sich (und seine Familie) oder für die Gesellschaft gegründet hat.
Er musste sie einstellen, weil es zu viele Anbieter auf dem Markt gibt und die Preise in den letzten 15 Jahren um 70% gefallen sind. Er kann sein Produkt nicht mehr reproduzieren ohne sich selbst zu verschulden. Unter anderem auch wegen der vielen Ich-AGs: Leute, denen gesagt wird, dass sie selbständig werden sollen und Eigeninitiative zeigen. Sie kriegen ein halbes Jahr lang 600 Euro im Monat Überbrückungsgeld, unterbieten Eingesessene und sind anschließend pleite und kehren in Staates Schoß zurück, zusammen mit jenen, die wegen ihnen pleite gegangen sind.
Das beantwortet die Frage in keinster Weise und ist nebenbei bemerkt überhaupt nicht schlüssig.
Nochmal die Frage anders formuliert:
Was ist der Zweck seines Unternehmens (abgesehen davon, daß er was baut). Frag ihn.
Allein der Gedanke ist absurd. Wir, egal ob AN oder AG, arbeiten für uns, aber ganz sicher nicht für die Gesellschaft.
Profit ist, war und wird immer der einzige Sinn der Wirtschaft sein.
Nein, die Wirtschaft ist für den Menschen da und nicht umgekehrt. Ziel aller Menschen ist eine stetige Verbesserung ihrer Lage. Was nicht dem Fortschritt der Menschheit dient, muss bekämpft werden. Profit ist ok, aber wenn Profitmaximierung schädlich ist, muss sich der ein oder andere halt mit nur 5% Profit abgeben. Wenn einige das nicht einsehen, muss man die Regeln gegen schädliches Verhalten notfalls auch mit Gewalt durchsetzen.
Du begehst immer den gravierenden Fehler, die Wirtschaft als Institution zu sehen, doch das ist sie nicht. Es ist nur ein Wort, eine Zusammenfassung für eine Gruppe von Menschen, die überhaupt nichts verbindet.
Ich bin Unternehmer und damit ein kleiner Teil der Wirtschaft, aber abgesehen von einigen Kooperationen habe ich mit all den anderen Unternehmern nichts am Hut.
Sieht man die Wirtschaft als das was sie ist, nämlich die Summe der Unternehmer (die AN gehören zwar dazu, aber nicht laut offizieller Definition), dann ist deine Aussage absurd, denn sie bedeutet dann, daß eine verhältnismäßig kleine Gruppe für all die anderen da zu sein hat.
Profitmaximierung ist nicht schädlich, denn mit dem Profit passiert ja irgendwas. Irgendwo wird investiert und dann entstehen dort Arbeitsplätze. Dumm für uns ist, daß das momentan verstärkt nicht bei uns geschieht, aber das ist bitte unser Problem, welches wir übrigens selbst verursacht haben.
Klar, manchmal profitiert man von einer Verschlechterung. Und? Wo ist das Problem? So hat die Verschlechterung wenigestens für einige was gutes und ist nicht nur schlecht.
Bist du jetzt endgültig beim Zynismus angelangt? Wenigstens reißt du dir die Maske vom Gesicht und outest dich endgültig als Menschenhasser.
Menschenhasser? Aber nein, wie kommst du bloß darauf?
Es ist noch nicht solange her, da habe ich eine Eigentumswohnung bei einer Zwangsversteigerung ersteigert. Der Marktwert wird so um die 90.000 Euro liegen, aber Schätzwert war nur rund 75.000 (ist normal, daß der niedriger ist) und die Hälfte davon war Rufpreis. Ich habe die Wohnung um etwas mehr als 50.000 ersteigert und damit einen Gewinn von 40.000 Euro erzielt, weil irgendjemanden seine Schulden über den Kopf gewachsen sind.
Böse? Hasse ich denjenigen, den man die Wohnnung weggenommen habe? Nein, ich kenn ihn nicht einmal.
Es war allerdings meine Entscheidung mitzubieten, was ich ja nicht tun hätte müssen und vielleicht wären alle anderen potentiellen Käufer auch gut gewesen und hätten nicht mitgeboten, dann hätte der arme Kerl noch seine Wohnung.
Jetzt denken wir die Sache aber auch zu Ende. Was wäre wohl die Konsequenz? Dämmerts dir schon? Welche Bank würde denn jemals wieder eine Eigentumswohnung als Sicherheit akzeptieren, wenn diese unverkäuflich ist? Soll alle anderen, die sich den Traum der eigenen 4 Wänden realisieren wollen, dieser Wunsch verweigert werden, nur weil sie keine Sicherheiten mehr zu bieten haben außer der Wohnung?
Ehrlich, ich fühl mich überhaupt nicht schlecht, daß ich die Wohnung ersteigert habe. Wer auch immer der Leidtragende sein mag, er hat gewußt worauf er sich einlaßt, als er die Bank ins Grundbuch eintragen ließ. Bei den meisten gehts gut und bei dem ist es eben schief gegangen, so ist eben das Leben.