El_Bronchito am 11.08.2005 14:28 schrieb:
kiljeadeen am 11.08.2005 14:21 schrieb:
Die Wirtschaft muß gar nichts. Jeder Unternehmer ist bei uns ein freier Menschen wie alle anderen auch. Wenn er Leute braucht, dann stellt er welche ein, wenn er sie nicht mehr braucht, entläßt er sie. Wenn er will, macht er viel Gewinn, er kann auf Wunsch aber auch weniger machen. Es ist seine freie Entscheidung, weil es seine Firma ist.
Es ist aber nicht seine Entscheidung, wer bei ihm kauft und wenn die Leute keinen Job haben, können sie auch keine Produkte des Unternehmers kaufen. Die Wirtschaft kann sich also nicht aus allem raushalten, besonders auch nicht, wenn die Infrarstruktur etc. , die die Firma benötigt, von Steuergeldern bezahlt wird.
Du hast 2 verschiedene Punkte gebracht:
1. Kaufkraft:
Das wird immer sehr simpel dargestellt, denn so wie du es darlegst, ist es vollkommen falsch. Wenn ich nur deshalb Leute anstellen würde, damit sie meine Produkte kaufen können, wäre ich sofort pleite, denn der AN kostet mich weit mehr, als er selbst am Ende ausbezahlt bekommt (LNK, Steuern) und dazu kommen die Kosten für das Produkt, die ja auch anfallen.
Außerdem wird ja gekauft. Es gibt wohl viele Menschen ohne Job, aber weit mehr Menschen mit Job, die sehr wohl kaufen können und wollen. Was sie kaufen, ist aber deren Entscheidung und da es seit längerem einen Hang zu Billigimporten gibt, die Massenweise gekauft werden (Media Markt & Co. als Beispiel), fließt das Geld gar nicht einmal in die eigene Wirtschaft sondern zum Teil in andere Volkswirtschaften und davon haben die heimischen Betriebe gar nichts.
Sowohl AN als auch AG haben es mit ihrer Gier geschafft, das eigene System nachhaltig zu beschädigen und jetzt müssen es beide auch wieder reparieren (oder damit leben).
2. Nutzung Infrastruktur:
Ja, die wird u.a. von Unternehmern genutzt. Die Zuständigkeit liegt aber ganz klar beim Staat, der dafür Steuern einhebt und ich möchte schon darauf hinweisen, daß die AN weit weniger Steuern zahlen, gleichzeitig aber viel mehr aus dem Steuertopf rausbekommen.
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Man hat die Firmen in der Vergangenheit mit immer mehr Dingen belastet, die von Haus aus einer Firma gar nicht zuzuordnen sind. Das war nie ein Problem, denn das haben im wesentlichem alle westlichen Länder gemacht und solange es alle machen, gibts kein Problem.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges und der Öffnung Chinas hat sich die Situation aber grundlegend geändert. Die Gelder für Entwicklungshilfe sind auch nicht gerade förderlich.
Es ist leider so, daß keine klare Linie verfolgt wird. Einerseits ist man schon sehr lange bestrebt China zu öffnen, früher hat man lange versucht, den Eisernen Vorhang zu Fall zu bringen und noch immer versucht man Entwicklungsländer bzw. wirtschaftlich schwache Länder zu fördern, aber sobald die in gewissen Bereichen konkurrenzfähig werden und am internationalen Markt mitmischen, ist man sauer, daß sie das machen.
Was bitteschön hat man denn erwartet?
Das ist übrigens nicht als Kritik an diesen Bestrebung aufzufassen. Entwicklungshilfe ist eine gute Sache, der Fall der Mauer sowieso und eine Öffnung Chinas ist auch schon längst fällig. Man sollte sich aber auch im Klaren darüber sein, daß solch große Ereignisse auch Konsequenzen haben und eine davon ist, daß bei uns das Lohnniveau sinkt und zwar solange, bis wir das gleiche Niveau haben wie die neuen Mitspieler am Weltmarkt, deren Einkommen ja steigen. Irgendwo in der Mitte (hoffentlich darüber) werden wir uns treffen. Das war von Anfang an klar und nur weil ein paar Realitätsverweigerer den Kopf in den Sand stecken, ändert das nichts an den Tatsachen. Ich kann mich noch gut erinnern, als so tolle Experten Mitte der 90er behauptet haben, das Lohnniveau im Osten wird mit unserem in 10, schlimmstenfalls 15 Jahren gleichziehen. Lachhaft! Vielleicht in 30 Jahren ab jetzt.