TheChicky am 03.08.2005 23:06 schrieb:
bierchen am 03.08.2005 18:41 schrieb:
aph am 03.08.2005 18:18 schrieb:
pacsun am 03.08.2005 17:46 schrieb:
Macht ja keinen Unterschied solange ich kein Monopol hab. Wenn ich mehrere Anbieter und Nachfrager stehen sie in Konkurrenz zueinander und können nicht irgendwelche extrem hohen oder niedrigen Preise durchsetzen.
Dennoch ist das beim Arbeitsmarkt anders.
Du hast es noch nicht verstanden. Der Arbeitsmarkt ist grundsätzlich ein Markt wie jeder anderer. Der Preis, hier Lohn, kommt durch Angebot und Nachfrage zustande. Ich wiederhole: Die Unternehmer treten auf dem Arbeitsmarkt als Nachfrager nach dem Gut Arbeit auf. Und je größer der Preis eines Gutes, desto geringer die Nachfrage, das wird Dir doch einleuchten.
Leider funktioniert die schöne Theorie in der Praxis nicht ganz: In den neuen Bundesländern sind nämlich die Löhne wesentlich niedriger als im Westen und trotzdem herrscht dort eine beinahe doppelt so hohe Arbeitslosigkeit...
Hängt also noch von einigen anderen Faktoren ab.
Das ist mir klar. Ich hab ja oben schon Faktoren aufgezählt, warum es auf Märkten nicht Gleichgewichtspreisen kommt. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Theorie nicht Hinweise auf die grundsätzlichen Zusammenhänge gibt, die aph immer noch nicht begriffen hat, weil er meint, der derzeitige Lohn wäre unter dem Gleichgewichtslohn.
Auch ein Grund warum der Lohn über dem Gleichgewichtslohn liegt ist die Tatsache, dass der Unternehmer den Bruttolohn (also das was ihn eine zusätzliche Arbeitskraft tatsächlich kostet), der Arbeitnehmer aber nur den Nettolohn (das was nach Steuern übrig bleibt), der logischerweise immer unter dem Bruttolohn liegt. Schon aus diesem Grund ist die Nachfrage nach Arbeit geringer als das Angebot.
aph am 04.08.2005 17:21 schrieb:
Das ist ja das erstaunliche: Obwohl es einen Angebotsüberschuss gibt, weicht niemand auf andere Produkte aus - jeder kann nun mal nix anderes, als seine Arbeitskraft anzubieten. Wenn niemand die haben will, gibt es keine andere Überlebensmöglichkeit. Also bietet man sich unterhalb des Gleichgewichtspreises an und ignoriert die Folgen, dass die Reproduktion nicht gewährleistet ist.
(...)
Das sind nur wenige Beispiele dafür, dass die Menschen, wenn sie sich/ihre Kinder/ihre Gesundheit/ihren Lebensarbeit für einen Lohn nicht mehr reproduzieren können, keineswegs höheren Lohn durchsetzen. Sie arbeiten halt für weniger und nehmen die (Spät-)Folgen in Kauf.
Und finden sie denn dann Arbeit, wenn sie sich für geringeren Lohn anbieten? Wenn sie nicht die Qualifizierung haben, die nachgefragt wird, dann hilft es ihnen wenig, den geforderten Lohn zu senken, das sollte einleuchten.
(Nebenbei bemerkt: Viele Betriebe bilden auch deswegen nicht mehr aus, weil die Qualität der Bewerber zu wünschen übrig lässt. Sie würden ausbilden, finden aber keine Leute, die die Eignung dafür per Zeugnis erkennen lassen. Was für eine Bildungsmisere - traurig)
In den meisten Fällen wohl nicht. Für die meisten Unternehmen ist der Lohn eine kurzfristig nicht varierbare, also vorgegebene Größe. Oder glaubst Du, jeder Fließarbeiter, Mechaniker, Sekretärin usw. handelt den Lohn individuell mit dem Arbeitgeber aus?
Von den Gehältern der Manager werden wir hier wohl kaum reden. Andere Löhne werden i.d.R. durch einen Tarifvertrag festgelegt.
TheChicky am 04.08.2005 18:54 schrieb:
Und genau deshalb würde ein Wirtschaftswissenschaftler niemals einen guten Politker abgeben... Theorie und Praxis ist eben manchmal ein himmelweiter Unterschied.
Diese Auffassung kann ich nicht teilen. Sicher, Theorie und Praxis sind zwei paar Schuhe. Nur: Wer die Theorie kennt, weiß eher, wo die Ursachen liegen. Das heißt ja nicht, dass man deswegen die Realität nicht wahnimmt. Die Theorie versucht ja die Realität zu beschreiben. Da die Realität sehr komplex ist, muss die Theorie vereinfachen, was sie aber noch lange nicht unbrauchbar für die Realität macht.
Und: Findest Du, dass wir viele gute Politiker haben? Kennst Du viele Politiker, die Wirtschaftswissenschaftler sind?
Diese Fragen würde ich gerne von Dir beantwortet sehen.