Leider (wirklich leider!) hast du keine umfassende abschließende Autorität, den Islam auszulegen und zu bestimmen, was konform ist und was nicht.
Das möchte ich mir auch nicht im geringsten anmaßen.
Im Übrigen vertrete ich sowieso die Meinung, dass es besser wäre, wenn es innerhalb der Religionen keine übergeordneten Instanzen gäbe. Dies war und wird immer eine Quelle für Missbrauch der Religionen bleiben. Religion sollte ausschließlich Privatsache sein, ich bin ein Anhänger des strengen Laizismus.
Daher meine ich, der Ansatz, gefährdeten jungen Muslimen ihren eigenen Glauben erklären zu wollen, wird nicht weiterhelfen. Religion ist genau das Feld, auf dem wir immer gegen die Radikalen verlieren werden.
Ich glaube auch nicht, dass dieser Ansatz vielversprechend wäre, denn, wie gesagt, in meinen Augen geht es gar nicht vordergründig um die Religion.
Wenn man die Biographien europäischer IS-Kämpfer einmal näher unter die Lupe nimmt, so stellt man schnell fest, dass diese vorwiegend jungen Männer häufig v. a. eines verbindet - gesellschaftliche Loser, die sich vor ihrer wundersamen Hinwendung zum "einzig wahren Glauben" häufig als Kleinkriminelle, Gauner oder schlicht und einfach nur Taugenichtse mehr schlecht als recht durchs Leben schlugen.
Wobei der "Glaube" in dem Fall nur als billige Schutzbehauptung missbraucht wird, um im Leben "was darzustellen", Macht ausüben zu können, "Erfolg zu haben", "die Sau rauslassen" zu können, weil man sich in einem "Heiligen Krieg" befindet.
Klar, ich will gar nicht in Abrede stellen, dass es dort auch den ein, oder anderen tatsächlichen, von seinem Tun zu 100% überzeugten Fanatiker gibt - aber die Masse ist m. E. einfach nur Nutznießer eines für sie vorteilhaft(er)en Gesellschaftsentwurfs.
Das sind nun wirklich keine neuen Mechanismen. Herrscher haben sich seit jeher in der Geschichte der passenden Ideologie bedient, um (scheinbar) abgehängte Gesellschaftsverlierer vor ihren Karren spannen zu können.
Die Lösung für die Probleme liegt meines Erachtens eher in stabilen, demokratischen Gesellschaftsstrukturen, wirtschaftlicher Sicherheit, etc. und weniger in Spezial-Präventionsprogrammen - was nicht heißen soll, dass ich keine gezielte Förderung (bislang) Benachteiligter gutheiße - nur sollte es eben langfristig gar nicht erst zu struktureller Benachteiligung kommen.