Das finde ich auch nicht schlecht.
Ich finde aber, dass man eben (zuerst?) vor der eigenen Haustüre schauen soll. Will heissen, wie schon oft betont, dass man nicht die Vergangenheit beschimpfen soll und diejenigen, die damit "angefangen haben, sondern selber aktiv besser machen. Wie viele Kinder/Jugendliche kaufen sich Billigst-Kleider und lassen sie doppelt liefern (kann ja sein, dass eines nicht passt), etc.
Grade die jetzige Jugend ist auch nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung.
Da unterstellst du nun aber, dass DIE, die demonstrieren bzw. mehr Umweltschutz fordern, genau so weitermachen wie zuvor - hast du dazu belastbare Zahlen? Ich höre immer wieder von FFF-Kritikern, dass "die Jugendlichen", als sei es eine Einheit, sich selbst nicht dran halten und die auf den Demos "alle" ebenfalls. Aber Beweise - außer Einzelbeispielen a la "die haben da einen interviewt, der nur dabei war, damit er frei hat, und in ner Woche fliegt er mit seinen Eltern in die Dom Rep" - bleiben für diese Thesen aus. Beispiele für "Heuchler" gibt es natürlich, ebenso aber auch viele belegte Beispiele, bei denen die Kinder zB die Eltern dazu gebracht haben, gebuchte Flugreisen zu stornieren und die Mitgliedschaft in einem Verein zu beenden, da man das Kind wg. der Entfernung dort ausschließlich per Auto hinbringen kann, und/oder kein Fleisch mehr zu essen. Letztere Bespiele heißen aber nicht, dass es alle oder die Mehrheit macht - ebenso wenig heißen aber die "Heuchler"-Bespiele, dass die Mehrheit es ebenso macht.
Ich kenne in meinem Bekanntenkreis Familien aus beiden "Lagern": die, bei denen die Kinder bis auf Kleinigkeiten wie zB "naja, ne Plastiktüte für 5 Pilze musss ja nicht sein..." oder "gut, HEUTE fahr ich mal per Rad" genau so weitermachen wollen wie vorher, und die, die durch ihren Druck die Eltern inzwischen auf vielen Ebenen zu mehr Umweltschutz und weniger Konsum gebracht haben. In jedem Falle tut sich da was - es ist auf keinen Fall so, dass alle weitermachen wie vorher.
Hinzu kommt, dass du zwei wesentliche Punkte nicht zu verstehen oder zu übersehen scheinst:
1) es sind Kinder und Jugendliche. Die waren sich schlichtweg vorher nicht bewusst, was ihr Konsum anrichten kann, und haben es erst durch die Berichte über Gretas unkonventionellen Protest so richtig mitbekommen - eine "von uns" ist für die Teenies halt viel näher als wenn Harald Lesch seit 20 Jahren regelmäßig in Wissenschaftssendungen über die Gefahren des Klimawandels sinnniert. Die Kids wussten es also lange Zeit einfach nicht besser - ganz im Gegensatz zu den Verantwortlichen in der Politik und bei den Unternehmen, und DANN kann man durchaus sauer auf "die Erwachsenen" sein, die was zu sagen haben und es hätten verhindern können. Da man nun natürlich viele Dinge gewohnt war, ist es auch nicht so einfach von heute auf morgen zu 100% umzustellen. Auch das ist normal. Hinzu kommt, dass selbst die, die vlt schon vor FFF eine ähnliche Meinung hatten, es natürlich schwer hatten, dies umzusetzen. Als Kind muss man das Spiel dann mitspielen - durch eine in der Öffentlichkeit bekannte Bewegung kann man aber darauf verweisen, dass man nicht einzelne "Spinnermeinung" hat. Das sorgt auch bei den Eltern dafür, dass sie das Thema ernster nehmen.
2) Nur weil man sich nicht an alles hält, was man fordert, kann man doch trotzdem Maßnahmen fordern und völlig Recht damit haben. Es gibt soooo viele Dinge, die man selber tut, obwohl man weiß, dass sie eigentlich nicht gut sind - aber weil es erlaubt ist und/oder billig ist, macht man es halt trotzdem. Viele umweltschädlichen Dinge rund um Konsum und Mobilität werden genutzt nur WEIL sie da sind und nicht jeder die Disziplin oder auch das Geld hat, es zu unterlassen. Und einiges kann man selbst beim besten Willen nicht verhindern - man kann zB auf einem Open-Air-Festival Plastik nicht verhindern, da Glas viel zu gefährlich wäre. Und solche Festivals verbieten wollen selbst unter den Hardcore-Aktivisten nur ein paar extrem Verstrahlte...
Ich zB wäre froh, wenn Fleisch teurer würde, die Tiere besser leben und durch den Rückgang der Nachfrage auch weniger Umweltbelastung durch die Fleischproduktion zustande kommt. Trotzdem greife ich im Supermarkt zum Hähnchenbrustfilet für 5,99€/kg oder dem Schnitzel für 3,99€/kg, WEIL es eben verlockend ist. Da wünsche ich mir dann strengere Regeln, damit ich nicht so oft verführt werde und lieber weniger, dafür teureres Fleisch kaufe. So geht es sicher auch vielen anderen, u,a. auch weil man beim Kauf denkt "naja, wenn ICH das jetzt sein lasse, nutzt es ja eh nix".
Da kann man zuerst mal mit seinem eigenen Verhalten auf Konfrontationskurs gehen und dies in Frage stellen.
Genau das tun ja etliche, die bei den Bewegungen mitmachen oder sie gut finden. Es sind natürlich nie alle für ALLES, was gefordert wird, es geht da um die Grundtendenz: Mehr Umweltschutz. Auch bei zB rechten Demos stehen ja immer nicht alle, die da mitlaufen, zu 100% hinter jeder noch so verrückten Forderung. z.B. nur weil ein Herr Rotz Flachmann auf einer Demo "Bürger gegen des Islam - zur Rettung des Abendlandes" die Schließung aller Moscheen fordert, heißt das nicht, dass alle auf der Demo das auch so sehen. Aber der Tendenz, der Islam sei böse, folgen sie, sonst wären sie nicht auf der Demo.