Sehe ich ebenfalls so. Deswegen habe ich im Artikel absichtlich meine eigene Meinung zu bestimmten Inhalten eingebunden, damit man sich ein Bild davon machen kann, wo ich stehe und das im Hinterkopf behält.
Danke übrigens für deine ausführliche Antwort, fand ich persönlich sehr gut und spannend. und gerade der Bezug darauf, dass ich mit dem Satz, "Leute verstehen nicht, warum sie sauer sind" zu sehr aus einer bestimmten Ecke und auch herablassend klinge, kann ich gut nachvollziehen.
Damit wollte ich nicht alle gleichsetzen, habe ich aber effektiv getan. Es gibt sicherlich Personen, die blind und wütend-beleidigend sind und auf die meine These zutrifft. Aber auch viele, die sich bewusst sind, warum sie woke Inhalte nicht mögen.
Ich würde dahingehend sagen, dass meine Kolumne aber auch nicht als Abschluss einer Debatte gemeint ist, sondern als Startschuss, aufeinander zuzugehen und genau für solche Diskussionen und anschließendes Verständnis Raum zu schaffen.
Ich bin auf jeden Fall schon schlauer geworden und habe noch mehr Einblick gewonnen, der mir zeigt, dass man nicht zwischen woke-Freund und Feind unterscheiden kann, ohne ganz viel Platz für Ansichten in der Mitte zu lassen, die oft zu unrecht auf die eine oder andere Seite geschoben werden. Das wollte ich so in meiner Kolumne auch irgendwo vermitteln, aber es muss eben noch sehr viel klarer sein!
Auf NeoGaf wurde diesbezüglich ein Bild gepostet, das wie ich finde sehr treffend das Grundproblem bei solchen polarisierenden Debatten erfasst:
Ich lasse das mal so stehen.
Auf der anderen Seite postete mal jemand ein Bild, das auch zu denken geben kann, zum Thema "modernes Erzählen". Meinte die Person, dass zwar nicht alles besser war, aber gefühlt waren manche Spielestudios schon weiter. Vor allem was beispielsweise starke Frauen als Hauptfiguren angeht:
Eines der Hauptprobleme bei diesen Spielen die dann vor die Wand fahren, obwohl sie modern audienced sind ist, dass entweder alle Figuren für die Tonne sind oder der Hauptprotagonist. Und wenn vielleicht schon beim Trailer dein erster Gedanke ist: "Diese Person ist anstrengend/doof/arrogant/cringe, mit der will ich keine Zeit verbringen!", dann ist bereits Feierabend. Das haben wir zuletzt eindrucksvoll bei den Charakteren von Concord gesehen. Veilguard überlebt meiner Ansicht nacht dadurch, dass es seine alten Figuren weiterverwendet und die Leute deshalb, weil da noch irgendwo Memberberries am Strauch hängen mitgehen können. Würde man nen ganz neuen Cast aufsetzen, ich weiß nicht. Ich denke das Spiel hätte richtig schlechte Karten gehabt.
Bei einer anderen Diskussion, wo jemand schimpfte: "Überall ist jetzt jemand schwul oder lesbisch, überall sind jetzt auf einmal Leute die angeblich nicht wissen welches Geschlecht sie haben und so weiter. Das wird echt langweilig und vor allem unglaubwürdig! Die sollen sich mal was neues ausdenken, dann kaufen die Leute die Spiele auch wieder!" - Postete ein anderer dieses Bild und schrieb: "Ja und? Zur XBox 360 Ära hatten wir immer den selben, generischen white Dude in viel zu vielen Spielen. War klischeetechnisch auch nicht besser. Jede Zeit hat ihre Trends, die irgendwann, weil es dann jeder macht, weil alle modern sein wollen, redundant werden und den Leuten zum Hals raushängen":
Ein Problem was ich IMMER WIEDER lese, vor allem außerhalb ist, dass Spielemagazinen schon gar nicht mehr zugetraut wird, sich überhaupt mit dem aktuellen "Wokeness"thema befassen zu wollen, und wenn, dann steht man auf der Seite der Studios, weil man ja logischweise deren Werte vertritt. Werte, die ich nicht immer glauben kann, zumindest nicht bei Vereinen wie Ubisoft oder Activision, weil Vorgeschichte.
Ja, es ist ein heißes Eisen, aber wenn man vor allem diesen richtig harten Antiwokisten zumindest ein bisschen was mit Hand und Fuß entgegensetzen WOLLEN WÜRDE, dann würde man sich als Spielemagazin hinsetzen, sich den modern audience Kram angucken und diesen ebenfalls, wie ich schon sagte BEWERTEN. Nicht unbedingt nach Inhalt, sondern nach seiner UMSETZUNG. Die besten Absichten können in einer Katastrophe enden, wenn Dilettanten oder weltfremde Aktivisten am Werk waren, die es nicht können. Dann greift der weise Satz von Jason Schreier: "Jedes schlechte Spiel das Diversität für sich nutzt richtet größeren Schaden an, als zehn gute die alles richtig machen". Und ich möchte hinzufügen "Aber auch jedes gute Spiel, das Diversität schlecht umsetzt richtet großen Schaden an". Das ganze Thema verlangt viel Verantwortung, der Studios immer wieder nicht gewachsen scheinen. Und wenn es sogar beworben wird, dann sollte es erst recht qualitativ bewertet werden.
Was weiß ich, holt euch Sensitive Reader ins Haus, am besten welche die selber Trans sind oder was auch immer das jeweilige Spiel gerade forciert. Und lasst sie das Spiel spielen und diese Dinge in Augenschein nehmen. Ob diese dann in die Endbenotung des Spiels einfließt ist euer Ding. Wenn ihr entscheidet dass das subjektiv ist, dann lasst es bei der Benotung raus, aber erwähnt es zumindest im Test. Nur tut nicht so, als sei es nicht da, als wenn nicht gerade mal wieder Meinungskrieg tobt deswegen. Nur weil es für euch das normalste auf der Welt ist, ist es innerhalb der Gesellschaft noch lange nicht. Sondern sprecht es an und schaut wie man es aus handwerklicher Sicht bewerten oder zumindest EINORDNEN kann. Das wird speziell die die komplett dagegen sind nicht besänftigen, aber dann können diese Leute zumindest nicht mehr behaupten, Spielemagazine schweigen es tot, weil die eh alle mit Blackrock und Sweet Baby unter einer Decke stecken und eine Krähe der anderen ein Auge aushackt.
Ein Mitarbeiter von ausgerechnet Sweet Baby brachte es auch sehr gut auf den Punkt:
"Diversität kann nichts retten. Wenn dein Spiel und/oder deine Story Schrott sind, dann ist das egal ob es drin ist oder nicht. Schlechte Produkte sind schlechte Produkte."
Veilguard ist nun ein an sich okayes, halbwegs solides Spiel mit dem man Spaß haben kann. Nur je mehr ich über den "woken" Kram ingame erfahre, desto deutlich scheint zu werden, dass das der Part ist, der handwerklich absolut schrecklich umgesetzt wurde. Jetzt gerade geistern Tagebucheinträge aus dem Spiel durchs Internet - Wie diese aufgenommen werden, könnt ihr euch bestimmt denken:
Und die erste, verwirrte Frage, die immer wieder deswegen gestellt wird lautet: "Demigender"?! Was ist DAS denn jetzt schon wieder?!". Ich habe es erst für nen Deepfake gehalten, aber es scheint so im Spiel drin zu sein. Was zum Geier lese ich hier? Ich werde nicht schlau draus. Außer dass es angesichts der Tatsache, dass es in nem fucking FANTASYGAME drin ist, extrem fehl am Platz wirkt. Fast so als wenn ein Transaktivist sich für ne Rede oder nen Text auf seinem/ihren privaten Blog irgendwelche Notizen gemacht und sie versehentlich im Spiel abgespeichert hat.
Aber ich merke schon, wenn ich das Spiel irgendwann selber zocke, werde ich viel zu entdecken haben.
Genau sowas meine ich damit. Die Deutungshoheit liegt in solchen Fällen immer auch in der Hand derer, die es als erstes an die Öffentlichkeit tragen. Das ist ein Problem, das man nicht vollends in den Griff bekommt, aber dem etwas entgegensetzen kann. Und dafür ist in meinen Augen Journalismus da. Wie es der Spiegel mal so schön titelte:
"SAGEN, WAS IST"
Im Nachhinein, wenn die halbe Nachbarschaft schon brennt ne Debatte führen zu wollen, ist lobenswert, aber auch ein bisschen so, als würde man dann hektisch mit nem einzelnen Eimer Wasser hin und herrennen, um zumindest noch irgendwie ein bisschen was zu löschen.
Ich wollte mich eigentlich ab jetzt nicht mehr schriftlich mit diesem Spiel weiter auseinandersetzen, bis ich es mir irgendwann kaufe. Aber du meine Güte: Dieses Spiel ist doch immer wieder für neue, fesselnde Plottwists gut. Das immerhin muss man Veilguard lassen.