Es gab z.B. noch nie ein US-Präsidentin. Noch dazu gibt es allgemein eine Tendenz zur Suche nach dem "starken Mann" als politische Führungsfigur. Gruselig in meinen Augen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig, auch die historische Komponente fließt natürlich ein, aber auch Rollenbilder spielen eine wichtige Rolle.
Uff, dass du jetzt auf die USA ausweichst, statt in Deutschland zu bleiben wundert mich nun doch. Mir ist darüber hinaus kein Indikator bekannt, dass Amerikaner lieber einen Mann als eine Frau zum Präsidenten wollen. Auf Deutschland bezogen sind Angela Merkel oder Ursula von der Leyen beste Beispiele, dass es Frauen sogar ohne Quoten in Top-Positionen schaffen können.
Das ist interessant. Du sagst, es hätte nichts mit dem Geschlecht zu tun. Nennst dann aber Faktoren, die genau das bestätigen.
Lebensplanung: Hat viel damit zu tun, dass Männer häufiger besser verdienen, in besseren Positionen angestellt sind und sich die Paare dann entsprechend entscheiden, wer die Care-Arbeit hauptsächlich übernimmt. Hinzu kommt, dass immer noch viele Männer ein Problem damit haben, wenn ihre Frauen besser verdienen sollten als sie selbst. So erhält sich diese Spirale und bestätigt sich immer wieder selbst.
Risikobereitschaft: Ein typisches Klischee über Frauen und letztendlich auch über Männer.
Historische Komponente: Du hast es geschrieben und damit hast du es eigentlich auch verstanden. Du könntest es jedenfalls verstehen, wenn du darüber nachdenkst.
Lebensplanung heißt, Frauen wollen im Durchschnitt eher Kinder oder Familie als Männer. Das mag darin begründet liegen, dass Frauen sozialer ticken, während Männer lieber mit Sachen arbeiten. Familie und Beruf lässt sich ab einen gewissen Punkt aber so nicht vereinen. Entweder ist man eine gute Top-Managerin oder eine gute Mutter, aber fast nie beides gleichzeitig. Wer beides schafft, hat entweder einen Ehemann, der sich die Zeit nehmen kann oder genug Geld für passendes Personal. Was ich sagen wollte ist, dass das Frau sein an sich noch nicht benachteiligt, will man einen Dax-Konzern leiten. Dass es das seltener gibt, ist keine Ungerechtigkeit oder Ungleichbehandlung, sondern eine individuelle Entscheidung, für die Frauen im Schnitt von sich aus entscheiden, jedoch nicht dazu gedrängt werden.
Risikobereitschaft: Kein Klischee, sondern erklärbar durch Hormone oder die Art und Weise, wie Männer im Schnitt denken und fühlen. Im Schnitt sind Männer weit aus weniger emotionaler als Frauen, aber was im Beruf ein Vorteil sein kann, kann an anderer Stelle ein Nachteil. Das ist aber kein sozialer Faktor, sondern ein biologischer.
Historische Komponente: Ein Dax Konzern hat man nicht über Nacht. Gerade in den alteingessenen Firmen wie Siemens und Co. waren Frauen bis in die 70iger ja maximal Assistenten. Das hat sich seit dem glücklicherweise gewandelt. Entsprechend dauert es mitunter ein paar Generationen bis Frauen auf bestimmten Positionen nachrücken können, gerade in Konzernen mit sehr tiefgehenden Strukturen.
ein grundlegendes problem ist die erziehung. jezt wirst du fragen: die erziehung? wieso das? ganz einfach. in jahrtausenden der vorherrschaft von männern gegenüber frauen haben sich strukturen gebildet, die automatisch dafür sorgen, dass frauen angebliche "frauen-dinge" tun und männer eben angebliche "männer-dinge". zum beispiel care-arbeit. von frauen werden in unserer gesellschaft solche dinge erwartet. kinder werden in diese richtung erzogen. dadurch manifestiert sich ein ungleichgewicht, welches hier von dem ein oder anderen angeprangert wird.
Nein ... also, ich weiß nicht in welcher Gesellschaft du lebst, aber ich habe noch nie, von keinen meiner Verwandten gehört, dass irgend eine Art Erwartungshaltung an die Frauen gegangen wäre, dass sie Kinder bekommen und auch erziehen müssen. Jede Frau mit Kind, die ich kenne, hat das immer aus eigenen Antrieb getan. Dass das heute noch Frauen auferlegt wird halte ich für einen Mythos, zumindest für unsere deutsche Gesellschaft. Angela Merkel hat man für viel kritisiert, aber ich kann mich nicht erinnern dafür, dass sie keine Kinder hat.
Kennen tue ich das tatsächlich noch aus Osteuropa, wo Mütter schon erwarten, dass ihre Töchter mit Ende 20 verheiratet sind und mind. ein Kind haben. Aber das sind ja Dinge, die wir als Gesellschaft nicht aktiv beinflussen können.
ein ganz simples beispiel dafür bietet die betrachtung von farben. rosa gilt als mädchenfarbe. viele jungen und männer finden es blöd, peinlich, "schwul" rosa zu tragen. das liegt aber nicht grundlegend daran, was einem selber als farbe gefällt. es liegt daran, was dir beigebracht wird. wenn du als kind von deinen eltern lernst, dass das eben eine mädchenfarbe ist und du ein junge bist, der das gefälligst nicht tragen soll, dann prägt das. wenn du von anderen kindern gemobbt wirst, weil du rosa trägst, dann prägt das. usw usf. ironischer weise war rosa vor einigen jahrhunderten noch eine beliebte farbe für männer. bis die sich das anders überlegt haben.
Auch hier kenne ich nur ganz wenige Fälle wo rosa und blau tatsächlich aktiv benutzt wurden um Kinder in eine bestimmte Richtung zu erziehen oder dies Farbvorlieben sind. Mein Neffe hat eine komplette Farbpalette zu Hause, aber blau hat bei ihm keine besondere, herausstechende Bedeutung - genauso wenig, wie die Farbe blau in meiner Kindheit wichtig war. Ich mochte gelb.
Das worauf du dich beziehst sind Klischees aus irgendwelchen Filmproduktionen oder dem Barbie-Puppen Produkt-Placements. In der Realität finde ich solche Schemta eher selten, von Eltern, die denken dass es so muss, weil man es ihnen medial einrichtert.
das bringt mich noch kurz zur angesprochenen lebensplanung: in deutschland ist es immer noch so, dass meist die frauen zu hause bleiben, wenn nachwuchs kommt. grade in coronazeiten haben wir dahingehend wieder rückschritte gemacht. wenn es dann mal männer gibt die sagen, dass sie zu hause bleiben und sich um das kind kümmern, werden sie erstaunt angeguckt. frauen andersrum nicht selten als schlechte mütter betrachtet.
Einerseits sind Frauen im Schnitt affiner zu ihrem Nachwuchs, was wohl auch daran liegen könnte, dass sie das Kind 9 Monate in sich trugen. Das kann kein Mann so nachempfinden. Andererseits ist es tatsächlich so, dass Frauen im Schnitt mit Kindern besser klar kommen als Männer, gerade wenn es um Erziehung geht. Du versuchst einfache biologische Vorgänge und Zusammenhänge als eine Art gesellschaftlichen Zwang zu deuten, statt evolutionäre Vorgänge dahinter zu begreifen.
und um den kreis noch zu schließen: u.a. das zeigt den unterschied zwischen "gleichberechtigung" (frauen dürfen studieren, arbeiten, wählen, für ämter kandidieren, unternehmen leiten, usw.) und "gleichstellung" (sie werden benachteiligt bei der vergabe von positon, qua erziehung in bestimmte aufgaben wie care-arbeit gedrückt, schlechter bezahlt, seltener "ernst genommen" als männer [stichworte zum beispiel: "hysterisch" vs. "energisch"] und noch vieles mehr.)
Warum Frauen es bei der Karriereleiter schwerer haben, habe ich bereits erklärt. Der biologische Nachteil, den eine Frau normalerweise hat, kann ja schlecht auf Basis der Existenzgrundlage eines Unternehmes ausgeglichen werden. So funktioniert keine Ökonomie, außer vielleicht im Kommunismus, wo eh alles dem Staat gehört. In der Praxis wird der schmächtige Mann, dem Typen mit Armen wie Baumstämmen bei der Bewerbung um den Bauarbeiter-Platz auch im Nachteil sein. Was will der argumentieren? Jeder Mensch hat Nachteile und Schwächen und jeder Mensch muss sich mit diesem im Leben herum schlagen, ganz gleich wie unfair es im Einzelfall erscheint. Das Geschlecht ist da nur ein sehr untergeordneter Faktor. Entsprechend wirkt deine deine Annahme auf mich nicht korrekt, so wie sie da geschrieben steht, da fehlender Kontext.
Care-Arbeit ist kein Dogma, welches einer Frau einfach auferlegt wird. Innerhalb unserer Kultur ist dass eher die Ausnahme als die Regel. Frag doch mal alle verheirateten Frauen unter 40, die du kennst, wer sie dazu ermuntert oder gar gezwungen hat Kinder zu bekommen und groß zu ziehen. Ich wäre wirklich sehr erstaunt, wenn da die Antwort wäre "Mein Mann" oder "Meine Familie".
Wenn ich schon nicht mehr erzogen wurde oder du, warum sollte es dann gesellschaftlicher Konsens sein?
"Schlechter bezahlt" ist ohnehin Fake-News. Da gibt es genug Beiträge im Netz, die sogar sehr genau aufschlüsseln wie es z.B. zu Lohnunterschieden kommen kann. Das Frauen schlechter bezahlt werden ist heutzutage ebenfalls eher die Ausnahme als die Regel oder durch andere Umweltfaktoren begründet. Würde z.B. eine Fußballerin mit ihren Auftreten / ihrem Sport genauso viel Millionen Euro im Jahr generieren wie Männer im selben Sport, wäre auch die Bezahlung höher. Dass eine Profi-Fußballerin in der 1. Bundesliga schlechter bezahlt wird als ein Mann in selbiger, liegt also nicht direkt an ihrem Geschlecht, sondern daran, dass der Markt durch den Männerfußballsport schon relativ gut gesättigt und gefestigt ist.
Das Frauen seltener ernst genommen werden, ist mir nicht bekannt. Es gibt sicher Berufe, nehmen wir mal den Bausektor, wo eine Frau auf Grund fehlender Körperlichkeit gegenüber Männern wahrscheinlich weniger autoritär auftreten kann, aber grundsätzlich wüsste ich nicht, warum ein Mann der Weisung einer Cheffin weniger Achtung entgegen bringen sollte, als einem Chef. Es zählt ja nicht das Geschlecht, wenn etwas besprochen oder angeordnet wird, sondern der Inhalt der Aussage. Welcher Mann würde denn einen Vorschlag eines anderen Mannes bevorzugen, wenn dieser offenkundig schlechter ist als der einer gleichrangigen Frau? Fragt euch dass doch mal selbst. Das ist doch nicht logisch.