Kolonialismus ist so ein Thema, was wie hier im Artikel ziemlich verzerrt dargestellt wird, weil man so gern eine Schwarz-Weiße Darstellung der Geschichte haben will. Die Pocahontas/Avatar Story ist da extrem beliebt. Gute Ureinwohner, böse Invasoren. So einfach ist Geschichte aber gar nicht. Es gab nicht diese Situation dass vorher alles gut war, dann kamen die bösen Europäer und dann lagen alle in Ketten, das war deutlich komplexer. Ich empfehle einfach mal als Einstiegslektüre Egon Flaigs Weltgeschichte der Sklaverei.
Der Absatz zum Völkermord an den Hereo und Naman ist auch stark verkürzt. Das war ja nicht einfach eine Erschießung, sondern ein perfides, menschenfeindliches System, bei dem die drohende Erschießung nur Mittel zum Zweck war. Wirklich ein finsteres Kapitel unserer Geschichte. Entsprechend finde ich hätte man diesen Teil IMO besser beschreiben können.
Zu Anno 1800:
Finde es schwierig zu sagen, Anno suggeriere etwas. Das wäre so, würde Anno tatsächlich für sich einnehmen die Realität darstellen zu wollen aber man wollte bewusst kein Szenario mit Sklaverei haben und daher sind die Menschen eben keine Sklaven.
Wobei man dazu sagen muss: Das 19. Jahrhundert ist auch die Zeit, in der die Sklaverei auf dem Rückzug war, ausgerechnet durch eben die kolonialistischen Staaten. Sie gehört natürlich dazu aber sobald es in den arabisch/afrikanischen Raum geht gehört in jedem Jahrhundert dazu. Ich würde mich nicht wundern, wenn das nächste Anno in der Antike Sklaverei ausblenden wird, obwohl die Zeit so sklavistisch war wie kaum was.
Allgemein zum Thema Aufbausimulation oder 4X:
Ich würde sagen, das ganze hat am meisten mit "number goes up". Zutun. Der Mensch mag es, Dinge größer werden zu sehen. Siehe Clickergames, selbst ohne zutun. Wir mögen es in Monopoly einen immer größeren Geldhaufen zu haben, in Sim City immer mehr Grün in Beton zu verwandeln (alternativ auch das grün in einen schönen Park zu verwandeln) und so weiter. Wir testen gern grenzen aus, bauen soviele Einheiten in Spielen bis der Bildschirm einfriert - auch schön bei Anno zu sehen. Die Inseln werden so vollgebaut bis die Framerate einbricht und er Prozessor schlappmacht. Weiß nicht ob Autonomie und Selbstwirksamkeit wirklich die passenden Begriffe sind um das tatsächlich zu beschreiben.
Ich finde es amüsant das Beispiel Resident Evil 5 zu sehen. Da schleicht sich dann wieder dads ein, was man die letzten Jahre schon immer wieder kritisiert. Dass man Dinge problematisiert, die nicht problematisch sind. Es ist besonders verquer, auf einer Videospielseite. Ein Videospieler weiß ja bspw., dass es vor Resident Evil 5 schon 4 weitere Teile mit Handlungsorten wie USA und Spanien gab. Aber ausgerechnet Afrika ist dann verkehrt? Weil der Protagonist weiß ist? Gleichzeitig ignoriert man natürlich, dass es 2 Protagonisten gibt, die eine ist schwarz. Dazu stellt sich die Frage welche kulturen Stereotypen jetzt schon wieder problematisch sein sollten?
Jedenfalls wird hier der Artikel schon krass problematisch, weil.. na ja, wie immer bei PCGames oder allgemein der Fachpresse, wird hier nichts kritisch hinterfragt. Jemand sagt: "Aber wenn man das Konzept von Menschen, die in wilde Monster verwandelt werden, auf eine tatsächliche ethnische Gruppe anwendet, die lange Zeit fälschlicherweise als wilde Monster dargestellt wurde, ist es schwer zu verstehen, wie rassistische Elemente keine Rolle spielen könnten." aber das bleibt völlig unwidersprochen.
Hier gibt es einfach keine rassistischen Elemente. Resident Evil heißt auf japanisch Biohazard, es geht um Biokampfstoffe, die Menschen in Monster verwandeln und zwar völlig unabhängig von der Hautfarbe. Ricardo Irving und Excella Gionne und Albert Wesker? Ja, alle nicht schwarz und alle Monster. Sollte man als Autor eigentlich wissen und entsprechend dann hilighten, wenn jemand Quatsch erzählt.
Nächster Absatz dann behauptet, Kolonialismus und Rassismus hinge eng zusammen. Stimmt sogar aber der Rassismus war ein Resultat des Kolonialismus und nicht umgekehrt Kolonialismus das Ergebnis von Rassismus. Den Kolonialismus gab es schon lange davor. Ganz ehrlich, das ist ein echt fetter Schnitzer und sowas sollte man korrigieren, da es einfach ein faktisch vollkommen falscher Satz ist zu sagen, Kolonialismus basiere auf der Rassenideologie.
Most of us assume that racism led to the conquest of American Natives and to the enslavement of Africans. Cox, Fredrickson, and many others argue just the opposite: that conquest and slavery led to racism because of the need to justify what was being done. The idea of race as a fundamental difference among people groups was buttressed over the centuries as Europeans and their descendants continued to rule over other parts of the world. “Race” became a distinctive, and especially powerful, means of organizing a world view necessary to justify the social, political, and economic order of colonialism.
https://blogs.hope.edu/getting-race...rited/what-is-the-history-of-race-in-america/
Was den letzten Teil angeht:
Es geht anders und Vielfalt ist immer gut aber letztendlich ist das Hauptinteresse "number goes up" und weniger "alles ist super nett/grün". Neue Spielideen oder modifizierte Spielideen sind cool aber man macht sich etwas vor, wenn macht sich etwas vor, wenn man glaubt hier etwas großes danebenstellen zu können neben Factorio, Europa Universalis, Anno und Co.. Und wenn ich an Spiele denke mit Indianern als Hauptprotagonisten, sehe ich jetzt schon wie schnell vermutlich dieselben Leute, die etwas derartiges fordern es im nächsten Atemzug für stereotypisierende Darstellungen kritisieren. Cool ist es aber, vor allem Ecumene Aztec, denn sich den Spaniern anschließen zu können ist schon interessant. Da wird die Darstellung vermute ich fast nicht so einseitig sein, wie mancher sich das historisch so vorstellt.
Edit:
Ansonsten sehen wir wohl hier im Thread wieder dasselbe Schema wie immer. Kritik am Inhalt und fehlendes Verständnis für die Kritik. Wird sich wohl nicht mehr ändern.