AW:
bloek123 am 30.03.2009 16:28 schrieb:
Zur Demonstration, wie sehr eure Spielesammlung auf die Aussenwelt (Valve) angewiesen ist, empfehle ich jedem Steam-Nutzer folgenden Selbstversuch:
Irgendwie empfinde ich deine Einwürfe als - ähm - merkwürdig.
Generell finde ich es erstaunlich, dass sich ausgerechnet PC-Spieler über Steam aufregen, obwohl gerade diese Klientel generell und permanent im höchste Maße abhängig vom Internet ist.
Du zahlst theoretisch monatlich für ein Rollenspiel und bist fest gebunden (komischerweise tun das viele, die gleichzeitig über Steam meckern). Es findet eine Wartung statt, oder der Support wird eingestellt bzw. die Server fahren runter. Was dann? Das Spiel ist wertlos.
Ich wollte vor einigen Wochen mal wieder Riddick spielen, und war nicht im Internet. Das Spiel funktionierte wegen meiner nVidia-Karte nicht. Ich musste ins Netz und den Patch laden. Die ersten Mirror waren tot, und erst beim vierten Anlauf fand ich den Patch. Bis der unten war, verging eine kleine Ewigkeit. Obwohl das nur wenige MB waren...aber der Mirror war halt lahm.
Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mein System neu aufgesetzt. Der Backup-USB-Stick hatte nur Treiber, die schon 6 Monate alt waren. Es musste also aktualisiert werden - über das Internet. Früher kaufte man sich noch 3 Computerzeitschriften wo verstreut auf 6 Datenträgern alle wichtigen Updates drauf waren. War auch nicht so prall.
Dein Betriebssystem ist auf Sicherheitsupdates und Service Packs angewiesen. Die bekommt man in breiter Masse nur schnell und unkompliziert aus dem Netz.
Du wartest auf eine wichtige E-Mail mit relevanten Infos für deine Arbeit (die man telefonisch nicht übermitteln kann, und der Postweg zu lange dauert). Bei deinem ISP gibt es ein Problem, und Mails sind temporär nicht mehr abrufbar. Was dann?
Generell sind das immer so hypothetische Planspiele der sinnfreien Art:
Ihr werft das Handtuch und gebt Steam wieder Saft (Internet). Doch in der Zwischenzeit ist ein Flugzeug in das Gebäude geflogen, in dem die Authentifizierungsserver stehen. Was nun?
Du musst eine wichtige Präsentation ausdrucken und die Festplatte verreckt plötzlich. Du bist vom Computer abhängig. Was dann? Du bekommst vom Chef fetten Anschiss, weil die Präsentation verschoben werden muss (mir in ähnlicher Form passiert).
...
Generell finde die Ansicht zum "gläsernen Kunden" interessant, die man bei jeder Diskussion zum Thema liest. Da regen sich Personen des täglichen Lebens darüber auf, dass Steam (soweit bekannt) Daten von minimaler Relevanz erfasst (Systemkonfiguration), obwohl man in der "Realität" längst völlig transparent ist. Bei Anträgen für Leistungen (Wohngeld, ALG2 etc.) wird z.B. das Kontovermögen der Antragssteller geprüft. Abhängig vom Job muss man Führungszeugnisse vorweisen. Egal ob Telekom oder Krankenkasse: Alle wissen wo du wohnst. Alle haben deine Kontonummer. Deine Anschrift. Im schlimmsten Fall dein ganzes medizinisches Profil. Da gab es ja jüngst auch Datenskandale. Also, wie man sich über den Faktor Steam
begründet aufregen kann, obwohl man in der echten Welt schön längst durchsichtig ist, will mir nicht ganz in den Kopf.
Jede Behörde kennt Anschriften und SCHUFA-Einträge sind sogar der Todesstoß für viele Investitionen auf Pump. Und da macht man sich wirklich noch sorgen über STEAM, dass möglicherweise die Hardware ausliest bzw. protokolliert wie lange man ein Spiel spielt bzw. wie man auf Online-Werbung reagiert. Öhm...
Also so abgedroschen und von mir verhasst der folgende Spruch auch ist, aber irgendwie scheint da was Wahres dran zu sein: Wer seine Privatsphäre wirklich als gesichert ansehen will, der muss in den Wald ziehen, und auf alle personalisierten Dienste verzichtet. Krankenkasse. Telekommunikation. Behördendienste. Leistungen. Führerschein. Abos von Zeitschriften. Anmeldungen im Internet mit der echten IP. Kommentare im Internet, da jeder halbwegs versierte Mensch mit psychologischem Hobby problemlos Charakterprofile erstellen kann. Wie viele die hier über Steam meckern, sind z.B. mit vollem Namen und Anschrift bei XING, StudiVZ und ähnlichen Seiten angemeldet (zumindest bei XING bringt ein Nick ja nicht viel...), oder haben Bilder ins Netz gestellt?
Würde mich nicht wundern, wenn selbst die Betreiber dieser Seite hier mehr von euch wissen, als STEAM. Sogar ich als moderierendes Element kann eure IP-Adressen sehen. Und das ist im Internet fast schon die genaue Anschrift (ja, der Dienstweg zur konkreten Ermittlung ist „komplex“, aber in der Theorie ist die IP eines normalen Nutzers quasi der Internetfingerabdruck). Allein eure ISP werden mehr Daten über eure Gewohnheiten haben, als Steam.
Also, wer ist jetzt so konsequent und ehrlich, und zieht in den Wald?
Und wie gesagt: Ich verstehe die Haltung nicht. Man ist immer vom Internet oder sonstigen Faktoren abhängig. Steam ist quasi die Konsequenz dieser allgemeinen Entwicklung. Würden hier nur Konsolenspieler diskutieren, die KEINE Onlinedienste (XBL, PSN, WiiWare, DSIWare) nutzen, und wirklich „out of the Box“ mit ihrem Spiel spielen (also die Generation SNES, N64, PS1), dann könnte ich den Abhängigkeitsgedanken noch nachvollziehen. Aber bei normalen Internetusern / PC-Spielern? Mh.
Regards, eX!