AW: Wie kann man Leute davon überzeugen, dass Festplattenverschlüsselung wichtig ist
MiffiMoppelchen am 30.01.2009 13:53 schrieb:
Also ich frage mich ja immer, was die Leute so daheim treiben, dass sie Angst haben, jemand kommt und durchsucht einfach ihre Festplatte.
Die Leute müssen schon irgendwas machen, dass so schlimm ist, dass sie erwarten, aufzufliegen, kontrolliert und bestraft werden. [...]
Warum haben Sie daheim Vorhänge und Rolläden am Schlafzimmerfenster? Und warum sperren Sie die Haustür ab wenn Sie weggehen? Sie haben ja schließlich nichts zu verbergen, oder?
MiffiMoppelchen am 30.01.2009 13:53 schrieb:
[...] Man muss ja schon irgendwas Dubioses angestellt haben, um Aufmerksam bei den betreffenden Organen erregt zu haben. [...]
Andererseits muss man sich ja auch schon irgendwie auffällig verhalten, um unter Verdacht zu kommen (siehe oben). [...]
Ach, dann sind Sie also von der verdachtsunabhängigen VDS befreit? Darf man fragen wen Sie dafür mit welcher Summe bestochen haben?
Herbboy am 30.01.2009 14:30 schrieb:
darum geht es ja nicht. wenn jetzt einer gezielt wissen will "hat und wenn ja: welche ponoseiten hat X besucht", dann geht den das nix an, das möchte ich auch nicht jemandem sagen/zeigen.
Ach, um was geht es denn dann bitte?
Übrigens, den Vorschlag der weiter oben im Thread genannt wurde, "einfach" für wichtige/sensible/private Daten einen TrueCrypt-Container anzulegen kann man gleichmal dezent in die Tonne treten - das nützt gar nichts.
Moderne Betriebssysteme (egal ob Windows oder *nix) haben so viele "schöne" Mechanismen mit denen Daten gecached/gespiegelt/usw werden (temporäre Dateien, Sicherungskopien, Schattenkopien von Festplattensektoren zur Ausfallsicherheit, Auslagerungsdateien, "zuletzt geöffnet" Listen und Caches, etc. etc. etc.), die eigentlichen Dateien zu verschlüsseln bring herzlich wenig wenn man mit ein bisschen Wühlen im Betriebssystem die gleichen Daten noch 2x in unverschlüsselter Form finden kann.
Dazu kommen dann noch diverse "Schwächen" bei mobilen Datenspeichern (Stichwort Wear-Leveling bei USB-Sticks) oder Selbstreparaturmechanismen bei modernen Festplatten (automatisches Kopieren von Daten aus defekten Blöcken, etc.) so dass ein effektives "Einsperren" der Daten ausschließlich im Container
unmöglich ist.
Genau deswegen muss ja die ganze Festplatte verschlüsselt werden um diese Schwachstellen abdichten zu können. Auch sehr interessant, was TrueCrypt zum Betrieb empfiehlt:
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Paging File
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Hibernation File
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Memory Dump Files
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Multi-User Environment
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Unencrypted Data in RAM
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Password Change
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Data Leaks
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Windows Registry
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Wear-Leveling
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Reallocated Sectors
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Defragmenting
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Journaling File Systems
Selbst wer all diese Ratschläge berücksichtigt (und dabei einiges an Bedienkomfort einbüßt) hat immer noch mit großen Problemen zu kämpfen, denen ohne Verschlüsselung der gesamten Partition/des gesamten Datenträgers einfach nicht beizukommen ist.
Herbboy am 30.01.2009 14:30 schrieb:
aber wenn man bei ner durchsuchung nach was ganz anderem einfach zufällig nebenbei darauf stößt, dann wollte diese dinge ja diese person nicht gezielt wissen. d.h. der wird von sich aus sagen "aha, das geht mich jetzt nix an - und weiter geht's".
Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr manche Leute auf ihre Rechte scheißen und den Verlust von informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre mit einem Schulterzucken und "ich hab ja nix zu verbergen" hinnehmen. Wirklich ein Phänomen...
Herbboy am 30.01.2009 14:30 schrieb:
DAS wäre nicht schlimm, und das ist der unterschied. selbst wenn bei nur durchsuchung jemand sehen würde "der hat auch pferde-mit-hunden-sex.da.ru besucht": was soll er damit anfangen? vlt. ein innerliches grinsen, das war's.
Falsch. Das kann ganz schnell Nachermittlungen nach sich führen:
[url=http://www.antiquariatsrecht.de/?p=185 schrieb:
Änderungen des StGB: Verbreitung von jugendpornographischen Schriften strafbar[/url]] [...] Ebenso handelt es sich bei der Verbreitung von jugendpornographischen Schriften, die ein „tatsächliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen” wiedergeben, um eine strafbare Handlung, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet werden können. Als „ wirklichkeitsnahes Geschehen” ist dabei ein Geschehen zu verstehen, dass vom Betrachter nach dem äußeren Erscheinungsbild als ein tatsächliches Geschehen wahrgenommen wird.
Daher werden künftig auch Darstellungen von „Scheinminderjährigen”, also solchen Personen, die zwar bereits volljährig sind, aber von ihrem äußeren Erscheinungsbild her als Minderjährige eingeschätzt werden können, als „wirklichkeitsnahes Geschehen” eingestuft. [...]
(siehe auch
hier)
Wenn mal also auf der einen oder anderen "einschlägigen" Teen-Seite unterwegs ist, kann das schneller als einem lieb ist eine Ermittlung wegen Besitzes kinderpornographischem Materials nachsich ziehen, nur weil ein Polizist meint "...die sieht aber noch nicht wie 18 aus...". Und ich glaube ich muss nicht sagen, wie schnell durch so einen Vorwurf das soziale, berufliche, und familiäre Leben eines Menschen zerstört werden kann, oder?
Herbboy am 30.01.2009 14:30 schrieb:
selbst medikamente&co: was soll zB ein servicetechniker oder ein beamter einer behörde mit der info anfangen, dass du zB unter niereninsuffizienz leidest? da muss man schon sehr paraoid sein, wenn man meint, das ausgerechnet diese person die zeit dafür nimm, gezielt nach so was zu suchen und das dann auch noch negativ einsetzt zB es deinem arbeitgeber meldet, wobei selbst da die frage is, ob ihn so was überhaupt interessiert.
Warum darf ein Personalchef wohl beim Einstellungsgespräch i.d.R. (außer es ist von beruflicher Relevanz) nicht nach Schwangerschaft, Geschlechtskrankheiten, oder sexuellen Vorlieben fragen? Warum sollte es dann also ok sein, wenn ihm diese Informationen auf anderem Weg zugetragen werden können? Das
Internet weiß jetzt schon mehr über jeden Einzelnen als einem lieb sein kann.
Stellen Sie sich einfach mal vor, Ihr Freund für den Sie eine Homepage gestaltet haben wäre nicht Rechtsanwalt, sondern Computerfachhändler. Und Sie würden ihm Ihren Laptop vorbeibringen, weil irgendwas Windows zerschossen hat und das System nicht mehr richtig bootet. Und er schaut sich das an, bootet von einer Live-CD, wirft einen Blick in die Registry und findet dabei eine Liste mit den zuletzt geöffneten Dateien.
Er müsste die Dateien ja nichtmal öffnen - in sehr vielen Fällen reichen schon der Dateiname und die Metainformationen aus um mehr über den Inhalt preis zu geben als der Verfasser möchte. Oder legt ihm die moralische Pflicht zu rechtlichen Schritten auf - siehe z.B. §184c und Material eines bestimmten niederländischen Erotikanbieters...
Zusammenfassend kann ich nur noch einmal den Kopf schütteln, mit welcher Sorglosigkeit - ich sollte wohl aber besser sagen: Ignoranz - die meisten User hier mit dem Thema Datensicherheit und Privatsphäre umgehen. Da wundern mich die Erfolge diverser digitaler Striptease Portale (aka Facebook oder StudiVZ) und verschiedener Datamining-Operationen (PayBack usw. usf.) gar nicht mehr. Auch die verschiedenen "Skandale" um verkaufte/verloren Adressdaten bei Telekom und Co. sind da wohl hausgemacht und offensichtlich auch gleichzeitig völlig egal.
Angesichts dieser absoluten Selbstverachtung im Bereich informationelle Selbstbestimmung und Wahrung der eigenen Privatsphäre kann ich nur sagen, dass die meisten Leute die VDS wohl doch voll und ganz verdient haben. Sie haben ja alle schließlich nichts zu verbergen...
-.-"