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kiljeadeen
Gast
aph am 02.03.2006 11:00 schrieb:kiljeadeen am 02.03.2006 09:48 schrieb:Dafür gibt es keinen Mechanismus im klassischen Sinn, zumindest nicht so, wie du dir das vorstellst. Das ist keine Sache von Marktwirtschaft, Politik oder Gewerkschaften.
Das (neben der Frage nach den verschwindenden Arbeitsplätzen) sehe ich anders als du. Da es keinen natürlichen Mechanismus gibt und man nicht darauf hoffen kann, dass die Menschen von selbst anders werden (und wie von dir gewünscht tolle Sparer werden, was übrigens auch nicht hilft), muss es vorinstallierte Mechanismen geben. Sei es per Gesetzt oder eben starke Gewerkschaften.
Nein, es hilft in der Tat nicht, wenn alle einfach drauflos sparen. Wie auch?
Der entscheidende Punkt dabei ist, daß man auf ein Ziel hin spart und nebenbei eine kleine Reserve hat.
Wieviele Menschen sind heute qualifikationsbedingt defakto unvermittelbar? Wie kann das überhaupt passieren? Es gibt immer mehr Institutionen, die vernünftige und seriöse Kurse zur Weiterbildung anbieten. Sowas kostet halt, ab 1500 Euro beginnt es im Regelfall, wenn ein umfangreicheres Wissen, welches aber noch keine Fachausbildung darstellt (die Kurse sind erheblich teurer). Das ist durchaus eine Summe, die jeder mit ein wenig Sparwillen aufbringen kann. Natürlich ist das unbequem, immerhin arbeitet man untertags und muß demnach solche Kurse am Abend besuchen und dafür zahlen. Nein, nein, da geht man lieber ins Kino oder macht sonstwas.
So oder so, man gibt das Geld, wenn man gespart hat lediglich zu einem anderen Zeitpunkt, aber das Resultat ist eine anderes. Wenn der Kurs nicht total Sch***e war, dann nimmt man etwas davon mit und kann davon in Zukunft profitieren. Welchen Effekt hat es heute, daß du vor 5 Jahren im Kino irgendeinen Film gesehen hast? Daß du Essen gegangen bist anstatt zu Hause normal (und erheblich billiger) zu essen? In der Disco warst?...
Es gibt keine Mechanismen und man kann auch keine erfolgreich Einführen. Warum glaubst du denn, daß es nirgendwo sowas gibt? Es gibt genug Länder, in denen stark gewerkschaftlich dominierte sozialistische Parteien an der Macht waren und haben sie dahingehend etwas gemacht? Nein.
Das scheiterte keineswegs am Willen sondern an den Möglichkeiten.
Anders als du sehe ich die Forderungen der Gewerkschaften aus den 50ern bis 80ern keinesfalls übertrieben, sondern als Garanten der Binnennachfrage, und damit als Grundpfeiler der Wirtschaft. Was passiert, wenn der weg fälllt, kann man in Deutschland derzeit gut beobachten.
Das was wir heute beobachten können ist die Auswirkungen, wenn man viele Menschen massiv überbezahlt und das auf sie zurückfällt.
Wir leben in einem globalen Markt und müssen uns dem eben anpassen.
Das entscheidende daran ist aber, daß uns dies nicht etwa diktiert wurde, sondern es so ist, weil wir es selbst so wollen.
Wir sind es schließlich selbst, die diese im Ausland erzeugten Waren kaufen, eben weil sie billiger sind. Das sind nicht die bösen Konzerne, sondern die Konsumenten, die hierfür ursächlich verantwortlich sind. Wenn die Arbeitnehmer schon beim Kaufverhalten durchblicken lassen, daß die Löhne überzogen sind und sie selbst nicht bereit sind diese zu bezahlen, warum sollten ausgerechnet die Unternehmer anderer Meinung sein?
Solange Menschen wie du nicht verstehen, daß sie mit jedem Kauf an einer Produktionsstandortentscheidung mitwirken, wird sich nichts ändern. Man kann nicht erwarten, daß man anstatt Made in Germany vermehrt zu Made in China greift und daß das keinerlei Auswirkungen hat. Kein Unternehmen kann es sich leisten lange Zeit auf Lager zu produzieren. Entweder das Produkt wird gekauft oder man muß etwas daran ändern (oder zusperren). Leider ist der Preis heute eines der wichtigsten Kaufkriterien und demnach müssen Änderungen in der Produktion ebenfalls beim Preis vorgenommen werden.
Solange du diese Ursache- und Wirkungsprinzip nicht verstehst, wirst du nie weiterkommen. Der Konsument diktiert die Wirtschaft und nicht umgekehrt.
Ich bin Unternehmer, ich MUSS verkaufen, damit ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Der Konsument muß vielleicht auch kaufen, weil es eine elementare Sache ist (Lebensmittel, Kleidung,...), ABER er muß nicht bei mir kaufen, sondern kann es sich auchsuchen. Dadurch ist er in einer viel stärkeren Position als ich als Verkäufer, denn ich muß mich zwingend nach meinen Kunden richten und das trifft auf alle Unternehmen zu, egal ob klein oder groß.
Diese ungute Entwicklung ist der freie gewählte Wille der Bevölkerung - sie ist nur zu dumm, daß sie es auch versteht, was sie da tut.