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ruyven_macaran
Gast
TBrain am 10.11.2007 22:16 schrieb:Wolltest du damit gegen mein Argument argumentieren? Hat irgendwie nicht geklappt.
schade eigentlich. worauf ich hinauswill ist:
wenn man mit einem offenen markt hungersnöte bekämpfen will, dann setzt das zwei dinge vorraus:
a) man hat geld (oder andere begehrte objekte)
b) jemand mit nahrungsüberschuss befindet sich in akzeptabler entfernung
übertragen auf die hungersnöte im europa des vorletzen jahrhunderts greift b): diese waren meist klimatisch bedingt, z.t. durch eingeschleppte, sich schnell ausbreitende schädlinge unterstützt. es gab somit keine enormen überschüsse in der nachbarschaft.
übertragen auf die heute immer wieder zu beobachtenden hungersnöte gilt ersteres: diese finden meist in sehr armen ländern statt, die es sich gar nicht leisten können, auf dem freien markt einzukaufen (ein umstand, der nicht selten sogar in akteuren des freien marktes begründet ist)
hätten sie die kohle, könnten sie die auch direkt in modernere anbaumethoden investieren - was seinerzeit auch in europa durch eine vervielfachung der erträge dafür gesorgt hat, dass hunger kein großes problem mehr ist.
(mein) fazit: freier markt ist stellenweise nett, aber nicht das entscheidende.
Wenn du das schon nicht wiederlegen kannst, dann sag doch wenigstens was du daran auszusetzen hast
ooch - als theorie an und für sich hab ich daran wenig auszusetzen. (n echter wirtschaftler würde vielleicht spontan "wettbewerb???" brüllen, ich bin aber keiner)
bezogen auf die praxis werden aber eine reihe entscheidender punkte vernachlässigt:
-transport (!!!)
-stabilität (wer stellt die versorgung sicher, wenn robinson ausfällt?)
-rohstoffe (um mehr zu verarbeiten muss ich erstmal mehr haben)
-abnahme (was bringt mehr produktion, wenn man sie nicht absetzen kann, weil die leute, die gleich viel arbeiten, genau gleich viel ausgeben können?)
-persönliches risiko (bei nachfrageschwankungen bleibt einer -bzw. seine belegschaft- auf der strecke)
-ähnliche kerbe: ortsansässige spezialisten?
-macht/monopol
-weiterentwicklung (weniger leute beschäftigen sich damit -> weniger verschiedene ideen kommen zusammen)
-unterschiedliche standortbedingungen
in kurz: die theroie funktioniert hervorragend, solange freitag und robinson alleine auf ihrer kleinen insel leben.
in einer hochdynamischen, globalen wirtschaft gibt es aber einen ganzen haufen weiterer faktoren, deren auswirkungen weit über die dargelegten vorteile hinausgehen und die somit zwingend berücksichtigt werden müssen, um eine entscheidung über die "bessere" lösung zu treffen.
werden aber nicht berücksichtigt.
Was das bedeuten soll erschließt sich mir an der Stelle nicht.
das soll bedeuten, dass ein gesetz in einem modernen staat eine weitaus kompliziertere angelenheit als eine absprache zwischen ein paar menschen ist, und das in jedem einzelen abschnitt von der problemstellung, der eingrenzung des betroffenen bereiches, der findung einer lösung über die die ausformulierung, die beschließung bis hin zur inkraftsetzung, umsetzung und überwachung der einhaltung.
Hähh?? Du hattest Anfangs gefragt wieso es bei freien Märkten trotzdem das Recht auf Leben gibt (das verhindert dass sich die Menschen gegenseitig abschlachten) und wieso es nicht eingeschränkt werden kann. Und genau das habe ich dir erklärt. Jetzt weiß ich nicht was es daran noch auszusetzen gibt.
zu einschränkungen hab ich nichts gesagt, die existenz hast du imho absolut ungenügend begründet bzw. du hast einfach deine meinung gesagt, ohne sie zu begründen.
und imho muss die begründung eine sehr fehlerhafte sein, zumindest fällt mir spontan nichts ein, was es unterstützen würde, ein "recht auf leben" als allgemeines, universelles naturrecht zu definieren, und was nicht zeitgleich in gleichem maße dass von dir nicht vorgesehene "recht auf überleben" begründet.
aber ich bin gespannt darauf, wie das eine in vollem umfange ein höchstes gut darstellen kann, wärend das andere vollkommen egal ist.
nd das ist jetzt ungefähr der größte Unsinn den ich jemals gelesen habe.
du liest deine eigenen posts nicht?
Du hättest ganz einfach von Anfang an sagen können, dass du vernünftigen Argumenten nicht zugänglich bist und ohnehin eine zementierte Meinung hast.
ich hab eine meinung. wie fest die zementiert ist muss man relativ zu den argumenten&thesen sehen, die ihr gegenübergestellt werden.
im vergleich zu dem, was du bislang gebracht hast, ist sie tatsächlich sehr fest zementiert.
Vorhin hast du ja immerhin schon anerkannt, dass Märkte eine optimale Steuerung gewährleisten. Und jetzt das...
ooch - das erkenne ich dem wortlaut nach auch jetzt immer noch an, genauso wie vorhin. der knackpunkt ist halt das "optimal" in diesem satz.
ich geb zu: anfangs hatte ich eine falsche vorstellung von deiner ansicht und habe deswegen in die falsche richtung argumentiert:
der freie markt (und zwar wirklich frei, ausschließlich den gesetzen des marktes selbst folgend) kann eine optimale lösung finden - optimal nach der definition eines kompromisslosen unterstützer des uneingeschränkten kapitalismus, also z.b. maximaler profit, maximale macht, maximaler reichtum des aggierenden,... - "optimal" ohne berücksichtigung jeglicher ethischer und moralischer aspekte, "optimal" ohne einen gedanken an umwelt, nachhaltigkeit, menschen,... . "optimal" halt.
offensichtlich lag ich mit meiner annahme, dass du in diese richtung tendierst, aber vollkommen falsch - dein "optimal" scheint wesentlich näher an den heute üblichen, vielleicht sogar an meinen vorstellung einer "optimalen" welt und dem umgang mit einer solchen zu sein.
und zum erreichen von diesem "optimum" sind märkte imho nur sehr begrenzt geeignet, denn dieses optimum setzt in hohem maße vorraus, dass bei allen entscheidungen die gemeinschaft berückssichtigt wird (je nach dem, wie weit man geht alles von "mein dorft" bis "alle lebewesen dieses planeten von heute bis in alle ewigkeit").
und genau dass kann ein freier markt imho nicht bewirken:
der mensch als solcher ist in erster linie mal ein gnadenloser egoist, ein nicht unerheblicher teil der menschheit ist auch schlicht nicht in der lage, einen großteil der konsequenzen zu verstehen geschweige denn selbst zu erkennen.
(was nicht bös gemeint ist: wir bezahlen schließlich nicht umsonst einen ganzen haufen von wissenschaftlern und politikern, damit sie den ganzen tag nichts anderes machen, als möglichst viele informationen zu ermitteln bzw. die entscheidung darüber zu fällen. oder in aufsichtsräten däumchen zu drehen, aber das ist n anderes thema)
nun stehen egoismus und beschränkter horrizont (das was wir haben) aber in starkem kontrast zum wohlergehen wirklich aller (was wir wollen) - das am markt agierende individuum wird also dazu tendieren, die falschen entscheidungen zu treffen.
und man kann verdammt viele falsche entscheidungen treffen.
nun gibts zwei ansätze, dass zu beheben:
-man schränkt den markt soweit ein, dass nur noch richtige entscheidungen übrig bleiben
-man lässt den markt ganz bleiben.
nun, die "soziale" marktwirtschaft nutzt in geringem maße ersteren ansatz - und hat imho gezeigt, dass es nicht klappt.
auf viele fehler wurde erst reagiert, als es fast/ganz zu spät war (aktuelles beispiel: klimawandel. auf den hätten wir auch vor 30 jahren schon reagieren können, damals wäre er für ein bruchteil der heutigen kosten verhinderbar gewesen), andere wurden bis heute nicht gelöst (atomtechnologie - der "markt" ist klar damit überfordert, in zeiträumen von jahrzehntausenden zu denken), andere entziehen sich komplett diesem regelschema (internationale konflikte), an wieder anderen stellen wird aufwendig dem markt entgegengearbeitet (sozialsysteme),...
die "lösungen" für die meisten dieser probleme lauteten: mehr regulieren (selbst in fällen, in denen man die regulierung tatsächlich über prinzipien des marktes regulierbar wäre, z.b. klima)
nun könnte man sich überlegen, was man noch so alles für probleme auf der welt hat, welche davon mit dem markt in verbindung stehen (fast alle, schließlich ist der markt ziemlich all-umfassend) und mit was für regeln man sie in zukunft verhindern könnte.
nehmen wir mal an, eine person alleine könnte die sich alle merken:
macht ein markt wirklich noch sinn, wenn man von 100 möglichen optionen 80 verbieten, 10 massiv sanktionieren, 5 entgegensteuern, 2 mit auflagen belegen und von der verbleibenden 3 die gewünschte subventionieren muss, damit ein "optimales" ergebniss bei raus kommt?
erreicht man da nicht irgendwann den punkt, an dem ein markt einfach die ineffetikvere, weil viel zu aufwendige variante ist?
imho hat die welt eine komplexität erreicht, an der dieser punkt schon lange überschritten ist.
(zugegeben: eine wirklich gute alternative habe ich auch nicht - ähnlich wie die demokratie ist der freie markt einfach die einzigste steuerungsform, die ausreichend viele leute kapieren, damit sie sich selbst am leben halten kann)