1. Es ist nicht die hinterste Reihe, die sich über "forced diversity" beschwert. Diese Art von Framing gehört in so einen Artikel auch gar nicht hinein, weil man Kritik nicht pauschal damit abtun sollte, dass man "von gestern" ist oder so.
"Hinterste Reihe" ist meines Erachtens kein eindeutiger Frame und kann hier genauso gut für "gesichtslos" stehen, also dass man die Kritiker nicht direkt ausmachen kann, weil sie anonym sind. Eine Färbung ist hier trotzdem gegeben, das spreche ich nicht ab, ist aber standard in allen journalistischen Blättern, es gibt ausnahmslos kein Medium, dass das nicht tut. Das muss man nicht als gut empfinden, ist aber nicht für uns etwas spezifisch "schlechtes" oder unangebracht.
2. Der vermeintliche Standard existiert nicht. Ich erwarte allerdings in einer Erzählung, die in Japan spielt, vorwiegend Asiaten, bei einer Erzählung die auf Herr der Ringe aufbaut, keine dunkelhäutigen Elben und im Fall von Arielle ist es natürlich auch nur zu verständlich, wenn man sich an die Hautfarbe der Dame in der Vorlage hält. Was wäre hier wohl los, wenn Martin Luther King von einem Weißen gespielt werden würde oder Winston (Ghostbusters) von einem Asiaten?
Ich denke schon, dass diese Standards existieren, zumindest in den letzten Jahren noch sehr stark, wo vor allem weiße Menschen aus guten sozialen Schichten, hetero, cis (etc) hauptsächlich vertreten sind. Das ist auch gar nicht wertend gemeint, aber Repräsentation von anderen Gruppen sind eben auch nicht verkehrt,
3. Auch für das Geschlecht existiert kein Standard. Eine Lara Croft kann genauso gut funktionieren wie ein Indiana Jones, eine Ellen Ripley genauso gut wie ein "Dutch" Schäfer. Was dagegen nicht funktioniert ist wenn man aus einer Frau eine Mary Sue macht, die alles kann und jeder mag, wie in Star Wars Episode 7-9 geschehen.
Frauen werden in meinem Empfinden viel schneller als unfehlbar wahrgenommen als Männer. Wenn männlich besetzte Rollen keine Fehler oder inneren Kämpfe haben, ist das viel mehr akzeptiert, weil sie eben als stark konnotiert sind. Die 80er Action Welt war überschwemmt, von "idealen" Männern, die jeden Kampf gewinnen, durch Muskelkraft, Willensstärke und Patriotismus. Auch das möchte ich nicht werten, weil das erstmal nicht schlecht sein muss. Wäre Ellen Ripley (wie im orginialskript vorgesehen) ein Kerl gewesen, hätte es sicherlich keine Szene gegeben, in der sich die Rolle entkleidet und dadurch extra verletzlich wirkt.
4. "Vermeintlicher Standard ist nicht auf Fakten begründet" ist ein Märchen, dass sich der Autor des Artikels gerade herbei gezaubert hat, wohl um Kritiker als unverbesserliche Nörgler darzustellen anstatt auf Kritik einzugehen.
Bei fiktiven Werken auf Fakten zu pochen, ist tatsächlich schwierig. Und Fakten, wenn es welche gibt, sind oft verworren und nicht so leicht einzuordnen, wie viele das (auf allen Argumentationsseiten) manchmal gerne hätten, bestes Beispiel:
5. Ich weiß nicht wo man dem Autor das beigebracht hat, aber Frauen werden in der Medizin genauso ernst genommen und behandelt wie Männer. Sie gelten nicht als Abweichung. Dieser Mythos, das Medikamente nur an Männern getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen, lässt sich bereits mit einer 5-minütigen Google-Suche als falsch entlarven.
Inzwischen ist das natürlich viel besser, aber historisch betrachtet wurden Frauen an dieser Stelle unglaublich benachteiligt. Das wäre nicht so schlimm, wenn sich das nicht heutzutage noch auswirken würden. Erst in den letzten Jahren gibt es Aufklärung darüber, wie Herzinfarkte bei Frauen aussehen, in Serien wie Friends (die immer noch laufen und gesehen werden) wird das in einer Folge komplett falsch dargestellt. Das sind Punkte, an denen wir jetzt erst Änderungen als Gesellschaft erfahren. Das arbeitet aber nicht sofort Nachteile auf, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte entstanden sind. Und die sind entstanden, weil Männer die gesellschaftliche Norm waren und Frauen meist als Beiwerk repräsentiert wurden.
Ich fühle mich als Mensch inzwischen permanent unter Generalverdacht und grundlegend ignoriert.
Das kann ich nun gar nicht nachvollziehen. Das "Schlagwort" "alter weißer Mann" ist übel, weil es sich auf Attribute bezieht, für die die betreffenden Personen nichts können, sie sind halt so geboren. Gleiches gilt für Sexualität und Gender.
Aber in fast jeder Serie oder Film wird doch eben diese Gruppe irgendwie verkörpert. Sie machen nicht mehr 90 Prozent aus, sind aber doch vertreten. Andersherum muss man sich überlegen, wie es ist, zu einer Gruppe zu gehören, die zuvor vielleicht nur in 5 Prozent der Fälle vertreten war. Es geht am Ende ja nicht darum, statistische ein perfektes Abbild zu liefern, sondern auch Gruppen abzubilden, über die noch nicht Hunderttausende Geschichten existieren.