Die Haltung "Ich hab Recht, weil ich Hausrecht hab" mag dir und anderen zwar auch zustehen, aber es zeigt auch Stück weit, die Hilflosigkeit, mit der man an solche Themen rangeht. Den Artikel so zu veröffentlichen ist doch quasi wie draußen rum zu laufen und "Schlag mir ins Gesicht" zu rufen um dann jeden zu verklagen, der zu hart zuschlägt. Gerade wenn eine kontroverse Thematik behandelt wird, bei der auf Grund ideologischer Faktoren kein Konsens oder friedfertiger Umgang zu erwarten ist, ist doch eigentlich klar, dass das hier dabei raus kommt.
Aber das, was hier rauskommt, ist doch nicht schlecht, es ist eine Diskussion um das Thema.
Und das Hausrecht greift hier, weil das unser Netzwerk ist. Wir laufen also metaphorisch nicht draußen rum, sondern in unserem eigenen Wohnzimmer und stoßen ein Thema an, dass uns in der Redaktion interessiert und beschäftigt. Wir wissen, dass viele das Thema, wie wir es aufarbeiten, nicht gut finden, aber wir arbeiten es eben so auf, wie wir das für richtig empfinden.
Und der Vergleich mit dem Schlagen hinkt, insofern dass Beleidigungen und "Unnettigkeiten" nicht zu einer ernsthaften Debatte dazugehören. Wie du ja auch erwähnst, lassen wir recht viel stehen, und die Diskussion wurde mit der Zeit ja auch friedfertiger und umgänglicher, ohne dass Leute ihre Meinung grundsätzlich ändern mussten - das hatten wir schon öfter unter solchen Artikeln und da wollen wir generell auch hin.
Ohne das jetzt aufrollen zu wollen, so zieht ihr z.B. die rote Linie, wenn Leute aggresiv schreiben. In der Öffentlichkeit würde ich fragen, auf welcher rechtlichen Grundlage? Es ist ja nicht mal so die verwendete Wortwahl per se eine Beleidigung ist, sondern das Menschen versuchen bestimmte Zustände einzuordnen (meist subjektiv), auch wenn die Wortwahl hierfür vielleicht nicht immer die geeigneteste ist. Geht es dann hier wirklich nur ums Wording und sind euch dann Ersatzbegriffe die harmloser klingen, aber auf das gleiche abzielen lieber? Wahrscheinlich doch eher nicht.
Doch, es geht größtenteils um das Wording. Wir haben ein paar Dinge, die wir abseits von der Wortwahl nicht stehen lassen wollen, wie die Gleichsetzung mit Geisteskrankheit, aber in den meisten Fällen schauen wir darauf, welchen Ton jemand benutzt.
Ersatzbegriffe, die harmloser klingen, sind deswegen harmloser, weil sie im besten Falle nicht beleidigend sind. Wenn die Meinung selbst eine Beleidigung ist, dann wird sie allerdings auch nicht stehen gelassen und im weiteren Sinne moderieren wir auch danach, wie wohl sich alle Beteiligten in einer Diskussion fühlen. Wenn sich also alle gegenseitig Dinge an den Kopf werfen und keiner sichtlich über die Stränge schlägt, nehmen wir das manchmal hin. Sobald Meldungen bei uns reinkommen, schauen wir genauer hin
Ich hoffe, das hat es einigermaßen verständlich erklärt^^
Ich treffe auch öfter auf androgyne Personen. Wenn ich die dann aber frage was sie sind (weil ich z. B. interessiert bin an der Person), kann ich mich heute nicht mehr auf die Aussage verlassen.
Das ist tatsächlich ein super interessanter Punkt, weil ich langsam verstehe, wo sich unsere Geister scheiden. Für mich ist das keine Lüge, wenn mir ein Transmann sagt, er sei ein Mann, weil das Wort für mich einfach bedeutet, mit welcher sozialen Identität er aktuell lebt und wie ich ihn jetzt gerade begreifen soll. Du hast in einem früheren Post gemeint, dass du statt sozialem Geschlecht eher von gesellschaftlicher Rolle sprechen wollen würdest.
Der Begriff "soziales Geschlecht" muss umgeschrieben werden (persönlicher Vorschlag wäre gesellschaftliche Rolle).
Das ist für mich in dem Fall genau das, was Mann und Frau ausdrückt. Das biologische Geschlecht ist manchmal für den Kontext wichtig, aber in der Regel erfährt man das sowieso recht schnell, wenn man sich mit einer Person so weit auseinandersetzt (also auch ihrer Persönlichkeit), dass der Kontext relevant ist.
Ich verstehe das Dating-Argument da schon, wobei queere Personen meiner Erfahrung nach sehr offen sind, was ihre Sexualität angeht, man das also schon mitbekommt, wenn es in eine romantische Richtung geht. Aber Dating ist aus Sicht einer Frau (oder als Frau lebenden Person^^) natürlich deutlich anders als bei einem Mann.
Damit will ich sagen, dass es mir scheint, als dass es sich weitestgehend um eine Definitionsfrage handelt. Also wovon man spricht, wenn man von Identität redet. Keine queere Person, die ich kenne, bezieht sich auf ihr biologisches Geschlecht, wenn sie sagt, sie ist non-binär. Es geht immer um die soziale Rolle, die sie einnehmen, bzw. in der sie sich wohlfühlen. Ich weiß nicht, ob es das für dich besser macht, aber das ist zumindest mein Einblick - zumindest ich habe das Gefühl ein bisschen schlauer zu sein