Na toll
So ein Statement ist ein echter Tritt zwischen die Beine für uns Schreiber. Wir können uns auf den Kopf stellen und zehn Mal bessere Artikel als die Konkurrenz produzieren, aber am Ende juckt es eh keinen. Mann, ich bin in der falschen Branche gelandet ^^
P.S: Das soll jetzt keine Kritik an deinem Beitrag oder gar deiner Kaufphilosophie sein. Wollte nur mal sagen, wie ich die Sache sehe.
Ich kaufe Spielezeitschriften seit etwa 1985. Habe auch von der Erstausgabe an ab der Playtime, später PC Games viele Jahrgänge vollständig. Für mich stellt sich das Problem folgendermaßen da: Der Reiz der frühen Jahre ist inzwischen verflogen. Computerspielen ist aus der Nerd-Ecke raus und auch die Zeitschriften mussten mit der Zeit gehen und sich dem Massenmarkt öffnen sowie auch professioneller werden, um der mächtigen, inzwischen stärksten Medienindustrie mit mehr Umsatz als Filme oder Musik im Jahr, gerecht zu werden. Da hilft auch der Humor einer PC Action nicht, der ja auch nicht unbedingt Jedermanns Sache ist. Durch diese beiden Faktoren ist der Flair, mit einer Computerzeitschrift etwas "besonderes" zu lesen, auch ziemlich verflogen.
Es kommt also auf den Inhalt der Zeitschrift an:
- Und leider hat da die Quantität in den vergangenen Jahren doch erheblich nachgelassen. Klar, es wird mal über Mods oder Indie-Spiele berichtet. Aber es fallen doch ziemlich viele Spiele unter den Tisch. Für 5,50 Euro habe ich nicht mehr das Gefühl ausreichend Lesestoff zu bekommen, welche einen Kauf rechtfertigen. Deswegen entscheidet inzwischen fast ausschließlich die VV über Kauf oder Nichtkauf. Das geht soweit, dass ich inzwischen in einem anderen (kleinen) Forum einen Thread habe, wo ich monatlich die Vollversionen aller Zeitschriften aufliste, weil es mich persönlich und inzwischen auch viele andere interessiert. Diese Liste habe ich nämlich noch in Artikelform veröffentlicht, auf meinem Blog: rpcg.blogspot.com sowie zeitweilig (bis mir die Bevormundung durch die Möchtegern-Redis dort zu sehr auf den Sa... ging) auch noch auf Gamers Global, wo die Idee soviel Anklang fand, das jetzt jemand anders das weiterführt.
- Auch die Qualität ist ein zweischneidiges Schwert. Als Redakteur, der seit 15 Jahren für Zeitungen schreibt und auch zwischendurch immer mal Spieletests verfasst hat, unter anderem für The Inventory, einem leider seit langem eingestellten, englischsprachigen Magazin über Adventures aber inzwischen halt nur noch aus Spaß auf meinem Blog, weiß ich, wie schwer es ist einen "qualitativen" Artikel zu verfassen, der unterhaltsam ist und gleichzeitig analysierend und ausführlich über ein Spiel berichtet. Vielleicht erinnerst du dich an die Diskussion über Spieletests, die Christian Schmidt mit seinem Spiegel-Artikel losgetreten hat? Ich bin nicht Schmidts Meinung! Aber ich glaube, das es schön und wichtig ist, wenn es sich anbietet, mal aus vorgegebenen Konventionen auszubrechen.
Zu viele Artikel, insbesondere Previews, lesen sich wie die Pressemitteilungen der Hersteller. Sie wirken wie Werbung und nicht wie ein Vorbericht eines neutralen und kritischen Testers. Außerdem sind sie, im Vergleich zum Test, oft zu lang und verraten weit vorab zu viel über einen Titel, gehen oft zu sehr in die Tiefe. Diese Entwicklung begann schon vor zehn Jahren und hat mir schon damals ziemlich sauer aufgestossen. Die eigentlichen Spieletests käuen dann nur den Inhalt der Preview(s) wider und sind alleine deswegen schon eine Nummer zu langweilig. Der Leser erfährt eigentlich kaum neues.
Es ist mir klar, das es schwierig ist einen extravaganten Text zu verfassen, schon alleine, weil der einen normalen Spieletest ordentlich in die Länge streckt. Und dafür muss ja auch erst einmal Platz sein. Dennoch, nach über 20 Jahren Tests lesen, ist es oft einfach schlicht langweilig einen 08 / 15 Test zu konsumieren, weil er stilistisch einfach identisch zu jedem anderen Artikel ist. Wie da Abhilfe geschaffen werden könnte, kann ich auch nicht sagen. Bei meiner "The Secret World"-Preview habe ich mich etwa erst einmal mit Funcom und Ragnar Tørnquists Werdegang beschäftigt, also Hintergrundinfos geliefert. Auch ein Erfahrungsbericht über die ersten Spielminuten in Ich-Form bieten sich gerne mal an. Aber das sind keine Allheilmittel. Wichtig ist die Abwechslung. Nichts ist langweiliger als 20 Tests in Folge zu lesen, die alle nach Schema X runtergetippt sind.
Hallo auch und danke für die ausführliche Antwort. Es ist nicht selbstverständlich sich soviel Zeit zu nehmen für "die paar Fans" hier. Schade allerdings, dein Post ist ja extrem professionell verfasst. Das wäre doch nicht nötig gewesen, wir sind hier ja schließlich unter uns ...
bzgl. der Verkaufszahlen-"Analyse" kann ich nur dazu raten, die Detailzahlen der IVW abzuwarten, die am Freitag veröffentlicht werden. Dann ist auch konkret aufgeschlüsselt, wie sich harte Auflage (Einzelhandel, Abo) und Bordexemplare/Sonderverkäufe entwickelt haben.
Ich vermutete oben ja schon irgendwie, das ihr vielleicht nicht mehr soviele "Freiexemplare" unter die Leute bringt und deswegen der Abfall so extrem war. Aber ich bin dann ja mal gespannt!
Es ist unbestreitbar, dass sich der Markt konsolidiert und dass es bei allen Computer-/IT-/Spiele-Magazinen Rückgänge gab und gibt (von c't über CHIP und PC Welt bis eben zu PC Games, Gamepro, Computerbild & Co.). Das Segment ist betroffen wie kein anderes, abgesehen vielleicht von den Jugendzeitschriften wie BRAVO. Je "Internet"-näher das Publikum, desto härter. Das ist Fakt und da muss man auch nicht um den heißen Brei rumreden.
Leider, möchte ich sagen. Aber Veränderungen lassen sich nicht aufhalten. Darum ist es umso wichtiger, ein gutes Angebot im Web zu haben. Computec steht da ja schon gut da, einmal mit der Maus auf "Das PCG-Netzwerk" zeigt dies. Allerdings auch, das auf vielen dieser Seiten nicht viel los ist.
Vielleicht wäre es tatsächlich mal an der Zeit, wie Batze schon meinte, den Webauftritt etwas zu überarbeiten. Insbesondere die "PC Games"-Seite etwas seriöser und entschlackter zu gestalten.
Meine Meinung warum auch Anwendungs-Zeitschriften wie c't immer weniger verkaufen brauche ich hier ja zum Glück nicht ausführen. Immerhin, PC Games Hardware steht relativ stabil. Ich denke dies ist zum Großteil der wirklich guten Qualität geschuldet. Auch wenn da sicher Luft nach oben wäre. Etwa indem auch (bei mehr Seiten) ausführlicher über Anwendungssoftware berichtet wird. Ich glaube viele Käufer stehen vor dem Problem, ob sie ein (fast) reines Hardware-Magazin oder eine allgemeine PC-Zeitschrift wie Chip oder PC Welt kaufen sollen. Obwohl PCGH speziell interessant für Spieler und Heimanwender ist, bieten die anderen weniger Ausführlichkeit dafür aber ein breiteres Angebot.
Ein weiterer Grund liegt darin, dass sich um einzelne Spiele wie World of Warcraft, Minecraft, World of Tanks, SWTOR, League of Legends, Battlefield 3, Diablo 3 usw. ziemlich große Communitys gebildet haben. Die Leute sind mit diesem einen Spiel beschäftigt und spielen monatelang nix anderes, "brauchen" also keine Previews, Tests, Reports. Aber sie wollen "besser" spielen. Dem tragen wir mit Klassenbüchern und Sonderausgaben Rechnung, damit wir auch in die Tiefe gehen können und nicht an der Oberfläche kratzen; in PC Games fehlt dazu schlichtweg der Platz. Der WoW-Bereich wird zum Beispiel komplett von PC Games MMORE abgedeckt (mit weitem Abstand Marktführer, zumal monatlich), das bildet die IVW-Auflage aber natürlich nicht ab.
Dieser Trend entstand ja schon langsam mit Counterstrike oder sogar Diablo 2. Wobei auch damals viele dieser Zocker dann keine Zeitschrift benötigten. Ich würde viele dieser Spieler nicht einmal zum klassischen PC-Spielerkreis zählen. Gerade Titel wie WoW haben ja etliche Nichtspieler an den PC gelockt.
Allerdings muss ich sagen, PCG MMORE ist ja nicht IVW gemeldet, und auch Buffed ging ja bei letzter Meldung stark auf die 20.000 zu, was bedenklich stimmt, denn wie lange lohnt es sich noch, diese Magazine zu führen, deren Inhalte ja auch bezahlt werden wollen.
Auch hier stimme ich Batze übrigens zu. Ich habe in der Anfangszeit auch hin und wieder mal Buffed gekauft (die ich übrigens viel zu teuer fand, weswegen ich nicht öfter zuschlug). Und mich dabei so manches mal über Rüstungs- und Skillguides geärgert, die einfach irgendwie "quatsch" waren. Davon ab war mir auch vieles zu kitschig, aber das ist Geschmackssache.
Zum Thema Vollversionen: Natürlich spielen die für viele Heftkäufer (nicht alle, aber viele) eine entscheidende Rolle. Deshalb versuchen wir alles, um möglichst gute Spiele an den Start zu bringen. Das können mal Blockbuster sein, mal Geheimtipps wie ein World of Goo.
Wichtig ist, denke ich, spiele zuerst zu haben. Wenn die erst einmal bei der Konkurrenz drauf waren, oft ja nur mit wenigen Monaten Zeitunterschied, dann interessiert das Gelegenheitskäufer nicht mehr. Dabei solltet ihr vielleicht daran denken, PC Action den Bach runtergehen zu lassen, viel zu retten gibt es da eh nichts mehr, und Vollversionen immer
zuerst auf die PC Games zu nehmen und dann, die zwei Monate später, auf PC Action.
Sacred 2, Drakensang, Two Worlds und King's Bounty waren übrigens schon vor mehreren Monaten bzw. Jahren bei PC Games am Start - und für das zweite Halbjahr kann ich noch einige echte Highlights versprechen, die es noch nirgendwo sonst gab.
Na, da bin ich ja mal gespannt!