ruyven_macaran am 08.02.2009 23:30 schrieb:
eX2tremiousU am 31.01.2009 16:47 schrieb:
Mal ernsthaft: Was ist mit Benedikt los? Er ist doch alt genug, um Judenverfolgung und den zweiten Weltkrieg aus nächster Nähe erlebt zu haben. Sicherlich hatte er auch entsprechende Gespräche mit direkten Opfern und zahlreichen Zeitzeugen. Wie kann ausgerechnet ein deutscher Papst faktisch nicht reagieren.
hatte er einen grund zu REagieren?
ich glaube nicht, dass jemand wie der papst, der primär repräsentativ agiert und sich dazu auf einen umfangreichen beraterstab stützt, mal eben so aus versehen so eine entscheidung trifft. das ganze kann imho nur mit vollster absicht und unter berücksichtigung der konsequenzen abgelaufen sein.
was für eine absicht dahinter steckt... abwarten.
ich hoffe mal nicht, dass es in einer linie mit der wiedereinführung der alten messe (beten für die juden...) steht
Der Papst verlässt sich auf seinen Beraterstab- und hier hat dieser kolossal versagt: Die Schlamperei bei der Kommission Ecclesia Dei, die für die FSSPX zuständig ist, hat erst zu dem ganzen Schlamassel geführt. Der Papst
kann doch gar nicht alle Personalien persönlich kennen.
Was die neuen, alten, Fürbitten für die Karfreitagsliturgie angeht, so kann ich mich einem israelischen Rabbi nur anschließen, der letztes Jahr sinngemäß meinte: 'Auch wir Juden beten dafür, dass die Völker zu Gott finden mögen. Warum also sollten wir das den Katholiken verbieten?'
Und dass Benedikt jedeweder Form von Antisemitismus mehr als deutlich und mehr als einmal eine Absage erteilt hat, sollte klar sein.
Boesor am 31.01.2009 16:52 schrieb:
Sein Ziel scheint wohl in der Einheit der Kirche, also in diesem Wiedereingliederung der Bruderschaft, zu liegen.
Für mich eher unverständlich, aber das scheint er so hoch einzustufen, dass er den (gewaltigen) Imageschaden in Kauf nimmt.
was für eine (enorme) bedeutung hat diese bruderschaft denn eigentlich?
so wie ich das sehe, ist das eine doch recht kleine gruppen von menschen, die im vergleich zu den unzähligen größeren und kleineren spaltungen des christentums wohl kaum einen unterschied machen sollten.
Dem Papst und keinem Katholiken kann es egal sein, wenn es im Christentum Spaltungen gibt, und schon gar nicht, wenn diese innerhalb der Kirche entstehen. Die FSSPX mag zahlenmäßig klein sein, unbedeutend ist sie deswegen nicht.
PiusQuintus am 02.02.2009 12:44 schrieb:
Allerdings wird verkannt, dass Williams kein Bischof im eigentlichen Sinn ist, also das ihm, auch nach Aufhebung der Exkommunikation, keinerlei Lehrbefugnis oder Autorität zukommt. Ob er jemals sein Bischofsamt innerhalb der Kirche wird ausfüllen können, ist mehr als zweifelhaft, auch nach der Wiederherstellung der Einheit zwischen FSSPX und der Kirche.
auch wenn man die weihe wohl nicht rückgängig machen kann (wieso eigentlich nicht? wenn man leute aus der kirchengemeinschaft schmeißen und quasi die taufe umkehren kann, etc. - warum sollte dann ausgerechnet die bischofswürde -an sich ja eher ein posten in der kirche denn eine grundlegende religiöse größe- unantastbar sein?), kann die kirche ihm nicht wenigstens untersagen, diese bezeichnung als titel zu führen?
Kein Sakrament, weder Taufe noch Weihe, kann aufgehoben werden. Es kann lediglich im Nachhinein als ungültig erkannt und erklärt werden.
Bischof ist natürlich ein hohes Amt innerhalb der Kirche, aber nicht nur als regulärer "Posten": Bischöfe sind die Träger der Sukzession und somit unabdingbar für die Weitergabe des Glaubens. (Der übrige Klerus ist streng genommen für die Lehre der Kirche nur schmuckes Beiwerk, an den Bischöfen und dem Papst hängt es.)
"Bischof" ist übrigens kein geschützter Titel (sonst würde sich Frau Käßmann wohl kaum "Bischöfin" nennen dürfen.
)
TheChicky am 02.02.2009 20:16 schrieb:
Täglich werden im Vatikan zig wirklich fromme, gute Leute ernannt und geweiht, es intressiert kein Schwein. Aber wehe, es passiert ihnen mal ein Fehler,...
fehler passieren und kleinigkeiten werden übersehen.
aber leute, denen mal eben so die bischofswürde erteilt wurde und die holocaust-leugnend durch die lande ziehen sind afaik genauso ne ausnahme, wie alle anderen vom papst persönlich durchgeführten aktionen.
und das bei derartigen ganz-und-gar-nicht-alltäglichen aktionen "auch mal fehler" passieren, ist in dieser form nicht glaubwürdig.
Die Weihen von Williamson und den drei anderen erfolgte unerlaubt -Rom hat also damit nichts zu tun gehabt- und ist der Grund für die Exkommunikation. Und da die Weihe ein Sakrament ist, kann sie auch nicht rückgängig gemacht werden. Allerdings kann Rom die Ausübung des Amtes untersagen (wie es ja jetzt noch bei den Bischöfen und Priestern der FSSPX der Fall ist), bis die volle Einheit mit der Kirche wieder hergestellt ist- und wozu die Anerkennung des II. Vaticanums unerlässlich und nicht verhandelbar ist.
Edit:
Auch wenn ich die Aufhebung der Exkommunikation nicht gutheiße (da nach meinem Dafürhalten die Gründe für die Exkommunikation nicht ausgeräumt wurden), so muss ich doch nochmals darauf hinweisen, dass die politischen Ansichten von Williams rein gar nichts mit diesem Schritt des Gnadenerweises zu tun haben! Es gibt sicher noch mehr Bekloppte in der Kirche- wie in der Gesellschaft, deren Teil die Kirche nunmal ist. Sollen die jetzt auch alle 'rausfliegen?
Unumwunden zugeben muss ich aber auch, dass das Timing dieser Entscheidung sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Vatikans eher unglücklich waren ...