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ruyven_macaran
Gast
Boesor am 11.11.2008 12:32 schrieb:Diese Steintafeln würden ja zumindest gewisse teile der Bibel beweisen, bzw für den "ungläubigen" glaubwürdiger machen. Zumindest theoretisch...
imho nicht mal theoretisch.
dass die "10 gebote" seit ein paar jahrtausenden im umlauf sind, wird auch von ungläubigen i.d.r. nicht angezeifelt. selbst etwaige änderungen im laufe der zeit werden bei diesen paar zeilen eher selten vermutet
zweifelhaft ist, dass sie von gott stammen - und man wird sicherlich nicht nachweisen können, wer etwaige gefundene steintafeln gemeißelt hat.
allenfalls hilft es, die bibel-storys etwas genauer zu datieren, aber große auswirkungen sind eigentlich nur gegen den glauben denkbar. (deutliche unterschiede im wortlaut, die "dritte tafel",...)
Denis10 am 11.11.2008 12:44 schrieb:Von Sintfluten wird auch in einigen außerbiblischen Quellen berichtet (welche genau das alles sind, weiß ich nicht).
Es dürfte also tatsächlich mal eine riesige Sintflut gegeben haben. Ob die tatsächlich über die ganze Welt ging, wird wahrscheinlich niemand mit Gewissheit sagen können. Falls du biblische Quellen mit akzeptierst, könntest du die Erzählung ja einfach mal nachlesen.
findet sich afaik in den meisten mythologien im größeren umkreis des mittleren/nahen ostens.
gängige vermutung ist immer noch, dass diese geschichten auf die öffnung des bosporus in historischer zeit zurückzuführen ist - es handelt sich also um eine geologisch eher kleinräumige überflutung des heutigen schwarzmeerbeckens.
eine globale überflutung ist zumindest physikalisch unmöglich (wo soll dass wasser denn hergekommen und wohin abgeflossen sein?), aber das dürfte gott im zweifelsfall auch nicht aufgehalten haben.
Boesor am 11.11.2008 13:51 schrieb:Es gibt ja auch den alten, etwas übertrieben Spruch: "Der sicherste Weg, seinen Glauben zu verlieren ist Theologie zu studieren."
teilchenphysik soll ein gutes gegenmittel sein
Boesor am 11.11.2008 14:43 schrieb:dass die Bibel zusammengestellt wurde ist richtig, aber das bedeutet noch lange keine Verfälschung der Ereignisse.
es bedeutet aber, dass man sich letztendlich auf das urteil einer kleinen gruppe von menschen vor ettlichen jahrhunderten über die ihnen vorliegenden geschichten stützt (die schon damals nicht aus erster hand waren) - ein urteil, dass sehr wohl falsch gewesen sein kann (wenn man sich mal vorstellt, wie schwer es der mehrheit der menschen fallen würde, in so einer situation objektiv zu entscheiden: zumindest teilweise falsch sein dürfte)
das ganze wurde dann im laufe der jahrhunderte afaik auch nicht wort-wörtlich überliefert, sondern im rahmen von abschriften teilweise umformuliert (und dadurch gewissermaßen neu interpretiert. von übersetzungen, auf die sich der praktische glaube stützt, mal ganz zu schweigen)
ohne kenntniss aller damals vorliegenden texte in ihrer damaligen form (und bedeutung - was in anbetracht der vielfältigen quellen und des schlecht dokumentierten sprachgebrauchs der mehrheitlich aus einfachen verhältnissen stammenden leute sogar das größte hinderniss sein könnte)
Boesor am 11.11.2008 15:17 schrieb:Der eine braucht vollständige Beweise um etwas zu akzeptieren, der andere braucht diese naturwissenschaftlichen beweise nicht.
Und solange mir keiner erzählt, der eine ist ein besserer mensch als der andere kann ich damit leben.
der "bessere mensch" lässt sich vermeiden.
aber die "richtige entscheidung" wird in der realen welt immer wieder benötigt, da der glaube eben keine rein geistig-private angelegenheit ist, sondern durchaus auch auswirkungen auf andere hat.
PiusQuintus am 11.11.2008 15:22 schrieb:Vom Machtwillen her: Möglich. Von der Praktikabilität her: unmöglich. Allein schon die endlos langen Reisedauern von Rom und nach Rom machen es sehr unwahrscheinlich; ganz zu schweigen von der Logistik, die nötig wäre, ein solches Mamutprojekt zu stämmen: Stell Dir nur vor: Alle Bibeln hätten in der gesamten christlichen Welt eingesammelt und durch die revidierte Fassung ersetzt werden müssen, die auch erstmal hergestellt werden müssten... das wäre ja schon mit heutigen Mitteln kaum möglich, geschweigen denn in früheren Zeiten.
heute wäre das schon allein deswegen schwierig, weil es viel zu viele bibeln gibt. aber ein gutes stück ins letzte jahrtausend hinein war die zahl relativ überschaubar und quasi alle befanden sich im besitz von leuten, die dem krichenoberhaupt hörig waren (oder es zumindest sein sollten - mit abweichlern lässt sich in einem streng hierarchischen system aber auch sehr effektiv umgehen)
die reisezeiten damals lagen für eine einzelne person auch bei wenigen wochen, wenn es sein musste - und damals war die kirche wirklich vermögend genug, um ein "muss" durchzusetzen.
technisch möglich wäre es also gewesen, zumal der geringe austausch der bevölkerung über große strecken hinweg eine schrittweise umsetzung ermöglicht hätte.
das größte hinderniss sehe ich im wissen der allgemeinheit um die religiösen inhalte - wenn da auf einmal was grundlegend anderes steht, wäre das schnell aufgefallen.
das gilt aber nicht für kleine änderungen, insbesondere in wenig beachteten teilen der bibel. (in einer zeit des analphabetismus gleichbedeutend mit nicht gepredigten. rein aufgrund der textmenge dürften dass sehr große teil sein)
wenn ein papst also z.b. gern ein bißchen mehr spielraum in seinen handlungen hätte haben wollen, hätte er es sicherlich geschafft, z.b. aus einem "blabla...sünde...schlagt sie zur strafe...bla" ein "blabla...sünde...schlagt sie zur strafe auf das sie stirbt...bla" zu machen.
zumal die interpretationshoheit ohnehin in fester hand lag ("latein lesen können" und "sich sicher sein, dass man die einzig richtige bedeutung herausgelesen hat" sind zwei paar schuhe) und aufgrund des geringen austausches sich niemand sicher sein konnte, welches exemplar denn nun richtig ist. (szenario: krichlicher gesandter kommt in dorfkirche dabei, "stellt überraschend fest", dass die örtliche bibel-ausgabe an vielen stellen nicht mit seiner "richtigen, kirlichen" ausgabe übereinstimmt -> wird korrigiert.
heute würde das vielleicht in 1-2 fällen klappen.
damals hätte der typ durch ganz europa reisen können und alle 2 tage eine bibel umschreiben können, ohne dass jemand bemerkt hätte, in was für einem maßstab da gehandelt wird.
muss alles nicht, kann aber.
und in verbindung mit obigem und den grundlegend wiederlegten bibelpassagen hält sich bei mir nach wie vor der eindruck, dass dieses werk nur als inspirationsquelle taugt, die richtigkeit des inhaltes aber in ihrem wahrheitsgehalt genauso zweifelhaft ist, wie in vielen anderen büchern. (nehmen wir z.b. die erweiterten schriften diverser sekten: sogesehen trennt das buch mormon und die bibel nur einige jahrhunderte "daran glauben", was aber nicht an der qualität des inhaltes, sondern nur am alter liegt)
PiusQuintus am 11.11.2008 15:54 schrieb:Zuerst Mal lässt sich über die Frage nach dem Reichtum der Kirche trefflich streiten. Nur soviel: Wenn die Kirche so reich wäre, würden keine Kirchengebäude verkauft, Gemeinden zusammengelegt und Leute entlassen.unterseebotski am 11.11.2008 15:41 schrieb:Hm, ich denke seit die Kirche Geld für ihre Dienste verlangt, hat sich bei den Menschen Misstrauen eingeschlichen. Wer so viel Reichtum anhäuft, ist - zu recht - verdächtig.
ich hab den eindruck, dass ubootski den zeitlichen rahmen etwas größer spannt.
und auch wenn es stimmt, dass die kirche heutzutage etwas viel infrastruktur im verhältniss zur zahl ihrer kunden hat:
das ist eine sehr neue entwicklung, die meiste zeit über war die kirche eine "reiche" organisation und sie steht bis heute in der tradition dieser zeit.