Ein gutes aktuelles Beispiel ist doch die Türkei. Erdogan sägt immer mehr am säkularen System dieses Landes. Der Islam gewinnt dort immer mehr an Einfluss und der Großteil des Volkes scheint es ja zu befürworten sonst würde man den Mann nicht ständig wiederwählen.
Dort sind viele rein traditionell eben noch
relativ streng gläubig und würden gewisse der Freiheit einschränkenden Dinge auch ohne Erdogan gut finden - so wie es bei uns vor 100 Jahren gewesen ist bezüglich christlich strenggläubigen Moralansichten. UND dem Land ging es beschissen, Erdogan hat es wieder ziemlich weit nach oben gebracht, so dass selbst viele, die in Dingen konservative Moral&co ihm nicht zustimmen, ihn trotzdem wählen und lieber in nem Land leben, wo man vielleicht nur schwer an Alk kommt, aber sich den Alk wenigstens auch leisten könnte... das heißt aber nicht, dass wirklich die Mehrheit der Leute ungern freier leben würde.
Punkt 3 ist zudem noch: Erdogan macht einen auf Macho, ne Art Türk-Mini-Putin, und das gefällt vielen in der Türkei, weil sich viele dort immer noch als relativ isoliert ( "die EU will uns nicht" ) und von anderer Seite ständig angreifbar sehen. Denn der kriselnde nahe Osten ist in der Türkei nicht nur nah, sondern wirklich direkt vor Haustür, dazu noch die "verhassten" Griechen usw. - die ganze Türkei ist trotz des Fortschritts immer noch meilenweit davon entfernt so ruhig zu sein wie D, und wo Unruhe herrscht, da haben es Machtmenschen und übertrieben konservative Forderungen leider oft einfacher. Erdogan gibt denen Stärke und Sicherheit (gefühlt)
Für D muss man so was aber nicht befürchten. Dann müssten nämlich erst mal mindestens 40-50 Mio wahlberechtigte UND konservativ denkende Muslime hier nach D kommen, um unser Land in diesem Sinne "umzustürzen" - das ist für eine absehbare Zeit eine völlig absurde Vorstellung, zumal langfristig da, wo es den Leuten eher gut geht, auch eher Modernisierung eintritt. D.h. selbst WENN wir mal hier in D 50-60% wahlberechtigte Moslems haben, werden die mit hoher Wahrscheinlichkeit zum großen Teil genau so streng bzw. besser gesagt WENIGER streng gläubig sein wie "wir" Christen in Europa es inzwischen geworden sind, so dass die Religion für den Staat kaum einen Einfluss hat. Die Muslime hier in D zB sind zur Mehrheit kaum mehr gläubig. Sie verfolgen gewisse Traditionen, aber mehr auch nicht. klar gibt es noch "viele", die sehr gläubig sind, aber es nimmt immer mehr ab und nur in extremen Bereichen, wo Jugendliche keine Perspektive und sich ausgegrenzt sehen, zu. Und DIE sind halt die gefährlichen. Nicht der ganze Rest.
Allerdings muss es dazu unserem Land eben auch weiterhin recht gut gehen, und dafür brauchen wir *tadaaaa* Zuwanderung.
In Ägypten wurden ebenfalls nach dem Sturz Mubaraks die Muslimbrüder gewählt, im Irak gehört der Regierungschef ebenfalls einer islamistischen Partei an. Da ist, wie Rabowke schon sagte, eine gewisse politische Neuausrichtung dieser Länder zu erkennen, auch wenn es in diesen Ländern sicherlich Menschen gibt, denen das gar nicht gefällt. Ich denke, dass die Besinnung auf den Islam hauptsächlich daher kommt, dass es eine gewisse Identitätssuche ist. Gerade Moslems fühlen sich nicht unbedingt in erster Linie als Syrer, Iraker, Libanesen etc. sondern eben als Moslems. Wenn dann westliche Truppen im Irak und Afghanistan einmarschieren und sich dort wie die Axt im Walde verhalten, dem Iran offen mit Krieg drohen und nebenbei Israel den Rücken stärken sehen das diese Völker in erster Linie als einen Angriff auf den Islam und daher auf alle Moslems. Gerade der letzte große Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat doch besonders in den sozialen Netzwerken gezeigt, wie stark sich diese Menschen durch ihre Religion miteinander verbunden fühlen. Ich assoziiere damit in erster Linie das Bild, wo eine Hand mit israelischer Flagge den Mund eines Menschen in palästinensischen Farben verdeckt.
jo, diese Regionen sind eben noch ganz extrem von Krieg und Armut und somit auch wenig Bildung dominiert, und in solchen Gegenden hat es Religion wegen der vielen ungebildeten Leute immer leichter - es ist eben ein schon lange existierender Wertekatalog, und wenn man eh an Gott/Allah glaubt, dann ist dieser Wertekatalog auf keinen Fall falsch. Auch in anderen christlichen armen Ländern gibt es wiederum - übertrieben gesagt - christliche Diktaturen, obwohl es da schon länger keine Kriege gab. In manchen südamerikanischen Regionen zB ist es gesellschaftlich absolut akzeptiert, "Sünder" vom Dorfvorstand aus zu bestrafen, zB auch Sex ohne Ehe zu bestrafen, und Abtreibungen sind wiederum gesetzlich oft strafbar oder erst seit sehr kurzer Zeit legal - da sterben viele junge Frauen, weil sie schwanger werden und aus Angst vor Strafe und Verbannung heimlich in echten Dreckslöchern eine Abtreibung vornehmen lassen und daran sterben...