Um es mal nüchtern zu formulieren: Mir ist es relativ "egal", ob bei so einem Anschlag 15 Leute erschossen, oder "nur" 11 Personen schwer verwundet werden.
Ähm, das mag ja sein, dass dir das egal ist, aber den Betroffenen und deren Familien und Freunde wird es definitiv NICHT egal sein, ob sie selbst/ihr Kind/Freund/Bruder tot oder "nur" verletzt ist...
Welch faszinierender Ansatz. Danke dass du darauf hinweist, dass Freunde und Verwandte emotional stärker involviert sind, als absolut Fremde, die auf keine Art und Weise eine Verbindung zu den Opfern erstellen können oder wollen. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.
Und genau HIER zeigt die Medienwelt auch ihre perfide Strategie. Man versucht mit allen Mitteln selbst bei absolut unbeteiligten Menschen emotionale Reaktionen zu erzeugen, indem man live von Trauerfeiern berichtet, die ewiggleichen Szenen von blutverschmierten Kindern (Littleton) und weinenden Müttern zeigt und zum Abschluss auch noch herrlich schauspielernde Journalisten vorschiebt, die in Sekunde 1 noch deprimiert über DAS Unglück berichten, in Sekunde 3 aber bereits mit einem Grinsen die Lottozahlen vorlesen.
Gerade diese mediale Ausschlachtung bzw. befohlende Empathie halte ich für höchst fragwürdig, da der Zuschauer im Laufe der Zeit abstumpfen könnte, weil die Welle der gekünstelten und perfekt präsentierten Emotion schlicht absolut absurd wird. So, wie er es schon bei vielen Alltagsunglücken ist. Oder wer fühlt sich noch persönlich angesprochen und betroffen, wenn mal wieder 30 Soldaten / Zivilisten im Irak oder in Afghanistan getötet werden? Wenn in irgendeinem Wasserwerk ein Feuer ausbricht, und diverse Angestellte sterben? Wenn pro Sekunde X Menschen in Ländern der dritten Welt verhungern oder an leicht behandelbaren Krankheiten verenden? Und ich rede von echter Empathie, von wirklichem Mitleid, das einen traurig und im schlimmsten Falle depressiv macht, das die Gedanken bestimmt und zum Nachdenken anregt, und nicht vom medialen Mitleid, dass versucht ein kollektives "Och...die armen Menschen" für knapp 6 Sekunden zu entlocken.
Ob es in Bezug auf Nachahmungstaten überhaupt Sinn macht, Themen so emotional von den Medien behandeln zu lassen, wird ja auch schon von Psychologen diskutiert. Eigentlich sind diese Sondersendungen doch perfekte Werbeplattformen für solche Amokläufe. Die Täter bekommen tatsächlich ihre „15 Minutes of Fame“. Auch die Jungs mit den Vollbärten und den AK47-Gewehren werden sich sicherlich gefreut haben, dass man aus ihren Anschlägen am 11. September fast schon ein Werbevideo für den Islamismus gemacht hat.
Medien müssen einfach zwischen nackter Information / Nachricht und emotionalen Overkill unterscheiden. Vermischt sich beides, dann ist nicht nur die Objektivität anzweifelbar, sondern auch die ganze Intention einer Informationssendung.
Regards, eX!