Ich störe mich nach wie vor an der Verwendung des Begriffs "Amoklauf".
Die Tat wurde in den Medien sofort mit diesem Begriff umschrieben, noch bevor tatsächlich Hintergründe bekannt waren und lange bevor die Ermittlungen zu einem Ergebnis führen...denn das wird sicher eine Weile dauern.
Ein "Amoklauf" ist für mich eine Kurzschlusstat ohne konkrete Planung und besondere Zielrichtung. In diesem Punkt unterscheidet sich die Amoktat von einem Anschlag. Einem Anschlag geht eine gewisse Vorbereitung und ein Ziel voraus.
Nach meinem Kenntnisstand waren all diese Taten an Schulen vorbereitet und zielgerichtet. Es ging zwar nie darum, einen bestimmten Menschen zu verletzen, das Ziel war aber stets die Schule, deren Lehrer und Schüler. Es gab wohl auch in den meisten Fällen eine Vorbereitung.
Ein "Amoklauf" hingegen ist spontan.
Wikipedia hierzu:
Heute bezeichnet der Begriff meist eine plötzliche, willkürliche, nicht
provozierte Gewaltattacke mit erheblich fremdzerstörerischen Verhalten
mit darauffolgender Erinnerungslosigkeit und Erschöpfung und teilweisen
Umschlag in selbstzerstörerische Reaktionen.
Aber letzlich ist das Wortklauberei und ändert nichts an der Schwere der eigentlichen Tat..so oder so werden Menschen verletzt oder getötet. Und welche Motivation auch immer den Täter dazu veranlasst haben könnte, die Schuld liegt allein bei ihm.
Allerdings könnte eine angemessene Verwendung der Begriffe dazu beitragen, etwas sachlicher und genauer über diese Probleme zu sprechen, ohne dass gleich eine Hetzjagd auf scheinbare Ursachen stattfindet...
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Edit:
Ich lese gerade die letzten beiden Beiträge.
Schön, dass es auch andere so sehen - der Begriff ist einfach nicht passend.
Allerdings richtet sich ein Amokläufer nicht in allen Fällen nach der Tat. In vielen Fällen wird er im Laufe der Tat tödlich verwundet, z.B. durch die Polizei. In manchen Fällen richtet sich tatsächlich auch selbst. Aber nicht immer...da sich eine Amoktat in meinen Augen durch einen Zustand vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit (das bedeutet nicht Schuldunfähigkeit!) auszeichnet, ist alles denkbar.
Aber wie gesagt handelt es sich in solchen Fällen nicht um Amoktaten, sondern um Anschläge. Diese sind zielgerichtet und die Planung kann (muss aber wohl nicht) den eigenen Tod miteinschließen....ich vermute aber, dass der Täter die Möglichkeit auf jeden Fall zur Kenntnis nimmt. Aber wer kann schon sagen, was in solchen Menschen wirklich vorgeht?