Haste die oben erwähnten den gespielt ?
Alle bis auf 7 und 10.
Tut sie das? Warum? Weil das Generationen von Deutschlehrern und Germanisten unermüdlich immer wieder vor- und nachplappern?
Warum? Vielleicht weil ein Großteil der "intellektuellen Elite" dieser Meinung ist (von denen manche auch Deutschlehrer oder Germanisten sind, wobei Tolstoi gar nicht im Deutschunterricht gelesen wird), inklusive meiner eigenen Person (wobei ich mich nicht unbedingt zu eben genannter Elite zähle)? Ist mir schon klar, dass ein Großteil der Bevölkerung damit nichts anfangen kann, was auch damit zusammenhängt, dass die meisten davon derartige Bücher gar nicht lesen. Und nein, nicht jeder muss Tolstoi (oder wen auch immer) mögen. Aber man kann Qualität auch anerkennen, wenn das entsprechende Werk nicht den eigenen Geschmack trifft...
Fakt ist, ich halte den "Faust" für ein historisch bedeutsames Werk, im Kontext seiner Zeit.
Würde man dagegen den "Faust" heute so schreiben, womöglich die gleiche Sprache verwenden; es würde wohl verrissen werden.
Verrissen von wem? Politisch korrekten Bloggern? Dem "Internet"? Postmodernen Populärkritikern (die es als studierte Deutschlehrer oder Germanisten zu keinem anderen Job geschafft haben)?
Aber deine Kritik geht eh weit am Ziel vorbei. Natürlich gibt es einen
historischen Kontext, das verneine ich ja auch gar nicht. Es geht auch nicht darum, dass ich Literatur aus dem 19. Jahrhundert als die Krone der literarischen Schöpfung betrachte. Es gibt auch sehr gute Literatur, die im 20. oder 21. Jahrhundert geschaffen wurde, zur gleichen Zeit wie populäre Videospiele. Es geht also nicht darum, ob Faust, wenn es heute erscheinen würde, populär wäre. Es ist ein Werk seiner Zeit, was dem Medium Literatur an sich aber nicht die Kraft nimmt. Ein Videospiel wie Planescape Torment ist auch ein Produkt seiner Zeit. Es ist mir schleierhaft, wie du also hier mit dem Zeitgeist für Videospiele argumentieren willst. Literatur und Spiele existieren heute Seite an Seite.
Und ja, bei Belletristik - und nichts anderes sind "Faust", "Werther", aber auch "Krieg und Frieden", usw., geht es in erster Linie darum, den Leser zu unterhalten. Selbst wenn es sich um ernste, tragische Geschichten handelt.
Das sehe ich anders. Natürlich geht es auch um Unterhaltung, keine Frage. Aber gute Literatur ist auch Kunst und das geht weit über reine Unterhaltung hinaus. Ein Gemälde wird auch nicht nur zur Unterhaltung geschaffen. Richtig ist, dass es Bücher gibt, die rein der Unterhaltung dienen. Ein "Faust" gehört sicherlich nicht dazu (sonst hätte Goethe das Versmaß auch gleich weglassen können btw). Bei Krieg und Frieden kann man sich sicherlich streiten, aber für mich ist das auch Kunst.
Außerdem vermischst du hier "Unterhaltung" mit "Stortelling". Ich habe mit keinem Wort erwähnt oder impliziert, dass ein Videospiel nicht ebenso unterhaltsam oder gar unterhaltsamer als hohe Literatur sein könnte, ganz im Gegenteil. Es gibt mir explizit um die Qualität und die Wertigkeit des Storytellings.