Du mußt dich schon festlegen, worüber du reden willst. Eben ging es noch um "raffiniert, zum Teil ausgesprochen raffiniert gemachte Plots" (im Original: "komplexe, zum Teil ausgesprochen raffiniert gemachte Plots").
Das ist was ganz anderes, als das Storytelling von Computerspielen mit Literaturklassikern zu vergleichen.
Klar zieht da ein Großteil der Spiele den Kürzeren, denn Spiele sind ja letztendlich Literatur + Bilder + Musik + Gameplay, was den prozentualen Literatur Anteil logischerweise schrumpfen läßt.
Du hast recht. In der Richtung war mein Post gemeint, auch wenn ich das nicht klar auf den Punkt gebracht habe. Ich bin nur etwas empfindlich in der Hinsicht, wenn ich solche Vergleiche zwischen Spielen und Literatur lese. Vielleicht war der Satz ganz unverfänglich gemeint und gar nicht als Vergleich gedacht, aber ich habe ihn so interpretiert (und möglicherweise überinterpretiert). Mag durchaus damit zu tun haben, dass Spiele (und generell audiovisuelle Medien) heute deutlich mehr Leute ansprechen und nur noch wenige Leute Bücher lesen (klassische Literatur schon gar nicht). Ich finde das traurig. Wenn ich z.B. höre, wenn Leute über das Storytelling in Witcher 3 schwärmen und sich eine Filmumsetzung davon wünschen, dann tut mir das irgendwo in der Seele weh. Nicht weil ich denke, dass das Storyteling miserabel ist, sondern weil ich der festen Überzeugung bin, dass das Storytelling in den Büchern das der Spiele noch bei weitem übertrifft. Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass gerade in Punkto Storytelling bei Spielen noch viel Luft nach oben ist.
Dumme Frage, aber: Warum bringst du dann "Schundliteratur" ins Spiel?
Mein Fehler, ich meinte das nicht wörtlich bzw. das "Pulp"-Genre (im Gegensatz, ich finde z.B. Pulp Fiction auch ziemlich genial), sondern als (unglücklich gewählten) Begriff für schlechte Literatur.
- Mass Effect
- Morrowind
- Oblivion
- Skyrim
- Daggerfall
- Planescape
- WoW, auch wenn das Hater anderst behaupten, die lesen aber nie weiter nos zur aufgabe
- Freelancer
- Deus Ex
- Star Trek Online
Not sure if serious...
Du bist wirklich der Ansicht, dass oben genannte Spiele es qualitativ in Punto Storytelling/Narrative mit Tolstois Krieg und Frieden aufnehmen können?
Wenn dem so ist, dann muss ich dir entschieden widersprechen und nein, da lasse ich nicht mit mir verhandeln. Das ist einfach eine Beleidigung der Literatur an sich und ich bin mir sicher, keiner der Autoren oben genannter Spiele würde ernsthaft auf die Idee kommen, sein Werk mit Tolstoi (oder anderen Größen der Literatur) zu vergleichen. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Leute einen Teil der oben genannten Spiele nicht mal auf eine Liste der besten Videospiele in Punkto Storytelling/Narrative setzen würden...
Meinst Du jetzt qualitativ oder quantitativ?
Tolstois "Krieg und Frieden" ist v. a. sehr, sehr langatmig und eher interessant für Historiker, die eine authentische russische Perspektive der Napoleonischen Kriege untersuchen möchten, als unterhaltsame Belletristik halte ich dieses Mammutepos eher weniger geeignet.
Seit wann ist es für den literarischen Wert wichtig, wie unterhaltsam ein Werk ist? Goethes Faust ist auch wenig unterhaltsam, aber die literarische Qualität steht imo außer Frage.
Natürlich muss Krieg und Frieden (um beim Beispiel zu bleiben) nicht jedem gefallen, darum gehts ja auch gar nicht. Aber es hat unverkennbar literarische Qualität, durch Aufbau, Charakterisierung, Sprache, Ideenreichtum, Ausdruck, Inszenierung usw. Trotzdem war Krieg und Frieden nur ein Beispiel. Es gibt hunderte Klassiker (alte und neue) der Literatur, die ihresgleichen suchen in Punkto Storytelling/Narrative.
Wie auch immer, ich bin der Meinung, dass Videospiele in der Hinsicht nicht mal im Ansatz anstinken können gegenüber guter Literatur. Und das hat sowohl systemische (Bedingungen des Mediums) wie auch personelle Gründe (Auswahl der Autoren/Storywriter).