Der heutige Tag war einer der aufreibensten, zukunftsweisenden und auch traurigsten seit langem... und wahrscheinlich für lange Zeit. Ich schlepp die Gedanken darüber schon seit gut 2 Wochen mit mir rum, was mir schlaflose Nächte und Appetitlosigkeit beschert hat.
Im Oktober sind es 15 Jahre geworden, das ich in "meiner" Firma arbeite, die Firma hatte in dieser Zeit etliche Schieflagen und momentan ist es mal wieder soweit. Die Personalkosten sind viel höher als durch die Produktion erwirtschaftet werden kann, weshalb wieder durch die Bank die Leute gefragt werden, ob man sich nicht ein paar Monate freistellen lassen möchte, um die Personalkosten für die Firma zu entlasten. Freistellen bedeutet bei uns speziell: Man bekommt während dieser Zeit Arbeitslosengeld, zusätzlich dazu von der Firma einen Zuschuss von € 250 pro Monat und von der Gewerkschaft nochmal € 70 pro Monat. Vertraglich wird einem zugesichert, das man nach Ablauf der Freistellung mit allen vorherigen Rechten in der Firma weiter arbeitet, was vor allem für Leute mit Invalidität (wie bei mir 50
wichtig ist. Man hat wieder den speziellen Kündigungsschutz wie davor usw.
Da ich in diesem Jahr bereits einmal für 3 Monate freigestellt war und ich wieder von 15. November bis 15. Jänner, also über die kompletten Weihnachtsfeiertage, gehen sollte, wurde mir das jetzt irgendwie zuviel. Zuviel ist es mir eigentlich schon seit langem, meine Invalidität hab ich ja wegen meiner Rückenprobleme, ich hab eine angeborene Skoliose und durch die große Belastung aufgrund der schweren körperlichen Arbeit entsprechende Probleme und vor allem Schmerzen. Ohne Schmerzmittel funktioniert kein einziger Arbeitstag mehr. Erst letzte Woche hatte ich wieder einen Auftrag (bin in einem Team mit 2 Männern), wo ein Motor über 25 kg gewogen hat. Ich mache ja den kompletten elektrischen Anschluss, was eine lange Einschulungszeit und mehrere Schulungen bedeutet hat, bei über 3000 verschiedenen Modellen die wir anbieten. Bis so ein Motor fertig ist, muss er von mir 3 x überhoben werden, im aktuellen Fall also 3 x 25 kg = 75 kg. Der Auftrag umfasste 150 Motoren, wir mussten sogar noch Überstunden machen, um den Auftrag vor der Inventur fertig zu bekommen. Man kann sich ausrechnen, welche Menge ich in diesen 10 Stunden gehoben habe... bei einem Körpergewicht von grade mal 47 kg.
Das alles führte dazu, das ich mir schon länger Gedanken darüber mache, in dieser Firma aufzuhören. Das ist emotional aber gar nicht so einfach, zum einen ist das ein Aufgabenbereich der für mich irrsinnig interessant ist, ich arbeite irrsinnig gerne mit verschiedensten Werkzeugen, tüftle komplizierte Motoren auf Bau- und Schaltplänen aus und bin dann immer total stolz, wenn er dann auf dem Prüfstand einwandfrei funktioniert. Zum anderen arbeite ich mit meinen beiden Kollegen seit 15 Jahren zusammen, vor allem zu einem hab ich auch privat guten Kontakt, er hat mir schon viel geholfen und wir unternehmen auch mal privat was miteinander. Das alles müsste ich aufgeben, wenn ich wirklich aufhören würde... echt gar nicht so leicht. 15 Jahre sind eine lange Zeit, ein Alltag an den man sich sehr gewöhnt hat, dazu eine Arbeit bei der man sich überall auskennt und die Leistung anerkannt wird.
Doch das war mir jetzt irgendwie zuviel, deshalb sagte ich letzte Woche zu meinem Personalchef, das er mir ein Angebot machen soll... wenn ich gehe. Das was ich emotional verlieren würde, möchte ich in Geld ausbezahlt haben, wenn man so will. Heute bekam ich das Angebot... zusätzlich zur gesetzlichen Abfertigung würde ich nochmal € 7.000 bekommen, dazu in der 3 monatigen Kündigungszeit eine Befreiung, also ich muss sie nicht mehr abarbeiten, bei vollem Lohnausgleich und dafür nochmal ein kleiner Betrag als Abfertigung.
Ich würde damit über € 20.000 bekommen, für 15 Jahre Arbeit, die in letzter Zeit ohnehin mehr und mehr körperlich kaum zu bewältigen war. Ich hab' mich natürlich heute noch nicht entschieden, sowas kann man nicht spontan zu- oder absagen. Laut Auskunft meines Betriebsrates ist es eines der besten Angebote, die er bisher gesehen hatte. Mehr als 3.000 bis 4.000 zusätzlich waren bisher nie drinnen, ich würde 7.000 bekommen. Und dazu auch noch ein einwandfreies Zeugnis, das ich selbst zusammenstellen darf, was darin alles stehen soll.
Der nächste Termin ist Montag Mittag, ein weiteres Wochenende voll mit Grübeln hab ich nun vor mir. Mich würde interessieren, was ihr an meiner Stelle machen würdet...