Ich werd jetzt hier mal nicht auf alles einzeln eingehen.
Scheinbar gehst du hier die ganze Zeit von dir allein aus. Aber hey...okay. Wo sind dann deine Grenzen? Wo ist für dich der Punkt, an dem man dich in deiner Würde verletzt? An dem Punkt, wo ich dich plötzlich in der Diskussion als dummes Arschloch bezeichne, das von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, mit nem Bagger gefistet gehört und lieber die Fresse halten sollte? Das ist jetzt nur ein Beispiel. Ich weiß mich natürlich in der Regel zu benehmen. ^^ Aber ab wann sind DEINE Grenzen überschritten? Du hinterfragst, fragst mich nach meinen Grenzen, aber selbst machst du keine Anstalten, von deiner Seite aus klar zu machen, was für dich persönlich "Entwürdigung" bedeutet.
Du gehst offenbar davon aus, dass einzig der sichtbare/physische Schaden an einem Menschen zählt. Liest sich zumindest so. Und du gehst davon aus, dass jeder Mensch genauso reagiert oder zu reagieren hat, wie du selbst. Ist aber nicht richtig. Nicht jeder Mensch ist gleich.
Natürlich braucht es schon mehr als eine simple Beleidigung, um jemandem echten Schaden zu zufügen. Und die meisten Anwälte würden sich mit einem simplen "Du Arschloch" nichtmal befassen. Weil es einfach ne Bagatelle ist. Es würde sich auch kein Anwalt mit einer Einzelperson befassen, die "Scheiß Ausländer!" gebrüllt hat. Weil der Aufwand nicht lohnt. In beiden Fällen kriegt man den drohenden Zeigefinger gezeigt und das war's. Aber dass in der Praxis so gehandelt wird, heißt ja nicht, dass es sinnlos ist, den Begriff der Beleidigung im Gesetz zu verankern. Der Mensch muss ja auch zumindest die Möglichkeit haben, sich gewaltlos zur Wehr setzen zu können.
Aber da du mich ja gefragt hast: Ich fühle mich durch simple Beleidigungen allein nicht in meiner Würde verletzt. Heißt aber nicht, dass ich das Maß aller Dinge bin und andere gefälligst genauso zu reagieren haben, wie ich.
Und was die Definition von Gefühlen angeht... woher nimmst du die Fantasie, dass man Gefühle nicht definieren kann? Natürlich kann man z.B. "Hass" definieren und dieses Gefühl ist auch als
"ein „intensives Gefühl der Abneigung gegen eine Person oder eine Gruppe von Personen“ (z. B. Fremdenhass, Frauenhass, Judenhass) und kann zu aggressiven Handlungen gegenüber den Hassobjekten führen." definiert. Das ist in meinen Augen schon eine ziemlich klare Definition. Für dich vielleicht nicht (da du ja scheinbar gern hinterfragst und es gern noch expliziter haben willst), aber für mich schon. Wir können "intensiv" auch gern durch "stark" oder "extrem" ersetzen, wenn du willst. Ändert aber nichts an der Definition.
Wenn du der Meinung bist, dass man Gefühle nicht definieren kann, scheinst du dir deiner eigenen gar nicht bewusst zu sein, hm? Wenn du sagst "Man kann Gefühle nicht definieren", woher weißt du dann, wann du selbst hasst oder "nur" Abneigung/Antipathie empfindest? Hass und Antipathie ist nämlich nicht das selbe. Antwort: Selbstverständlich weißt du, wo der Unterschied ist und damit definierst du das Gefühl auch gleich.
Dass der Begriff "Menschenwürde" ein doch relativ schwammiger Begriff ist, will ich gar nicht abstreiten. Aber an diesen Begriff sind im deutschen Recht viele Gesetze, Begriffe und andere (Grund-)Rechte gekoppelt.
Das kann man zivilrechtlich regeln. Um psychische Schäden hervorzurufen braucht es wesentlich mehr als Beleidigungen, und dann ist immer auch die Frage nach der Eigenverantwortung zu stellen (warum begibt sich Person X wiederholt in die schädliche Umgebung?). Kinder-und Jugendschutz würde ich hier mal ausnehmen, da diese nicht die Kontrolle und geistige Reife haben, um sich hier selbst behelfen zu können.
Und weiter? Dass da eine gewisse Eigenverantwortlichkeit mit spielt, sehe ich durchaus ein. Würde demjenigen auch sagen, sich aus der schädlichen Umgebung endgültig raus zuhalten. Aber soll das bedeuten, dass der/die Täter ungestraft davon kommen sollen, oder wie? Natürlich muss es für die Täter Konsequenzen geben. Alles andere wäre Victim Blaming und dem Opfer gegenüber auch nicht hilfreich. Bei Dingen wie Mobbing ist immer der Täter Schuld. Denn der macht das ganze ja bewusst und mit der vollen Absicht, dem Opfer zu schaden. Die Frage nach dem "Warum" und "Was kann das Opfer tun" ist bei der Schuldfrage in diesem speziellen Fall in meinen Augen völlig egal. Und in diesem Punkt lasse ich auch keine weitere Diskussion zu, weil es ein Fakt ist, dass der Täter ganz einfach bestraft gehört, weil er durch Mobbing die Würde des Opfers mit Füßen tritt.
Da steht jetzt aber nicht drin, was die Leute explizit über bestimmte Gruppen denken, eben weil es gesetzlich unterdrückt wird.
Muss auch gar nicht explizit drin stehen. Ich hab mir beispielsweise das Parteiprogramm der AfD durchgelesen, noch bevor sie bekannter und laut wurden. Da standen schon diverse Dinge drin, die rein gar nichts mit meinen Werten zu tun hatten. Und da ich in der Lage bin, zwischen den Zeilen zu lesen, wusste ich auch schon, dass diese Partei nichts gutes und eine Partei voller rechter Besserverdiener ist, die keinesfalls etwas mit Gleichberechtigung und Freiheit am Hut haben.
Wirklich? Das sagst du allen Ernstes nach Chemnitz, wo 500 Rechtsextreme und Hools, die keine Hetzjagd veranstaltet haben, dazu ausgereicht hat, ganz Sachsen als Nazizentrale darzustellen und über 10000 Demonstranten mit einem ehrlichen Anliegen in die rechtsextreme Ecke zu stellen? Wo die Polizei die Hakenkreuzschmiererei von Linksextremen oder z.B. Afghanen als rechtsextreme Straftaten registrieren? Wo Angriffe auf Juden durch Muslime als rechtsextrem registriert werden? Netzwerkdurchsetzungsgesetz? Wir sind gerade dabei, unsere Gesellschaft zu spalten und in die nächste Diktatur zu stolpern, durch und mit Hilfe solcher Gummigesetze und weil uns die Bestrafung böser Gedankenverbrecher wichtiger ist als Redefreiheit und und Demokratie!
Jetzt halt mal den Ball flach. Wo hab ich so n Unfug behauptet? Ich bin der letzte, der von einigen wenigen auf alle schließt. Allerdings muss ich an der Stelle sagen, dass es statistisch gesehen richtig ist, wenn man sagt, dass rechte Gewalt mehr in den neuen Bundesländern, als in den alten zu finden ist.
https://de.statista.com/infografik/15213/rechte-gewalt-in-den-bundeslaendern/
Und hier sind nur rechtsextrem motivierte Gewalttaten festgehalten. Die Grafik ist zwar von 2017, aber ich bezweifle, dass sich bis heute viel daran geändert hat.
Da ich aber selber aus dem Osten komme, weiß ich auch, dass nicht jeder Ostdeutsche ein gewaltbereiter Rechtsextremer ist.

Aber das mal zum einen...
Zurück zum Thema: Redefreiheit hat nun mal Grenzen. Und sollte auch Grenzen haben. Punkt. Sonst sind wir ganz schnell mal bei Anarchie und das ist auch nicht erstrebenswert. Und wo die Redefreiheit ihre Grenzen hat, ist im Gesetz doch relativ klar definiert.
Ob das Gesetz nun Anwendung findet, ist dabei ein anderes Paar Schuhe. Das Opfer kann ja auch selbst entscheiden, ob es zum Anwalt rennt oder nicht. Ich persönlich würde es nicht wegen einer Beleidigung, so grob die auch sein mag, tun. Andere widerum schon, was auch völlig okay ist.