Wieso?
Wenn ich beispielsweise sage:
"Ich mag blau. Deswegen habe ich die komplette Leinwand mit meinem Lieblings Blauton angemalt." - ist das dann etwa keine Kunst, nur, weil ich mir weiter nichts dabei gedacht habe?
Wird das dann plötzlich zur Kunst, wenn ich als Titel
"Die Blauen" verwende? Auch wenn mein dahinterliegender Gedankengang schlicht war:
"Meine Lieblingsfarbe ist blau. Was gibt es denn momentan zB Politisches, was auch blau ist?" und sich damit vollends erschöpft hat?
Ist ein Gemälde, das den Anspruch hat, möglichst realistisch zu sein, Kunst, wenn es eben nur die Landschaft realistisch wiedergibt?
Sind Photos Kunst? Oder werden sie das erst, wenn man sie wie auch immer bearbeitet/verfremdet? Ist ein Photo dann plötzlich Kunst, nur weil ich den Himmel blauer gemacht und aus ästhetischen Gründen eine Wolke entfernt habe?
Was hat das "Entfernen" mit der Kunstdefinition zu tun? Und wie sieht das aus, dieses Entfernen? verlernt man dann Teile des Gelernten wieder ...?
Moment. Das
Gameplay beschränkt sich darauf.
Aber der Grafikstil hat mitunter einen enormen Anteil an einem Spiel. Siehe aktuell
Cuphead, das den Max Fleischer Cartoon Look der frühen Disney Filmchen derart dreist kopiert, daß man sich fragen muß, wie das eigentlich rechtlich gelaufen ist, daß Disney den Machern nicht sofort mit einer Urheberrechtsklage kommt.
Und wieviele Leute außerhalb der Platformer Spielergemeinde hätten wohl Notiz von dem Spiel genommen, wenn es
nicht diesen Grafikstil gehabt hätte?
Das Spiel (Gameplay) wäre ja absolut identisch gewesen, aber durch Verwendung eben dieses Grafik-/Kunststils ist das Spiel auch im Mainstream angekommen.
Surprise: Das trifft 1:1 auch auf klassischen Gemälde zu. Beispielsweise die Decke der Sixtinischen Kapelle, die Michelangelo angemalt hat, war eine Auftragsarbeit.
Der hat das gemalt, weil er Geld dafür bekam. Purer Kommerz.
Ist das dann also keine Kunst? Wird ein Kunstwerk daher zu einem Nicht-Kunstwerk, sobald es verkauft wird ...?
Apropos Gemälde:
- ein Bild von der Stadt Dalaran in WoW -
Jemand hat dieses Bild gemalt und nach Sichtung dieses und ähnlicher Bilder wurde die Stadt im Spiel gestaltet.
Im Prinzip wurde das Bild um eine Dimension und weitere Blickwinkel erweitert, bevölkert und interaktiv gemacht. Es wurde also aus einem Kunstwerk heraus (es sei denn, du bezeichnest eben die Sixt. Kapelle auch nicht als Kunstwerk) etwas darauf aufgebaut, was dieses Kunstwerk beinhaltet. Wieso sollte das keine Kunst sein?
Oder - weiter gedacht: Filme sind ja scheinbar Kunst. Wieso sollte der
Warcraft Film Kunst sein, das
Spiel, das genau dieselbe Welt zeigt, aber nicht?
Der Grund, einen Film zu machen, kann man ja auch als reinen Kommerz definieren. Und dort können auch mehr als 300 Leute daran arbeiten. Das ist doch überhaupt kein Kriterium.
Bilder sind Kunst.
Musik ist Kunst.
Dialoge/Geschichten erzählen ist Kunst.
Schauspiel/Synchronisationsaufnahmen sind eine Kunst.
Ingame Cinematics sind Filme (die ja scheinbar Kunst sind).
- wieso sollte etwas, das aus lauter Kunstelementen besteht, plötzlich keine Kunst mehr sein, wenn man Interaktivität hinzufügt?
Sind dann Kunstwerke, bei denen der Besucher zB auf Knöpfe drücken darf, auch plötzlich keine Kunstwerke mehr?