Stef1811 am 19.10.2005 22:43 schrieb:
Ok ! Machen wir das so . Ich schaue mal auf eigene Faust . Ich bin dieser Initiative gegenüber relativ unkritisch ( bei mir eigentlich ungewöhnlich ) da ich mich mit den Zielen dieser Initiative identifizieren kann.
Wie wär's mit folgender Herangehensweise ...
Versuch deine eigene Meinung mal kurz zurückzustellen und stell dir vor, du bist Lobbyist. Du hast ein paar gute Freunde, die viel Geld haben und vermehren wollen, oder Konzerne führen, deren Profite sie erhöhen wollen. Und du willst als öffentliche Person etwas dafür tun. Und du hast auch die Zusage, dass deine Freunde dir dabei finanziell helfen werden. Geld ist also erst mal kein Problem.
Du hast aber gemerkt, dass du in eine bestimmte Ecke gestellt wirst, wenn du das als offensichtlicher Parteienvertreter machst, zB in Form eines Wahlprogramms. Oder als Lobbyvertretung wie zB ein Industrieverband. Du hast außerdem gemerkt, dass pure neoliberale, marktradikale Vorschläge bei der Bevölkerung auf wenig Begeisterung stoßen.
Was tust du, um die öffentliche Meinung dennoch für deine Vorschläge zu gewinnen?
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Thema Enteignung. Schau dir mal die Geschichte der Enteignungen an und welche Rolle sie für die Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft gespielt haben (Stichwort Verkehrswegebau). Vielleicht siehst du das Schreckenswort Enteignung dann etwas anders und verstehst, warum Artikel 14 im GG steht.
Das ist ja, was ich an der liberalen Ideologie so kritisiere: Sie malt schwarzweiß. Es gibt nur das eine gute: Der freie Markt. Und auf der anderen Seite das eine Böse: Die Einschränkungen. Die Welt ist aber nicht schwarzweiß. Sie hat viele Grautöne.
Ein Beispiel? Sieh dir mal das an, was unter dem Namen "Liberalisierung der Strommärkte" lief. Sieh dir an, wieviel von deinem Strompreis die Durchleitungsgebühr ausmacht, wieviel Möglichkeiten kleinere Stromanbieter ohne eigene Regionalnetze haben, wieviel Konkurrenz zwischen den Großen stattfindet, und wie sich die Strompreise entwickelt haben. Bist du wirklich der Meinung, dass hier "Liberalisierung" positiv gewirkt hat?