AW: Chavez droht Ausländern und ändert Verfassung um an der Macht bleiben zu können.
Wolf-V am 05.12.2007 00:25 schrieb:
zum einen ist es schwer zu diskutieren, wenn grundrechte und völkerrechte nur dann anerkannt werden, wenn es in den kram passt. eine entschädigung ist erfolgt, sie wäre höher ausgefallen, wenn die firmen 100% abgegeben hätten, sie wollten aber die 49% behalten. fakt ist, es war nach geltendem recht keine enteigung.
Deine Realitätsverweigerung erleichtert eine Disukussion auch nicht gerade. Mit juristischen Tricks kann man viel machen, was rechtlich ok erscheint, aber wirklich verschleiern kann man damit die Wahrheit im Regelfall nicht, man kommt lediglich ungeschoren davon.
Um es ein (zugegebenermaßen) ein wenig arg zu illustrieren:
Du fährst mit dem Auto irgedwohin, wirst von einer Gang aufgehalten, die dir deinen nagelneuen Mercedes für 200€ abkaufen. Wenn du nicht verkaufst, schlagen sie dich zusammen und nehmen ihn dir weg. Sauerei oder?
Nenn die Gang Militär und den Anführer Präsident und du siehst, was passiert ist.
Natürlich haben die Firmen 49% behalten, das nennt man Verlustminimierung.
wenn man aber mal weiter zurückgeht, kann man auch feststellen, dass die firmen die nun die mehrheit an den staat abgegeben haben, ihre rechte (meist erdöl) zu einem spottpreis der in keinster weise gerechtfertigt war vom (korrupten) staat erworben haben. wenn man also deiner - nicht juristischen - argumentation folgt, wurden die enteignungen die die firmen am volk von venezuela vorgenommen haben, jetzt berichtigt. ob meine sichtweise - nach völkerecht - oder deine sichtweise - nach einer kapitalmoral - es gab keine enteignungen.
Erdöl ist seit vielen Jahrzehnten eine bekannte Größe und eine richtige Cashcow. Selbst eine korrupte Staatsführung würde es nicht extremst unter dem Wert verkaufen.
Ist dir schon aufgefallen, dass alle Mineralkonzerne stinkreich sind und sie auf Werten sitzen, die sie nie in dieser Form investiert haben? Könnte es daran liegen, dass diese niedrigen Kaufpreise vollkommen normal sind?
Weißt du, es ist zwar super, wenn man ein Grundstück hat, unter dem massig Erdöl lagert, blöd ist nur, dass man Zeug hochbringen, transportieren und verkaufen muss. Wer weder die Technik noch das Know-How hat, verkauft eben das Grundstück.
Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass so ziemlich die gesamte internationale Presse von Enteignungen spricht - das sind allerdings auch keine Juristen, dafür lassen sie sich mit solchen Tricks auch nicht täuschen.
Arkasi am 04.12.2007 19:25 schrieb:
Es geht hierbei nicht um meine Meinung, sondern um ein simples Konzept, welches wir schön öfters bei den Sozialisten gesehen haben. Klaue Geld, verteile es und hol dir so Stimmen. Letztlich werden die Menschen für ihre Stimmabgabe bezahlt - mit dem Geld anderer Leute natürlich. Dass man sich so die zukünftigen Möglichkeiten ruiniert, bleibt freilich unerwähnt.
ich weiss ja nicht wen du meinst, denn es gab vor chavez wie gesagt auf der welt nur chile die eine sozialistische regierung demokratisch gewählt und bestätigt hatten. sonstige staaten die sich sozialistisch nannten, waren nie demokratisch. die frage ist, mit welcher moral du "klauen" definierst.
Echt war? Nun, das ist eine Frage des Maßstabes, so extrem vorgegangen ist vielleicht noch niemand, aber mir persönlich reicht schon, was beispielsweise ein Bruno Kreisky in Österreich angerichtet hat und was uns heute auf den Kopf fällt.
vor chavez war es so, dass ausländische firmen unter dubiosen umständen die rechte der erdölförderung erhielten, zu einem lächerlich geringen preis.
Sowas ist normal. Vor ein paar Jahren hat die OMV irgendeine rumänische Erdölfirma gekauft. Der Kaufpreis betrug nicht einmal 5% dessen, was die an geschätzen Erdöl auf Erdölfeldern hatten.
[...] chavez hat die stimmen der menschen also damit bezahlt, dass er ihnen medizinische versorgung bereitgestellt hat (kubanische ärzte in den armenvierteln, die mit ölexporten an kuba bezahlt worden sind) und ihnen das die wahrnehmung des rechts auf bildung durch aufbau von schulen und unis ermöglichte. dann hat er dafür gesorgt, dass in diesen armenvierteln auch wahllokale stehen (was seine vorgänger versäumt haben). davon ausgehend, kann man sicherlich sagen, dass er sich die stimmen gekauft hat (wenn ich auch irgendwie der meinung bin, das diese maßnahmen doch garnicht so abwegig sind), aber das geld dafür hat er niemanden weggenommen, sondern nur dafür gesorgt, dass das geld (oder öl) dass er dafür benötigte nicht zuerst aus venezuela geklaut wird.
Verstehe mich nicht falsch, ich finde es super, dass er für Bildung und Gesundheit sorgt, das ist vollkommen richtig und letztlich auch nichts anderes als wir vom Staat bekommen. Es geht lediglich darum, wie man etwas macht und welche Folgen es haben wird.
Arkasi am 04.12.2007 19:25 schrieb:
Mittlerweile scheint es ja so, dass Chavez schon wieder Geldprobleme hat, drum wollte er sich ja auch Zugriff auf die Nationalbank und die Währungsreserven sichern, denn die nächste Wahl kommt bestimmt.
wenn venezuela eines nicht mehr hat, dann sind das geldproblem. geld- währungs- und reservepolitik sollten teil der staatlichen wohlfahrtspläne werden, werden sie jetzt aber durch die ablehnung nicht...
Du bist vielleicht naiv. Abgesehen davon, dass er eine solche Maßnahme nicht nötig hätte, wenn er über ausreichend Geld verfügen würde, solltest du dir mal anschauen von welchen Kosten wir hier reden. Es gibt hier keinerlei Refinanzierung. Er gibt kontinuierlich Geld aus, bekommt aus den Maßnahmen aber nur Peanuts zurück und die Kosten explodieren.
Dazu kommt die übliche sozialistische Problematik. Die Leute im Sozialstaat sind gierig. Sie leisten zwar nichts oder nur wenig, aber sie wollen immer mehr. Solange sie immer mehr bekommen, werden sie ihn wählen, reißt der Geldstrom ab, ist er weg vom Fenster, also muss er sich nach weiteren Geldquellen umsehen.
tja, aber wenn du dir keinen einkaufswagen leisten kannst, wenn die wirtschaft nicht konsumorientiert ist, wenn die wirtschaft nur geld aus dem land herausholt, aber keinen bedarf hat, irgendetwas ins land zu bringen, weil es dort einfach nicht genügend geld gibt, ausser bei den paar prozent einer oberschicht, wie es in entwicklungsländern ist, wie es auch in venezuela war, dann wird das nichts mit der macht der verbraucher, da sie keine verbraucher sind, sondern "nur" menschen. die vegetieren dann dahin, keine medizin, keine bildung, keine sicherheit - kurz keine zukunft. du darfts nicht den fehler machen südamerika mit europa zu vergleichen.
Wenn du zu deinem vorigen Beitrag zurückgehst, wirst du sehen, dass du einen Bezug zu Deutschland hergestellt hast und deshalb habe ich mit einem allg. Bezug geantwortet.
Es stimmt schon, dass es den Menschen dort schlecht geht und dass sie vom erdölreichen Land nahezu nichts hatten.
Kannst du mir noch auf die Schnelle erklären, welchen Beitrag diese Menschen zu diesem Reichtum, der ihnen bisher verschlossen blieb, geleistet haben?
wenn du aber beide unbedingt auf eine stufe stellen möchtest, bedenke dass der reichtum europas (und der ersten welt) zu großen teilen aus der armut südamerikas (und der dritten welt) entstanden ist und bestand hat. kein neoliberales wirtschaftsmodell bietet ein lösung, wenn man davon ausgeht, dass alle länder der welt auf gleichem, hohen niveau wie wir leben sollen, dass kann nicht funktionieren.
Klar funktioniert das nur nicht so gut.
in venezuela verliert die wirtschaft an politischer macht, sie kann nicht mehr machen was sie will (in deutschland und österreich kann sie es sowieso nicht, trotz aller freiheiten die sie sich schon erpresst hat) und das ist richtig so. hätte die politik, der staat die menschen die wirtschaft in europa nicht eingebremst (das ist schon etwas her) würden heute die kinder schon ab 4 jahren schwerstarbeit leisten, es keine krankenversorgung, kein arbeitslosengeld, kein schulsystem etc geben. das zu erkämpfen war nicht einfach, aber sicher sinnvoll. in südamerika kämpft das volk gerade um solche rechte.
Beim Arbeitslosengeld weiß ich es um ehrlich zu sein nicht, den Rest gabs in Österreich schon während der Monarchie und die ist schon ein Weilchen her. Schule für alle wurde beispielsweise im 16. Jhdt. eingeführt, von Maria Theresia - und das übrigens gegen den Willen der Bevölkerung.
Chavez wird das Land ruinieren, das steht ausser Frage. Es gibt ein paar Träumer, die das nicht glauben, aber es ändert nichts an den Tatsachen. Einiges was er tut ist gut, aber die Mittel und die Art der Umsetzung sind schlecht bzw. dumm. Er arbeitet mit dem Gießkannensystem und bewirkt letztlich nichts nachhaltiges anstaat gezielt zu investieren. Nehmen wir nur das Beispiel Schule, alle Kinder bekommen eine Ausbildung und das ist gut. Wo werden diese Kinder aber am Ende ihrer schulischen Laufbahn arbeiten? Auf internationale Investitionen und Firmen kann er nicht hoffen und die jetztige Wirtschaft benötigt nicht annähernd die Massen an Menschen mit diesem (zukünftigen) Bildungsstand. Schon mal daran gedacht? Nein? Chavez auch nicht.