AW: Unterstützung für die Piratenpartei
Bonez am 13.06.2009 15:29 schrieb:
Arkasi am 13.06.2009 12:22 schrieb:
Wie soll beispielsweise die nichtkomerzielle Verbreitung von Musik, Videos und Software funktionieren? Darauf fand ich bisher bei den Piraten keine Antwort, lediglich die (unwahrscheinliche) Behauptung, dass das problemlos geht.
Wie wäre es mit einer
Schenkökonomie? Oder in einer
anarchistischen Gesellschaft? Ach Moment, wir leben ja in der besten aller Gesellschaftsstrukturen und weiter denkende Ansätze sind verboten. Außerdem wäre es doch wirklich tragisch, wenn es eine direkte Basisdemokratie gäbe. All diese hochbezahlten Experten wären ja dann plötzlich Arbeits- und Prestigelos.
Es geht hier um die Piratenpartei und die fordert weder das eine noch das andere. Außerdem sind beide Systeme schwachsinnig. Sie können zwar auf dem Papier funktionieren, aber in der Realität werden sie am Menschen scheitern. Eine Ordnung ohne Staat klingt für naive Menschen vielleicht super, aber wer setzt diese Ordnung denn durch?
Ich will das jetzt an dieser Stelle nicht vertiefen, wenn dir das Thema ein echtes Anliegen ist, dann eröffne dafür einen eigenen Thread.
Die zahlreichen Open-Source-Projekte beruhen z.B. auf dem Gedanken der Gesellschaft entgeltfrei ein Produkt zur Verfügung zustellen. Im Falle eines Künstlers halt sein Werk (Musik, Film, Buch, usw.) Andererseits könnte die Gesellschaft, wenn Sie den wollen würde, auch alle Menschen versorgen (mit Nahrung, Kleidung, Wohnung, usw.). Aber damit wäre der Kapitalismus tot und in folge dessen könnten nicht einige wenige Menschen immensen Reichtum auf Kosten der großen Masse anhäufen. Madonna hat z.B. mit Confessions on a Dance Floor 192.000.000 ,- $ (geschätzt siehe wiki) verdient. Muss es Sie wirklich stören, wenn Ihr Werk ein paar mal mehr kopiert wird? Zumal die von der Piratenpartei propagierte "Privatkopie" immer noch ein "Original" von dem kopiert vorausetzt?
Open Source ist keineswegs gratis, auch wenn das auf viele solche Projekte zutrifft. Das ist eine gute Sache und wer die Früchte seines Hobbies anderen unentgeltlich zur Verfügung stellt, der soll das auch tun dürfen.
Madonna kann sicherlich auf eine ausgesprochen erfolgreiche Karriere zurückblicken und du hast durchaus recht, sie wird wegen ein paar Raubkopien nicht am Hungertuch nagen, dennoch steht ihr das Geld zu und sie ist ja nicht die einzige, die an ihren Songs verdient. Komponisten, Texter, die Musiker und selbstverständlich auch der Produzent verdienen ebenfalls daran. Ob das immer die gleichen waren und die alle auch heute steinreich sind, darf bezweifelt werden.
Man nehme nur ein Buch. Ich lese es, es gefällt mir und danach verleih ich es an zigtausend Leute. Es wird einmal gekauft und bezahlt, aber öfter konsumiert. Und der Markt kann es selbst in der jetzigen kapitalistischen Form verkaften. Niemand hat bisher ein Buch DRM erfunden...
Welch absurder Vergleich, du kannst eine DRM-geschützte CD problemlos verleihen, beim Kopieren gibt es wahrscheinlich Probleme, aber herborgen kannst du sie problemlos. Darum geht es letztlich ja auch bei der Forderung der Piraten nach einer Privatkopie. Es geht nicht um die Sicherheitskopie, es geht auch nicht ums Verleihen, es geht ums Verschenken.
Man kann jetzt sagen, dass beim Buch keine Kopie entsteht und das Original immer mitwandert. Aber die Tatsache, dass es nur Einmal gekauft wurd bleibt. Eine CD kann man auch beliebig verleihen. Aber im Gegensatz zu einem Buch, kann ich preiswert eine Kopie herstellen.
Man kann das sagen, aber sonderlich intelligent ist es nicht, setz mal statt Buch Auto ein, dann weißt du, was ich meine. Nur weil man etwas preiswert tun kann, ist es weder legal noch wünschenswert. Ich bin ein 33er Jahre alter stattlicher Mann, ich kann alte Omas überfall noch und nöcher, die haben garantiert keine Chance. KANN ich tun, ist nicht legal, auch nicht wünschenswert, aber ich würde davon profitieren. Und so ist es auch bei den Raubkopien. Hier versteckt man sich gerne hinter irgendeinem gesellschaftlichem Blabla, aber tatsächlich geht es nur um den eigenen Profit, hier in der Form der Kostenersparnis.
Jetzt kommt noch das Kosumverhalten ins Spiel: Ein Buch les ich und danach leg ich es weg und les es frühstens in 6 Monaten erneut...meistens später. Eine CD hör ich immer mal wieder. Sie kann 3 Monate im Regal liegen ohne Beachtung, ich kann Sie aber auch jede Woche einlegen. Musik wird anders konsumiert. Daher auch hier der Bedarf an einer preiswerten Kopie. Bei einem Buch vermiss ich den Verlust des Originals durch Verleihung nicht so schnell. Bei einer CD u,.U. schon.
Dann verborge sie nur kurze Zeit und wenn dein Bekannter sie ebenfalls toll findet, kann er sich ja eine kaufen bzw. du ihm eine schenken.
Aber ich bin ja nicht der einzige der sich alles kauft und dann verleiht. Nein, man leiht mir ja auch Sachen (CD, Bücher, usw). Und dadurch lerne ich neue Künstler kennen. Mein Kumpel leiht mir die neuste CD von Gruppe A und ich find Sie toll. Plötzlich will ich mehr von Gruppe A hören. Also kauf ich mir doch glatt eine ältere CD von Gruppe A. Und siehe da, statt einer verkauften CD sinds auf einmal zwei
Oder, was wahrscheinlicher ist, wenn ich den vorigen Absatz von dir lese, er kopiert/downloadet eine ältere CD.
Und jetzt die These: Die Gängelung der ehrlichen Verkäufer durch DRM, zahlreiche Antiraupkopierwerbespots, der diffamierende und rechtlich inkorrekte Neologismus "Raupkopie" ansich sind weder angemessen noch gerechtfertigt.
Der Begriff Raubkopie ist ein Trivialbegriff und muss rechtlich nicht korrekt sein. Man spricht auch von Kinderpornos, wenn die Darsteller unter 18 sind, 17 Jährige sind aber dennoch keine Kinder.
Ich stimme dir zu, dass für den ehrlichen Käufer DRM lästig ist, doch DRM liegt ursächlich bei den Raubkopierern und nicht bei der Musikindustrie.
Ich möchte für den privaten Gebrauch von allen CDs, die ich im Regal stehen habe, eine Kopie machen dürfen, für mich, für mein Autoradio, um Sie am Arbeitsplatz hören zu können, etc., ich möchte Lieder von [...] Aber, und jetzt kommt das wichtige, es ist keine Rechtfertigung für Filesharing, weil hierbei das wichtigste aus meiner obigen Ausführung fehlt: das Original!
Ich will dies, ich will jenes, das ist das typische Verhalten von Kleinkindern.
Es ist mir völlig unbegreiflich, warum bei Musik immer so ein Tamtam gemacht wird, bei anderen Dingen aber nicht. Überleg einmal, wieviel Uhren der Durchschnittsbürger hat. Mindestens eine Armbanduhr, vielleicht eine am Herd, eine am Videorekorder, eine im Auto, zumindest eine im Wohnzimmer bzw. in der Küche, höchstwahrscheinlich einen Wecker usw. - ist offenbar kein Problem. Du willst etwas aus praktischen Gründen mehrfach haben, was du tatsächlich aber nur einfach benutzt? Dann kauf es mehrfach!
So das nur mal zum Thema "Raupkopie" und warum ich die Piratenpartei gewählt habe. Wenn man noch die Themen, Vorratsdatenspeicherung, Internetzensur, Datenschutz, Killerspieldebatte usw. dazu nimmt, ist es klar, dass momentan keine andere Partei in unserem Staat meine Ansichten besser vertritt
Über die Sinnhaftigkeit der Vorratsdatenspeicherung kann man streiten, ich persönlich finde sie ganz ok und störe mich nicht daran, aber da kann man zugegebenermaßen eine andere immer noch sinnvolle Meinung haben, man muss nur entsprechend paranoid sein.
Eine Internetzensur findet bei uns nicht statt. Das Sperren von illegalen Inhalten wie Kinderpornos oder Bombenbastelanleitungen ist eine sinnvolle Maßnahme, auch wenn sie technisch umgangen werden kann - ein Großteil der User ist dazu ja nicht in der Lage.
Ich weiß, da kommt dann gerne das Argument, dass man ja auch regierungskritische Seiten sperren könnte, schließlich geht das alles ohne Gericht vonstatten, aber diese Argumentation ist ausgesprochen schlapp.
Stell dir einfach vor, du würdest eine legale aber eben regierungskritsiche Homepage betreiben und die böse Regierung würde die einfach sperren. Da wirst du dich aber ordentlich aufregen und ein mediales Echo erzeugen, das um ein vielfaches bedeutender ist, als deine Homepage je sein könnte.
Gleichzeitig finde ich es schon grotesk, dass du offenbar davon ausgehst, dass der Staat grob rechtswidrig handelt und infolge dein Recht auf freie Meinungsäußerung unzulässig einschränkt, gleichzeitig hast du aber offenbar keine Angst, dass dich die böse und korrupte Regierung einfach in irgendeiner Zelle einsperrt, was ja wohl eindeutig die sinnvoller Maßnahme ist, um Gegner mundtot zu machen.
Datenschutz ist so eine Sache. Auf dem Papier klingt das ja alles wunderbar, tätsächlich ist es aber so, dass die bestehenden Gesetze mehr als ausreichend sind, sie werden nur einfach ignoriert. Der Staat darf sie aber nicht ignorieren und deshalb hinkt er u.a. in der Verbrechensbekämpfung massiv hinterher.
Das Problem ist, man kann ihn in Wirklichkeit nicht durchsetzen. Es gibt einfach Daten, die man nicht verknüpfen darf, aber das ist in der Realitöt ja nicht überprüfbar. Wenn ich im Supermarkt einkaufe und eine Kundenkarte für ein paar Rabatte verwende, dann erlaube ich diese Verlnüpfung, habe ich aber keine Kundenkarte und zahle mit Bankomat, dürfen die Daten nur buchhaltärisch verknüpft werden, aber niemand kann garantieren, dass das auch so ist. Daten sind ja mobil, der Supermarktbetreiber kann die irgendwohin schicken und dort verknüpfen (lassen).
Die Killerspieldebatte ist natürlich unsinnig, aber das wird die Piratenpartei nicht ändern, sie spielt sich in den Köpfen der Menschen ab. Hier muss man echte vernünftige Aufklärung betreiben und das wissenschaftlich untermauern - nicht eine Freakpartei gründen, die dazu gar nicht in der Lage ist.