• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

Unterstützung für die Piratenpartei

AW: Unterstützung für die Piratenpartei

Arkasi am 21.06.2009 09:11 schrieb:
Das sind ja alles interessante Studien, ich frage mich nur, warum deren Zahlen nichts mit der Realität zu tun haben? Die Umsätze gehen klar zurück, wie man beispielsweise hier sehen kann:
http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz07.html
Sie legen dar, dass Beobachtungen in der "Realität", wie der von dir angesprochene Rückgang der Umsätze, eben nicht primär, nur minimalst oder überhaupt nicht auf File-Sharing zurückzuführen sind, je nach Studie. Ein Blick in beispielsweise die Schlussfolgerung der verlinkten Studie von Oberholzer und Strumpf hätte genügt, um folgendes zu lesen:
Although a full explanation for the decline in record sales is beyond the scope of this analysis, several plausible candidates exist. A first factor is poor macroeconomic conditions. While reported incomes had not declined in any year since 1953, they fell in both 2001 and 2002. A second factor is the change in how music is distributed. Between 1999 and 2003 a fifth of music sales shifted from record stores to more efficient discount retailers such as Wal*Mart. About one half of the RIAA’s reported decline in CD shipments can be linked to the resulting reduction in store inventories. A third factor is the ending of a period of atypically high sales, when consumers replaced older music formats with CDs.

Andere Studien wiederum sehen die konkurrierenden Entertainmentformate, insbesondere die rapide wachsenden/gewachsenen Bereiche Video/Videospiel, als einen Primärgrund für fallende Umsätze der Musikindustrie. Sicherlich gibt es auch Studien, die sich explizit mit den Gründen befassen, jedoch habe ich mich mit denen nicht beschäftigt und kann daher auch keine aus dem Ärmel schütteln.

Was die norwegische Studie anbelangt, die beruht offenbar auf einer Umfrage. Bei sowas kommt nie was vernünftiges raus. Wäre sie korrekt, müßten die Umsätze der MI regelrecht explodieren.
Die Befragten mussten als Beleg ihrer Käufe Quittungen vorlegen, also würde ich es nicht sofort als nutzlose Umfrage abstempeln. Der Punkt ihrer Studie spiegelt sich auch in vielen anderen wieder, mit unterschiedlichen Formulierungen und Ausprägungen: innerhalb der Gruppe der Tauschbörsennutzer sind diejenigen, die vergleichsweise viel runterladen auch überdurchschnittlich oft als Käufer aktiv. Dies wird meistens als Reflektion der Affinität für Musik hergeleitet. Da dies jedoch nur innerhalb der besagten Gruppe der Fall ist, gleicht es sich gesamtgesellschaftlich gesehen aus. Wie gesagt, ein Nullsummenspiel.

Der Umstand, dass Superstars stärker betroffen sind als kleine Künstler, bedeutet entweder, dass Aphs unwahrscheinliche These zutrifft oder es liegt schlicht und einfach daran, dass Songs von Superstar öfter runtergeladen werden, weil sie mehr nachgefragt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Toptitel hochgeladen werden, ist ja um einiges größer, als die Werke kleiner unbekannter Künstler.
Blackburn (2004) hat anhand eines umfangreichen Datensatzes von Nielscan die These aufgestellt, dass grob die oberen 25% der Popularitätsskala durch File-Sharing weniger verkaufen, während die unteren 75% mehr verkaufen, wie man Tabelle 8 auf Seite 46 entnehmen kann. Intuitiv verständlich, da gerade für (relativ) unbekannte Künstler Präsenz das wahre Problem ist. Niemand kennt ihre Musik, also kann sie auch niemand dafür entlohnen. Deshalb veröffentlichen auch immer mehr Bands ihre Musik über Plattformen wie Pirate Bay, so sehr es den Herrschaften der Labels auch sauer aufstößt.
TPB hat eine Reichweite innerhalb der musikaffinen Jugend, die für das absolute Gros der Künstler anders unerreichbar wäre. Amazon beschreitet in diesem Zusammenhang einen interessanten Weg, indem sie mit ihrem Produktions- und Vertriebskonzept Künstlern eine Bühne bieten könnten.

Ich lese immer wieder von neuartigen Vertriebswegen, doch das Wort Vertrieb impliziert auch einen Geldfluss - wo soll der denn bei Filesharing herkommen?
Das ist die entscheidene Frage: wie sieht ein sinnvolles Geschäftsmodell aus, dass die Gegebenheiten des Marktes akzeptiert und die Künstler für ihr Schaffen entlohnt. Bei der deutschen Piratenpartei hab ich bis dato noch keine überzeugenden Konzepte gelesen (Kulturflatrate, GEMA als zentrale Verteilungsstelle, etc). Universal versucht derzeit in England einen Aufschlag auf die DSL-Gebühren, was immerhin mal eine Alternative ist, wenn auch nicht wirklich durchdacht.

Die MI (...) kann nicht aus Flaschen Stars machen.
Milli Vanilli war kein Einzelfall, nur der populärste. ;)

Und rein zur Klarstellung: ich bin weder für noch gegen Legalisierung von File-Sharing, jedoch habe ich ganz klare Ansichten, was Urheberrecht, Patente sowie Bürgerrechte angeht. Und mit diesen Ansichten ist der aktuelle Umgang mit File-Sharing vollkommen inakteptabel, daher mag meine Argumentation so klingen, als ob ich dem Pirate Bay Fanclub angehöre.
 
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LowriderRoxx am 21.06.2009 10:04 schrieb:
Arkasi am 21.06.2009 09:11 schrieb:
Das sind ja alles interessante Studien, ich frage mich nur, warum deren Zahlen nichts mit der Realität zu tun haben? Die Umsätze gehen klar zurück, wie man beispielsweise hier sehen kann:
http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz07.html
Sie legen dar, dass Beobachtungen in der "Realität", wie der von dir angesprochene Rückgang der Umsätze, eben nicht primär, nur minimalst oder überhaupt nicht auf File-Sharing zurückzuführen sind, je nach Studie. Ein Blick in beispielsweise die Schlussfolgerung der verlinkten Studie von Oberholzer und Strumpf hätte genügt, um folgendes zu lesen:
Although a full explanation for the decline in record sales is beyond the scope of this analysis, several plausible candidates exist. A first factor is poor macroeconomic conditions. While reported incomes had not declined in any year since 1953, they fell in both 2001 and 2002. A second factor is the change in how music is distributed. Between 1999 and 2003 a fifth of music sales shifted from record stores to more efficient discount retailers such as Wal*Mart. About one half of the RIAA’s reported decline in CD shipments can be linked to the resulting reduction in store inventories. A third factor is the ending of a period of atypically high sales, when consumers replaced older music formats with CDs.

1. Das erklärt zwar den erheblichen Einbruch in diesen beiden Jahren, nicht jedoch den permanenten Rückgang, der zumindest seit 1998 kontinuierlich voranschreitet.

2. Der Punkt kling für mich absolut unvernünftig. Diskonter haben keine besseren Einkaufskonditionen, sie arbeiten einfach mit einer höheren Schlagzahl und geringeren Basiskosten. Wäre dieser Punkt wirklich ein Faktor, müßten alle Brachen, in denen verstärkt Diskonter auftreten, Umsatzeinbrüche hinnehmen, was aber eindeutig nicht der Fall ist.

3. Da könnte in der Tat was dran sein, leider weiß ich nicht, wer in diesem Fall die Preissenkung trägt. Es könnte durchaus auch der Handel sein, der die alte Ware schnell los werden will, denn die Verbilligung kommt nicht in allen Geschäften an.

Andere Studien wiederum sehen die konkurrierenden Entertainmentformate, insbesondere die rapide wachsenden/gewachsenen Bereiche Video/Videospiel, als einen Primärgrund für fallende Umsätze der Musikindustrie. Sicherlich gibt es auch Studien, die sich explizit mit den Gründen befassen, jedoch habe ich mich mit denen nicht beschäftigt und kann daher auch keine aus dem Ärmel schütteln.

Das muss ich um ehrlich zu sein bezweifeln, aber ok, ist sicherlich ein geringer Faktor. Andererseits kämpft ja auch die Softwareindustrie mit Raubkopierern.
http://www.pcgames.de/aid,681909/Demigod-Raubkopierer-verderben-den-Spass-Kehrseite-der-Kundenfreundlichkeit/PC/News/
120.000 User bei 18.000 Verkäufen zeigt das Problem doch recht deutlich, auch wenn ich davon ausgehe, dass dieser enorme Unterschied nicht der Normalfall ist.

Was die norwegische Studie anbelangt, die beruht offenbar auf einer Umfrage. Bei sowas kommt nie was vernünftiges raus. Wäre sie korrekt, müßten die Umsätze der MI regelrecht explodieren.
Die Befragten mussten als Beleg ihrer Käufe Quittungen vorlegen, also würde ich es nicht sofort als nutzlose Umfrage abstempeln. Der Punkt ihrer Studie spiegelt sich auch in vielen anderen wieder, mit unterschiedlichen Formulierungen und Ausprägungen: innerhalb der Gruppe der Tauschbörsennutzer sind diejenigen, die vergleichsweise viel runterladen auch überdurchschnittlich oft als Käufer aktiv. Dies wird meistens als Reflektion der Affinität für Musik hergeleitet. Da dies jedoch nur innerhalb der besagten Gruppe der Fall ist, gleicht es sich gesamtgesellschaftlich gesehen aus. Wie gesagt, ein Nullsummenspiel.
Blackburn (2004) hat anhand eines umfangreichen Datensatzes von Nielscan die These aufgestellt, dass grob die oberen 25% der Popularitätsskala durch File-Sharing weniger verkaufen, während die unteren 75% mehr verkaufen, wie man Tabelle 8 auf Seite 46 entnehmen kann. Intuitiv verständlich, da gerade für (relativ) unbekannte Künstler Präsenz das wahre Problem ist. Niemand kennt ihre Musik, also kann sie auch niemand dafür entlohnen. Deshalb veröffentlichen auch immer mehr Bands ihre Musik über Plattformen wie Pirate Bay, so sehr es den Herrschaften der Labels auch sauer aufstößt.
TPB hat eine Reichweite innerhalb der musikaffinen Jugend, die für das absolute Gros der Künstler anders unerreichbar wäre. Amazon beschreitet in diesem Zusammenhang einen interessanten Weg, indem sie mit ihrem Produktions- und Vertriebskonzept Künstlern eine Bühne bieten könnten.

Ich kann hier um ehrlich zu sein kein Nullsummenspiel erkennen. In Österreich wurden 2008 185 Mio Euro mit Musik umgesetzt, 2007 waren es noch 207 Mio. Euro. Die fehlenden 22 Mio haben wohl kaum die kleinen Künstler bekommen, sie wurden schlicht und einfach nicht bezahlt.

Es liegt durchaus auf der Hand, dass besonders Musikbegeisterte, die durchaus auch ehrliche Käufer sind, durch Downloads zu weiteren Käufen angespornt werden, die spannende Frage ist aber, ob sie jene Werke erwerben, die sie zuvor (quasi als Hörprobe) runtergelanden haben oder ob es nicht ganz andere Werke sind. Was bringt es denn mir als (hypothetischer) Künstler, wenn meine Songs runtergeladen werden, der Kaufimpuls aber auf die Songs anderer Künstler geht und nicht auf meine?

Ich lese immer wieder von neuartigen Vertriebswegen, doch das Wort Vertrieb impliziert auch einen Geldfluss - wo soll der denn bei Filesharing herkommen?
Das ist die entscheidene Frage: wie sieht ein sinnvolles Geschäftsmodell aus, dass die Gegebenheiten des Marktes akzeptiert und die Künstler für ihr Schaffen entlohnt. Bei der deutschen Piratenpartei hab ich bis dato noch keine überzeugenden Konzepte gelesen (Kulturflatrate, GEMA als zentrale Verteilungsstelle, etc). Universal versucht derzeit in England einen Aufschlag auf die DSL-Gebühren, was immerhin mal eine Alternative ist, wenn auch nicht wirklich durchdacht.

Das ist meiner Meinung nach das große Problem. Wie der Vertrieb letztlich aussieht, ist ja im Prinzip egal, wichtig ist nur, dass die Leistungsträger ihr Geld bekommen. Wie sich das bei Musik und Film entwickeln wird, kann ich nicht sagen, im Softwaresektor, spezielle bei den Spielen, fürchte ich jedoch, dass man letztlich auf Onlinespiele umstellen wird. Man kauft einen Account online und spielt auch online, da gibt es keinen Spielraum mehr für Raubkopien. Das würde mir nicht wirklich gefallen.

Die MI (...) kann nicht aus Flaschen Stars machen.
Milli Vanilli war kein Einzelfall, nur der populärste. ;)

Naja, Milli Vanilli haben das Zeug im Prinzip nur vermarktet, weil die eigentlichen Sänger offenbar nicht dazu getaugt haben.

Und rein zur Klarstellung: ich bin weder für noch gegen Legalisierung von File-Sharing, jedoch habe ich ganz klare Ansichten, was Urheberrecht, Patente sowie Bürgerrechte angeht. Und mit diesen Ansichten ist der aktuelle Umgang mit File-Sharing vollkommen inakteptabel, daher mag meine Argumentation so klingen, als ob ich dem Pirate Bay Fanclub angehöre.

Das kann ich so nicht nachvollziehen. File-Sharing ist Diebstahl und Diebe werden bei uns ja auch nicht zuvorkommend behandelt. Dass alle anderen auch darunter zu leiden haben, das ist für mich das Problem, aber leider ist das die normale Vorgehensweise. Ich muss auch lästige und zeitaufwendige Finanzprüfungen über mich ergehen lassen, obwohl ich keine Steuern hinterziehe, aber es gibt Steuerhinterzieher und da man die nicht kennt, muss man alle prüfen. Selbiges gilt für Alko-Kontrollen u.ä. - dagegen hat auch niemand was ernsthaft einzuwenden.
Beim aktuellen Thema ist es anders, aber nicht weil die Sache anders gelagert wäre, sondern einfach weil das Internet die meiste Zeit so eine Art rechtsfreier Raum war.
 
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NGamers am 21.06.2009 05:10 schrieb:
Freaky22 am 10.06.2009 22:06 schrieb:
Dafür brauchts keine Priaten, da kann man auch die Grünen wählen.

Deshalb haben sich bei der Abstimmung im Bundestag auch 15 Grüne der Stimme enthalten... Das kannste nu auslegen wie du willst.
Und 1 Tag später sprach Oberpolizeistaatsrolli Schäuble gönnerisch darüber, dass Schwarz-Grün nach der BT-Wahl für ihn kein Tabu sei. Immer diese Zufälle ...
 
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Normalerweise spare ich mir ja auf Arkasi zu antworten, weil er eh seine unverrückbare, vorgefertigte, argumentresistente Meinung hat. Aber über einige Dinge, die du offenbar für selbstverständlich hältst, muss ich dir mitteilen, dass man die völlig gegensätzlich sehen kann:

Arkasi am 21.06.2009 12:17 schrieb:
File-Sharing ist Diebstahl
Nein, ist es nicht.

Beim aktuellen Thema ist es anders, aber nicht weil die Sache anders gelagert wäre, sondern einfach weil das Internet die meiste Zeit so eine Art rechtsfreier Raum war.
Nein, war es nie.
 
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Arkasi am 21.06.2009 12:17 schrieb:
Das muss ich um ehrlich zu sein bezweifeln, aber ok, ist sicherlich ein geringer Faktor. Andererseits kämpft ja auch die Softwareindustrie mit Raubkopierern.
http://www.pcgames.de/aid,681909/Demigod-Raubkopierer-verderben-den-Spass-Kehrseite-der-Kundenfreundlichkeit/PC/News/
120.000 User bei 18.000 Verkäufen zeigt das Problem doch recht deutlich, auch wenn ich davon ausgehe, dass dieser enorme Unterschied nicht der Normalfall ist.
Selbstverständlich werden dort auch illegale Kopien en masse angefertigt. Jedoch ging es um alternative Entertainmentbereich als Grund für die Umsatzeinbußen der Musikindustrie und da ist es irrelvant, ob auch bei denen das Phänomen auftritt. Letztendlich steigen die Umsätze der anderen Branchen während es bei der Musikindustrie abwärts geht, unabhängig von Booms und Crashes.
Andere Studien sehen keinen Substitutionseffekt in anderen Formen der Unterhaltung und argumentieren, dass Ausgaben pro persona in diesem Bereich nicht markant genug sind, um bereits einen Grenzwert erreicht zu haben. Fragwürdige Aussage meiner Meinung nach, aber man soll ja auch gegenteilige Positionen erwähnen.

Ich kann hier um ehrlich zu sein kein Nullsummenspiel erkennen. In Österreich wurden 2008 185 Mio Euro mit Musik umgesetzt, 2007 waren es noch 207 Mio. Euro. Die fehlenden 22 Mio haben wohl kaum die kleinen Künstler bekommen, sie wurden schlicht und einfach nicht bezahlt.
Falscher Ansatz. Nullsummenspiel bedeutet nicht, dass die Abnahme der Umsätze der großen Labels statt dessen in die Taschen der kleinen Künstler gegangen sind. Es bedeutet, dass die durch Tauschbörsen verursachten Umsatzverluste der großen Künstler in die Taschen der kleinen Künstler gewandert ist, da deren Reichweite massiv gesteigert wurde.

Es liegt durchaus auf der Hand, dass besonders Musikbegeisterte, die durchaus auch ehrliche Käufer sind, durch Downloads zu weiteren Käufen angespornt werden, die spannende Frage ist aber, ob sie jene Werke erwerben, die sie zuvor (quasi als Hörprobe) runtergelanden haben oder ob es nicht ganz andere Werke sind. Was bringt es denn mir als (hypothetischer) Künstler, wenn meine Songs runtergeladen werden, der Kaufimpuls aber auf die Songs anderer Künstler geht und nicht auf meine?
Als einzelner Künstler bringt es dir nichts. Allerdings kann man die Thematik nur auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene sinnvoll diskutieren, denn wie bereits erwähnt gibt es Verlierer und Gewinner. Die Frage ist eher, wie die Tauschbörsen die Fähigkeit der Künstler als Gesamtheit beeinflusst, angemessen für ihre Werke entlohnt zu werden. Und da sagen die zitierten Studien, dass der Einfluss auf das Ganze bestenfalls marginal ist, mit negativen Effekten im oberen Viertel und positiven Effekten für den Rest.

Das kann ich so nicht nachvollziehen.
Hätte mich auch gewundert, da ich nur einen Satz voller Stichworte in den Raum gestellt habe.

File-Sharing ist Diebstahl und Diebe werden bei uns ja auch nicht zuvorkommend behandelt.
Es mag für viele dem Gefühl nach Diebstahl sein, aber das Gesetz (§ 242 Strafgesetzbuch) ist in diesem Fall eindeutig: "Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

Digitale Kopien erfüllen weder den Bestand der "beweglichen Sache" noch des "wegnehmens".

Dass alle anderen auch darunter zu leiden haben, das ist für mich das Problem, aber leider ist das die normale Vorgehensweise.
Die Schäden einer Gruppe ist in sich kein ausreichender Grund, Bürgerrechte abzubauen. Das Gebot der Verhältnismaßigkeit gilt in der deutschen Gesetzgebung. Und in diesem Fall sind für mich eindeutig die Eingriffe in die Privatsphäre in Form der Überwachung aller Internetkommunikation ein zu hoher Preis für die ausbleibende Entgeltung einiger. Deshalb auch meine scharfe Kritik am Telemediengesetz: es war ein großer Fehler, das Internet und andere neue Kommunikationsmedien nicht vollständig in das Fernmeldegeheimnis aufzunehmen.

Ist selbstverständlich eine Ansicht, die man nicht teilen muss und wahrscheinlich auch nicht viele teilen werden.
 
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Wenn es Umsatzeinbußen durch Filesharing geben sollte, dann allerdings auch, weil die Musikindustrie viel zu spät auf MP3s reagiert hat und dann auch noch falsch (DRM) oder teuer (niemand akzeptiert die CD-Preise für MP3s)

Tonträger sind für viele Menschen nur noch ein unpraktischer Umweg.

Musiksammlungen existieren heute auf Festplatten und Speicherchips. Will man eine CD in MP3 umwandeln, braucht man spezielle Programme, mit Dutzenden Einstellungsmöglichkeiten und muss sich dann auch noch darum kümmern, dass die ID-Tags richtig sind. Was für ein Aufwand, nur weil kein massenkompatibles Vertriebssystem existierte.


Jetzt kann man immerhin bei amazon MP3-Alben runterladen. Leider hat sich Kazaa oder rapidshare vorher verbreitet, so das viele die komerziellen Angebote garnicht kennen.

Und wenn man ein Album kostenlos bekommen hat... egal ob über Internet, über LAN oder direkt vom Ipod eines Freundes... natürlich betreibt man keinen Aufwand mehr um das ein zweites Mal zu erstehen wenns gefällt.
Ein freiwilliger Dienst zum nachträglich bezahlen existiert nicht. Da könnte man ja mal anfangen.. ein elektronischer Spendenbecher.

Und wenn man so Fan geworden ist, kauft man immerhin vielleicht das nächste Album der Band, oder teure Shirts oder geht zu einem Konzert.
Zählen die Statistiken der Umsätze der Musikindustrie Merchandise und Live-Konzerte und Festivals mit?
 
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Um die Diskussion der letzten Tage mal wieder zurück zur Piratenpartei zu führen, möchte ich eine Rede von Rick Falkvinge in Videoform anbieten: Google Tech Talks, 31.07.2007, Rick Falkvinge: Copyright Regime vs. Civil Liberties

Abstract:
Rick Falkvinge, the founder of the Swedish Pirate Party and the international politicized pirate movement, talks about the rise and success of pirates, and why pirates are necessary in today's politics. He'll also outline the next steps in the pirates' strategy to change global copyright laws.

The fight against copyright aggression tends to focus on economic aspects of the shift to a networked economy. Rick explains how this conflict is much more important than that: the fight against the copyright regime is about the right to fundamental civil liberties - down to the postal secret, whistleblower protection, freedom of the press, and the very right to an identity. Rick Falkvinge is the founder and leader of the Swedish Pirate Party, as well as the founder of the international politicized pirate movement. His leadership and vision took the Pirate Party from nothing into the top ten parties in the last Swedish general election, without a dime in the campaign chest. His personal candidacy came in at rank #15 out of over 5,000 candidates for the 349 parliamentary seats. While he didn't win one of those seats due to threshold rules, the Swedish Pirate Party has inspired similar parties to form in over 20 other countries, and the fight for civil liberties against copyright and patent aggression continues.

The primary focus of Rick and of the Pirate Party is to fight back against the current copyright aggression and surveillance populism using the one thing lobbyists can never buy - votes in a democratic election. Rick demonstrates how much more than business models are at stake in the copyright debate: today's copyright and essential civil liberties have become mutually exclusive, and society must choose.

Rick Falkvinge lives in Stockholm, Sweden. When not engaged in the fight for privacy and citizens' rights, he can usually be found cooking, reading, or riding a motorcycle.
 
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Ich bin momentan immer mehr der Meinung das die Piraten die Finger vom Tauss lassen sollten.

http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=22062009ArtikelPolitikFrank1

Alls unterstützung kann man das nicht mehr deuten, eher als letze hoffnung vom Tauss.
 
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aph am 21.06.2009 12:48 schrieb:
Normalerweise spare ich mir ja auf Arkasi zu antworten, weil er eh seine unverrückbare, vorgefertigte, argumentresistente Meinung hat.
Sorry aph, aber genau solche Spitzen sind es doch die es etwas seltsam machen, wenn du bei ähnlichen Angriffen gegen dich entsetzt reagierst.
Entscheidest du fürs ganze Forum ob jemand gute, richtige Meinungen vertritt?

LowriderRoxx am 22.06.2009 08:39 schrieb:
copyright aggression
copyright regime
"lustige" Wortwahl

NIN und andere Künstler schenken viele Sachen bereits her, z.T. mit optionaler Bezahlung, schön für alle.
Metallica will aber kein Filesharing. Dann muss man eben ihre Werke kaufen. Sie haben es erschaffen, also sollen sie bestimmen was damit passiert.

Musiker können ihre Werke unter der Creative-Commons-Lizenz veröffentlichen. Wer hindert sie daran? Andere Musiker wollen halt einen herkömmlichen Plattendeal und ihr Urheberrecht behalten.

Ich finde es einfach frech das der MI, und damit vielen Musikern, von Piraten ihr Wunsch aufgezwungen wird Musik gratis zu erhalten, beinahe so als ob es ihr Recht wäre alles zu bekommen und es eine ganz fiese Tour von Musikern wäre es ihnen vorzuenthalten.

Es gibt doch schon längst die Vertriebsmöglichkeit die die Piraten fordern, wenn Musiker den Weg aber nicht gehen möchten, dann haben Piraten das hinzunehmen.
 
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copyright aggression
copyright regime
"lustige" Wortwahl
Im historischen Kontext der Kontrolle des Informationsflusses durch Publisher der gedruckten Werke rund um die Einführung des Urheberrechtsschutzes zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist "copyright regime" ein sehr passender Begriff.
Und "copyright aggression" ist angesichts der Lobbytätigkeiten der Industrie, zuletzt am Beispiel von HADOPI, auch nicht unpassend. Es wird in Bereiche vorgedrungen, wo die Thematik keinerlei Gewichtung haben sollte.

Metallica will aber kein Filesharing. Dann muss man eben ihre Werke kaufen. Sie haben es erschaffen, also sollen sie bestimmen was damit passiert.
100% Unterstützung. Die Künstler sollen entscheiden, was damit passiert, und nicht die Labels. Darauf arbeitet auch die bereits erwähnte Featured Artists Coalition hin. Vollkommen zurecht, da, soweit ich weiss, beispielsweise in den USA die Rechte an den Werken nicht lizensiert, sondern komplett an die Plattenlabels abgetreten werden.

Musiker können ihre Werke unter der Creative-Commons-Lizenz veröffentlichen. Wer hindert sie daran? Andere Musiker wollen halt einen herkömmlichen Plattendeal und ihr Urheberrecht behalten.
Niemand hindert die ersten, wenn sie denn keinen Vertrag bei besagten Labels haben, und den anderen steht selbstverständlich besagtes Recht zu.

Ich finde es einfach frech das der MI, und damit vielen Musikern, von Piraten ihr Wunsch aufgezwungen wird Musik gratis zu erhalten, beinahe so als ob es ihr Recht wäre alles zu bekommen und es eine ganz fiese Tour von Musikern wäre es ihnen vorzuenthalten.
Jetzt wird es interessant. Quelle der Forderung nach der Legalisierung des nicht-kommerziellen Gebrauchs jedweder Form sind die Konsequenzen, die sich aus der Durchsetzung des Verbots nicht-kommerzieller Verbreitung ergeben. Es ist nicht mein Recht, alles gratis zu bekommen. Gleichsam ist es nicht per se eine "fiese Tour" von Musikern, mir die Werke vorzuenthalten.
Bei letzterem könnte man jedoch argumentieren, dass Werke ab einer gewissen Verbreitung Teil des gemeinsamen Kulturguts geworden sind - siehe besonders griffige Musik, die man laufend vor sich hinpfeift, unter der Dusche singt oder anderweitig vereinnahmt - und es in der Tat eine "fiese Tour" ist, sie nicht für die weitere Verwendung freizugeben. Michael Jackson's Besitz der Stücke der Beatles sei als Beispiel genannt.

Die erwähnten Konsequenzen jedoch sind der eigentliche Kern. Mir wird untersagt, ein Stück von einer CD zu ziehen und es einem Freund via EMail zu schicken. Kontrolliert werden kann das nur, indem in meinen Datenpaketen geschnüffelt wird. Ich habe bewusst die EMail als Träger gewählt, weil viele den Eindruck zu haben scheinen, dass der Traffic von Tauschbörsen oder Filehostern separat zu dem "privaten" Traffic abläuft und man daher diese Wege guten Gewissens kontrollieren kann, da ja die EMail an die Freundin, den Arzt oder den Anwalt davon nicht betroffen ist. Eine Demontage der Privatsphäre im digitalen Zeitalter.
Vor grad einmal 10 Jahren verlief meine private Korrespondenz über die Deutsche Post und war durch das Briefgeheimnis geschützt. Jetzt läuft sie direkt durch Kupfer- und Glasfaserkabel und ist zum Abschuss freigegeben. Wobei es impliziert, dass sie früher einmal unter Artenschutz stand. Dies ist natürlich nicht der Fall, sie wurde von Beginn an nicht dem Post-/Briefgeheimnis zugeordnet, sondern separat im Telemediengesetz erfasst und nie mit dem selbem Schutz ausgestattet. Keine Sternstunde unserer Gesellschaft, meiner Meinung nach. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass eine Selbstzensur unvermeidbar ist, wenn die private Korrespondenz nicht absoluten Schutz geniesst. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass Whistleblower eine unverzichtbare Komponente der Demokratie darstellen und sie des expliziten Schutzes bedürfen - auch wenn Deutschland das mal wieder nicht so sieht.

Nun haben wir also das Recht auf Privatsphäre auf der einen Seite der Waage der Justitia und das Verbot der nicht-kommerziellen Verfielfältigung auf der anderen Seite. Bürgerrecht auf der einen, Entgeltungsmodell auf der anderen. Sieht man, worauf ich hinaus will? Das aktuelle Model lässt sich im digitalen Zeitalter nicht aufrecht erhalten, ohne das Bürgerrecht auf die Privatsphäre zu entkernen. Überwachung meiner Korrespondenz, Haudurchsuchungen in Verletzung der Unversehrtheit der Wohnung, Abschnitt von der wichtigsten Informationsquelle (Internet via HADOPI).

Es gibt doch schon längst die Vertriebsmöglichkeit die die Piraten fordern, wenn Musiker den Weg aber nicht gehen möchten, dann haben Piraten das hinzunehmen.
Musiker, Künstler im Allgemeinen ... alle Menschen können ihre Wege gehen. Aber wenn die Durchsetzung ihrer Wege die Grundrechte der Allgemeinheit verletzt, dann haben sie es hinzunehmen, dass eine Durchsetzung inakzeptabel ist. Sie können dann weiter den Weg auf eigene Gefahr verfolgen oder mit dem Rest andere Wege erkunden.
 
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LowriderRoxx am 22.06.2009 10:21 schrieb:
Nun haben wir also das Recht auf Privatsphäre auf der einen Seite der Waage der Justitia und das Verbot der nicht-kommerziellen Verfielfältigung auf der anderen Seite. Bürgerrecht auf der einen, Entgeltungsmodell auf der anderen.
Dieses Dilemma ist mir durchaus bewusst, auch wenn ich mich im Detail wohl zugegeben weniger damit beschäftigt habe als du, aber dieser private Austausch der im Internet eben oft kaum mehr privat genannt werden kann, hat einfach eine Dimension die schwer mit bisherigen Systemen verglichen werden kann.

Wenn du der deutschen Post eine CD mitgibst (die Existenz des Internets negieren wir einfach mal), damit ein Kumpel, ein spanischer Austauschstudent, der wieder zu Hause ist, deine neueste deutsche Platte mal probehören kann, dann ist das eine Sache. Wenn du dich aber auf den Trödelmarkt hinstellst mit Dutzenden Kopien der Platte und die frei verteilen würdest wieder was anderes? Ersteres nimmt dir wohl noch kein Künstler besonders übel. Zweiteres wohl schon.
Das Internet ermöglicht nun aber nicht nur das du am Trödelmarkt ein paar Leute bedienst die gerade an deinem Stand vorbeilaufen, sondern jeder der zugreift, hat eine Kopie. Das können Dutzende sein oder Tausende.
Einige wenige gebrannte Kopien würde man ja aus dem Markt nehmen, oder? Da sagt keiner was? Das Internet kennt aber irgendwie keine Limits.
Die Privatsphäre um die gerungen wird, wird ja z.T. als öffentliche Sphäre missbraucht.

Ab wann riskiert man die Existenz des Künstlers? Es geht imo nicht bloß um ein Entgeltungsmodell, sondern um das Einkommen und Lebensgrundlage des Künstlers. Und wenn einer halt unbedingt Millionär werden will, dann hat die Gesellschaft auch nicht das Recht ihm das zu verwehren. Solange wir nicht im Kommunismus leben gilt halt (mehr oder weniger) freie Marktwirtschaft.

Ehrlich gesagt keine Ahnung wie man beiden Seiten Recht geben will. Aber existenziell ist imho eig. nur der Künstler bedroht. (da können Studien noch so sehr behaupten das insgesamt der Markt durch freies Angebot floriert.) Hätte die Gesellschaft nicht so viel Unfug mit ihrer "Privat"sphäre getrieben, hätte wohl auch nie jemand gedacht da reinzuschneiden.

Beim E-mail-verkehr würde ich auch mal befürworten das der unters Briefgeheimnis gehört.
Außerdem gibt es ja immer noch das Recht auf Privatkopie. Solange man es eben in der Form macht, kann ich mir nicht vorstellen das dagegen vorgegangen werden kann.
 
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crackajack am 22.06.2009 09:26 schrieb:
Sorry aph, aber genau solche Spitzen sind es doch die es etwas seltsam machen, wenn du bei ähnlichen Angriffen gegen dich entsetzt reagierst.
Entscheidest du fürs ganze Forum ob jemand gute, richtige Meinungen vertritt?
Das war wohl missverständlich. Ich meinte damit, dass ich (ganz alleine) wenig Lust habe, mit jemandem zu diskutieren, dessen Meinung eh schon feststeht, und die daher nicht durch Diskussionen verändert werden kann, egal wie gut die Argumente sind. Das wird zwar auch mir oft vorgeworfen, aber stimmt nicht. Ich habe meine Meinung schon oft durch gute Argumente verändert gesehen.

Es gibt doch schon längst die Vertriebsmöglichkeit die die Piraten fordern, wenn Musiker den Weg aber nicht gehen möchten, dann haben Piraten das hinzunehmen.
Genau das ist das Problem: Nicht die Musiker sollten das entscheiden, sondern die Kunden. Und es dürfen halt nicht Bürgerrechte außer Kraft gesetzt werden, nur um einen veralteten Vertriebsweg zu ermöglichen. Für mich ist ganz klar, welchen Rechten ich hier den Vorzug gebe: Den Bürgerrechten.
 
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aph am 22.06.2009 11:39 schrieb:
Nicht die Musiker sollten das entscheiden, sondern die Kunden.
Also der AG soll alle Konditionen des Arbeitsvertrags festlegen und der AN darf unterschreiben oder sich gewöhnliche Arbeit suchen? Darauf läuft sowas imo nämlich hinaus.
Den Bürgerrechten.
Ok, da bin ich etwas zwiegespalten inwiefern man hier zu sehr reingeht oder ob man das überhaupt darf. Hier müssen Regelungen gefunden werden mit denen der Privatmensch und der Künstler der bezahlt werden will leben kann. Wie die aussehen könnten vermag ich mir aber nicht auszumalen.
 
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crackajack am 22.06.2009 11:33 schrieb:
Ab wann riskiert man die Existenz des Künstlers? Es geht imo nicht bloß um ein Entgeltungsmodell, sondern um das Einkommen und Lebensgrundlage des Künstlers. Und wenn einer halt unbedingt Millionär werden will, dann hat die Gesellschaft auch nicht das Recht ihm das zu verwehren. Solange wir nicht im Kommunismus leben gilt halt (mehr oder weniger) freie Marktwirtschaft.

Hihi, wieso sollte ich bereit sein, meine Freiheitsrechte zu opfern, damit ein Künstler Millionär werden kann? Soweit kommts noch. Lol.

Aber klar, mit der Frage der Existenz von Künstlern wirfst du einen wichtigen Nebenpunkt auf. Nur, da muss ich sagen: Wenn die Leute ihn nicht bezahlen wollen, kann er davon halt nicht leben. Dann muss er entweder was anderes (Produktives) machen, oder warten bis sich das Bedingungslose Grundeinkommen durchsetzt. Ich habe auch meine Probleme mit anderen Indirektionen der Finanzierung, wie zB GEMA oder einer Künstlerpauschale ... wer entscheidet denn dann, wer ein Künstler sein darf? Kann man sich da anmelden, wenn man 18 wird und sagen "ich will Künstler sein, gebt mir ein Künstlergrundeinkommen!"? Das kann nicht funktionieren. Wenn, dann müssten alle ein GE haben, und jeder der Bock hat, macht halt Musik. Wenn er damit zusätzliches Geld generiert, schön für ihn. Wenn nicht, ist es Freizeitvertreib.
 
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aph am 22.06.2009 11:47 schrieb:
Hihi, wieso sollte ich bereit sein, meine Freiheitsrechte zu opfern, damit ein Künstler Millionär werden kann? Soweit kommts noch. Lol.

Wenn die Leute ihn nicht bezahlen wollen, kann er davon halt nicht leben.
Nanana. "nicht leben" ist der Knackpunkt und sicher nicht der Millionär.
 
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crackajack am 22.06.2009 11:33 schrieb:
aber dieser private Austausch der im Internet eben oft kaum mehr privat genannt werden kann, hat einfach eine Dimension die schwer mit bisherigen Systemen verglichen werden kann.
Da liegt ein Kern der Diskussion begraben: die Definition von Privat. Hier gibt es Ansichten, die unterschiedlicher kaum sein können und ich selbst zähle fraglos nicht zu der so populären Mitte, was meine Ansichten angeht. Dessen bin ich mir durchaus bewusst, deshalb betone ich es auch bei längeren Argumentationsketten. In Deutschland, insbesondere zu Zeiten von StudVZ, MySpace und den anderen Vertretern, ist Privatsphäre keine Kernkomponente des Lebens, die besondere Aufmerksamkeit zugerechnet bekommt. Eine bedauerliche Entwicklung, meiner Meinung nach. Jedoch kann ich darüber nur meine Meinung äußern, nicht richten.
Interessanterweise scheinen die älteren Generation ein größeres, intuitives Verständnis dieses Punktes zu haben, wenn ich über meine Diskussionen in den letzten Jahren reflektiere. Sie haben zwar keine Ahnung vom Internet oder allgemein der digitalen Kommunikation, aber wenn man es anhand bekannter Begriffe erläutert, stehen ihnen oft nicht weniger die Nackenhaare zu berge, als dies bei mir der Fall ist.

Wenn du der deutschen Post eine CD mitgibst (die Existenz des Internets negieren wir einfach mal), damit ein Kumpel, ein spanischer Austauschstudent, der wieder zu Hause ist, deine neueste deutsche Platte mal probehören kann, dann ist das eine Sache. Wenn du dich aber auf den Trödelmarkt hinstellst mit Dutzenden Kopien der Platte und die frei verteilen würdest wieder was anderes? Ersteres nimmt dir wohl noch kein Künstler besonders übel. Zweiteres wohl schon.
Wenn man es derart illustriert, ist der Frust der Künstler unbezweifelt und die Bekämpfung deiner Aktivitäten auf dem Trödelmarkt unter gewissen Perspektiven löblich und ehrenwert.
Leider hakt diese Anspielung auf Tauschbörsen gerade in den kritischen Aspekten: Gegenmaßnahmen. Ich möchte an dieser Stelle dazu nur einen Punkt einwerfen, den ich in meinen bisherigen Ausführungen vergessen hatte: Trägerhaftung. Den Rest müsste ich eigentlich schon in irgendeinem der Threads ausgeführt haben.

Die Tauschbörsen und andere Quellen auch nur im Ansatz kontrollieren zu können, ist eine Wahnvorstellung, zu zahlreich und zu vielfältig. Deshalb laufen die Initiativen darauf hinaus, dass die ISPs die Charakteriska und Menge des Traffics ihrer Kunden erfassen sollen, so dass sie Auffälligkeiten an die entsprechenden Behörden oder gar Unternehmen melden müssen. Ja, müssen. Unterlassen sie dies, werden sie selbst zur Haftung gezogen. Dies wird in England schon in gewisser Form praktiziert und steht beim Rest auf der Türschwelle. Was bedeutet dies? Der Träger, hier die ISPs, werden für das zur Verantwortung gezogen, was auf ihren Leitungen passiert und müssen daher alles kontrollieren.
Stichwort Net Neutrality. Dienstleister sollten niemals das Recht bekommen, den Traffic scannen, stören oder gar filtern zu dürfen, ohne explizite richterliche Anordnung. Es wäre ein Bruch mit dem End-to-End Prinzip des Internets, wenn eine Diskriminierung des Traffics erlaubt werden würde.

Bei der Post hieße es, dass die Deutsche Post AG veranwortlich wäre, wenn du eine CD via Paket verschickst. Also müssen sie in alle Pakete schauen.

Ab wann riskiert man die Existenz des Künstlers? Es geht imo nicht bloß um ein Entgeltungsmodell, sondern um das Einkommen und Lebensgrundlage des Künstlers. Und wenn einer halt unbedingt Millionär werden will, dann hat die Gesellschaft auch nicht das Recht ihm das zu verwehren. Solange wir nicht im Kommunismus leben gilt halt (mehr oder weniger) freie Marktwirtschaft.
Die freie Marktwirtschaft erfährt ihre Grenzen und den Menschen- und Bürgerrechten, auch wenn Konzerne wie Monsanto einen regelmäßig daran zweifeln lassen. Deshalb muss ein alternatives Modell her. Niemand will sie ihrer Lebensgrundlage berauben und von mir aus können sie Geld scheffeln, bis sie daran ersticken. Aber nicht auf Kosten meiner Freiheiten.
Um dies besser kommunizieren zu können, haben die Lobbyverbände auch sehr geschickt in der öffentlichen Darstellung die Kinderpornographie mit dem File-Sharing verwoben - siehe bspw. Pirate Bay Raid - oder die generelle Forderung nach einer, in ihrem Sinne negativen, Modifikation oder Abschaffung des Urheberrechts in seiner jetzigen Form als Forderung "alles gratis für jeden" dargestellt. Es wird bewusst der Unterschied zwischen kommerzieller und privater Nutzung unterschlagen. Kommerzielle Nutzung muss auch weiterhin bei dem Erschaffer des Werkes bezahlt werden und Verstöße gehören weiterhin verfolgt. Wenn jemand auf dem Flohmarkt steht und Kopien verkauft, ist das eine Sache für die Polizei. Aber das Verbot nicht-kommerzieller Nutzung und Verbreitung ist nicht durchsetzbar ohne Einschnitte in die Bürgerrechte.

Ehrlich gesagt keine Ahnung wie man beiden Seiten Recht geben will. Aber existenziell ist imho eig. nur der Künstler bedroht. (da können Studien noch so sehr behaupten das insgesamt der Markt durch freies Angebot floriert.) Hätte die Gesellschaft nicht so viel Unfug mit ihrer "Privat"sphäre getrieben, hätte wohl auch nie jemand gedacht da reinzuschneiden.
Bisher scheinen auf der politischen Bühne allerdings überhaupt nur die Piraten anzuerkennen, dass es zwei Seiten gibt. Verzeih mir, wenn ich auf den Kommentar zur Privatsphäre nicht weiter eingehe. Da scheinen die Ansichten zu verschieden, um die Grundlage einer Diskussion bilden zu können.

Beim E-mail-verkehr würde ich auch mal befürworten das der unters Briefgeheimnis gehört.
Es ist ein wenig her, dass ich mich mit den Details der Netztechnik beschäftigt habe, drum seien mir etwaige Fehler vergeben. Um den Unterschied zwischen einer harmlosen Folge von TCP-Paketen, die deine EMail enthalten, und einer Gruppe von TCP-Paketen, die Metallicas neustes Album enthalten, zu erkennen, muss man bereits in die Nutzlast der Pakete schauen, der Header allein trägt diese Information nicht. Vorrausgesetzt natürlich, dass beides von der gleichen Quelle - dein Rechner - stammt.

[Edit]
Wenn ich zum Schluss noch eine Bemerkung machen darf: es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, im Forum einer Spielezeitschrift "Raubkopierer" (was ein Wort) indirekt zu verteidigen. Auch auf mich haben die Hetzkampagnen gewirkt, wenn auch nur unterbewusst. Und das, obwohl ich bereits zur Generation Napster/Audiogalaxy gehöre.
 
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crackajack am 22.06.2009 12:10 schrieb:
aph am 22.06.2009 11:47 schrieb:
Hihi, wieso sollte ich bereit sein, meine Freiheitsrechte zu opfern, damit ein Künstler Millionär werden kann? Soweit kommts noch. Lol.

Wenn die Leute ihn nicht bezahlen wollen, kann er davon halt nicht leben.
Nanana. "nicht leben" ist der Knackpunkt und sicher nicht der Millionär.

Naja, du hast den Millionär erwähnt, dem es gestattet sein muss, Millionen mit seiner Kunst zu verdienen. Dagegen habe ich ja auch nichts, wenn er es denn schafft, so viele Leute zu überreden, ihm so viel Geld für seine Kunst zu geben, ohne dass es eine besondere Überwachung sämtlicher Onlineaktivitäten aller Menschen erfordert. Und das klappt halt immer schlechter, womit ich aber kein Problem habe.

Zu deinem AG/AN-Vergleich: Der ist treffend. Selbstverständlich diktiert der AG die Bedingungen, zu denen der AN einen Job annehmen kann oder eben nicht. Es gibt zwar rechtliche Bestimmungen, aber ob die eingehalten werden, ist eine Frage des Stärkeverhältnisses der beiden Unterzeichner. Ich sehe immer mehr arbeitsrechtliche Bestimmungen in immer mehr Branchen, die von beiden Seiten ignoriert werden, nur damit man einen Job hat. Das ist halt so, seit es nicht mehr genug Arbeit für alle gibt. Warum sollte für Musiker was anderes gelten?
Das dass keine nachhaltige Situation ist, sondern eine die uns in eine Krise nach der anderen führt, weil die Nachfrage wegbricht, ist eine andere Frage, die in anderen Threads schon zur Genüge diskutiert wird.

Was die Musikvergütung betrifft, so plädiere ich immer noch dafür, das stärker im historischen Kontext zu sehen. Die Indirektion der Musikverbreitung über Tonträger ist da nur eine temporäre Erscheinung. Davor, und jetzt wieder, bietet der Musiker seine Kunst feil, und viele Leute hören sie, aber nur einige, die dazu freiwillig bereit sind, zahlen dafür auch was. So war das früher auf Gauklerfesten, so ist das beim Straßenmusiker. Viele Leute gehen vorbei, er spielt für sie alle, und einige zahlen - orientiert an einer Mischung aus verfügbarer Kaufkraft und Gefallen.

Die Tonträger haben das nur temporär außer Kraft gesetzt. Mit der Schallplatte konnte nur der die Musik hören, der sie gekauft hat. Aber schon mit den Tonbändern und ihrer Vereinfachung, der Kassette, wurde dieses Prinzip wieder aufgeweicht, weil nun Kopien möglich waren. Dann kam die CD, die über einige Jahre nicht billig privat kopiert werden konnte, dafür aber deutlich höhere Tonqualität bot. Das hat die auf die Tonträger bauende Industrie etwas zurückgebracht, aber nur eine Zeit lang. Die Qualitätssteigerung ist nicht mehr möglich, und jedes Medium ist kopierbar geworden. Dieser Vertriebsweg ist nun tot, und wird nicht wieder leben können, außer in einem 100% kontrollierten Polizeistaat, den wir ja hoffentlich nicht wollen.

Wir sind jetzt wieder auf einem Mittelalterfest, aber einem globalen. Der Künstler macht Musik, und sie widerhallt im ganzen Netz, und einige, die sie hören, zahlen, wenn sie es können und sie ihnen gefällt.
 
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LowriderRoxx am 22.06.2009 12:59 schrieb:
Wenn jemand auf dem Flohmarkt steht und Kopien verkauft, ist das eine Sache für die Polizei. Aber das Verbot nicht-kommerzieller Nutzung und Verbreitung ist nicht durchsetzbar ohne Einschnitte in die Bürgerrechte.
hmm..... Ich habe nicht umsosnt geschrieben das er es frei verteilt. Also einfach in seine Schachtel greift und die Schwarzkopien jedem in die Hand drückt der vorbeigeht und das Ding annimmt. Also ohne Bezahlung.
Das interessiert die Polizei nur dann wenn ich diese nicht-kommerzielle Nutzung als Urheberrechtsverletzung anerkenne.
Oder man stellt einfach sein Laptop hin und schreit halt das jeder mit USB-Stick sich saugen kann was er will.
Und nur weil es im Internet schwierig bis unmöglich ist diesen nicht-kommerziellen Austausch von Bits und Bytes von legalen Dingen zu trennen, wollen wir das freigeben?
Bzw. dem Kunden halt sagen an sich ist es illegal, aber da du ja andere wichtigere Rechte hast, kann dir das eh niemand nachweisen, also bezahlen musst du nur wenn du kein asozialer Mensch sein willst.
Ich weiß nicht. Bürgerrechte hin oder her, irgendwo kommt mir das komisch vor.
Das wird einfach irgendwie ungleich behandelt.

aph am 22.06.2009 13:00 schrieb:
Zu deinem AG/AN-Vergleich: Der ist treffend. Selbstverständlich diktiert der AG die Bedingungen, zu denen der AN einen Job annehmen kann oder eben nicht. Es gibt zwar rechtliche Bestimmungen, aber ob die eingehalten werden, ist eine Frage des Stärkeverhältnisses der beiden Unterzeichner. Ich sehe immer mehr arbeitsrechtliche Bestimmungen in immer mehr Branchen, die von beiden Seiten ignoriert werden, nur damit man einen Job hat. Das ist halt so, seit es nicht mehr genug Arbeit für alle gibt. Warum sollte für Musiker was anderes gelten?
Gute Frage, denn du sagst ja das im Vertrag kein Gehalt festgelegt wird. Der AN soll erstmal arbeiten. Was der AG am Ende des Monats bereit ist zu zahlen, das bekommt der AN dann und falls es Null ist, hat der AN halt nicht gut genug gearbeitet?

Wir sind jetzt wieder auf einem Mittelalterfest, aber einem globalen. Der Künstler macht Musik, und sie widerhallt im ganzen Netz, und einige, die sie hören, zahlen, wenn sie es können und sie ihnen gefällt.
können oder schlicht wollen? Was in anbetracht dessen das man andere Luxusgüter nicht optional per Stützung auf Bürgerrechte in Gratisangebote wandeln kann, imo sehr unwahrscheinlich wird.
 
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crackajack am 22.06.2009 13:41 schrieb:
hmm..... Ich habe nicht umsosnt geschrieben das er es frei verteilt. Also einfach in seine Schachtel greift und die Schwarzkopien jedem in die Hand drückt der vorbeigeht und das Ding annimmt. Also ohne Bezahlung.
Das interessiert die Polizei nur dann wenn ich diese nicht-kommerzielle Nutzung als Urheberrechtsverletzung anerkenne.
Der von dir zitierte Ausschnitt war auch nicht auf das freie Verteilen bezogen, sondern diente mir einzig als Beispiel, um die kommerziellen und nicht-kommerziellen Bereiche zu trennen. Dafür hab ich dein Beispiel aufgenommen und leicht, aber entscheidend verändert. Hätte ich vielleicht klarer hervorheben sollen.

Und nur weil es im Internet schwierig bis unmöglich ist diesen nicht-kommerziellen Austausch von Bits und Bytes von legalen Dingen zu trennen, wollen wir das freigeben?
Freigabe beziehungsweise Legitimation ist nicht die Konsequenz der ersten Stufe. Die erste Konsequenz ist die Anerkennung, dass es nicht sinnvoll und effektiv bekämpft werden kann, ohne die Bürgerrechte zu beschneiden. Das ist der Punkt, der ganz klar und unmissverständlich präsentiert werden sollte.
Die Legitimation begründet sich in meinen Argumentationen dann aus dem Anstand: wenn man etwas nicht sinnvoll bekämpfen kann, ist es unmoralisch dafür trotzdem Millionen allein in Deutschland zu kriminalisieren. Zahlreiche der "großen" Künstler haben das Vorgehen der RIAA und anderen Verbänden gegen ihre eigenen Fans scharf kritisiert. Sie können es nicht gutheißen, aber sie erkennen, dass Widerstand zwecklos ist (hihi, endlich mal Borg Zitat) und kein Grund besteht, den Kampf auf dem Rücken der Fans auszufechten.

Bzw. dem Kunden halt sagen an sich ist es illegal, aber da du ja andere wichtigere Rechte hast, kann dir das eh niemand nachweisen, also bezahlen musst du nur wenn du kein asozialer Mensch sein willst.
Ich weiß nicht. Bürgerrechte hin oder her, irgendwo kommt mir das komisch vor.
Das wird einfach irgendwie ungleich behandelt.
Wenn man das aktuelle System als Grundlage nimmt, geht es auf Kosten der Künstler und der Fans. Deshalb meine dringende Bitte: lasst uns ein anderes Modell entwickeln, so dass dieser Konflikt nicht mehr besteht.

Denn ich teile die Ansicht von Rick Falkvinge: Urheberrecht in dieser Form ist nicht mit Bürgerrechten kompatibel. Allerdings fürchte ich, dass gerade in Deutschland eher stillschweigend die Bürgerrechte geopfert werden.

Ein ehemaliger CEO von einem der großen Labels sagte, dass File-Sharing ein legitimer Konkurrent sei und sie es verschlafen hätten, ihre Modelle an den neuen Markt anzupassen. Leider kann ich im Moment nicht mit einer Quelle dienen. Das wurde in einem Artikel dieser Tage zu den Aussagen von Dieter Gorny genannt, inkl. Quelle. Amazon geht diesen Weg mit AmazonMP3.

Marktwirtschaftliche Prinzipien, sie müssen eine bessere Leistung bieten als die Tauschbörsen, den Preiskampf können sie nicht gewinnen. Größere Auswahl, höhere Qualität, besseres Interface - Browsing ist bei den Tauschbörsen unter aller Sau. Kombiniert es mit Merchandising, Ticket Sales und Kommunikationsplattformen, um mit den Künstlern direkt in Kontakt treten zu können.

Das alles ist machbar, ohne am bisherigen System zu kratzen. Für ein System ohne Copyright in jetziger Form hab ich auf etwaigen Boards schon wirklich atemberaubend detailliert ausgearbeitete Konzepte gesehen. Allerdings kann ich deren Qualität nur schlecht beurteilen, da meine Software eh nur durch Support und Customization Einkommen generiert.

Leider verweigern die meisten derjenigen, die es wirklich beurteilen können und die im Besitz der nötigen Erfahrung sind, die Kooperation unter dem Argument, dass unsereins ja nur alles für Lau haben möchte. Was soll man da noch groß argumentieren? Ich rede und schreibe mir seit Jahren den Mund fusselig und die Finger blutig, irgendwann vergeht auch mir die Lust.
 
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crackajack am 22.06.2009 13:41 schrieb:
aph am 22.06.2009 13:00 schrieb:
Wir sind jetzt wieder auf einem Mittelalterfest, aber einem globalen. Der Künstler macht Musik, und sie widerhallt im ganzen Netz, und einige, die sie hören, zahlen, wenn sie es können und sie ihnen gefällt.
können oder schlicht wollen? Was in anbetracht dessen das man andere Luxusgüter nicht optional per Stützung auf Bürgerrechte in Gratisangebote wandeln kann, imo sehr unwahrscheinlich wird.

Ja richtig - auch das Wollen spielt eine Rolle. Wie asozial ist jemand, der jemandem, den er noch nie gesehen hat und der tausende Kilometer entfernt wohnt, die Musik nicht zahlt, obwohl er es könnte und sie ihm gefallen hat? Eine schwierige Frage. Im direkten Kontakt, auf einem Fest, auf einem Konzert, auf einer Party wäre das sicher anders zu beantworten als im anonymen Netz. Dennoch würde ich doch meinen, dass die Reichweite deutlich höher geworden ist als vor der Zeit der datengebundenen Musikübertragung. Davor konnte man immer nur Leute in Hörreichweite erreichen, und von denen bezahlte ein Bruchteil. Heute kann man theoretisch die ganze Welt erreichen, und wenn von denen ein Bruchteil zahlt, sollte man annehmen, dass das mehr ist als früher.
Die Episode der dinglichen Tonträger und ihres Vertriebs klammere ich wie gesagt bewusst aus, weil ich das für eine temporäre Erscheinung halte, bei der der Erfolg der Industrie hauptsächlich von der Beschaffenheit der Tonträger abhing und nicht von der darauf befindlichen Musik.

Mit dem Vergleich mit nicht beliebig vervielfachbaren Luxusgütern stößt du eine andere wichtige Frage an. Aber das ist eher die Frage nach den Möglichkeiten des Wachstums vom Produktions- in den Dienstleistungsbereich hinein, an dem ich eh meine Zweifel habe.
Nicht nur im Musikbereich, sondern in allen rein geistigen Bereichen zeigt sich, dass die Menschen hier Innovationen zwar toll finden, aber nicht bereit sind dafür zu zahlen. Bevor man die aber alle kollektiv mit Schelte überzieht, sollte man sich fragen, wieso das so ist, und ob sich daraus überhaupt wirklich Geschäftskonzepte im klassischen Sinn basteln lassen. Aktuellstes Beispiel ist Myspace, dass jetzt in der Krise ein Drittel der Belegschaft entlassen muss, nachdem Murdoch 500 Mio dafür gezahlt hat und einfach kein einziger schwarzer Cent damit zu verdienen ist.

Wohin sich das alles entwickelt, das wird mE DIE große gesellschaftliche Frage des 21. Jahrhunderts sein. Halb- oder ganzfreiwillige geistige Beschäftigung vs. Einsortierung in das Modell der abhängigen Lohnarbeit. Wer gewinnt?
 
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