Gerade für die superreichen Managertypen sind Geldstrafen und Bewährung eher ein Ärgernis, mehr nicht. Aber Haft, das wäre für die auch unglaublich schlimm. Gestern bei Hart aber fair war dazu auch ein Wissenschaftler zu hören, der dies bestätigte und indirekt forderte, dass nur eine Haftstrafe wirklich was nutzt, auch damit andere besonders reiche Steuerhinterzieher vlt. "aufwachen". Sinngemäß: ne Geldstrafe wird eher grinsend aus der Portokasse bezahlt, aber Haft - das ist dann eine Brandmarkung, die eine Grenze überschreitet, und wenn Haft drohen kann, dann riskieren viele eben doch nicht, im großen Stil Steuern zu hinterziehen.
Man darf dabei auch nicht vergessen, dass solche Verfahren normalerweise ja nicht öffentlich werden, das heißt: ein Reicher, der Steuern hinterzieht, könnte oftmals ohne den Hauch eines Imageverlustes weitermachen, selbst wenn er entdeckt wird und nur eine Geldstrafe zu befürchten hätte. Daher kann es durchaus hilfreich sein, wenn eine Haftstrafe nicht mehr so unwahrscheinlich ist, denn wenn es nicht mit der Geldstrafe getan ist, wird man das nicht mehr verheimlichen können. Solche Leute sind oft Geschäftsleute, und die kennen sich mit Risikoabwägung gut aus. Derzeit ist für reiche Steuerhinterzieher faktisch das einzige Risiko, dass sie vielleicht eine Strafe zahlen müssen und am Ende weniger Geld über bleibt als wenn sie die Steuern von Anfang an brav bezahlt hätten - und das geht man viel eher ein, als wenn bekanntermaßen bei mehr als zB 1Mio Euro Steuerhinterziehung eine Haftstrafe fast unausweichlich wäre.
Und speziell Hoeneß: ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er die Steuern nicht deswegen NICHT bezahlt hat, weil er Steuern sparen wollte, sondern dass er wirklich diese Konten als "Spiel" ansah und sich das im Laufe der Zeit immer weiter verselbstständigt hat. Aber das kann wenn überhaupt nur ein ganz bisschen strafmildernd sein im Vergleich zu jemanden, der wirklich 100%aktiv das Geld weggebracht hat DAMIT er Steuern spart und DAMIT er im Ausland Gewinne macht und von vornherein niemals versteuern wolle. Aber auch wenn er es VIELLEICHT nicht böswillig getan hat: er hat gewisse Pflichten verletzt und muss für diese Fehler trotzdem bestraft werden. Und dass er auf der anderen Seite Verluste in D ja wiederum steuerlich geltend gemacht hat, um seine offizielle Steuerlast zu mindern, widerspricht an sich auch der These, dass er das in der Schweiz einfach nur mehr oder weniger "verdrängt" hat