Der neueste Streifen von David R. Ellis, der sich unter anderem für die "Meisterwerke" „Final Destination 2“ und „Final Call“ verantwortlich zeigt, ist ein B-Movie der alten Schule und kann mit Samuel L. Jackson, der angeblich nur aufgrund des trashigen Titels zusagte, einen durchaus bekannten Hauptdarsteller vorweisen.
Schon der äußerst grottige Titel weist auf einen Film hin, der unter normalen Umständen nahezu keine Chance gehabt hätte im amerikanischen, geschweige denn, im deutschen Raum in die Kinos zu kommen.
Nach "SOAP" würde im Normalfall auch kein Hahn krähen, aber dank eines genialen Internetmarketings, hat „Snakes on a plane“ sich schon vor dem offiziellen Start einen beachtlichen Fankreis erarbeitet. Unter anderem mit einem (Fan-)Band- Wettbewerb in dessen Verlauf, via Internetcommunity, ein Sieger gewählt und dessen Song in den offiziellen Soundtrack aufgenommen wurde. Auch der Brutalitätsgrad wurde aufgrund diverser Vorschläge in Foren und der Erkenntnis, dass das Zielpublikum eher im jugendlichen Thrashbereich heimisch ist angehoben. Samuels jetzt schon legendärer Spruch „I want this motherfucking snakes off this motherfucking plane“ ist auch auf diese Anregungen zurückzuführen.
Somit kann man im fertigen Film sowohl Schlangenbisse und ihre Folgen, als auch aufgespießte Passagiere, eine Anaconda die ihr Opfer verschlingt und diverse kleinere und größere Schlangen, die aus allen möglichen und unmöglichen Körperöffnungen kriechen in Nahaufnahme bestaunen. Der Gorefaktor ist angenehm hoch und in Verbindung mit den markigen Sprüchen und der, den vielen Toten gegenüber, gezeigten Gefühlskälte fühlt man sich in die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt.
Den Plot von „Snakes on a plane“ konstruiert zu nennen wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts und ganz nebenbei hat es Ellis sensationeller Weise geschafft nahezu alle gängigen Filmklischees darin unterzubringen.
Thrillerklischees:
Beginnend mit einem Mafiamord und einem Zeugen, wird der Film mit der Geschichte rund um einen Cop, der den Zeugen von Punkt A nach Punkt B bringen muss, fortgesetzt und findet seinen zweifelhaften Höhepunkt in diversen Mordversuchen der Gangsterhandlanger, des zuvor genannten Mörders.
Der einzige Unterschied ist in diesem Fall, dass rund 200 Schlangen den Job der Handlanger übernehmen.
Flugklischees:
Der Pilot verendet als einer der Ersten, der Copilot folgt einige (Film-)stunden später und schließlich muss ein nahezu unbeschriebenes Pilotenblatt (In diesem Fall ein 300 Pfund schwerer Playstation2 Junkie) den Vogel (meist ein „kleineres“ Flugzeug, wie eine Boing, das so einfach wie ein Drache zu lenken ist) landen.
Horrorfilmklischees:
Jedem Darsteller ist ein „Ich überlebe“ bzw. „Ich sterbe“ Button auf die Stirn getuckert.
Nur um ein paar Beispiele zu nennen:
Der arrogante Idiot stirbt nach zwei-drei Szenen, die ihm den Stempel „Ich bin ein Arsch“ aufgedrückt haben, einen plakativ grausam dargestellten Tod, Kiffer und Sexaholics sterben soundso als Erste und die junge Mutter mit Baby überlebt.
Mal abgesehen davon, dass die Flugkontrollen im post 9/11 Amerika eine solche Aktion so oder so nicht zulassen würden, wäre ich mal gespannt wo man so einen Haufen, teilweise vom Aussterben bedrohter Viecher auftreiben könnte und was gegen einen normalen Killer sprechen würde.
Aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken „SOAP“ hätte mir nicht gefallen.
Ich fand ihn köstlich. Er hat all meine Erwartungen erfüllt.
Die Dialoge, sofern welche vorhanden sind, hat man zwar alle schon mal in dem einen oder anderen Segalfilm gehört, die digitalen Schlangen sehen so mies aus, dass ich spontan an den Schlangenmist „Boa vs. Python“ oder den Baldwin Absturz „Snakeking“ denken musste und die Motivationen der verschiedenen Figuren bleiben komplett im Dunkeln.
Trotzdem oder gerade deswegen habe ich mich königlich amüsiert.
Die Schlangen hat mein Hirn nach 20 Minuten als echt zu realisieren begonnen, die Dialoge haben mich immer wieder vor Freude zusammenzucken lassen und meinen Geist mit der Suche nach eventuellen Ähnlichkeiten mit anderen Filmen beschäftigt und die Motivationen von Figuren in Actionfilmen waren mir schon immer egal.
Ein Gedanke am Ende: Der Begriff Product Placement erhebt sich bei diesem Film in neue Sphären, da ich vermute, dass alleine das Geld der Firmen „Red Bull“ und „Playstation“ gereicht hat, den gesamten Etat des Films zu decken.
Fazit:
Die Dialoge waren schlecht aber amüsant.
Die Klischees zu erwarten und deshalb nicht störend.
Die Darstellerleistungen und Goreszenen überraschend gut.
Die Effekte mies aber erträglich.
Alles in allem war „Snakes on a plane“ somit einfach ein „Have fun Film“, B-Movie und Trashquatsch von der Sorte, die ich gerne öfter im Kino sehen würde.
Ein Stück guter schlechter Geschmack!
All meine Reviews auf einen Blick: http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Name=25975&Kat=Review