Letztendlich muss man einfach zugeben, dass dieses System (was ich im Kern verurteile, nicht Risen2) einfach unpassend ist. Das erkennt man ganz einfach daran, dass Spiele sich im 80er Bereich eingependelt haben. Irgendwie habt ihr dann wohl ein Problem damit, ein Spiel etwas schlechter zu beurteilen.
Aber auch die andere Seite zeigt deutlich, dass es einfach nicht passt:
Ich habe doch in dem von dir zitierten Beitrag Spiele aufgelistet, die sich gerade nicht im 80er-Bereich befinden. Jetzt macht aber bitte mal einen Punkt und verschließt nicht die Augen vor harten Fakten. Nur weil ihr eine falsche These mehrmals wiederholt, wird sie dadurch nicht wahrer. Wir haben wie du doch laut meiner (nur für die letzten zwei Ausgaben geltenden!) Auflistung eben kein Problem, Spiele schlechter als mit einer 80 zu bewerten!
Welches Spiel hat denn bis heute die Wertung von 100% erreicht? Und was heißt es denn 100%?
Bei %-Wertungen hat man immer die Mathematik im Hinterkopf und diese vermittelt ein falsches Gefühl, wenn eine Wertung zu niedrig angesetzt werden müsste. Eine Wertung von 50% oder weniger vermittelt somit, dass es sich um ein unfertiges Produkt handelt.[
Hier gibt es wohl ein generelles Missverständnis. Die PC Games nutzt kein Prozentsystem. Unsere Wertungsskala reicht zwar auch von 0-100, aber wie auf der Test-Startseite in jedem Heft erklärt wird, bildet sich die Wertung aus unserer Motivationskurve. Das ist eine Tabelle, in der wir die Spielzeit beim Testen eintragen und einzelne Abschnitte mit Punkten von 1-10 bewerten. Also etwa am Beispiel Risen 2: "An der Schwertküste Quest-Reihe um das zu stehlende Schiff erledigt - 120 Minuten - 8/10". Die Tabelle erstellt aus diesen Angaben automatisch eine Grafik (die Motivationskurve), deren Durchschnittswertung (multipliziert mit 10) dann die Wertung ergibt. Anders als bei anderen Heften bewerten wir dadurch nur den Spielspaß, andere Bereiche wie Grafik, Sound oder Steuerung fließen nicht als einzelne Wertungspunkte in die Wertung ein - wenn sie aber spürbar den Spielspaß senken, sieht man das natürlich auch in der Motivationskurve. Durch dieses System kann bei uns auch ein technisch veraltetes Indie-Spiel, das aber schlicht und ergreifend Spaß macht, eine hohe Wertung bekommen, ohne dass wir bei den (eben nicht vorhandenen) Einzelwertungen tricksen müssten.
Aber wie du schon selbst gesagt hast "zu einem gewissen Grad von Publishern abhängig (die geben uns immerhin die Testmuster ihrer Spiele weit vor Release, was sie nicht machen müssten) - aber genauso sind die Publisher von der Presse abhängig.". Irgendwie hört sich das danach an, dass du gute Wertungen vergeben musst, weil du sonst keine Testversion mehr von Publisher erhältst und somit keiner deine Zeitung kaufen wird. Eine Hand wäscht die andere, oder nicht?
Eigentlich sollte es so sein, dass die Publisher darum betteln müssten, damit ihre Spiele im Heft vorab erscheinen. Das ist wohl die beste Werbung die sie bekommen können. Aber wer will dann schon sein Spiel einschicken, wenn er schlechte Kritik erhält?
Bestes Beispiel wurde schon genannt: 4players. Dass sie keine Vorab-Version erhalten, wird wohl genau daran liegen.
Du gehörst auch zu den Leuten, die nur das wahrnehmen, was ihre eigene Meinung bestätigt, oder? Natürlich sind Publisher und Presse voneinander abhängig - BEIDE! Aber auch wenn in der Spielegemeinschaft das Bild vom bösen Publisher vorherrscht, der nur auf den Metacritic-Schnitt schielt: Publisher haben durchaus ein Interesse daran, dass ihre Spiele fair bewertet werden, weil falsche Werbung im Rahmen beeinflusster Tests ja früher oder später eh herauskommt und bei den Lesern ein negatives Bild von Magazin und Publisher erzeugt. Schlechte Publicity ist etwas, das kein Unternehmen will, glaub mir. UND: Publisher wissen meist seeeehr genau, wie gut oder schlecht ihr Spiel ist - daher fordern sie auch für absoluten Schrott keine 90er Wertungen. Klar, Rockstar wünscht sich bei jedem ihrer Spiel eine 9 vorne, das gehört einfach zum Selbstverständnis dieser Firma (anderes Beispiel: Blizzard). Aber bei denen kommt es auch so gut wie nie vor, dass der Redakteur einem Spiel tatsächlich eine schlechte Wertung geben will (aus Überzeugung und seiner professionellen Einschätzung zufolge, nicht wegen Sympathie für den PR-Manager) - wenn doch, dann kriegt es sie eben.
Um das jetzt ein für alle Mal zu erklären:
Ja, Publisher buchen bei uns Anzeigen.
Nein, das hat keine Auswirkungen auf die Tests. Redaktion und Anzeigenabteilung sind bei uns (wie in jedem mir bekannten Verlag)
strikt getrennt.
Ja, Publisher senden uns Testmuster manchmal vor Release zu und wünschen sich dafür eine Wertung X.
Nein, das ist keine Bestechung, sondern völlig legitim. Denn: Der Publisher ist nicht dazu gezwungen, uns überhaupt Testmuster zu so einem frühen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen. Sobald ein Spiel aber zum Verkauf steht, können wir machen, was wir wollen. WICHTIG: Wir nehmen solche Deals nur dann an, wenn wir die Wertung vertreten können! Es gab in der Vergangenheit schon etliche Fälle (natürlich alle nicht-öffentlich), wo wir dankend abgelehnt haben, eben weil wir nicht geglaubt haben, dass Spiel Y Wertung X verdient hat.
Ja, wir bemühen uns, möglichst früh Tests der besten Spiele im Heft zu haben.
ABER NICHT UM JEDEN PREIS! Die Auflagen im Print-Geschäft sind in den letzten zehn Jahren dramatisch gesunken, natürlich versuchen wir also mit möglichst exklusiven Artikeln die Leser zufriedenzustellen. Dabei bewahren wir uns aber stets unsere Journalistenehre: Wenn wir nicht einverstanden sind mit den Konditionen, die uns ein Publisher vorschreibt, dann lehnen wir dankend ab.
Ja, PR-Manager diskutieren manchmal mit uns über unsere Wertungen.
Nein, wir lassen uns davon nicht beeinflussen - höchstens wenn der Kerl am Telefon verdammt gute Argumente hat (aufs Spiel bezogene natürlich, bevor auch hier gleich wieder der Vorwurf der Korruption kommt). In so einem Fall verklickern wir dem Publisher ausführlich unsere Meinung - wenn er darüber nicht glücklich ist, Pech gehabt! Auch wir hatten durchaus schon den (seltenen) Fall, dass ein Publisher nach einer in seinen Augen zu niedrigen Wertung versucht hat, uns zu "bestrafen". Allerdings ist die PC Games eines der wichtigsten Spielehefte in Deutschland und wir haben die Möglichkeit, Publisher für ein solches Verhalten anzuprangern - das ist nur viel, viel seltener nötig, als es sich die Spieler vielleicht manchmal ausmalen. Das ist die gegenseitige Abhängigkeit, von der ich zuvor sprach. Das ist keineswegs eine Einbahnstraße, wo wir stur nach der Pfeife der Publisher tanzen.
Sonst noch Fragen?