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Mugen8 am 06.03.2007 22:30 schrieb:
und was ist das Oo
Beckstein: "Killerspiele sollten in der Größenordnung von Kinderpornographie eingeordnet werden, damit es spürbare Strafen gibt!"
Die Frage, die sich mir immer noch stellt, ist:
Wie ist diese Aussage einzuordnen?
Dazu mal ein paar Gedanken von mir:
Wofür wird man bestraft? Im allgemeinen sind Strafen doch ein Ausgleich, weil man jemandem einen finanziellen, körperlichen oder psychischem Schaden zugefügt hat oder weil man etwas moralisch verwerfliches getan hat.
Das heißt für mich, dass in einem funktionierenden Strafsystem zwei Vergehen, die gleich bestraft werden auch die gleiche Summe(selbstverständlich nur in abstrakten Werten) an angerichtetem Schaden und/oder moralischer Fragwürdigkeit aufweisen.
Welche Kinderpornographie ist in dieser Aussage eigentlich gemeint? Wenn man die selbst produziert, womit man ja für gewöhnlich einen psychischen Schaden anrichtet (in ganz perversen Fällen auch körperlichen) und zudem etwas moralisch verwerfliches tut. Oder wenn man sich solche Machwerke nur ansieht, was moralisch verwerflich ist, weil es eine "Branche" unterstützt, die psychischen und physischen Schaden anrichtet.
Betrachten wir nun einmal das Spielen eines Killerspiels:
Richte ich einen finanziellen Schaden an? Nein
Richte ich einen psychischen Schaden an? Höchstens an mir selbst
Richte ich körperlichen Schaden an? Von ner Sehnenscheidenentzündung, Rückenschäden und Bewegungsmangel abgesehen: auch nein
Um nun also das gleiche Strafmaß wie bei Kinderpornographie zu rechtfertigen, was bleibt da noch? Ein hohes Maß an moralischer Fragwürdigkeit, die ja keinesfalls gegeben ist, wie mir jeder annähernd normal denkende Mensch bestätigen wird, zumal Moral zum Großteil auch dadurch definiert wird, ob ich jemandem einen, wie auch immer gearteten, Schaden zufüge.
Soweit also zu den logischen Grundzügen meiner Überlegungen. Hieraus ergibt sich für mich, dass Beckstein, der ja aufgrund seiner Position und Ausbildung über eine gewisse Grundintelligenz verfügen sollte (hier spekuliere ich allerdings nur), sich durchaus bewusst ist, dass man diese beiden Taten niemals gleichsetzen kann. Warum also diese Forderung nach einer so hohen Strafe? Warum die Forderung nach Gleichsetzung? Es ist, wie einer meiner Vorredner schon richtig gesagt hat, lediglich populistische Propaganda, um sich selbst ins Gespräch zu bringen, ein bestimmtes Bild von sich selbst zu vermitteln und schlussendlich zu versuchen, Leuten, die keine Ahnung von PC-Spielen haben, eine Meinung zu bilden. Ein Gesetz, welches Spiele verbietet und mit hohen Strafen belegt, ist nicht möglich, das muss ihm bewusst sein. Aber was bezweckt er, wenn er mit solchen Aussagen versucht, den Computerspieler im Kopf von "dummen" Menschen als moralisch verkommen darzustellen? Ich weiß es nicht, aber bei einigen Menschen wurde der Schaden bereits angerichtet und keine Verurteilung der Welt wird dies ungeschehen machen.
Jeder normal denkende Mensch mit einem Mindestmaß an Medienkompetenz ist sich natürlich bewusst, dass Computerspiele ein Hobby ist, ungesünder als Sport und nicht so bildend wie lesen, aber nichtsdestotrotz NUR ein Hobby.
Eine Verurteilung von Beckstein aufgrund von Verleumdung würde bestätigen, dass Beckstein mit seiner Aussage die Bevölkerung beeinflusst hat und auf diesem Weg auch dem deutschen Volk bescheinigen, dass es dumm ist. Deswegen sehe ich keine Chance, dass die Klage durchkommt. Seine Absichten kann man ihm nicht beweisen, da er ja schon eingeräumt hat, dass er die Taten keineswegs moralisch gleichstellen wollte, sondern nur das gleiche Strafmaß fordert. Dass damit seine Forderung jeglicher Grundlage entbehrt, kümmert dabei niemanden. Er hat sich elegant herausgewunden, das muss man schon sagen. Man kann ihn nicht festnageln, selbst wenn er die Taten ursprünglich sogar doch moralisch gleichstellen wollte. Vielleicht hat er die Aussage deshalb relativiert, weil er dadurch nicht mehr belangt werden kann, weil er offiziell die Beleidigung aus seinen Worten gestrichen hat.
Eine Anzeige bringt überhaupt nichts, Beckstein bekommt dafür sogar noch gratis eine Märtyrer-Rolle obendrauf.
Vielleicht liege ich auch vollkommen falsch. Vielleicht denkt er wirklich, dass seine Meinung ein genauso hohes Strafmaß rechtfertigt, ohne dass eins der beiden Vergehen überhaupt moralisch bedenklich ist. Vielleicht hat er den Sinn einer Bestrafung nicht verstanden oder ich habe keine Ahnung, warum Leute überhaupt bestraft werden.
Ich weiß, das sind alles Unterstellungen, die ich hier präsentiere, das muss mir niemand sagen. Aber wer intellektuell annähernd in der Lage ist, meinen Ausführungen zu folgen, kommt zu dem logischen Schluss, dass ich Recht haben KÖNNTE.