PiusQuintus am 06.05.2009 18:52 schrieb:
Okay, also erst ab 14 Jahren sind Kinder nicht mehr (allzu leicht) beeinflussbar, aber erst ab der 8. Klasse gibt's Ethik. Das heißt doch, da RU bis zur 8. Klasse verpflichtend ist, muss er ja quasi indoktrinierend auf die armen, wehrlosen Gehirne der Kinderlein wirken, eben weil sie noch nicht die geistige Reife haben. Wie wunderbar einfach, so kann der RU ja nur verlieren!
Ich würde darauf jetzt nicht eingehen, wenn du nicht auf RU auch vor dem 14. Lebensjahr bestehst, aber wenn du möchtest: Ja - RU beeinflusst das Kind mehr. Aus einem einfachen Grunde. Wenn du einem Kind einen Apfel und eine Birne hin hältst, und ihm sagst, dass beide gut für den Vitamin-C-Haushalt sind, und er soll eine wählen ... und du erklärst ihm auch, dass beide ihre Vor- und Nachteile haben und manche Menschen sich so, andere so entscheiden, dann weiß das Kind automatisch, dass es eine Wahl hat und selbst nachdenken und entscheiden muss. Das Ziel, Vitamin C (Werte) aufzunehmen, ist in beiden Fällen gewährleistet.
Wenn du ihm sagst: Hier, iss nen Apfel, der gibt dir Vitamin-C! dann braucht es nicht nachzudenken, sondern richtet sich nach dem, was die Vertrauensperson ihm sagt.
Der Ethikunterricht schreibt eben nicht vor und beschränkt nicht auf eine Sichtweise. So muss das sein. Ich hatte selbst in der Familie schon mehrfach Gelegenheit, mit Heranwachsenden über moralische und ethische Fragen zu reden, wenn sie mal eine Sorge hatten oder was falsch gemacht haben. Und da habe ich es genauso gehandhabt. Hab erklärt, wie ich reagiert hätte bzw. was ich tun würde, und vor allem warum. Und auch, wie andere Menschen das in der Regel halten. Und wenn es passt, erwähne ich sogar Religionen und was sie dazu sagen. Oft haben Religionen ja sogar spezielle Begriffe für bestimmte Handlungsweisen, Nächstenliebe zB. Der Hintergrund für diese Argumentation ist, dass ein Handeln, dass von so vielen Menschen als gut befunden wird, dass es sogar Eingang in eine der größten und erfolgreichsten Religionen der Menschheit gefunden hat, nicht schlecht sein kann.
Man sieht daran, dass ich Religionen gegenüber keineswegs feindlich eingestellt bin (wie ich das als Heranwachsender mal war), sondern ihren Beitrag zur Einhegung moralischer Konventionen schätze. Ich gestehe ihnen aber keine Deutungshoheit darüber zu und vor allem halte ich es für verwerflich, prägbaren Kindern zuerst die Religion einzutrichtern und dann erst auf die Werte und eigenständiges Denken zu schwenken. Wer keine Alternative anbietet, regt nicht zum Denken an.
@Boesor: Ich wollte, dass du einfach mal n bisschen Aufklärungsarbeit betreibst. Nutz die Chance doch. Inzwischen hat ja aber ein anderer Poster bestätigt, dass es damals bei ihm Klassenarbeiten in Reli gab, insofern hat es sich wohl erledigt.
PS: Keine weiblichen Priester zuzulassen steht in der Tat in Konflikt zum Gleichbehandlungsgrundsatz. Ist halt die Frage, welche Werte mehr zählen - Religionsfreiheit oder Gleichheit. Solche Konflikte gibt es reichlich, und sie sind nicht immer auflösbar. Das ändert aber nichts daran, dass es eine Verletzung der Gleichberechtigung ist, denn diese ist nichts, was Christen allein beurteilen können.