• Aktualisierte Forenregeln

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naturwissenschaftliche Forschung vs Glaube

PiusQuintus am 06.05.2009 16:32 schrieb:
Du machst es Dir zu leicht, wenn Du von "der Kirche" sprichst; sie ist mehr als der Papst oder Kardinäle. Außerdem habe ich nie geleugnet, dass es oftmals um Macht ging. Aber es ist falsch, das Handeln der Kirche darauf zu reduzieren.
Was ich nie getan habe.

Fazit: Machtpolitik und Selbsterhaltungstreben sind unleugbare Merkmaler jeder Organisation. Wenn eine Organisation, sei es die Kirche oder eine andere, ihre Macht nutzt, um Veränderungen herbeizuführen, die ihre eigene Machtbasis stärken, so ist das kritisch zu sehen.
Nochmal: Die Kirche darauf zu reduzieren, ist falsch.
Nochmal: Ich habe die Kirche nie auf Machterhalt reduziert. Das hast du falsch verstanden, warum auch immer. Ich habe geschrieben, dass auch der Machterhalt Teil ihrer Politik sein kann. Nicht muss.
Deshalb aber muss es erlaubt sein, kirchliche Kampagnen daraufhin zu prüfen, ob sie nicht eher ihrem eigenen Machterhaltn dienen als tatsächlich einem öffentlichen oder religiösen Interesse.

Wenn RU und Ethik zur gleichen Zeit zur Wahl stünden, dann wäre es gerecht. So wird Ethik bevorzugt- und überhaupt: Was ist das eigentlich? Wer bestimmt, was den Kindern dort beigebracht wird? Der Staat? Nach meinem Dafürhalten verletzt er damit sein Neutralitätsgebot; und die Vorstellung, dass ein überzeugter Atheist (am besten noch einer, der Toleranz für das Non Plus Ultra hält) meinem Kind Normen und Werte vermitteln soll, die der Staat festgelegt hat, lässt mich erschaudern.

Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn. Vielmehr wird die Vielfalt der Bezüge geschildert, aus denen sich ethische Vorstellungen speisen können, mitsamt ihrer Historie, Übereinstimmungen zwischen den Religionen in bestimmten Punkten ebenso wie Unterschiede. Was soll daran verkehrt sein? Von mir aus sieh es wie Geschichtsunterricht. Da würdest du doch auch nicht verlangen, dass dieser mit RU gleichgestellt wird.
Eines kann ich dir versichern: Im Ethikunterricht wird den Schülern nicht gesagt, wie sie zu denken haben. Wenn du ein Problem damit hast, dass ein Atheist dein Kind über das Vorhandensein ethischer Grundsätze unterrichtet, dann bring ihm doch deine Ethik zusätzlich bei. Das Kind sollte in der Lage sein, das Richtige für sich herauszusuchen, wenn du es gut erzogen hast.

Was die Kampagnen-Stifter wirklich gestört hat, ist lediglich, dass RU in Berlin kein Pflichtfach und deshalb schlecht besucht ist. Reiner Machterhalt war in diesem Fall (!) deshalb ihr Streben, dies zu ändern.
 
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
[...]
Wenn RU und Ethik zur gleichen Zeit zur Wahl stünden, dann wäre es gerecht. So wird Ethik bevorzugt- und überhaupt: Was ist das eigentlich? Wer bestimmt, was den Kindern dort beigebracht wird? Der Staat? Nach meinem Dafürhalten verletzt er damit sein Neutralitätsgebot; und die Vorstellung, dass ein überzeugter Atheist (am besten noch einer, der Toleranz für das Non Plus Ultra hält) meinem Kind Normen und Werte vermitteln soll, die der Staat festgelegt hat, lässt mich erschaudern.
Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn.
Würdest Du dafür Deine Hand ins Feuer legen?

Vielmehr wird die Vielfalt der Bezüge geschildert, aus denen sich ethische Vorstellungen speisen können, mitsamt ihrer Historie, Übereinstimmungen zwischen den Religionen in bestimmten Punkten ebenso wie Unterschiede. Was soll daran verkehrt sein? Von mir aus sieh es wie Geschichtsunterricht. Da würdest du doch auch nicht verlangen, dass dieser mit RU gleichgestellt wird.
Hm, wenn Geschichtsunterricht das auch so toll kann, wozu streiten wir uns dann?

Ich halte Deine Meinung, dass ein atheistischer Ethik-Lehrer Weltanschauungen neutral zu unterrichten vermag, für illusorisch. Bei einem Reli-Lehrer würdest Du mir in diesem Fall wohl sofort zustimmen, aber ein Ethik-Lehrer ist natürlich grundsätzlich neutral. Werte lassen sich aber nicht neutral vermitteln.

Eines kann ich dir versichern: Im Ethikunterricht wird den Schülern nicht gesagt, wie sie zu denken haben. Wenn du ein Problem damit hast, dass ein Atheist dein Kind über das Vorhandensein ethischer Grundsätze unterrichtet, dann bring ihm doch deine Ethik zusätzlich bei. Das Kind sollte in der Lage sein, das Richtige für sich herauszusuchen, wenn du es gut erzogen hast.
Was bringt es denn, dem Kind zu sagen, welche ethisch-moralischen Grundsätze es gibt, wenn diese nicht auch vorgelebt werden? Es ist doch ein Unterschied, ob ich jemanden etwas über binomische Formeln oder den Wert des menschlichen Lebens lehre.

Was die Kampagnen-Stifter wirklich gestört hat, ist lediglich, dass RU in Berlin kein Pflichtfach und deshalb schlecht besucht ist. Reiner Machterhalt war in diesem Fall (!) deshalb ihr Streben, dies zu ändern.
Und was hätten die Kampagnen-Stifter davon? Es war ja nicht die Amtskirche, die diese Initiative gestartet hat.
 
PiusQuintus am 06.05.2009 17:09 schrieb:
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
Was die Kampagnen-Stifter wirklich gestört hat, ist lediglich, dass RU in Berlin kein Pflichtfach und deshalb schlecht besucht ist. Reiner Machterhalt war in diesem Fall (!) deshalb ihr Streben, dies zu ändern.
Und was hätten die Kampagnen-Stifter davon? Es war ja nicht die Amtskirche, die diese Initiative gestartet hat.

Das ist bei aph leider eine fixe Idee, dass die ganze Kampagne dem Machterhalt der Kirche und der (mittelfristigen) Zerstörung des Ethikunterrichts diente. ich hab auch schon versucht ihn vom gegenteil zu überzeugen, aber da ist er felsenfest von überzeugt.
 
PiusQuintus am 06.05.2009 17:09 schrieb:
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn.
Würdest Du dafür Deine Hand ins Feuer legen?
Auf jeden Fall. Andernfalls kannst du den betreffenden Lehrer vor Gericht zerren.

Hm, wenn Geschichtsunterricht das auch so toll kann, wozu streiten wir uns dann?
Ich hab nicht gesagt, dass der Geschichtsunterricht das schon abhandelt. Sondern, dass es wie Geschichtsunterricht eine Betrachtung ist, keine Belehrung. Daher kann sich daran auch keiner stören. Was ist gegen die Vermittlung von Informationen einzuwenden?

Ich halte Deine Meinung, dass ein atheistischer Ethik-Lehrer Weltanschauungen neutral zu unterrichten vermag, für illusorisch. Bei einem Reli-Lehrer würdest Du mir in diesem Fall wohl sofort zustimmen, aber ein Ethik-Lehrer ist natürlich grundsätzlich neutral. Werte lassen sich aber nicht neutral vermitteln.
Das ist Unsinn. Natürlich lassen die sich neutral vermitteln. Du brauchst doch nur beim Schüler das Interesse dafür zu wecken, dass er sich in einer Wertewelt positionieren soll. Und du kannst ihm dafür Beispiele und Anregungen geben. Sich positionieren muss er in jedem Fall selbst, auch beim RU.

Was bringt es denn, dem Kind zu sagen, welche ethisch-moralischen Grundsätze es gibt, wenn diese nicht auch vorgelebt werden? Es ist doch ein Unterschied, ob ich jemanden etwas über binomische Formeln oder den Wert des menschlichen Lebens lehre.
Das Kind kann sich die Anwendung dieser Grundsätze bei allen Menschen um sich herum anschauen und mit dem vergleichen, was es da gelernt hat. Und durch das zusätzliche Hintergrundwissen kann es besser einordnen, warum sich Menschen so verhalten wie sie es tun. Ein heutiges Kind weiß doch kaum noch, warum Krieg oder Abgrenzung so schlimm sind. Die Menschen nach dem Krieg wussten das aus eigenem Erleben. Indem du den Ursprung der Werte vermittelst, gibst du ihm die Möglichkeit danach zu leben, ohne die negativen Seiten selbst erleben zu müssen.
Abgesehen davon kann der Lehrer seine ethischen Grundsätze doch vorleben, auch ohne sie als allgemeingültig hinzustellen.

Und was hätten die Kampagnen-Stifter davon? Es war ja nicht die Amtskirche, die diese Initiative gestartet hat.
Nee, aber sehr konservative Christen, und die Kirchen haben sich sofort dahinter gestellt und die Kampagne auch mit finanziert. Selbstverständlich haben Christen etwas davon, wenn mehr Menschen religiös sind, oder nicht?

Boesor am 06.05.2009 17:15 schrieb:
Das ist bei aph leider eine fixe Idee, dass die ganze Kampagne dem Machterhalt der Kirche und der (mittelfristigen) Zerstörung des Ethikunterrichts diente. ich hab auch schon versucht ihn vom gegenteil zu überzeugen, aber da ist er felsenfest von überzeugt.

Als ob du keine Überzeugungen hast, wo du jegliche Argumente von vornherein ablehnst ... du bist ja zum Beispiel überzeugt, dass Ethik nur im RU vermittelt werden kann.
 
aph am 06.05.2009 17:38 schrieb:
Als ob du keine Überzeugungen hast, wo du jegliche Argumente von vornherein ablehnst ... du bist ja zum Beispiel überzeugt, dass Ethik nur im RU vermittelt werden kann.

Da musst du mich aber sehr falsch verstanden haben
 
aph am 06.05.2009 17:38 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 17:09 schrieb:
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn.
Würdest Du dafür Deine Hand ins Feuer legen?
Auf jeden Fall. Andernfalls kannst du den betreffenden Lehrer vor Gericht zerren.

Interessant, dann gilt dieses Argument hier also, während du solche Argumente beim RU doch ablehnst. ich hab schon 1000 mal auf Vorschriften diesbezüglich hingewiesen, aber der Ru Lehrer scheint da in deinen Augen skrupelloser zu sein als der Ethiklehrer?
Interessant und bezeichnend.
 
Boesor am 06.05.2009 18:02 schrieb:
aph am 06.05.2009 17:38 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 17:09 schrieb:
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn.
Würdest Du dafür Deine Hand ins Feuer legen?
Auf jeden Fall. Andernfalls kannst du den betreffenden Lehrer vor Gericht zerren.

Interessant, dann gilt dieses Argument hier also, während du solche Argumente beim RU doch ablehnst. ich hab schon 1000 mal auf Vorschriften diesbezüglich hingewiesen, aber der Ru Lehrer scheint da in deinen Augen skrupelloser zu sein als der Ethiklehrer?
Interessant und bezeichnend.

Wo hab ich sowas denn behauptet? Vielleicht früher mal. Inzwischen weiß ich, dass RU nicht offen zur Indoktrination dient. Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.

Aber du als RU-Lehrer ... verkaufst du denn nicht das, was in der Bibel steht, den Kindern gelegentlich als "Wahrheit"? Ich war nie in einem RU, aber da muss doch sicherlich Wissen abgefragt werden ... Fragst du:

"Wer ist nach Ansicht der christlichen Lehre der Vater von Noah?" oder fragst du "Wer ist der Vater von Noah?"
 
aph am 06.05.2009 18:12 schrieb:
Boesor am 06.05.2009 18:02 schrieb:
aph am 06.05.2009 17:38 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 17:09 schrieb:
aph am 06.05.2009 16:55 schrieb:
Ich bezweifle, dass den Schülern in Ethik gesagt wird, sie müssen Atheisten sein. Das ist doch Unsinn.
Würdest Du dafür Deine Hand ins Feuer legen?
Auf jeden Fall. Andernfalls kannst du den betreffenden Lehrer vor Gericht zerren.
Interessant, dann gilt dieses Argument hier also, während du solche Argumente beim RU doch ablehnst. ich hab schon 1000 mal auf Vorschriften diesbezüglich hingewiesen, aber der Ru Lehrer scheint da in deinen Augen skrupelloser zu sein als der Ethiklehrer?
Interessant und bezeichnend.
Wo hab ich sowas denn behauptet? Vielleicht früher mal. Inzwischen weiß ich, dass RU nicht offen zur Indoktrination dient.
Dazu dient er auch nicht versteckt.
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.
Und beim Ethikunterricht lässt Du dieses Argument nicht gelten?
 
aph am 06.05.2009 18:12 schrieb:
Aber du als RU-Lehrer ... verkaufst du denn nicht das, was in der Bibel steht, den Kindern gelegentlich als "Wahrheit"? Ich war nie in einem RU, aber da muss doch sicherlich Wissen abgefragt werden ... Fragst du:

Klar wird da Wissen abgefragt, aber die Bibel wird selbstverständlich nicht als "Wahrheit verkauft."
Nicht als Wahrheit im Sinne von "das, was da steht ist genau so passiert".
Es geht natürlich um die Botschaft(en), ich dachte soweit wären wir hier schon längst, dass das klar ist.

"Wer ist nach Ansicht der christlichen Lehre der Vater von Noah?" oder fragst du "Wer ist der Vater von Noah?"

Falls so eine Frage jemals vorkommen würde, wäre die korrekte Frage wohl:
"Wer ist nach der Bibel der Vater von Noah."
 
Boesor am 06.05.2009 15:36 schrieb:
aeghistos am 05.05.2009 22:28 schrieb:
Welche Regeln würdest du denn aufstellen, die zu erfüllen sind, um eine Religionsgemeinschaft anerkennen zu lassen.
Mir persönlich reicht es ja, wenn die sich an die geltenden Gesetze halten, weitere Regeln würde ich gar nicht aufstellen wollen. Man könnte notfalls noch eine Mitgliederzahlen und/oder Existenzdauer festlegen. Aber wer soll das denn alles kontrollieren (besser gefragt wer soll' s bezahlen)? Damit schafft man doch nur wieder eine unnötige Bürokratie.

edit: Was wären überhaupt die Kriterien für eine Glaubensgemeinschaft. Genug Jedis, Trekkies und Anhänger des Spaghettimonsters würde man ja wohl finden.

Praktisches beispiel.
Die Scientology "Kirche" (Kirche ist ja leider kein geschützter begriff) verstößt offenbar in Deutschland gegen kein Gesetz, ist aber dennoch nicht als Religion anerkannt.

Ein Umstand, den wir denke ich beide begrüßen.

Jein, natürlich würde ich es nicht gerne sehen, wenn Scientology anerkannt würde. Aber noch viel schlimmer wäre es, wenn der Staat Regeln willkürlich anwendete bzw völlig willkürliche Regeln aufstellte, um bestimmte Gruppen diskriminieren zu können.
 
aeghistos am 06.05.2009 18:34 schrieb:
Jein, natürlich würde ich es nicht gerne sehen, wenn Scientology anerkannt würde. Aber noch viel schlimmer wäre es, wenn der Staat Regeln willkürlich anwendete bzw völlig willkürliche Regeln aufstellte, um bestimmte Gruppen diskriminieren zu können.

stimmt, daher sind die regeln auch nicht willkürlich.
Sind gesetze eigentlich für dich nicht willkürlich, nur weil sie gesetze sind?
 
PiusQuintus am 06.05.2009 18:21 schrieb:
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.
Und beim Ethikunterricht lässt Du dieses Argument nicht gelten?

Den gibt es ja erst ab der 8. Klasse oder so.

Boesor am 06.05.2009 18:32 schrieb:
Klar wird da Wissen abgefragt, aber die Bibel wird selbstverständlich nicht als "Wahrheit verkauft."
Nicht als Wahrheit im Sinne von "das, was da steht ist genau so passiert".
Es geht natürlich um die Botschaft(en), ich dachte soweit wären wir hier schon längst, dass das klar ist.
Falls so eine Frage jemals vorkommen würde, wäre die korrekte Frage wohl:
"Wer ist nach der Bibel der Vater von Noah."

Interessehalber: Was für Fragen werden denn in Reli-Klausuren Klasse 3-4 so gestellt?
 
aph am 06.05.2009 18:47 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 18:21 schrieb:
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.
Und beim Ethikunterricht lässt Du dieses Argument nicht gelten?
Den gibt es ja erst ab der 8. Klasse oder so.
Okay, also erst ab 14 Jahren sind Kinder nicht mehr (allzu leicht) beeinflussbar, aber erst ab der 8. Klasse gibt's Ethik. Das heißt doch, da RU bis zur 8. Klasse verpflichtend ist, muss er ja quasi indoktrinierend auf die armen, wehrlosen Gehirne der Kinderlein wirken, eben weil sie noch nicht die geistige Reife haben. Wie wunderbar einfach, so kann der RU ja nur verlieren! :rolleyes:
 
Boesor am 06.05.2009 18:39 schrieb:
stimmt, daher sind die regeln auch nicht willkürlich.
Sind gesetze eigentlich für dich nicht willkürlich, nur weil sie gesetze sind?
Im Prinzip ist alles willkürlich aber das ist mir zu relativistisch. Gesetze sind gesellschaftspolitische Kompromisse. Ich gehe in meiner naiv-idealistischen Vorstellung davon aus, dass sich Gesetze weitgehend an den Grundsätzen der Menschenrechte orientieren und nicht dazu dienen Unrecht zu institutionalisieren, indem sie z.B. bestimmte Gruppen diskriminieren.
Im Notfall gibt es ja ein Verfassungsgericht - wenigstens bei euch.

Aber um noch einmal auf das Thema zu kommen: Wenn der Staat anfängt bestimmte Religionsgemeinschaften anzuerkennen, wird es schwierig einen Grenze zu ziehen, die nicht diskriminierend ist. Meine Meinung ist, dass der Staat sich am besten völlig raushält. Damit ist eine Gleichbehandlung gewährleistet.
 
PiusQuintus am 06.05.2009 18:52 schrieb:
aph am 06.05.2009 18:47 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 18:21 schrieb:
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.
Und beim Ethikunterricht lässt Du dieses Argument nicht gelten?
Den gibt es ja erst ab der 8. Klasse oder so.
Okay, also erst ab 14 Jahren sind Kinder nicht mehr (allzu leicht) beeinflussbar, aber erst ab der 8. Klasse gibt's Ethik. Das heißt doch, da RU bis zur 8. Klasse verpflichtend ist, muss er ja quasi indoktrinierend auf die armen, wehrlosen Gehirne der Kinderlein wirken, eben weil sie noch nicht die geistige Reife haben. Wie wunderbar einfach, so kann der RU ja nur verlieren! :rolleyes:

Schon wieder diese Heuchelei...

Der Ethikunterricht ist doch allgemein gehalten, und wie kann "der RU verlieren"?
 
aeghistos am 06.05.2009 19:31 schrieb:
..... Gesetze sind gesellschaftspolitische Kompromisse. Ich gehe in meiner naiv-idealistischen Vorstellung davon aus, dass sich Gesetze weitgehend an den Grundsätzen der Menschenrechte orientieren und nicht dazu dienen Unrecht zu institutionalisieren, indem sie z.B. bestimmte Gruppen diskriminieren.
Im Notfall gibt es ja ein Verfassungsgericht ......

Genau so sieht es aus.
Die grundsätzlichen Menschenrechte sind im Grundgesetz verankert und die Legeslative dürfen bei der Gesetzgebung nicht gg. bestimmte Normierungen verstoßen.

Tun sie zwar trotzdem ab und an (in letzter Zeit häufiger), bekommen aber glücklicherweise zum Großteil den Quatsch den sie verzapfen von eben jenem Bundesverfassungsgericht sinnbildlich um die Ohren gehauen.

Wenn man die große Koalition bis heute hätte machen lassen, wären ca. ein gutes Dutzend verfassungswidrige Gesetze durchgeboxt worden. Kein gutes Zeichen für die Zukunft wenn man mal annimmt, dass steter Tropfen den Stein höhlt.

Mit der Diskriminierung ist das so eine Sache. Wer bestimmt denn, wo Diskriminierung von Minderheiten beginnt und wo sie endet?
Wikipedia bspw. behandelt in dem Artikel der soziologischen Diskriminierungstheorie verschiedene Aspekte:
Ausgangspunkt jeder Diskriminierung kann eine Bewertung von Menschen anhand von tatsächlichen oder zugeschriebenen gruppenspezifischen Merkmalen sein. Beispiele hierfür sind:

* Geschlecht oder sexuelle Orientierung (Sexismus, Heterosexismus)
* Herkunft, Abstammung, Hautfarbe oder Ethnie (Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, übersteigerter Nationalismus, Chauvinismus)
* Religion oder politische Anschauung (Christenverfolgung, Judenfeindlichkeit, Islamophobie, Politische Verfolgung)
* körperliche oder geistige Fähigkeiten und körperliches Erscheinungsbild (Behindertenfeindlichkeit, Lookism)
* soziale Herkunft, Sprache oder Alter (Klassismus, Altersdiskriminierung)

Diskriminierungstheorien wie die Triple Oppression-Theorie oder die Intersektionalitätsforschung gehen davon aus, dass sich verschiedene Diskriminierungsformen überschneiden und verstärken, bzw. in ihren Überschneidungen zu ganz neuen Diskriminierungen führen. Das Bielefelder Forschungsprojekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geht davon aus, dass die verschiedenen Diskriminierungsformen ein Syndrom bilden, dem eine generalisierte Ideologie der Ungleichwertigkeit zugrunde liegt.[15]

Bewertungsmaßstab können gesellschaftliche Normen einer Mehrheitsgesellschaft sein, die durch eine bewusste Entscheidung oder durch eine gesellschaftliche Entwicklung vorgeben, welchem Standard eine Person zu entsprechen habe. In Deutschland könne diese Norm einer Mehrheitsgesellschaft etwa durch „weiß, deutsch, heterosexuell, gesund, leistungsfähig, christlich“ umschrieben werden [16]. Gegenstand von benachteiligender Diskriminierung sind deshalb meist gesellschaftliche Minderheiten, aber auch Mehrheiten oder paritätische Bevölkerungsanteile können zu diskriminierten Gruppen zählen, wie beispielsweise Männer in (einseitig) emanzipierten Gesellschaften, Frauen in patriarchalen Gesellschaften, kolonisierte Bevölkerungsgruppen, benachteiligte Schichten in Klassengesellschaften, oder Schwarze in Apartheidregimes.

Benachteiligungen können auf allen Ebenen des Lebens stattfinden, insbesondere in Einschränkungen an der Teilnahme am öffentlichen Leben, in der Freizügigkeit, Gesundheit, Ausbildung, Berufsausübung oder beim Entgelt.

Eine soziale Diskriminierung kann in vielen Erscheinungsformen auftreten. So unterscheidet man in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion vor allem die bewusste von der unbewussten Diskriminierung. Weitere mögliche Unterscheidungskriterien sind[16]:

* unmittelbare und mittelbare Diskriminierung
* alltägliche und strukturelle Diskriminierung
* individuelle und institutionelle Diskriminierung

.......

us.w. u.s.f.


Übrigens gerade für Menschen, die Toleranz als Gefahrgut in der Erziehung betrachten ein sehr lohnenswerter Artikel. Denn nur Toleranz allein ist in der Lage Diskriminierung zu neutralisieren.

;)
 
lucdec am 06.05.2009 19:56 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 18:52 schrieb:
aph am 06.05.2009 18:47 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 18:21 schrieb:
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass Kinder unter 14 Jahre nicht zum RU genötigt werden sollten, weil sie zu beeinflussbar sind.
Und beim Ethikunterricht lässt Du dieses Argument nicht gelten?
Den gibt es ja erst ab der 8. Klasse oder so.
Okay, also erst ab 14 Jahren sind Kinder nicht mehr (allzu leicht) beeinflussbar, aber erst ab der 8. Klasse gibt's Ethik. Das heißt doch, da RU bis zur 8. Klasse verpflichtend ist, muss er ja quasi indoktrinierend auf die armen, wehrlosen Gehirne der Kinderlein wirken, eben weil sie noch nicht die geistige Reife haben. Wie wunderbar einfach, so kann der RU ja nur verlieren! :rolleyes:
Schon wieder diese Heuchelei...
Der Ethikunterricht ist doch allgemein gehalten, und wie kann "der RU verlieren"?
Mein Punkt. Ethik = per se gut, weil allgemein, RU = per se böse, weil nicht allgemein.
 
aeghistos am 06.05.2009 19:31 schrieb:
[...]
Aber um noch einmal auf das Thema zu kommen: Wenn der Staat anfängt bestimmte Religionsgemeinschaften anzuerkennen, wird es schwierig einen Grenze zu ziehen, die nicht diskriminierend ist. Meine Meinung ist, dass der Staat sich am besten völlig raushält. Damit ist eine Gleichbehandlung gewährleistet.
Der Staat soll also jedwede Weltanschauung und Religion als gleichberechtigt zulassen (was er durchs Raushalten de facto täte)?
 
PiusQuintus am 06.05.2009 20:51 schrieb:
Der Staat soll also jedwede Weltanschauung und Religion als gleichberechtigt zulassen (was er durchs Raushalten de facto täte)?
Ja. Der Staat hat ja ohnehin nichts zu zulassen, ohne wirklich triftige Gründe hat er die Vereins- und Meinungsäusserungsfreiheit zu respektieren.
 
aeghistos am 06.05.2009 21:03 schrieb:
PiusQuintus am 06.05.2009 20:51 schrieb:
Der Staat soll also jedwede Weltanschauung und Religion als gleichberechtigt zulassen (was er durchs Raushalten de facto täte)?
Ja. Der Staat hat ja ohnehin nichts zu zulassen, ohne wirklich triftige Gründe hat er die Vereins- und Meinungsäusserungsfreiheit zu respektieren.
Diese triftigen Gründe stellen aber (u.U.) eine Einschränkung der Religionsfreiheit dar- und der Staat diskriminiert wiederum.
 
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