Ich denke nicht, dass es nötig ist, auf Stammtischniveau zu gehen. Es genügt ein Blick in die Geschichtsbücher. Die Kirche als eigenständiger Machtfaktor in Europa, und dann auch weltweit, ist historisch betrachtet unstrittig.
Es wurde auch nie gesagt, dass es dabei nur um Macht ging. Aber Macht spielte bisher eben immer auch eine Rolle. In der italienischen Innenpolitik ist es zudem noch immer so, dass die Kirche und ihre Meinung eine extrem wichtige Rolle spielt. An ihr vorbei ist in Italien kaum Politik zu machen.
Für die heutige Zeit ist die Frage schwer zu beantworten. Ich denke einfach, dass es ein Verantwortlicher in der Kirche niemals tatenlos anschauen wird, wenn ihm die Mitglieder abzuhauen drohen oder generell die Leute weniger gläubig sind. Und dann ist halt die Frage, welche Mittel er benutzt, um das zu bremsen oder zu verhindern. Entscheidet er sich wirklich nur für Überzeugungsarbeit? Nutzt er nur die ihm gegebenen Möglichkeiten sich in den Medien darzustellen? Oder versucht er aktiv Einfluss auf die Politik zu nehmen, und schielt dabei bewusst auf christliche Wähler, die mit ihrer Stimme eine Macht darstellen, die die Politik ernst nehmen muss, und wo diese Wähler zumindest nicht unbeeinflusst von dem ist, was die Kirchenoberen sagen? Falls letzteres der Fall ist, so kann man schon sagen, dass die Kirche "ihre Macht" zum Selbsterhalt nutzt.