PiusQuintus am 13.04.2009 10:37 schrieb:
Fanator-II-701 am 13.04.2009 00:08 schrieb:
Den Erkenntnisgewinn des RU kannst Du meiner Meinung nach gar nicht beurteilen, da Du ihn nicht kennst (und den Ethikunterricht auch nicht, wenn Du eine so hehre Meinung von ihm hast). Aber ich respektiere die andere Meinung dazu, und nur so nebenei: Dass der Volksentscheid in Berlin scheitern wird, weiß ich auch. Aber immerhin hat man die Aufmerksamkeit, wenigstens für eine Zeit lang, auf das Thema gelenkt, und wenn sich jetzt ein paar Menschen bereit finden, sich intensiver mit Religion auseinander zu setzen, hat es sich gelohnt.
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Dass ich den (einen als auch den anderen) Unterricht zu meiner Schulzeit nicht besuchen konnte (in Ermangelung eines solchen Angebotes), heißt nicht, dass ich über den Lehrinhalt nichts
weiß. Erstens, lebe ich nicht in einem abgeschotteten Freiraum ohne Verwandte, Bekannte und Arbeitskollegen mit Kindern im schulfähigen Alter und zweitens, beschäftigt man sich, wenn man selber Kinder hat und denen eine angemessene Ausbildung zugute kommen lassen möchte, durchaus mit den Lehrangeboten der in Betracht kommenden Schulen im Umfeld, zumal in einem (bundeslandtypisch) durch und durch erzkonservativ ausgerichteten Bildungssystem.
Soviel mal wieder zur differenzierten Betrachtung.
Als nächstes denke ich nicht, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter (ich setze die Untergrenze da zwischen 16 und 18 Jahre, je nach geistiger Reife und Entwicklung) einem bindenden Glauben oder einer ideologischen Ausrichtung ausgesetzt werden sollten, die sie einseitig mit irgendwelchen Zwängen (neben den eh schon existenten gesellschaftlichen Normierungen) belegen und in ihrer freien Entwicklung behindern würden.
Behindern deswegen, weil, wie ihr ja bereits selbst zugegeben habt, Ideologie oder Glaube immer auch parteiisch ist. Dies heißt jedoch im Umkehrschluss, dass man andere Alternativen ausschließt und ablehnt, weil sie der eigenen Ideologie oder dem eigenen Glauben widersprechen.
Parteilichkeit bedingt Ausgrenzung und Ungleichbehandlung. Dies widerspricht mMn dem ethischen Grundsatz der Gerechtigkeit und mit diesem dem Grundsatz der Gleichberechtigung, weil jede religiöse oder ideologische Gruppe aus innerem Interesse heraus andere Religionen nicht der ihren gleich behandelt. Und das ist nicht nur bei Religionen so, deren Mitglieder in einer Religionsgemeinschaft oder Kirche organisiert sind, sondern generell.
Verstärkt wird dies noch dazu durch die unfreie Entwicklung des Glaubens, sollte man bestimmten Glaubensrichtungen angehören, die ihre Mitglieder nur über streng definierte Rituale und Aufnahmebedingungen akzeptieren und ausgerechnet in Fragen des Glaubens (der ja grundsätzlich frei sein sollte) indoktrinieren – also vorschreiben und beaufsichtigen,
wie geglaubt werden muss, um sich auch wirklich zur jeweilig definierten und anerkannten Glaubensgemeinde zugehörig nennen zu können/dürfen.
Warum sollte man ein Kind (nur durch die eigene Ideologie begründet) dermaßen einschränken wollen? Das ist in meinen Augen nicht nur einfach intolerant und unverantwortlich, sondern in hohem Maße für die gesellschaftliche Entwicklung gefährlich.
Natürlich wird das von den jeweiligen Glaubensanhängern regional ganz anders gesehen. Logisch - sind sie doch auch von der Richtigkeit ihrer Vorstellung überzeugt.
Genauso, wie die anderen ca. 85 % der Menschen von jeweils anderen Vorstellungen überzeugt sind .........
Sollte nicht wenigstens dies Anlass zum Nachdenken geben?
Und wenn das alles nicht reicht: In der Schule sollte Wissen vermittelt werden - nicht Glaube und wenn schon Glaube behandelt werden darf, sollte man ihm nicht die Bedeutung eines versetzungsrelevanten Schulfaches zubilligen, da jeder Mensch das glauben dürfen sollte, was ihm gefällt und nicht das, was der Lehrplan oder der Lehrer "glaubt" als Benotung für --- ja, für was eigentlich - gutes/schlechtes Glauben? --- vergeben zu müssen.
Das ist Zensur des Glaubens.
Niemand käme auf die Idee, Wissen (bspw. zu Grimms Märchen) ob seiner inhaltlichen oder weltanschaulichen Problematik abzufragen. Bei einem anderen Buch, welches, wenn überhaupt, ebenso nur lediglich gleichnishaft (die wörtliche Glaubhaftigkeit wird ja selbst von Glaubensvertretern hier angezweifelt) angewandt werden dürfte, wird dies aber gleichwohl gefordert und noch dazu eine Versetzung davon abhängig gemacht.