Boesor am 15.09.2008 00:15 schrieb:
Mithilfe ziemlich normaler Forschung konnte man einiges über die Verfasser und ihren Hintergrund herausfinden (teilweise beschreiben sich die Verfasser in den Büchern sogar selbst, z.B. der Prophet Amos im alten Testament) Bestimmte Beschreibungen, beispielsweise von Schlachten, der Teilung Israels und dem Untergang des Nord- und Südreiches lassen sich archäologisch und historisch überprüfen. Einiges der Bibel ist also durchaus verifizierbar.
Wiederrum andere Geschichten wurden eindeutig zugunsten des jeweiligen Zielpublikums verändert und angepasst, um das Verständnis zu erleichtern. Dies erkennt man z.B. an den verschiedenen Details im Grunde gleicher Geschichten aus den Evangelien von lukas und Matthäus. Wie dir sicher bekannt ist haben diese beiden Evangelisten teilweise vom ältesten Evangelium (Markus) "abgeschrieben", aber auch eine gemeinsame Quelle, die sogenannte Logienquelle Q gehabt. Und doch unterschieden sich die Berichte teilweise vor allem im Detail, weil die Evangelisten für ein unterschiedliches Publikum geschrieben haben. Aus solchen Hinweisen kann man deuten, inwiefern hier die reine Wahrheit gesprochen wird, oder nur eine symbolische Geschichte mit einer Moralvorstellung verbreitet wird.
Ich möchte nicht die Sichtweise angreifen, daß die Bibel wortwörtlich zu nehmen ist, denn diese kann ich nicht ernst nehmen. Ich konzentriere mich mal auf die Inspirationsvariante (wertfrei, soll lediglich ein prägnantes Schlagwort sein):
Du entziehst hier deiner eigenen und der allgemein erwünschten Sichtweise der Bibel m.E. die Grundlage. Zumindest als Buch, das als Basis einer Religion dienen soll und durch dessen Gott inspiriert wurde. Übrig bleibt bestenfalls eine Sammlung von Geschichten, die als Metaphern mit moralischem Hintergrund herhalten. Auch nur, wenn man die unmoralischen ignoriert oder immernoch krampfhaft nach einer in der heutigen Sichtweise vertretbaren Interpretation sucht.
Denn: Wer waren denn diese Autoren? Welche eigenen Motive könnten Sie für das Schreiben dieser Geschichten gehabt haben? Wie oft wurde ab-/umgeschrieben oder fehlerhaft übersetzt? Was ist mit den Evangelien, die es nicht in die Bibel geschafft haben? Wer hat das festgelegt? Wer waren diejenigen, die festlegten, was in die Bibel aufgenommen wurde? Nicht zuletzt: Wer war an den ersten Konzilien
Siehst du, am Ende bleibt für einen "Außenstehenden" wie mich von der Inspiration durch Gott nicht viel übrig. Mit Sicherheit fanden einige Autoren Inspiration in Ihrem Glauben, genauso sicher dürfte die Inspiration einiger anderer wohl kaum irgendeinem hehren Ideal gerecht werden. Und nur mit diesem Hintergrund macht eine Erforschung der Bibel Sinn, allein die Inspiration durch Gott hilft hier doch nicht weiter. Wird das denn so gehandhabt? Oder ist Glaube Voraussetzung für die "korrekte Interpretation der Bibel?
Worrel am 15.09.2008 09:40 schrieb:
SCUX am 14.09.2008 23:02 schrieb:
Gott erschuf Himmel und Erde...
Nehmen wir doch einfach mal diese Aussage naturwissenschaftlich auseinander:
Nach unserem aufgeklärten heutigen Wissen gab es einen Urknall und keiner weiß, was davor war oder eben jenen ausgelöst hat.
Wenn man also beispielsweise die trebende Kraft hinter dem Urknall als "Wirken Gottes" bezeichnet, stimmt der Satz aus der Bibel - auch aus naturwissenschaftlicher Sicht.
Dem stimme ich zu. Damit ist Gott dann allerdings bestenfalls das, was ihm aus Richtung der Naturwissenschaften gerne vorgeworfen wird: Ein Lückenbüßer für die (noch) unerforschten Weiten unserer schönen Existenz. Wenn's dumm läuft, wird dieser unerforschte Bereich irgendwann verdammt eng.
... und er machte den Menschen
Wie kommt es denn dazu, daß Leben überhaupt möglich ist?
Wieso ist im Weltall sonst weit und breit kein Leben zu finden?
Wieso ist Leben nur bei 0-40°C, hohem Wasseranteil, unserer Atemluftzusammensetzung und genau dieser Entfernung von der Sonne möglich?
Ist das wirklich alles Zufall?
Oder hat vielleicht "Gott" dafür gesorgt, daß hier Leben möglich ist ...?
... oder hat er gar die ersten Lebensformen hier ausgesetzt/erschaffen ...?
Die erste Frage ist berechtigt, die Diskussion über Seele/Bewußtsein hatten wir hier aber auch schon.
Die zweite Frage kannst du dir sparen, weil es immer wahrscheinlicher wird, daß doch anderswo als auf unserer Erde Leben existiert: Mit jedem neu entdeckten Planeten nimmt die Wahrscheinlichkeit zu.
Die dritte Frage impliziert Fakten, wo keine sind. Wir setzen das lediglich für das Leben wie wir es auf der Erde kennen voraus. Vllt. existiert Leben woanders in gänzlich anderer Form.
der einzigste Halt gibt die Aussage >Gott ist alles<
Niemand weiß, "was" Gott überhaupt ist - deshalb kann er ja alles sein und überall.
Deshalb kann sein Wirken auch in einem brennenden Busch, einem herunterfallenden Ziegel, einem Vogel, der plötzlich in eine andere Richtung fliegt, oder in einer Verdunklung des Himmels, die gerade zum rechten Zeitpunkt für den gottesfürchtigen Beobachter kommt, sichtbar sein.
Worüber reden wir denn hier? Theismus? Deismus? Pantheismus? Wie denn nun?
@Worrel
Du bist mir symphatisch - du drehst die Dinge äußerst geschickt so, wie du es für deine Argumentation benötigst.
Ich darf mal zerpflücken, ja?
Worrel am 15.09.2008 13:19 schrieb:
lucdec am 15.09.2008 11:32 schrieb:
Halt, halt, halt, halt!
Du verdrehst alles. Das ist als ob du sagen würdest: "Hach guck mal, das Tal ist genau so groß, dass es unter diese Brücke passt."
Nicht der Planet ist auf unsere Bedürfnisse angepasst. Wir haben uns an den Planeten angepasst.
Sicher.
Aber um uns anpassen zu können, müssen wir überhaupt erst mal da sein und überleben
können.
Und das ist ja scheinbar zB auf den anderen Planeten unseres Sonnensystems nicht der Fall.
Also gibt es irgendwelche Lebensparameter, die gegeben sein müssen, damit Leben entstehen und sich weiterentwickeln kann.
Ich vermisse die Kausalkette, du hoffentlich auch. Davon ab: Wer sagt, daß wir alle möglichen Lebensparameter kennen?
Und was heißt hier weit und breit kein Leben zu finden? Nur, weil wir einen winzigen, absurd kleinen, mikrigen, komplett unwichtigen, Teil des Universums kennen, heißt das doch nicht, dass wir alleine sind.
Na ja, wir können schon einen (sicherlich kleinen) Teil des uns umgebenden Universums recht detailliert beobachten und fremdes Leben haben wir bisher noch nicht gefunden ...
Wenn das Leben in diesem Universum also so anpassungsfähig wäre, dann müßten doch schon noch ein paar "bemannte" Planeten mehr unter den uns bekannten sein.
Wenn wir aus sämtliche Planeten, über die wir bisher einwandfrei "bewohnt"/"unbewohnt" einen "Bewohntheitsquotienten" herleiten würden, würde, dieser jeednfalls auffallend klein ausfallen.
Das ist nun absoluter Mumpitz. Soll ich darauf eingehen oder möchtest du das gleich zurücknehmen? Ach egal: Wir sind im Moment überhaupt nicht in der Lage, Leben auf anderen Planeten zu finden. Wir können immer mehr Planeten entdecken und mehr oder weniger in Kategorien nach Größe/Beschaffenheit einordnen, das war's aber auch. Aber wir können die Spieß an Hand von Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung umdrehen: Bis vor gar nicht allzu langer Zeit war es fraglich, ob überhaupt außer in unserem Sonnensystem Planeten existieren. Allein die Anzahl der bisher entdeckten Systeme mit Planeten und deren Unterschiedlichkeit lassen auch die Wahrscheinlichkeit von Leben außerhalb der Erde rapide steigen.
Du gehst ja auch nicht in den Wald und nach 10 Metern bleibst du enttäuscht stehen, weil u kein Reh gesehen hast.
Ein bischen weiter als 10 m können wir dann aber doch in den Wald hineinschauen.
[/quote]
Nein eigentlich eher nicht. Und soweit wir etwas erkennen können, ist das auch noch recht unscharf. Nichtsdestotrotz sehr beeindruckend.
Worrel am 15.09.2008 15:14 schrieb:
Ganz einfach:
1 bewohnter Planet + 1 unbewohneter Planet: 50% der bekannten Planeten bewohnt
1 bewohnter Planet + 9 unbewohnete Planeten: 10% der bekannten Planeten bewohnt
1 bewohnter Planet + 99 unbewohnete Planeten: 1% der bekannten Planeten bewohnt
1 bewohnter Planet + 999 unbewohneter Planet: 0,1% der bekannten Planeten bewohnt
...
Und bereits die bis heute entdeckte Anzahl von Planeten übertrifft jede Erwartung.
Bei der selbst nach vorsichtigen Schätzungen zu erwartenden Anzahl von Sternsystemen/Galaxien, genügt ein noch wesentlich geringerer Prozentsatz an Volltreffern, um auf zahlreichen Welten Leben entstehen zu lassen. Das eigentliche Problem ist nicht die Wahrscheinlichkeit von Leben, sondern die Wahrscheinlichkeit es auch zufinden.
Worrel am 15.09.2008 16:19 schrieb:
SCUX am 15.09.2008 16:12 schrieb:
Worrel am 15.09.2008 15:57 schrieb:
Keiner kann sagen: "Es gibt Gott" oder "Es gibt Gott nicht", man muß an ihn glauben, sonst existiert er für einen nicht.
najaaaaa, also so einfach ist das nicht, es geht ja nicht um den Glauben den ja jeder in sich hat oder nicht....
Ähm, doch, genauso einfach ist das.
Entweder man glaubt an Gott, dann hat der halt die Welt erschaffen - oder man glaubt nicht an Gott und erklärt die Entstehung der Welt rein physikalisch und biochemisch.
Es sind einfach zwei unterschiedliche Weltanschauungen.
Ein wenig vergleichbar mit "Das Glas ist halbvoll" und "das Glas ist halbleer"
Möp.
Glas: Zwei Sichtweisen/Beschreibungen für den gleichen Zustand, der Fakt bleibt.
Gott: Aus zwei Sichtweisen/Beschreibungen entstehen zwei gegensätzliche Zustände, die beide nur und ausschließlich wegen der jeweiligen Sichtweise existieren sollen. Paradoxon?