Zubunapy am 04.10.2008 12:26 schrieb:
Es gibt so einiges, was mich am Christentum wundert. Vllt kannst du mir ja Licht ins Dunkel bringen:
1. Eine Frage nach Herman van Veen über die Kirche: "Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge: Warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kann Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!"
Diese Frage wird in Hermans "Geschichte von Gott" gestellt, als Gott zum ersten Male eine Kirche betrat.
2. Wieso beten Christen eigentlich zum Sinnbild des Todes? Wieso steht man vor einem sterbenden Jesus und erwartet ausgerechnet dort Antworten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott freiwillig in ein Haus ginge, in welchem er nicht nur über die Tatsache selbst, sondern auch über die Art und Weise des Ablebens seines Sohnes immer und immer wieder informiert wird.
Also: Warum wurde das Folterinstrument der alten Römer zum Wahrzeichen der Christen, aber nicht eines seiner Wunder oder seine Taten? Warum nicht vor einem Berg mit 5000en beten? Oder vor einem leeren Sarg
? Warum muss es der Tod Jesu´ sein, nicht aber sein Leben?
Diese zwei Fragen wären mir erstmal genug, auch wenn ich noch einige andere fände. Kannst du (oder gerne auch jemand anderes. je nachdem) sie mir beantworten? Wäre echt super!
Also die Antwort zur ersten Frage und zur zweiten hängen zusammen. Die erste bezieht sich - so wie ich es verstehe - dem Sinn nach auf den Ausspruch Nietzsches, der in etwa sagte: "Die Christen müßten erlöster aussehen, damit ich an ihren Erlöser glauben soll."
Warum aber sehen die Christen tatsächlich nicht so überaus erlöst aus, sondern sind so wie Martin Luther von sich einmal verwundert bemerkte, mitunter so traurig?
Nun das hat zuerst den Grund, den die Bibel nennt: "Wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht?" (Röm 8, 24)
Das heißt also, daß die Vollendung, die Sichtbarwerdung der Erlösung, die Offenbarwerdung der Gotteskindschaft, im Leben eines Christen noch auf sich warten läßt. Wir haben aber eine Hoffnung, von der wir glauben, daß sie nicht trügt.
Gleichzeitig haben wir Christen sehr viel Kampf, inneren und äußeren. Dazu erzähle ich jetzt erstmal eine Geschichte:
Es war einmal ein gottloser Graf, der hatte zwei fromme Diener, die oft bedrückt und traurig waren. Über die spottete er, daß sie als Christen so traurig wären, während er als Gottloser überhaupt keine Not hätte.
Eines Tages nun ging der Herr Graf auf die Jagd und schoß ein paar Enten und schickte seine beiden Diener aus, die Enten zu holen. Als die Diener zuerst die toten Enten brachten, sagte der Graf: "Nicht die toten, sondern bringt zuerst die lebenden, angeschossenen Enten. Die toten gehören uns sowieso." Darauf sagten die Diener: "Sehen Sie, Herr Graf, genauso denkt der Teufel auch. Die Toten gehören ihm sowieso, daher kämpft er um die Lebenden. Daher haben wir auch soviel Not und Bedrückung, während Sie so etwas nicht kennen."
Das heißt also, daß Christen so etwas sind wie der Omaha-Beach, der Brückenkopf des Reiches Gottes im Reich des Feindes. Natürlich wird um den gekämpft. Deshalb haben die Christen sehr viel äußere Verfolgung wie z.B. auf
http://www.opendoors-de.org/index.php?supp_lang=de
zu sehen ist.
Gleichzeitig geht diese Frontlinie mitten durch einen Christen hindurch. Ein Christ ist innerlich gespalten zwischen dem Geist, der seine Gesinnung bestimmt, der auf Gottes Seite steht, und dem Körper, dem Fleisch, das auf der Seite der Sünde steht. Daher hat man neben dem äußeren auch viel innerlichen Kampf. (Röm 7, 14 - 8, 17)
Zum Dritten: Wenn man Christ wird, weckt einem Gott auch das Gewissen auf, so daß man besser sehen kann, wo man überall in Sünden lebt. Die Schuld vor Gott soll bekannt werden und dann unters Kreuz gebracht werden, wo Jesus die Sühnung der Sünden erwirkt hat, indem er die Strafe dafür trug. Das heißt, Gott will mit unserer Schuld so umgehen, daß wir sie bekennen, damit er sie dann wegschaffen kann, weit weg von uns wie der Abend ist vom Morgen. Aber Sünde muß bekannt werden, damit sie vergeben werden kann.
Gleichzeitig versucht aber auch der Teufel dieses aufgeweckte Gewissen zum Verderben zu gebrauchen, indem er einem die Sünden groß malt und möglichst Gottes Gnade und Vergebung klein und unsichtbar von wegen Gott könne einem ja angesichts der Menge an Sünden oder der ständig wiederkehrenden Sünde nun langsam nicht mehr gnädig sein oder Gott würde einem so eine schwere Sünde nun gar nicht mehr vergeben, etc.
Daher muß man sich als Christ immer wieder darauf besinnen, daß Jesus uns so sehr geliebt hat zu einem Zeitpunkt, als wir die Sünde noch liebten und Gott haßten, daß er sich zu diesem Zeitpunkt bereits für uns in den Tod gab, um unsere Sünden zu sühnen. Dann wird dadurch nämlich die Vergebung der Sünden und Gottes Liebe zu uns groß gemalt, die uns bereits am tiefsten Punkt geliebt hat.
Das ist der Grund, weshalb wir auch das Kreuz, den Beweis der Liebe Gottes und den Beweis der Sühnung unserer Sünden, in den Kirchen ständig vor Augen haben. Es ist zur Erinnerung an die Tatsache und damit zum Trost.
Zusammenfassend: Christen warten noch auf die völlige Erlösung und müssen in dieser Zeit noch allerhand Schwirigkeiten und auch die Feindschaft des Herrn dieser Welt durchleben, weshalb sie göttlichen Trost brauchen.