Boesor am 22.09.2008 00:14 schrieb:
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Ja sorry, aber das wird mir allmählich ein wenig zuviel Arbeit neben der Arbeit.
Daher ganz in Kürze (inwiefern dich das weiterbringt weiß ich nicht)
Jetzt auf die Wundergeschichten im Markusevangelium bezogen:
Es gibt verschiedene, wiederholt auftretende Gattungen:
- Exorzismen
- Wunderheilungen
Der Aufbau von Wunderheilungen folgt in der Regel dem griechischen Vorbild ähnlicher Wunderheilungen, bestehend aus Schilderung des Leidens, Wunderheilung, Bestätigung der Heilung (gerne auch durch die Menge)
Die Geschichten im Markusevangelium dienen am Anfang zunächst dazu, die Macht Jesu zu zeigen (vor allem in Exorzismen), später wird der Glaube der Geheilten (der oft Voraussetzung für den Heilprozess ist, bzw ihn unterstützt) in den Mittelpunkt gerückt. Die Geschichten haben jetzt häufig einen missionarischen Charakter.
Der Mensch soll auf seinen Glauben vertrauen und Jesus nachfolgen.
Die wahre Macht Jesu (die in seinen Wunderheilungen und Exorzismen angedeutet wird) entfaltet sich erst durch seinen Kreuzestod. (daher auch das "schweigegebot" in den meisten Wundergeschichten, Jesus möchte sich nicht als bloßer Wunderheiler darstellen.)
So, hab jetzt mal ne Nacht drüber geschlafen und denke noch immer daß da ne Menge im Unklaren ist.
Die ganzen Geschichten (egal ob Exorzismen oder Wunderheilungen)basieren alle auf Hörensagen und wurden noch dazu erst viel später glorifizierend niedergeschrieben. Bis dahin, wir wissen ja selber wie sich Geschichten verselbstständigen, wurde mit Sicherheit eine Menge dazugedichtet.
Lassen wir Christus einen barmherzigen Menschen, guten Arzt, Lehrer und höhergestellten Provinz"fürsten" mit herausragenden rhetorischen Fähigkeiten gewesen sein, der einen gewissen Gerechtigkeitssinn hatte und mit seinem Einsatz für "sein" Volk für jede Menge Trubel und Ärger bei den Besatzern aber auch einheimischen Neidern sorgte. Was ihn natürlich zur Zielscheibe für die damals Mächtigen machte, die ihn dann aufsehenerregend beseitigten.
So weit, so gut und geschichtl. einordenbar und belegt.
Alles drum und dran aber, inkl. Auferstehung, höheren Mächten etc. sind gute Erzählungen die zu einem friedlichen Miteinander anregen. Mehr nicht.
Aber mir reicht das ja schon um den Glauben an einen guten Menschen, an Gerechtigkeit und maßvollen Umgang miteinander nicht zu verurteilen.
Was jedoch das Ganze "drum und dran" angeht, den Pomp, die Zeremonien, die Hysterie und das Verklären von Sachverhalten, die Schaffung einer auf Gewinn ausgerichteten Institution, welche elementare Grundelemente des eigenen Glaubens negierte und auch heute noch teilweise unterdrückt. DAS stößt mich ab.
Ich halte Jesus für einen guten Menschen und Lokalpatrioten, der seiner Zeit wahrscheinlich weit voraus war. Aber weder war er Gott, noch Teil einer Dreieinigkeit, noch der Beweis für ein übergeordnetes System. Und ich bin mir sehr sicher, daß er diesen Personenkult, der um seine Figur gemacht wurde, ebenso abstoßend und widerlich empfunden hätte, weil es mit Sicherheit eben das war, was er nicht wollte.
Anderen Menschen Halt geben? Ja, ein schöner Gedanke.
Sie indoktrinieren? Sicher nicht.