AW: Französische Revolution II
Stef1811 am 12.11.2005 22:56 schrieb:
Es mag stimmen das es sehr sehr vielen Russen sehr schlecht geht aber seit der Finanzkrise 1998 wächst Russlands Wirtschaft um durschnittlich 6,7%. Dieses Wirtschaftswachstum wird sich irgendwann in Wohlstand umwandeln. Es ist ja nicht umsonst so das man sagt das es z.Z 4 Schwellenländer gibt ,die Industrienationen werden könnten und dadurch Wohlstand erreichen würden. Schau dir nur mal China an. Dort sind noch einige Bevölkerungsgruppen wie die Bauern sehr arm aber seit es in China eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftspolitik gibt kamen insgesamt 200.000.000 Menschen aus der Armut heraus. In den Ostblockstaaten wird in 5 Jahren schätze ich das selbe eintretten.
Ich glaube man muss wirklich mit purer Absicht wegschauen um diesen Standpunkt vertreten zu können. Zum Einen ist der Lebensstandard in Russland mit einem Wort als katastrophal einzustufen, sieh dir einfach an wie die Menschen dort abseits der wenigen Großstädte leben (und das ist der Großteil bei weitem) und du wirst sehen was ich meine. Alkohol ist da nicht umsonst in regem Gebrauch und laut aktueller Meinungsumfragen wünschen sich 40%+ den psychopathischen Massenmörder Stalin als Cheffe zurück. Weshalb? Weil Russland damals eine Weltmacht war "dank Stalin" und so träumt Mütterchen Russland vom zweiten Frühling und missachtet dabei Menschenrechte, demokratische Grundsätze und fröhnt der Korruption, dem organisierten Verbrechen und der Medienkontrolle von Staatsseite.
Das nächste Beispiel von dir ist sogar ein noch viel besseres, der Menschenrechtsverletzer Nummer 1 weltweit, China. Das Land des "himmlischen Friedens". Dort wird die arme Bevölkerung einfach nicht mehr beachtet, sie existiert faktisch aus Sicht des Regimes nur noch am "Rande". Dass das Gegenteil der Fall ist sollte jedem vernunftbegabten Wesen deutlich sein.
Was hat das nun alles unmittelbar mit der Wirtschaft zu tun? Ganz einfach - die Art und Weise wie Arme dort behandelt werden ähnelt sich: sie werden verleugnet, verdrängt, ignoriert. Dadurch lässt sich selbstverständlich (!) ein Wachstum erzielen. Das ist als ob Schröder, Angie, SS Stoiber und Co. morgen beschließen, dass Arbeitslose in Zukunft keine Rechte mehr haben und zukünftig ignoriert werden. Punkt. Zudem dürfen Firmen dann Arbeitskräfte hemmungslos ausbeuten (Russland, China) - und schon kommt die Wirtschaft in Schwung. Das hat in Amerika ja auch funktioniert oder weshalb ist Amerika wohl zur Wirtschaftsmacht geworden? Aus eigenem Antrieb? Lächerlich, es war auf dem Rücken der Schwarzen auf dem sich Gevatter Wohlstand ins Land geschlichen hat.
Ich persönlich vertrete übrigens den Standpunkt, dass es bislang kein einziges Land gab in dem der Kommunismus vernünftig umgesetzt wurde. Die DDR war ein Witz was die Staatsform angeht - mehr Leute die weniger leisten müssen auf Kosten des Staates zugunsten der Bonzen. Chinas System ist menschenverachtend, brutal und vollkommen unhaltbar. Russlands Version war die kommunismustreueste aus meiner Sicht, musste aber zwangsläufig am Größenwahn der Politiker scheitern und an dem idiotieprodukt einer solidarischen Grenzenschließung. Kuba funktioniert nur dank seines Tourismus überhaupt noch und verfällt jedes Jahr ein Stückchen mehr.
Das problem an den bisherigen Systemen war doch klar ersichtlich - Meinungsbeschneidungen, Gefangenschaft der Bevölkerung im eigenen Land, Ein-Parteien-Wahlsysteme, Planwirtschaft ohne Sachverstand und die absurde Idee, dass Leistung nicht belohnt werden sollte.
Funktionstüchtiger wäre doch ein Staat in dem Meinungsfreiheit gewährleistet ist, die Parteien geeint kommunistischen Zielen (eben in verschiedenen Schattierungen, so wie bei uns die verschiedenen demokratischen parteien) verfolgen, eine sozialistische Marktwirtschaft mit Subventionspolitik für Grundbedürfnislieferanten (-> niedrige Preise, hoher genereller Lebensstandard selbst für "Arme") und eine Vergütung nach tatsächlich erbrachter Leistung. Die Idee dass jeder Mensch gleich entlohnt werden sollte war die Entscheidung, dass die DDR scheitern musste. Es konnte seit dieser Entscheidung niemals gutgehen auf lange Sicht, denn der Mensch per se ist nunmal faul und bequem.
Was China da vorexerziert ist ein totalitärer menschenverachtender nationalsozialistischer (und zwar im Wortsinn) Expansions-Zwangskommunismus mit Weltführungswahnvorstellungen unter der Leitung eines Wahnsinnigen - und nicht etwa ein kommunistischer Sozialstaat.
Deshalb ist es müßig darüber zu spekulieren welches System "besser" funktioniert. Muss denn eigentlich "finanziell erfolgreicher" auch "besser" heissen heutzutage? Oder wäre ein Staat der sich halten kann ohne nennenswerte Riesenerfolge aber dafür mit einem ausgeklügelten Sozialsystem nicht sehr viel lebenswerter? Also ich persönlich würd freiwillig einwandern, wenn es so einen Staat denn gäbe. leider müssten wir dazu drei menschliche Grundhaltungen ablegen: Gier, Neid und Egoismus.