AW: Französische Revolution II
Finde ich erstmal gut, dass es hier im Forum mal wieder eine breite Diskussion gibt, wo alle Meinungen von links bis rechts gleichmäßig vertreten sind.
[wer nicht soviel lesen will, zum Schluss kommt meine (auch nicht kurze) Meinung zu den Unruhen in F.
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Erstmal was Grundsätzliches zum Zusammenhang zwischen Reichtum, Entwicklung und Religion.
Reichtum und idealerweise auch Chancengleichheit führen dazu, dass die Leute zufriedener werden (logischerweise) . Sie werden toleranter, dekadenter und haben eine geringe Motivation gegen irgendwas zu rebellieren. Wenn es den Leuten gut geht, brauchen sie weniger Erklärungen, warum die Welt so ist, wie sie ist und müssen ihre Hoffnungen auch nicht in eine höhere Gerechtigkeit und ein Leben nach dem Tod setzten -> weniger Religion.
In Europa vollzog sich dieser Prozess von wachsendem Reichtum und gesellschaftlicher Entwicklung in Verbindung mit der schwindenden Bedeutung der Religion sehr langsam und das Wachstum wurde viel durch Ausbeutung anderer Länder unterstützt. Wenn nun eine Land wie Saudi-Arabien quasi von heute auf morgen einen riesigen Reichtumszuwachs erfährt, hinkt verständlicherweise die gesellschaftliche Entwicklung hinterher. Mehr noch, das bestehende System kann sich länger halten, da es den Leuten ja ziemlich gut geht.
Die Europäer konnten Afrika ausbeuten, weil die Afrikaner unterentwickelt und faul sind.
Hahaha.Witzig. In Afrika gibts keine strengen Winter und von Natur aus keine Nahrungsmittelknappheit. Die Notwendigkeit für Erfindungen zum Schutz vor Kälte, für Nahrungsmittelspeicherung und effizientere Produktion sowie eine Organisation in großen Gruppen war einfach in einem viel geringeren Maße gegeben.
Die Europäer waren organisiert und sie hatten v.a. überlegene Waffen, waren sie aber im 16.,17.,18. Jahrhundert zivilisierter als die Leute in Afrika = die gesellschaftliche Entwicklung weiter ? Wage ich nun wirklich nicht zu behaupten.
Auf Indien und China trifft das ganze sowieso nicht zu die waren gesellschaftlich und oft technologisch lange Zeit weiter als wir. Wie sagte irgendein Sri Lankischer Politiker? "Nach dem Tsunami wurde kein Tourist überfallen und keine Geschäfte ausgeplündert. Wenn man heute nach New Orleans sieht, weiß man wo der zivlisierte Teil der Welt liegt"
Wenn man sich mit Christentum und dem Islam beschäftigt, muss man erkennen, dass die beiden Religionen in der Theorie friedliebend und bezüglich ihrer Ansichten zu Recht und Unrecht ziemlich gleichwertig sind.
Ihre militanten Vertreter unterscheiden sich zwar tw. , stehen sich aber in Intoleranz, Rückständigkeit und Menschenverachtung um nichts nach. Auch geschichtlich hatten beide Religionen ihre besseren und schlechteren Zeiten.
An den meisten Missständen sind und waren aber immer die Herrscher und die Gesellschaft schuld, die die Religion als Vorwand für alles mögliche benutz(t)en.
Länder wie der Iran oder der Irak sind geschichtlich eng mit Europa verknüpft. (auch nicht vergessen - die ersten Hockulturen, Mesopotamien =~ Irak)
Bis ins letzte Jahrhundert hinein waren sie entwicklungstechnisch auf der gleichen Stufe wie Europa. Nur wärend bei uns die Entwicklung von Monarchien über Krieg und fehlgeschlagene Demokratieversuche( wegen Armut, Ungleichheit usw.) zu Diktaturen ging, die sich im WW2 gößtenteils selbst vernichteten und Demokratien wurden, ging es im Iran und Irak direkt von der Monarchie zur islamischen bzw. eher faschistischen Dikatur.
Franco hielt sich bis 1976, die UDSSR bis 1990. Man kann sich vorstellen, dass es, wenn Hitler weniger größenwahnsinnig gewesen wäre bzw. schlauer Krieg geführt hätte, heute in Europa anders aussehen würde. Die jetzige Demokratie und die EU sind keineswegs logische Konsequenzen der überlegenen europäischen Wertegesellschaft.
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@ursprüngliches Topic:
Wer die arme Bevölkerung und unqualifizierte Arbeitskräfte sowie pöhse "integrationsunwillige Steinzeitausländer" ghettoisiert und ihre Situation verschlechtert, darf sich nicht wundern, wenn sich diese einmal in einer Art und Weise aufführen, wie sich ungebildete Menschen, die sich keine Perspektiven sehen nun einmal versuchen Gehör zu verschaffen. Afrikaner wie Europäer wie Araber wie Amerikaner.
Man kann das Problem mit Abschiebungen und Staatsgewalt schon lösen. Genauso, wie es auch möglich ist jemandem eine reinzuhaun, weil er seine (andere) Meinung sagt. Bei dem einen muss man fester, bei dem anderen weniger fest zuhaun, aber ihn zum Schweigen bewegen kann man so immer.
Die Frage ist nur, ob man es so lösen will oder vielleicht doch nach anderen, denk- und arbeitsintensiveren Wegen sucht.
Für Gewalt gibt es keine Entschuldigung, für Menschenverachtung und Ausgrenzung aber auch nicht.
Egoisten, Arschlöcher, Brutalisten, Idioten usw. gibt es überall, in jeder Gesellschaft und jeder sozialen Schicht auf der ganzen Welt. Wenn nun solche Leute irgendwo gehäuft auftreten ist es die Aufgabe der Poltik sie so zu verteilen und die Heranzüchtung von neuem "Abschaum" auf ein Minimum zu reduzieren, dass sie die Gesellschaft ohne größeren Schaden absorbieren kann. Es ist nämlich egal, welche Hautfarbe man hat, wer seine Eltern sind und welche Sprache man lernen wird, nichts davon beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, ob man ein Arschloch wird.
Durch Integration, Bildung, gelebte Toleranz und Chancengleicheit kann man den Egoismus und die Dummheit der Menschen soweit verringern, dass sie verhältnissmäßig ungefährlich werden. Bei manchen Bevölkerungsgruppen und Kulturen ist es leider schwieriger und bei manchen leichter, sie auf das momentan angestrebte (und das ist leider eh nicht besonders großartig) Zivilisationsniveau zu bringen.
In maximal 3 Generationen ist das aber imo selbst bei mittelmäßiger Durchführung machbar.
mfg Hobbit
In der Zeit, in der ich den Thread gelesen und diesen Post geschrieben habe, hätte ich wahrscheinlich 100 Seiten Skriptum durcharbeiten können *seufz*, aber was solls.