Du hast also keine Angst vor einer konkreten Gefahr, die aktuelle Tatsache ist, aber vor einer hypothetischen?
Entschuldige, aber ich verfolge die Nachrichten nicht nur hinsichtlich religiös motivierter Terroranschläge, sondern habe auch die steigenden Zahlen von Angriffen mit rechtsradikalen Hintergründen wahrgenommen. Die Stimmung kippt.
Ich bin da sicher etwas fatalistisch, aber um weiter lebensfähig zu sein und zu verhindern, dass ich vor lauter Angst nicht mehr auf die Straße gehe, versuche ich einen gewissen Pragmatismus an den Tag zu legen. Gehe ich heute ins Einkaufszentrum, kann es passieren, dass mich ein Irrer Islamist tötet. Es kann auch passieren, das Opa Kalopke mir auf der Autobahn als Falschfahrer entgegen kommt und mir frontal ins Auto knallt. Oder das Werner die Baustelle, an der ich vorbei muss, nicht richtig sichert und mir eine Dachplatte auf den Kopf fällt.
Egal, was davon davon passiert, ich bin tot.
Und dennoch gehe ins Einkaufszentrum, fahre auf der Autobahn etc.
Ich habe in den letzten Tagen häufig an die Flüchtlinge in Syrien gedacht, die in Aleppo ausharren mussten und bis dahin jeden Tag Angst um ihr Leben hatten, weil es jeden Tag Bomben und Schusswechsel gab. Da schätze ich mein Lebensrisiko trotz der Bedrohung durch Terroristen eher gering ein. Wie zynisch und anmaßend wäre ich denn, wenn ich meine Lage als ähnlich schlimm wie die dieser Menschen einschätzen würde?
Ich gestehe aber jedem Menschen in Deutschland zu, nach solchen entsetzlichen Taten Angst zu haben. Nur kann man mir zugestehen, dass ich das nicht kann und will.
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