Nein, aber wie ich bereits erwähnt habe ... ein Bekannter von mir ist freischaffender Kameramann, der u.a. für solche Produktionen bereits tätig war.
Natürlich sind die Menschen so, wie sie im Fernsehen auftreten. Die Wohnungseinrichtung, die Fähigkeit sich zu artikulieren und die grobe Sichtweise stimmt schon mit der Realität überein ... der Rest hingegen ist durchaus durch ein Drehbuch begleitet und einige Einstellungen werden häufig, manchmal sehr häufig, wiederholt, bis es den Produzenten passt und wir uns das Maul darüber zerreißen können.
Ich kenne ebenfalls einen, der bei so was mit dabei ist/war (Tonmann). Es ist so, dass viele Formate (also die jeweilige Sendung) von Grund auf komplett erfunden ist, wo Leute ganz klar eine rolle zugewiesen bekommen, und es soll nur so wirken, als sei es echt. Oder wo die Leute zwar authentisch sind, aber vorher gebrieft werden, dass sie bestimmte Dinge erzählen/vorschlagen sollen, um beim nicht-eingeweihten dann eine am Ende doch authentische Reaktion vorzurufen.
Aber bei den Formaten, die nicht komplett erfunden sind, wurde durchaus in den ersten Folgen/der ersten Staffel, als die Idee noch neu war, wirklich nichts vorgegeben. Da wurde dann "nur" das, was halt passiert ist, so zusammengeschnitten, dass es "krasser" wird oder lustig ist usw., aber allein die Grundidee für das Format bot zunächst genug sich "natürlich" ergebende Situationen, so dass man da gar nicht eingreifen musste. Und dann geht es Schritt für Schritt immer weiter - zunächst weist der Regisseur vlt nur den "Tauschvater", der gerne auf die Piste geht, darauf hin, dass er doch die Tauschmutter mal zu einem Discobesuch überreden soll, weil der Regisseur weiß, dass die Tauschmutter wiederum mit "abends weggehen" gar nix am Hut hat. Im nächsten Schritt soll der Tauschvater die Mutter zu etwas überreden, was er angeblich selber mag, obwohl es gar nicht stimmt, aber es wäre halt "witzig" die Reaktion der Mutter zu sehen. Und irgendwann geht das dann so weiß, dass du dann zB nen schwulen Tausch"papa" hast, der von der Regie dazu überredet wird, die neue Tauschmama als Transvestit verkleidet zu empfangen und so zu tun, als wäre er alle 2 Tage in einer Transen-Disco, und ihr Wahrheit ist der Tauschpapa einfach nur schwul, ansonsten aber total bieder und lief noch nie in Frauenklamotten rum.
Je länger so ein vielleicht anfangs noch authentisches Format schon läuft, desto mehr wird da einfach nur erfunden oder vorgegeben, weil es halt immer kurioser werden "muss", aber auch weil selbst die dümmsten Hinterwäldler inzwischen wissen, dass man sich da zum Affen macht und man gar keine Leute mehr findet, die freiwillig mitmachen. zB bei Frauentausch waren die ersten Folgen gar nicht so "kurios", als dass man das wirklich hätte vorgeben müssen - das waren dann alles harmlose, alltägliche Schmunzel-Situationen, die man nun wirklich nicht forcieren muss. Aber in den neueren Folgen merkt man ganz klar, dass die Beteiligten bestimmte Dinge machen sollen, auf die sie normalerweise selber nicht kommen würden. Oft ist dann die Reaktion der anderen Person wirklich immer noch authentisch, aber die Grundsituation wird ganz klar oft vorgegeben bzw. zumindest scheint man der beteiligten Person klargemacht zu haben, dass sie dies und jenes machen und tun soll, und auch der jeweils andere Person scheint oft gesagt worden zu sein "auch wenn es nicht stimmt, aber tu einfach so, als würdest du Käse hassen", und dann kommt der andere mit ner Käseplatte an, was die Regie ihm natürlich auch "angewiesen" hat...
Ich rede jetzt auch nicht von so was wie "Verdachtsfälle", wo von Anfang an klar war, dass es pure erfundene Fälle sind, allein wegen solchen rein logischen Indizien wie zb dass die Kamera rein zufällig immer genau DANN bei der passenden Person mit dabei ist, wenn sie grad was "geheimes" erzählt oder ausrastet usw.... sondern ich meine die Formate, in denen etwas gezeigt wird, was als Dokumentar-Experiment durchaus Sinn macht wie eben Frauentausch oder ne Sendung, wo ein Haus renoviert wird. Da hat man zu Beginn noch genug Leute, wo man durch pures dokumentieren ohne irgendeine Anweisung von Außen genug Material bekommt, damit es sendefähig ist. Aber irgendwann müssen dann halt erfundene, gestellte oder zumindest extrem stark provozierte Situationen her.
zB gibt es ja auch Sendungen, wo die Kamera einfach nur zB zwei Ordnungskräfte begleitet, was sie in Berlin im Alltag so machen. Da gibt es authentische Formate, es gibt aber auch ganz klar und zu 100% gestellte Formate. Es gibt auch eine Sendung, bei der die Autobahnpolizei begleitet wurde - da waren dann echte Aufnahmen zu sehen und auch das echte "zur Rede stellen" des Delinquenten, meist verpixelt. Und 2-3 Jahre später kamen die gleichen Aufnahmen "in car" und "polizeicam", ABER das zur Rede stellen wurde dann komplett neu erfunden und mit Schauspielern nachgestellt, die dann auch entweder wahnsinnig frech zu den Polizisten sind oder so verzweifelt, dass sie Sem Selbstmord nahe erscheinen...
da mekt man allein schon am Ton, dass das gestellt ist, weil u.a. auch ganz klar der "erwischte Autofahrer" offenbar ein eigenes Mic hat und es ganz anders klingt, als wenn nur die Polizisten mit einem Mic ausgestattet sind, wie es bei der authentischen Version noch war. Vom viel zu perfekten Licht mal ganz abgesehen...
Aber die Macher werden immer "gewitzter": es gibt auch Sendungen, die klar gestellt sind, aber man verpixelt die "Täter" trotzdem, damit es so wirkt, als sie es wohl doch echt...
und manchmal wundert man sich echt auch, wie naiv manche Leute sind - irgendwo hab ich mal ein Gespräch mitbekommen, wo einer meinte, dass er gerne "In Gefahr" sieht, weil man da sieht, in was für Situationen Notärzte/Feuerwehr tagtäglich kommen. Ich hab da mal reingezappt: da wirkt ja Emergency Room echter..