Ich finde es positiv, wie offensiv der Spiegel damit an die Öffentlichkeit geht. Am Sonntag räumte der Typ seinen Schreibtisch, am Mittwoch kamen die Berichte.
Mit Mitte 30 kann er seine Berufsträume jedenfalls begraben. Als Journalist wird der keinen Job mehr bekommen. Bleibt Romane schreiben oder PR-Arbeit.
Und dann wundert man sich über „Lügenpresse“. Und ARD/ZDF befeuern das indem sie wichtige Meldungen nicht bringen oder Inhalte herauslassen.
Wichtige Meldungen nicht bringen ist Ansichtssache, aber Inhalte herauslassen ist der Kern der Arbeitsaufgabe. Journalismus verdichtet Informationen, um sie dem Normalbürger zugänglich zu machen. Im Zweifelsfall sollte man deshalb auf mehrere Publikationen aus verschiedenen Lagern zurückgreifen.
Ich beschwere mich ja auch nicht beim Pfarrer, dass er dauernd aus der Bibel vorliest. Das ist sein verdammter Job.
Wenn man
alle Fakten haben willst, dann müsste man es selbst wissenschaftlich aufarbeiten oder Metastudien und deren Quellen analysieren. Immer vor Ort, oder absoluter Fachmann auf allen Gebieten sein. Eher unrealistisch.
Wundert mich nicht. Einige Leute, die sich heute Journalisten schimpfen, die könnten auch Märchenbücher schreiben.
So wie es aussieht betrafen die Fälschungen aber "nur" Reportagen. Das Format ist darauf angelegt, Geschichten zu erzählen. Die sollten dann natürlich auch so passiert sein. Für Faktenchecker macht es das aber schwerer zu prüfen, als normale Nachrichten, und ein Journalist, der es darauf anlegt, kann hier leichter anfangen zu dichten. Trotzdem konnte er das gerade mal ein paar Jahre durchziehen. Ein Vorteil der vernetzten Welt: Unstimmigkeiten fallen viel schneller auf als früher.
Seine Reportagen kenne ich nicht, nur die Überschriften. Praktischerweise, beziehungsweise blöd für SPON, sind diese umfangreicheren Artikel hinter deren Bezahlschranke versteckt.