Stellenweise Unglück (je nach Sichtweise) und aber im Gros unter dem Strich die Masse der Gegner und Fronten. Aber mit etwas mehr Glück hätte man vielleicht sogar den Krieg trotzdem gewonnen.
Eben. Hätte, wäre, wenn bring halt nur alternativen Geschichtsschreibern etwas. Ich lese gerade "Fatherland", von Robert Harris. Da geht es um einen Mordfall wärend Kennedys Besuch zu Hitlers 75. Geburtstag.
Von allen Seiten sind so unzählig viele Dinge falsch oder glücklich verlaufen, jedes einzelne hätte entscheidend sein können. Was hilft eine überlegene Wehrmacht wenn es an so vielen anderen Stellen haperte? USA wäre beinahe Pleite gegangen. Aber vielleicht hätte Deutschland den Krieg auch nur ein paar Jahre verlängert, um dann statt Japan die Atombomben abzubekommen.
Im Nachhinein kann man leicht behaupten, "das und das sind die Gründe". Aber nicht weil man alle Fakten hat, sondern
nur weil man das Ergebnis kennt. Eine einzige Erkältung der richtigen Person hätte völlig andere Ergebnisse liefern können. Und die Geschichte hätte gesagt, "ist ja klar, wegen diesem und jenem war's".
"Glück" zieht sich durch die gesamte Geschichte. Ein Anführer kann noch so genial (oder hirnrissig) sein, wenn darunter nur irgendein Offizier dazwischenfunkt. Befehle aus Stolz, Kränkung oder Besserwisserei (oder wirklich besserem Wissen) ignorierte oder dagegen handelte.
Durch Befehlsverschleppung, Fehleinschätzungen und sogar direkter Insubordination hätte zum Beispiel Napoleon bei Waterloo beinahe gewonnen. Und hat später aus den gleichen Gründen verloren.
Und was den 1. WK betrifft:
Das war ein Kriegstreiben von Seiten Frankreichs und der Briten, ein unschlüssiger Russe der sich durch die Franzosen hat bedrängen lassen (auch aufgrund der Blutsbrüderschaft zu den Serben). Ein Österreicher der mit seiner Kriegserklärung an Serbien nach der Erschießung von Kronprinz Ferdinand diese Kettenreaktion ausgelöst hat, aber mit Sicherheit nicht vorhergesehen hat. Und ein blinder Deutscher der aufgrund des Vertrages mit Österreich und dem ausgestellten Blankoscheck mit in den Krieg gezogen ist.
Egal wie du es ausdrücken magst,
alle Großmächte fieberten dem Krieg entgegen. Naja, die waren ja fast alle verwandt, da kann des Gemüt schonmal etwas überkochen.
Das deutsche Wettrüsten und Streben zur Weltmacht geschah zu einem guten Teil um das, junge, deutsche Kaiserreich im Inneren zu festigen. Dabei erhöhte sich aber die Gefahr auf kriegerische Konflikte immens. Und glaubst du, es hätte den Blankoscheck gegeben, wenn Kaiser Wilhelm der Welt nicht sein Recht auf den Platz an der Sonne hätte beweisen wollen?
Das Ende vom Lied war, daß sich Staaten im 1. WK eingemischt haben, die dort eigentlich gar nichts verloren hatten, weil es ein rein kontinentaleuropäischer Streit war (nicht mal die Briten waren eigentlich ursprünglich involviert. Die haben sich selbst ins Gespräch gebracht.
Dass Russland und Frankreich am Krieg teilnahmen war also ok? Weil Deutschland
Ihnen den Krieg erklärte?
England (inklusive aller Kolonien) wurde involviert weil Deutschland in Belgien einmarschierte.
Der Zündfunke bei den USA war schlussendlich der "uneingeschränkte U-Boot-Krieg".
Wie explosiv sich der Krieg ausbreiten würde hatten die Parteien vielleicht unterschätzt. Die Bündnissituation war aber schon vor Ausbruch klar.
Und die Deutschen haben grandiose strategische Fehlentscheidungen getroffen wie die Entscheidung, die von Falkenhayn mit seinem "Weißbluten" in Verdun getroffen hat. Einfach Verdun umgehen und das Problem wäre keines gewesen.
Das "Ausbluten" definierte Falkenhayn erst Jahre nach dem Krieg zu seiner Strategie. Es war nicht sein ursprünglicher Plan, er wollte nur nachträglich das Desaster erklären. Ehrenhalber.